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Kapitel II – Die Warnung des Spähers
ОглавлениеNun dann, eines Morgens im Land der Trolle….
Die Trollkönigsfamilie wohnt in einem Bau der aus drei Kammern besteht. Die Kammern
ansich sind ausgestattet wie normale Menschenhäuser, allerdings sind sie rund und nicht eckig, wie bei den meisten Häusern der Menschen. Man sieht kein Dreck mehr an den Wänden, denn sie sind mit Steinen ausgekleidet. Sie besitzen Tische und Stühle aus Holz, Regale die in die Wand eingemauert sind und Betten aus Stroh. Das Licht wird durch Kerzenlicht und einem offenen Feuer erzeugt deren Rauch an die Oberfläche abgeleitet wird. In der ersten Kammer hält sich die Trollfamilie in ihrer Freizeit auf. Dort gibt es das Feuer, einen großen Tisch, eine Art Küche aus Stein und ein Waschbecken aus einem Fels gehauen. Die Trolle verfügen nämlich über fließendes Wasser. Durch diese Kammer kommt man in die zweite, in welcher der König Erich und die Königin Bura schlafen. Der Prinzentroll namens Oolith wohnt in der Kammer hinter den Eltern und muss heute wie jeden Tag zur Schule.
Die Mutter klopft an die Holztür von Oolith und sagt: „Hey mein Trollprinz, wach auf! Die Schule ruft!“
Oolith dreht sich in seinem Bett aus Heu noch einmal um und murmelt vor sich hin: „Jaja...doofe Schule...“
Die Mutter fragt nach: „Was hast du gesagt?“
Oolith antwortet daraufhin: „Ach nichts, ich komm ja schon.“
Er setzt sich aufrecht hin, reibt sich verschlafen die Augen und steht auf. Er schnappt sich seine grüne ¾ Stoffhose und ein weißes Stoffhemd und zieht es im Laufen an. Er geht durch das Schlafzimmer seiner Eltern in den Wohnraum. Dort setzt er sich an den Tisch, wo das Frühstück schon auf ihn wartet. Wie jeden Morgen gibt es einen Brei aus Wasser und zerstampften Insekten. Er hasst das Essen, aber die Trolle unter der Erde haben einen strengen Nahrungsplan, weil sie nur wenig zu essen haben.Trotz allem würgt er das Zeug runter.
Dann schnappt er sich seinen Lederbeutel, in dem sich die Schulsachen befinden und seinen Spaten. Er geht aus dem Königsbau und läuft durch das Tunnelsystem Richtung Schule. Das Tunnelsystem ist nicht ganz mit Steinen verkleidet, nur der Boden hat Steinplatten als Weg. Die Wurzeln hängen überall herum und ab und zu ist die Decke mit Holzbalken abgesichert.
Der Prinz muss in eine normale Schule gehen, um den Umgang mit den anderen Trollen zu lernen. Das funktioniert erstaunlicherweise sehr gut. Die Trolle sehen ihn als Mitschüler an und nicht als Prinz.
Auf halben Weg trifft er seine Schulkameradin Murakami. Er sagt zu ihr: „Hi Mura, na wie geht’s? Gut geschlafen?“
Sie antwortet: „Hallo, naja geht so. Lass uns zusammen zur Schule gehen, okay?“
Oolith war froh sie zu sehen. Die beiden laufen nun zusammen zur Schule. Oolith fragt: „Na, hast du die Hausaufgaben im Tunnelbau gemacht?“
Murakami antwortet: „Klar, die mach ich doch immer“, und schmunzelt dabei. Oolith antwortet: „Ich hab sie nicht gemacht, mich nerven diese Hausaufgaben unheimlich.“
Sie sagt: „Aber es ist wichtig für unsere Noten, komm schreib doch schnell bei mir ab.“
Oolith antwortet daraufhin: „Nein, du weißt doch, ich schreibe nie ab.“
In der Schule angekommen, befinden sie sich zuerst auf dem „Schulhof“. Es ist eine große Kammer, die durch ein paar steinerne Säulen gehalten wird. Ansonsten ist sie, wie die Tunnelsysteme auch, nur teilweise mit Steinen verkleidet. Die ganze Kammer wird durch vier, mit Glas abgedeckten Fenstern in der Decke, mit Sonnenlicht bestrahlt. In der Mitte des Schulhofs kommt ein Wasserstrahl von der Decke. An der Stelle wo das Wasser auf den Boden trifft befinden sich grüne Pflanzen, die durch die Sonnenstrahlen etwas wachsen können. Das Wasser fließt durch ein Loch im Boden wieder ab.
