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Knoblauch und was vom Leben übrig bleibt
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Als Theo am nächsten Morgen einigermaßen verkatert ins Büro schlurft, wedelt Olga schon wieder in der Luft herum. „Chef, Kommissar Baer hat schon wieder angerufen. Er sagt, wenn sie nicht in einer halben Stunde bei ihm im Präsidium sind, lässt er sie holen.“ Theo kennt Baer gut genug, der meint das ernst. Weil er in der Nähe des Polizeipräsidiums ohnehin keinen Parkplatz für den Grand Am findet, nimmt er notgedrungen die U-Bahn und kommt, wie immer nach Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln, mit ausgesprochen mieser Laune bei Baer an. Baer ist aber auch alles andere als gut drauf.
„Nachdem der Herr Detektiv sich endlich herbequemt hat, würde er sich vielleicht gütigst diese Akte anschauen?“ sagt Baer sarkastisch und knallt Theo einen roten Hefter auf den Tisch. „Leichensache“ ist fett darauf gestempelt. „Und das auf nüchternen Magen“ stöhnt Theo und schlägt den Hefter auf.
Zuoberst liegt ein Stapel Fotos. Das erste zeigt einen leeren Raum, der übersät ist mit Essensresten, leeren Konservendosen, Flaschen und sonstigem Unrat. Ein Pennerlager. Dementsprechend in der Ecke ein zusammengeknüllter Haufen aus Schlafsack und anderen Klamotten. Obendrauf liegt auf dem Rücken eine Leiche im blauen Trainingsanzug. Der linke Jackenärmel ist hochgeschoben, der Arm mit einem Gürtel abgebunden. Neben der Hand liegt eine leere Einwegspritze. Der mutmaßliche Drogentote schaut an die Decke, sein Gesicht kann man nicht sehen. Auf dem nächsten Bild aber schon. Großaufnahme. Es ist offenbar ein Südamerikaner, Ende zwanzig, der eine auffällige Narbe unter dem linken Auge hat. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, Theo.
„Kenn ich nicht“ sagt er, um Baer zuvorzukommen.
„Natürlich! Nie gesehen! Keinen Schimmer!“ höhnt Baer und haut sich auf die Schenkel. „Weitermachen.“
Theo nimmt das nächste Bild, und jetzt kann er ein leichtes Zucken nicht mehr verhindern. Die Aufnahme zeigt ihn selbst, wie er gerade seine Wohnung verlässt. Wohl keine zwei Wochen her.
„Herr Kommissar, das kann ich mir überhaupt nicht erklären!“ äfft Baer. „Außer deinem Foto haben wir noch andere Sachen bei dem Toten gefunden“ schreit Baer, springt auf und reißt Theo den Stapel aus der Hand. Dann hält er ihm die nächste Aufnahme direkt vor die Nase. „Da- eine neun Millimeter Beretta mit Schalldämpfer. Die Waffe passt genau zu dem Projektil, das wir am Tatort in Obersendling aus der Hauswand gepult haben. Und da- fünftausend Euro in bar. Und da- eine Visitenkarte von Fred Zamponi, Antiquitätenhändler in der Fraunhoferstraße. Den Namen hast du wohl auch noch nie gehört.“
Was schon erwiesen ist, weiß Theo, soll man nicht mehr leugnen. Zamponi ist ein Antiquitätenhändler und Hehler für geklaute Kunstgegenstände. Theo ist ihm vor acht Jahren bei Ermittlungen wegen eines Gemälderaubs auf die Spur gekommen und hat für seine Verhaftung gesorgt. Zamponi ist vier Jahre in den Knast gewandert und hat bei seiner Verurteilung gedroht, sich an Theo zu rächen. Aber Zamponi ist ein Großmaul, ein kleiner Kläffer. Dass er einen Killer auf ihn angesetzt haben könnte, glaubt Theo nie und nimmer. Aber möglicherweise ist das ein Wink des Himmels, um sich bei Baer aus der Affäre zu ziehen.
