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Definition: Lüge

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Was eine Lüge ist, liegt auf der Hand: Ich sage etwas Unwahres, genau das Gegenteil von dem, was wahr ist. Aber auch das Weglassen von wichtigen Informationen, also Halbwahrheiten, ist klar der Lüge zuzuordnen.

Die klassische Lüge passiert in der Polizeivernehmung oder vor Gericht. „Sind Sie in den Laden eingebrochen? Haben Sie Ihren Nachbarn umgebracht?“ – „Nein, ich war es nicht!“ In gewisser Hinsicht wird hier sogar einem Delinquenten zugebilligt, dass er lügen darf, um einer harten Strafe zu entgehen. Deshalb legt es unser Rechtssystem darauf an, eine Lüge klar zu überführen, wenn nicht schon durch das Bekenntnis des Angeklagten, so doch durch einen schlüssigen Indizienbeweis. Und hier sind erstaunliche Fortschritte gemacht worden. Mit Hilfe von DNA-Spuren kann man sogar noch nach Jahrzehnten Lügner überführen und Verbrechen aufklären.

Lügen sind normalerweise gar nicht leicht als solche erkennbar. Allenfalls die Spezialisten von der Polizei erkennen schnell, wo jemand lügt – an der Art der Antwort und an Körperreaktionen. Aber vergessen Sie es, einen der Lüge zu bezichtigen, nur weil er Ihren Blicken ausweicht. Solche Zeichen deuten Sie meistens falsch – oder die verschränkten Arme als Abwehrhaltung einzustufen, ist auch nicht immer richtig.

Schon die Bibel definiert unter den zehn Geboten, den Zeugen der Wahrheit (wie man sie auch nennt) und dem Grundgesetz des Lebens im achten: „Du sollst kein falsches Zeugnis von dir geben wider deinem Nächsten.“ Heißt nichts anderes, als überall die Wahrheit zu sagen und die Taten des Nächsten wenn immer möglich positiv auszulegen. Es verbietet uns also jede Art von Falschheit, also auch die gegenüber anderen, was gemeinhin als üble Nachrede, Verleumdung, Herabsetzung – und eben Lüge bezeichnet wird.

„Geht es Ihnen heute gut“, wird die krebskranke Frau gefragt. Müde lächelnd antwortet sie mit einem gequälten „Ja“, weil sie die Schmerzen verspürt – und sie hat glatt gelogen.

„Meyer, haben Sie die Power Point-Präsentation für den Vortrag heute Mittag fertig?“ – „Aber sicher doch, Chef, alles perfekt – Ihre Wünsche sind berücksichtigt!“ Glatt gelogen, der Kollege kommt nämlich jetzt erst richtig ins Schwitzen.

„Habt Ihr im Lotto gewonnen? So ein großes neues Auto muss doch echt ne Stange Geld kosten. – „Na klar doch, ne Million!“ Ist das nun Lüge oder nur Flunkern? Die Nachbarn haben nämlich einen Kredit aufgenommen.

Manchmal sind die Grenzen zwischen Lüge und Übertreibung fließend. Kommt es überhaupt noch auf die Wahrheit an? Wen interessiert es schon, woher das Geld für den neuen Wagen kommt? Das Unrechtsbewusstsein für Lug und Betrug verschwindet mehr und mehr.

Der Pinocchio-Effekt

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