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Vorwort
ОглавлениеSind auch Sie schon mal Opfer von Gewalt geworden? Die Frage ist gar nicht so abwegig. Denn unsere Kriminalstatistiken weisen ständig immer mehr Gewaltdelikte aus – ob Gewalt bei Großereignissen, Sexualdelikte gegenüber Frauen, Gewalt auf Schulhöfen und in sozialen Brennpunkten, Gewalt unter Alkoholeinfluss, Gewalt in der Familie, Gewalt gegenüber Kindern, Gewalt im Sport, bei politischen Auseinandersetzungen, Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen, aus Radikalisierung, Hass und Andersdenken: Die Ursachen sind breit gestreut. Jedenfalls sinkt die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, heftig.
Gewaltforscher wie Kriminologen und Strafrechtler sprechen von einer Verrohung der Gesellschaft. Die moralische Grenze, ab der man zulangt, wird quasi immer niedriger. Nichtigkeiten sind Anlass für Gewalt. Was früher tabu war, etwa Selbstjustiz zu üben, das Recht für sich selbst in die Hand zu nehmen, hat sich heute vielfach aufgelöst. Wir stellen vermeintliche Delinquenten im Straßenverkehr zur Rede, drohen und werden gar handgreiflich. Doch was ist eigentlich eine Nötigung, ungebührliches Verhalten in der Bahn oder flegelhaftes Auftreten – legen wir das von Fall zu Fall selbst fest, weil wir mal einen schlechten Tag haben und uns abreagieren müssen, indem wir anderen nachstellen und sie bestrafen möchten?
Seit Jahren zeigen die Statistiken kontinuierlich nach oben: mehr Gewalt, mehr Körperverletzung, mehr Unfälle, mehr Mord- und Totschläge. Eine traurige Bilanz, denn wer vor der Unversehrtheit des menschlichen Körpers keinen Halt macht, bricht alle Grenzen. Aus lauter Lust und Laune oder unter Drogeneinfluss schubsen Menschen mal eben einen Hilflosen vor die einfahrende Bahn, treten sie Obdachlose krankenhausreif und werfen sie die Treppen hinunter, vergewaltigen sie Frauen, töten Kinder. Wir begegnen eiskalten Monstern, die einfach nur Lust am Quälen und Töten haben. Man ist manchmal in Vernehmungen sprachlos, wenn Täter eiskalt ihr Handeln schildern und auch noch zu rechtfertigen suchen.
Auch wenn Sie nicht unmittelbar selbst Opfer einer Gewalttat wurden, so kennen Sie bestimmt in Ihrem Freundes- und Verwandtenkreis sowie in Ihrer Nachbarschaft Betroffene, denen das schon einmal widerfahren ist. Sie wissen also, wie sich das anfühlt und was man dabei durchmacht.
Gewalt muss nicht immer physisch enden, sondern sie kann auch psychischer Natur sein. Wer jemanden ständig hänselt, weil er zu dick ist oder zu klein, der mobbt ihn aus der Gemeinschaft. Wer intime Fotos im Netz verbreitet, treibt andere in die Isolation oder gar in den Selbstmord. Gewalt ist auch ein Phänomen moderner Internet-Kriminalität geworden. Es ist ja mit einem Knopfdruck so leicht geworden und hält sich selbst dabei auch noch mit Anonymisierungs-Techniken im Hintergrund.
Mittlerweile haben sich insbesondere für Frauen Selbstverteidigungs-Kurse etabliert. Nach Terroranschlägen und Amokläufen häuft sich der Verkauf von Pfeffersprays und leichter zu habenden Gaspistolen. Menschen bewaffnen sich, um vor Gewaltattacken gerüstet zu sein, was eigentlich noch viel gefährlicher ist, denn dann kann so manche Situation eskalieren.
Eine ganz andere Frage stellt sich und ist hier das Thema: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie Opfer von Gewalt geworden sind? Wie verarbeiten Sie das? An wen wenden Sie sich? Ja, und vielleicht: Welche Prävention können Sie einleiten, damit Sie nicht hilflos der Gewalt ins Messer laufen? Oder wie unterstützen Sie unmittelbar betroffene Freunde und Verwandte, die Opfer von Gewalt geworden sind? Dieser Ratgeber hilft Ihnen beispielhaft dabei mit vielen Tipps und Anregungen. Setzen Sie sie für Ihre individuelle Situation passend um.