„Natürlich kenn ich Zamponi“ räumt Theo schnell ein „hab ihn ja damals mehr oder minder in den Knast gebracht. Hat mir damals gedroht. Und du glaubst, dass er mir jetzt, ein Paar Jahre nach seiner Entlassung, einen Killer auf den Hals gehetzt hat?“
„Sag du´s mir“ antwortet Baer.
„Mensch Hans, ich weiß es doch auch nicht!“ Jetzt nicht unglaubwürdig werden, Theo. „Die Indizien scheinen dafür zu sprechen, aber ob man sich drauf verlassen kann… Habt ihr ihn denn schon vernommen?“
„Stell dir vor, Theo, Zamponi ist seit gestern spurlos verschwunden“
„Und wann habt Ihr den Toten gefunden?“
„Gestern.“
„Und wo?“
„In einem Haus in Pullach.“ Pullach ist meilenweit vom Euro-Industriepark entfernt, überlegt Theo. Baer redet weiter: „Das Haus steht seit Monaten leer, es soll verkauft werden. Vorgestern hat die Maklerin einen Anruf von einem Interessenten bekommen, der das Haus gleich am nächsten Tag besichtigen wollte. Die Maklerin wollte im Haus auf ihn warten. Da hat sie die Leiche gefunden.“ Theo hat noch eine Frage, obwohl er sich die Antwort schon vorstellen kann.
„Dieser Interessent, ist der gekommen?“
„Nein.“
Und ich wette, denkt Theo grimmig, unter seinem Namen wird man auch niemanden finden.
Theo schaut Baer an, als könne er kein Wässerchen trüben. Baer langt es jetzt. „Theo,“ sagt er eisig „ Behinderung von Polizeiarbeit ist strafbar. Du verschweigst mir hier irgendwas, und das will ich verdammt noch mal jetzt wissen!“ Was hast du in Obersendling gewollt?“
„Nichts, was mit Zamponi oder einem Killer oder sonst einer Leiche in meinem Keller zu tun hat.“ Theo ist jetzt auch laut geworden. Er will noch etwas sagen, als die Tür aufgeht.
„Jetzt nicht!“ schreit Baer. Aber seine Sekretärin lässt sich nicht vertreiben. „Kriminaldirektor Dr. Knödler will sie sofort sprechen. Dauert nicht lang.“ Murrend zieht Baer ab. „Bleib hier.“ sagt er noch. Das ist die Gelegenheit. Theo schnappt sich die Akte. Er sucht die Liste aller Gegenstände, die in dem Zimmer mit der Leiche gefunden wurden. Er liest sie dreimal. Knoblauch ist nicht dabei.
Als Baer zurückkommt, ist die Luft raus. “Hans, ich geh dann jetzt.“ Theo legt die Hand auf Baers Schulter. „Sag mir Bescheid, wenn es was Neues gibt.“ Baer weiß, dass er Theo nicht aufhalten kann.
„Da kannst du Gift draufnehmen“ sagt er grimmig. Und dann, fast fürsorglich: „Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da einlässt. Wenn es dir über den Kopf wächst, bist du hoffentlich nicht zu stolz, mich anzurufen.“ Theo wird ernst.
„Ich werd´ dran denken, Hans“ sagt er und gibt Baer die Hand. Dann geht er. Ihm graust vor der U-Bahn.
Zurück in seinem Büro setzt sich Theo an seinen Schreibtisch und überlegt. Also, was haben wir da? Der Attentäter muss sich sehr wahrscheinlich zumindest zeitweise im Euro-Industriepark aufgehalten haben. Als Theo dort auf den Busch klopft, taucht er als Drogentoter in einem leeren Haus am anderen Ende der Stadt wieder auf. Seine neue Bleibe macht den Eindruck, als ob er sich die ganze Zeit dort versteckt hatte. Wenn das zutrifft, war dann die Spur in den Industriepark falsch? Oder sollte nur der Eindruck erweckt werden, er hätte sich dauernd in Pullach aufgehalten? Wenn er sich tatsächlich dauernd in dem Haus aufgehalten haben sollte, warum wurde dort kein Knoblauch gefunden? Der Knoblauch, ohne den er offenbar nicht sein konnte? Wieso setzt sich ein Killer, bevor er seinen Auftrag erledigt, den goldenen Schuss? Wieso ist sein angeblicher Auftraggeber, dem Theo so was ohnehin nicht zutraut, spurlos verschwunden? Wieso ist Hummels Informant spurlos verschwunden? Wieso bestellt ein Anrufer die Maklerin für eine Besichtigung zu dem Haus und kommt dann nicht? Nur, damit die Maklerin die Leiche findet?