In der Schulhofkammer gibt es vier Türen. Die erste Tür befindet sich im Süden. Durch diese kommt man in das Tunnelsystem. Von der westlichen Tür aus kommt man in die Kantine. Die nördliche Tür führt zu den Klassenräumen und hinter der östlichen Tür befindet sich der Trainingsraum. Murakami und Oolith gehen zuerst in die Klassenräume, denn sie sind schon spät dran. Die Klassenräume sind wie die Wohnkammern mit Stein verkleidet. Sie haben eine Tafel, ein Lehrerpult und 10 Tische mit jeweils zwei Stühlen. Die anderen Schulkameraden sitzen schon alle und auch Murakami und Oolith setzen sich hin. Nach kurzer Zeit kommt auch schon der Lehrer. Er stellt sich an seinen Pult und sagt: „Guten Morgen!“
Und die ganze Klasse ruft im Chor: „Guten Morgen Herr Lehrer!“
Der Lehrer sagt zur Klasse: „Heute fallen die ersten zwei Stunden Tunnelbauunterricht aus. Dafür werde ich mit euch in den Trainingsraum gehen und ihr zeigt mir, was ihr gelernt habt. Wer den Spaten nicht dabei hat, kann sich einen von mir leihen.“
Die Klasse steht auf und macht sich auf den Weg zum Trainingsraum. Man merkt unter den Schülern, dass ihnen das lieber ist, als der theoretische Unterricht.
Oolith flüstert, während sie zum neuen Unterrichtsraum laufen, Murakami ins Ohr: „Du, ich muss dir später noch etwas Wichtiges sagen“.
Doch bevor Murakami antworten kann, schreitet der Lehrer ein: „Ruhe, in den Reihen! Auch außerhalb des Klassenzimmers ist es immer noch Unterricht!“
Oolith nickte und läuft weiter. Im Trainingsraum angekommen, stellen sich die Schüler in Reihen vor dem Lehrer auf und der dieser ruft: „Auf Oolith! Komm, zeig mir mal, was du gelernt hast.“
Oolith schnappt sich seinen Spaten und hält ihn mit beiden Händen mit der Schaufel nach oben. Der Lehrer geht in die gleiche Kampfstellung. Oolith fängt an und schlägt den Spaten von oben nach unten, in Richtung des Kopfes des Lehrers. Dieser wehrt den Schlag ab. Daraufhin tritt Oolith mit dem rechten Bein den Lehrer zurück und schlägt mit einem Seitwärtshieb in Richtung Rippen. Der Lehrer kann den Schlag gerade noch abwehren, doch dem nächsten Hieb von links kann er nichts mehr entgegensetzen. Oolith hält kurz vor dem Treffer an.
Der Lehrer sagt völlig außer Puste zum Prinzen: „Puh, ganz wie der Vater. Könnte jeder so kämpfen wie du, könnten die Unheiligen wieder unter die Erde kriechen, hehe.“
In diesem Moment kommt ein Trollkrieger rein und ruft: „Oolith, geh sofort nach Hause! Es gibt eine wichtige Nachricht für dich!“.
Oolith versteht und nickt. Daraufhin verlässt er den Trainingsraum und macht sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, sieht er einen, mit Blut verschmierten, Troll in der Wohnkammer knien. Er holt hastig Luft und sagt erschöpft: „Sie sind bald da! Wir müssen sofort fliehen!“.
