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Vorwort

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„Jeder isst, so viel er kann, nur nicht seinen Nebenmann!“ Dieser Reim ist in vielen Kindertagesstätten der Höhepunkt vor dem gemeinsamen Essen. Mir gefällt der zweite Teil besonders gut: „Und nimmt man es ganz genau, auch nicht seine Nebenfrau!“ Denn so sichtbar wie in diesem Vers sind Mädchen bzw. Frauen längst nicht in allen Bereichen.

„In diesem Text wird der Einfachheit bzw. besseren Lesbarkeit halber nur die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.“ Noch immer ist diese oder eine ähnliche Anmerkung, die sogenannte Legaldefinition, vielen Texten vorangestellt. Was hier übersehen wird: Gleichberechtigung findet auf allen Ebenen statt. Gesprochene und geschriebene Sprache bilden die Realität ab. Tatsächliche Gleichberechtigung erfordert also eine Sichtbarkeit beider Geschlechter.*

Die (fast) ausschließliche Verwendung der männlichen Form – das sogenannte generische Maskulinum – ist auch heute noch die Norm. Fast 50 Prozent der Bevölkerung sind nur „mitgemeint“. Sprache bedeutet Macht. Und durch Sprache entstehen Bilder. Welche Bilder entstehen, solange in den Medien von „Ärzten und Krankenschwestern“, „Polizisten im Einsatz“ oder „Piloten und Flugbegleiterinnen“ berichtet wird? Welche Möglichkeiten gibt es, sowohl verbal als auch schriftlich Männer und Frauen anzusprechen, ohne eine Hierarchie bzw. Wertung zu vermitteln? Gibt es Alternativen zu der Schreibweise „Leserinnen und Leser“?

Dieses Buch dient als Hilfestellung für den Erstkontakt mit dem Thema gendergerechte Sprache. Es soll ein Bewusstsein für die Problematik schaffen – aber keine sprachwissenschaftliche Analyse darstellen. Durch die momentan begrenzten Möglichkeiten der deutschen Sprache kann das dritte Geschlecht noch nicht vollständig und angemessen in den Sprachgebrauch integriert werden. Daher bezieht sich dieses Buch auf die Implementierung gendergerechter Sprache im Hinblick auf die Gleichstellung von Männern und Frauen. Als Frau formuliere ich persönliche Erlebnisse aus meiner, das heißt weiblicher Sicht. Selbstverständlich sind männliche Leser stets mitangesprochen!

Tinka Beller

*2017 wurde ein neues Gesetz zur Feststellung des Personenstands verabschiedet. Neben der bisher zwingend erforderlichen Einordnung des Geschlechts in „männlich“ oder „weiblich“ gibt es seitdem die Möglichkeit, ein sogenanntes „drittes Geschlecht“ zu wählen. Im Folgenden beschränke ich mich hauptsächlich auf die Kategorien „männlich/weiblich“, da die Komplexität der Thematik der Berücksichtigung weiterer Geschlechter den Rahmen dieses Buchs übersteigen würde.

30 Minuten Gendergerechte Sprache

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