Theo ist sicher, dass hier etwas inszeniert worden ist. Inszeniert, um ihn vom Euro-Industriepark abzulenken. Inszeniert, um ihn glauben zu machen, die Gefahr mit dem Killer wäre vorbei. Inszeniert, um ihn ruhig zustellen. Nicht mit mir, denkt Theo düster. Nur, was fängt er mit dieser Erkenntnis an? Irgendjemand will ihn vom Euro-Industriepark fernhalten. Ist das derselbe, der auch für den Tod von Frank Stiller verantwortlich ist? Theo weiß es nicht. Ein zeitlicher Zusammenhang wäre da, aber sonst? Reset-Taste. Alles wieder auf Anfang.
14
Die nächsten zwei Tage verbringt Theo mit dem Abarbeiten uninteressanter Routinefälle. Abends sitzt er in Ossis Kneipe, um mit seinem Freund Ludwig Mieze, einem emeritierten Philosophieprofessor und Alkoholiker, tief schürfende Gespräche zu führen. Am Sonntag Mittag, es ist brütend heiß, duscht er ausgiebig, zieht frische Klamotten an fährt dann nach Germering, um sich mit Ruth Waldau am Haus ihrer Eltern zu treffen. Durch das Geboller seines Grand Am angelockt, erscheint sofort der Kopf des alten Nachbarn von neulich am Zaun. „Da sind sie ja schon wieder“ keift er gleich los, noch bevor Theo richtig ausgestiegen ist. „Was haben sie hier herumzuschnüffeln? Und dann dieser Krach, den ihr Auto macht! Ich rufe jetzt die Polizei…“
Seine Tiraden werden unterbrochen von einem Motorengeräusch, das demjenigen von Theos Grand Am ähnelt, aber noch lauter ist. Theo traut seinen Augen nicht. Unter mächtigem V-8 Geblubber parkt ein nagelneuer, schwarzer Camaro Z/28 hinter seinem Grand Am ein. 505 PS, rekapituliert Theo, in Deutschland nur als Direktimport erhältlich. Ein absolutes Männerauto.
Umso erstaunter ist er, als sich Ruth Waldau aus dem Cockpit windet. Sie sieht auch ganz anders aus als letzte Woche. Tennisschuhe, enge Jeans, ein schlabberiges T-Shirt, ungeschminkt, Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Anders, aber immer noch toll. „Was schauen sie mich so an?“ lacht sie. „Stimmt was nicht?“ Dann fällt ihr Blick auf Theos Auto. „Wow“ sagt sie, und ihre Augen leuchten. „Ist das Ihrer?“ Theo nickt.
„75er Grand Am. Einfach toll. Hierzulande extrem selten.“ Sie streicht fast zärtlich über den Kotflügel.“7,5 Liter?“ „Klar“ sagt Theo. „Holley-Spezialvergaser, Iskenderian solid Lifter Nockenwelle.“ Ruth schnalzt anerkennend mit der Zunge.
„Dass sie sich mit so was auskennen, hätte ich nicht gedacht“ Theo ist beeindruckt.
„Und ich hätte sie mir eher in einem alten Volvo vorgestellt“ grinst sie.