Es ist ein Trollspäher. ‘Aber was kommt? Und wieso sollten wir fliehen?’ fragt sich Oolith. Erich antwortet: „Nein, wir werden nicht fliehen! Ich habe einen Plan.“
Er macht eine kurze Pause, sieht seinen Sohn an und sagt: „Oolith, renn so schnell du kannst zu Hauptmann Heimalingur und sag ihm, er soll unverzüglich her kommen.“ Oolith antwortet: „Ja, Vater“, und rennt so schnell er kann los. Den Tunnel hinunter, bei der Kreuzung nach unten und wieder den Tunnel entlang. Nach weiteren 500 Meter erreicht er die 1.Baracke. Er rennt zum Hauptmann, ein stark gebauter und schon in die Jahre gekommener Troll und keuchte außer Atem: „Heimalingur! Beeilung, stell keine Fragen und komm mit!“.
Heimalingur blickt Oolith erschrocken an, er nickt und rennt ihm sofort hinterher. Zuhause angekommen setzen sich Erich, Oolith und Heimalingur zusammen und der König unterrichtet die beiden über die Lage: „Es ist soweit…da wir uns den Unheiligen nicht unterwerfen, sind sie nun auf dem Weg zu uns, um uns zu vernichten.“
„Das musste ja irgendwann passieren“, sagt Heimalingur schockiert.
Erich fährt fort: „Nun gut, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen die anderen Völker um Hilfe bitten. Wenn sie sich nicht unterwerfen, werden sie genauso dran glauben müssen.“
Heimalingur stimmt ein: „Du hast Recht, nur gemeinsam können wir die Welt von diesen Unheiligen befreien.“
Erich schaut seinem Sohn in die Augen: „Es fällt mir schwer mein Kind, aber ich werde dich losschicken müssen…“ Er macht eine kurze Pause: „Und Heimalingur wird dich begleiten.“
Oolith antwortet ängstlich: „Aber ich war doch noch nie draußen an der Oberfläche.“
„Heimalingur ist nicht nur Hauptmann sondern einer unserer besten Krieger. Er wird dich auf dem Weg beschützen.“ besänftigt Erich ihn.
„Aber…“ erwidert Oolith.
Erich unterbricht seinen Sohn und wird etwas lauter: „Nichts aber! Geht los und beeilt euch! Wir haben nicht mehr viel Zeit. Geht zuerst zu den Elfen. Wenn sie auf unsere Seite sind, werden uns die Menschen von alleine helfen.“
Oolith und Heimalingur rufen gemeinsam: „Ja, Sir!“
Bura kommt mit zwei Rucksäcken in die Kammer und sagt: „Hier, nehmt das mit, es ist reichlich mit Nahrung gefüllt.“
Erich greift unter den Tisch und bringt eine Flasche Wurzelschnaps zum Vorschein: „Hier nehmt die mit, ihr werdet es brauchen. Teilt es euch aber ein.“ Heimalingur nimmt es dankend entgegen.
Oolith und Heimalingur nehmen die Rucksäcke und laufen ohne Worte hinaus. Auf dem Weg zur Oberfläche werden sie von den anderen Trollen mit Hoffnung und doch auch mit Angst in den Augen angesehen. Obwohl König Erich dem Volk verschweigt das die Unheiligen kommen, so scheinen alle Bescheid zu wissen. Am Höhlenausgang angekommen, verbeugen sich die Wachen vor den Beiden. Einer der Wächter sagt: „Wir, das Volk der Trolle, wissen nicht was los ist, wir fragen auch nicht nach. Aber wir haben eine Vermutung, darum wünschen wir euch alles Gute für eure Reise und geben euch all unsere Hoffnung mit.“ Oolith hat es die Stimme verschlagen, doch Heimalingur antwortet: „Danke, es wird eine schwere Zeit, doch zu wissen das unser Volk zusammen hält und hinter uns steht, gibt uns Kraft. Ein Hoch auf unseren König Erich von Trollmanns!“ Die Wächtern fassen sich mit der rechten Hand an die linke Brust und erwidern im Chor: „Ein Hoch auf unseren König Erich von Trollmanns!“.
