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Ein Wort vorweg

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Geschichten sind wie scheue Katzen. Auf samtenen Pfoten kommen sie herangeschlichen und warten darauf, dass ich niederknie und ihnen die Hand entgegenstrecke. Dann nähern sie sich und schnuppern, ich kann ihre feuchten Nasen spüren, das Kitzeln ihrer bebenden Schnurrhaare. Ich höre sie schnurren und verharre reglos, denn ich will sie nicht verscheuchen. Ich will ihr Vertrauen gewinnen und warte, bis sie sich nähern, sich streicheln lassen und schließlich auf meinem Schoß zusammenrollen.

Da liegen sie nun und erzählen mir, was sie mit sich bringen. Ihre Legenden, ihre Sagen, geboren aus tierischem Instinkt und archaischer Weisheit. Sie sind Katzen, sie sind Verbündete und Freunde des Menschen seit Jahrhunderten.

Eine Katze zu beobachten, wie sie geht, wie sie da sitzt, so reglos und statuenstill, ist, als würde eine Geschichte zu mir sprechen. Katzen sind fleischgewordene Legenden, Worte mit Fell, Schönheit, eingefangen in Körpern aus Blut und geschmeidigen Muskeln, Geschichten, die sich auf leisen Pfoten nähern.

Das Land, von dem ich erzählen will, mag es einst gegeben haben oder auch nicht. Die Katzen, die diese Geschichte erzählen, mag es gegeben haben oder auch nicht. Und doch ist ihre Geschichte wahr, denn in jeder Legende steckt ein Körnchen Wahrheit. In jedem Lied, das die Barden singen, in jeder Legende, die sie erzählen, lebt eine Erinnerung.

Ich will euch also eine Geschichte erzählen. So, wie ich sie berichte, hat sie mir ein Kater erzählt. Sein Fell ist schwarz wie die Nacht, auf seiner Brust trägt er ein Büschel weißer Haare, das wie ein Schneestern in der Dunkelheit funkelt. Dieser Kater ist ein Barde, ein Legendenbewahrer, einer, der die Geschichten seines Volkes weiter trägt von Generation zu Generation, auf dass sie nicht vergessen werden. So, wie der schwarze Kater sie mir erzählt hat, will ich sie euch weitergeben, die Geschichte vom Winterkater. Auf samtenen Pfoten nähert sich die Geschichte, und wenn wir alle ganz still sind, können wir sie hören im Atem der Winde, im Schnurren der Katzen, im Tritt ihrer weichen Pfoten, die in unserem Leben Spuren hinterlassen.

Diese Geschichte ist für den Kater, der sie mir eingeflüstert hat. Den mit den weichen Pfoten, dem schwarzen Seidenfell und den wunderbaren Zauberaugen, die grün sind und dann doch wieder gelb, je nachdem, wie das Licht sich gerade bricht in den Gedanken und Rätseln dieser Welt.

Möge der Zauber der Katzen euch mitnehmen in die Welt des Winterkaters.


Winterkater

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