„Frau Waldau“ meldet sich jetzt wieder der alte Nachbar zu Wort. „Sie kennen diesen Mann? Und dass sie auch so ein lautes Auto haben…“
„Lassen sie´s gut sein, Herr Mock. Es ist alles in Ordnung.“ Sie packt Theo feixend am Arm und zieht ihn zum Haus. „Los, schnell rein. Der hört sonst nie auf.“
Als die Haustür hinter Ihnen zufällt, ändert sich die Stimmung der beiden schlagartig. Obwohl draußen die Luft vor Hitze steht, ist es im Haus unangenehm kühl. Die Luft ist abgestanden und muffig, durch die Schlitze in den heruntergelassenen Rollläden fällt streifiges, diffuses Licht. Der Ort strahlt eine unwahrscheinliche Traurigkeit aus, eine endgültige, bittere Gewissheit , dass etwas Vergangenes niemals wiederkommt. Durch eine halboffene Tür fällt Theos Blick ins Wohnzimmer, wo im Halbdunkel eine Polstergarnitur für immer vergeblich auf ihre Besitzer wartet. Das kann einem das Herz brechen, denkt Theo, wie mag es dann erst Ruth Waldau ergehen? Als ob sie diesen Gedanken gelesen hätte, sagt Ruth wie um abzulenken : “Ich muss das Haus noch ausräumen lassen, bevor ich es verkaufe. Lassen sie uns jetzt in den Keller gehen, dort müssen Beas Sachen sein.“ Theo nickt nur verständnisvoll und folgt ihr nach unten.
Im Keller ist es noch schlimmer als oben, weil hier alle Erinnerungen an die Kindheit der Waldau-Schwestern zusammengetragen sind: Kinderbettchen, Bilderbücher, Teddybären, Puppen, das ganze Arsenal, sorgfältig aufgestapelt und in durchsichtige Folien verpackt. Theo bemerkt, wie Ruth versucht, nicht zu den Regalen hinzuschauen und mit starrem Blick auf einen Umzugskarton in der Ecke zusteuert. Sie packt ihn und sagt mit gepresster Stimme: „da sind Beas Sachen drin.“ Theo nimmt ihr den Karton aus der Hand, er ist nicht sehr schwer.
„Wollen wir nicht raus in den Garten gehen und die Sachen dort anschauen? Da haben wir mehr Licht.“ Ruth nickt nur, aber ihr ist die Erleichterung deutlich anzusehen. Oben zieht Theo im Wohnzimmer den Rollladen hoch und tritt auf die Terrasse, auf der wie erwartet ein Gartentisch und Stühle stehen. Theo stellt den Karton ab und schaut Ruth an, sie hat sich wieder gefangen. „Dann wollen wir mal, Herr Strack,“ sagt sie und macht den Deckel auf.
15
Ruth fördert den Inhalt des Kartons von oben nach unten auf den Tisch. Wenn sie dabei Kummer und Schmerz empfinden sollte, so zeigt sie es jedenfalls nicht. Was vom Leben übrig bleibt, passt in einen Karton, sinniert Theo düster.
Zuoberst liegt eine samtbezogene Schmuckschatulle, einige wenige Stücke drin, hübsch, aber nicht sehr wertvoll. Keine verdächtigen Gravuren. Dann ein Ordner mit Schul-Universitäts-und Arbeitszeugnissen, ohne Notizen oder Anmerkungen, die dort nicht hingehören. Ausweis, Pass, Führerschein, Mitgliedskarten – ohne verwertbaren Befund. Der Mietvertrag ihrer Wohnung – auch nichts. Ein Fotoalbum mit Kindheitsbildern, die Waldau-Schwestern in verschiedenen Altersstufen, allein oder mit den Eltern, kann man vergessen, das war vor der Zeit. Zuletzt ein Album nur mit Bildern von Beatrix Waldau und Frank Stiller. Einen Teil der Aufnahmen kennt Theo schon, dieselben Bilder hat er in Frank Stillers Wohnung an der Wand hängen gesehen. Auch das Foto von Beatrix im Straßencafe, das er sich eingesteckt hat. Theo reibt sich resigniert die Augen. Das Album war das letzte Stück in dem Karton. Seine einzige Spur hat sich offenbar als Sackgasse, als Hirngespinst erwiesen. Der Wunsch als Vater des Gedankens. Nix gibt´s. Aus und vorbei.
