Читать книгу Ballast über Bord werfen - Thomas Werk - Страница 5
ОглавлениеNeue Lebensqualität
Überlegen wir doch nur einmal kurz, wie viel an Lebensqualität uns dadurch (auf die Lebenszeit gerechnet) verloren geht? Um wie viel glücklicher könnten wir sein, wenn wir all die Probleme einmal lösen? Was gewinnen wir? Wie kann unser Leben danach aussehen und weitergehen? Allein schon diese Fragen lassen erahnen, dass wir danach viel glücklicher sind und wir viel mehr aus unserem Leben machen könnten.
Ja, wir leben danach einfach intensiver, wenn wir Probleme über Bord werfen – dauerhaft wohlgemerkt. Welch ein Befreiungsschlag das ist, zeigt das Beispiel einer 56-jährigen Frau, die jahrelang ihre Mutter gepflegt hatte.
Ein hartes, zähes Ringen
Die alte Dame war schon über 80, und es ging mit ihr zunehmend bergab. Sie ließ sich hängen, hatte keine Lust mehr am Leben und wurde immer unzufriedener. Was man auch tat, sie hatte immer etwas zu meckern. Schließlich wurde sie sogar altersaggressiv. Kamen die Enkelkinder zu Besuch, nahm sie manchmal ihren Gehstock und versuchte die Kinder zu schlagen. Ihrer Tochter gegenüber wurde sie ebenfalls aggressiv und beschimpfte sie sogar. Das alles wurde der 56-Jährigen dann zu viel. Sie hatte kein eigenes Familienleben mehr. Nur der Gedanke an ihre Mutter, wieder dorthin gehen „zu müssen“, erschauderte sie bereits. Sie musste sich von ihrer Mutter trennen und sie zur Betreuung in ein Alten- und Pflegeheim geben – mit der Hilfe eines Facharztes. Das war natürlich ein Drama für die Seniorin, aber anders war das Problem nicht zu lösen.
Diese Trennung war ein wahrer Befreiungsschlag für die 56-Jährige. Sie blühte danach richtig auf und genoss das Leben. Sie besuchte natürlich regelmäßig ihre Mutter, die anfangs sehr abweisend reagierte, dann aber auch für sich erkannte, dass ihre neue Umgebung durchaus auch ihre Vorteile hatte. So hatten beide etwas von der Trennung.
Filmbeispiel vom Junkie
Ein anderes Beispiel zeigt, wie schwierig, aber notwendig Trennung sein kann. Es gibt einen hervorragenden Film mit Leonardo DiCaprio: „Jim Carroll - In den Straßen von New York“. Die Geschichte handelt von einem begabten und sportlichen Jungen, der in die Drogenszene abrutscht. Herzergreifende Szenen zeigen eine Mutter, die ihren eigenen Sohn aus der Wohnung schmeißt und sogar die Polizei ruft, als dieser sie wieder einmal um Geld für den nächsten Schuss anfleht. Aber nur so war dem Junkie-Sohn zu helfen. Am Ende – nach hartem Entzug und Knastaufenthalt - sieht man ihn vor Schulklassen über Drogen und deren fatale Wirkungen für ein Anti-Drogen-Programm überzeugend werben. Trennungen können bitterhart sein. Aber manchmal sind sie notwendig, um selbst wieder auf die Spur zu kommen oder andere auf die Spur zu bringen.