Der Ausgang ist an einem kleinen Hügel. Dieser wird von einer großen, mit Gras bedeckten, Fläche umgeben. Links neben dem Ausgang steht ein Haus aus Stein gebaut und daneben ein Stall aus Holz. Im Stall werden Riesen-Gürtelschweifer gehalten. Es sind Echsen die durch die radioaktive Verseuchung gewachsen sind. Sie werden von den Trollen als Reittiere gehalten. Neben dem Stall stehen, unter freiem Himmel, zwei riesige Echsen an eine Kette festgebunden. Sie haben eine Art Sattel mit Zügeln auf dem Rücken. Oolith und Heimalingur setzen sich auf die zwei Echsen. Oolith weiß noch nicht so richtig wie er sitzen soll und rutscht auf der Echse hin und her. Heimalingur lacht und sagt: „Bleib jetzt still! Du machst die Echse nervös!“
„Tschuldigung“, murmelt Oolith beleidigt.
Heimalingur entgegnet: „So ging es mir beim ersten Mal auch. Halt durch. Wenn wir den Wald erreicht haben, machen wir Rast bis morgen früh.“
Ein Troll kommt aus dem Steinhaus heraus gelaufen und macht die Echsen von den Ketten los. Die Echse von Oolith wackelt hin und her, der kleine Prinz kann sich nicht mehr halten und rutscht herunter. „Autsch!“
Heimalingur lacht und sagt: „Na das kann ja noch was werden.“
Der Troll aus dem Steinhaus hält die Echse fest. Oolith steigt genervt wieder auf sein wackeliges Gefährt. Er scheint schon ein besseres Gefühl zu bekommen.
Und so reiten sie nun endlich Richtung Stadt der Elfen. Es wird allmählich dunkel. Oolith sieht die saftig grüne Wiese, die er sonst nur aus Erzählungen kennt. Es kommt ihm die Frage auf, wieso sie eigentlich nach dem Krieg nicht wieder an die Oberfläche zurückgekehrt sind , als das Gebiet nicht mehr verseucht war. Aber ihm ist klar, dass er sich darum nun nicht kümmern kann, sondern dass er sein Hauptziel nicht aus den Augen verlieren darf. So schwer es ihm auch fällt, bei den vielen neuen Dingen die er sieht. Doch am Horizont sind schon die Umrisse des Waldes zu sehen und er macht sich neue Hoffnung. Nach einiger Zeit kommen sie tatsächlich am Wald an. Heimalingur zieht an den Zügeln der Echse und sie wird langsamer, bis sie endgültig stehen bleibt. Die beiden Trolle steigen ab.
Heimalingur sagt: „Hier werden wir über die Nacht bleiben. Leg dich nieder und ruh dich aus!“
Oolith fragt: „Hier?“
Heimalingur antwortet: „Hier sind wir noch sicher, dieses Stück Wald gehört noch uns Trollen. Siehst du den Baumstumpf dort vorne?“ der Hauptmann zeigt auf den einzigen Baumstumpf.
Oolith nickt: „Ja, was ist damit?“
„Das ist die Grenze zwischen dem Niemandsland und dem Trollreich, wir werden es morgen überqueren und erst dann darfst du Angst haben.“ erklärt Heimalingur.
Oolith reißt die Augen weit auf: „Wieso?“
„Das willst du gar nicht wissen… Leg dich nun nieder und versuch zu schlafen, ich halte Wache!“.
Oolith legt sich auf den Boden und macht die Augen zu. Er steht kurz vor dem Einschlafen, als ihn auf einmal ein Geräusch zusammenzucken lässt. Er sieht einen Schatten hinter einem Baum verschwinden und fragt seinen Begleiter erschrocken: „Hast du das auch gesehen? Was war das?“
Heimalingur antwortet: „Das sind die Nachtschatten, das sind Späher der Unheiligen. Sie wissen nun wohl das wir unterwegs sind, wir müssen uns morgen beeilen“.
Oolith legt sich wieder zum Schlafen hin und denkt an Murakami. Eigentlich wollte er es ihr heute endlich sagen, aber nun kann er froh sein, wenn er sie überhaupt wieder sieht. Bis heute Morgen war es eigentlich ein schönes Leben, dass er hatte und nun ist er aus seiner Welt von jetzt auf gleich rausgerissen worden. Doch im Inneren freut er sich auf das neue Abenteuer. Nach ein paar Sekunden ist er dann seiner Erschöpfung erlegen und schläft tief und fest ein.