Theos finstere Gedanken werden von einem Lachen unterbrochen. „Das ist drollig“ sagt Ruth und deutet auf ein Foto. Es zeigt Beatrix, die Hände rechts und links vom Gesicht erhoben, die Finger zu Krallen gekrümmt. Ihr Oberkörper ist nach vorn gebeugt, und sie starrt mit Furcht erregender Grimasse in die Kamera. „Wir haben als Kinder ab und zu Gespenster gespielt“ sagt Ruth versonnen. „ Bea war jedes Mal die „blutige Gräfin von Ungarn“, und dabei hat sie sich immer ganz genauso hingestellt. Diese Positur hat sie offenbar nicht vergessen.“ Theo nimmt Ruth das Album aus der Hand und schaut sich die Aufnahme genauer an. Beatrix steht vor einem gelb gestrichenen Gebäude, das offenbar ziemlich alt ist. An der Fassade des Gebäudes ist ein schmiedeeisernes Auslegerschild befestigt. Statt eines Zunftzeichens oder Hinweis auf ein Wirtshaus, wie bei diesen Schildern sonst üblich, hängt an dem Ausleger ein weltweit bekanntes Symbol. Weltweit bekannt, aber an dieser Stelle eher merkwürdig. Es ist ein Pentagramm, auch Drudenfuß genannt.
„Gilt allgemein als Bannzeichen gegen böse Geister“ sagt Theo halblaut vor sich hin. „Was?“ Ruth guckt verwirrt. Theo macht eine abwehrende Handbewegung. Ihm ist ein Gedanke gekommen, er braucht noch etwas Zeit. Theo starrt auf das Foto. Dann legt er das Album auf den Tisch, schaut Ruth direkt in die Augen und sagt langsam: „Frank Stiller fotografiert ihre Schwester, wie sie gerade Gespenst spielt. Direkt vor einem Haus, an dem ein Zeichen gegen böse Geister hängt. Ist ihr das damals spontan eingefallen? Oder waren sie in dem Haus drin oder wollten sie gerade rein? Soll das zeigen, dass der Drudenfuß gegen Geister nicht wirkt ? Oder sie doch daran hindert, das Haus zu betreten? Geister sind was für Parapsychologen. Frank Stiller soll laut seinen Eltern an etwas dran gewesen sei, das mit normalen wissenschaftlichen Maßstäben nicht mehr beurteilt werden kann. Etwas Gefährliches. Etwas Parapsychologisches? Mit Geistern? Frank kommt auf eine Art ums Leben, für die, wenn überhaupt, nur Parapsychologen eine Erklärung haben könnten. Hat das alles etwas mit diesem Haus zu tun? Gibt es da einen Zusammenhang?“
Ruth runzelt die Stirn.“ Kommt mir ziemlich konstruiert vor. Schwimmen ihnen die Felle weg, Herr Strack?“ Theo lässt sich nicht beirren. Er nimmt das Album wieder in die Hand und studiert die Bildunterschrift. Ort und Zeit sind darauf vermerkt. „Das muss wenige Wochen vor ihrem Tod gewesen sein. In Graz. Ich sag ihnen was: Lassen sie mich das Foto mitnehmen, ich werde dieses Haus ausfindig machen, schauen was da los ist und die Leute dort fragen, ob sie Frank oder Beatrix je gesehen haben. Wenn was rauskommt, ist gut, wenn nicht, kriegen sie ihr Bild zurück und hören nie wieder von mir.“ Ruth überlegt kurz, dann nimmt sie das Foto aus dem Album, legt es vor Theo auf den Tisch und sagt:“ Abgemacht, Herr Strack. Sagen sie mir Bescheid, wenn sich was Neues ergibt?“ Sie gibt Theo ihre Visitenkarte.
„Muss ich erst die Stillers fragen, sind schließlich meine Auftraggeber“ gibt Theo zu Bedenken, steckt die Karte aber ein.
„Kein Problem“ meint Ruth, „sie können schon nach München zurückfahren, ich muss hier noch ein bisschen aufräumen.“ Das ist Theo nur recht, da sein Körper bereits die frühabendliche Ration Cardenal Mendoza anmahnt. Er bedankt sich bei Ruth und macht dann, dass er wegkommt. Den alten Nachbarn sieht er diesmal nicht.