Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 19

Neunzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie
Zunahme der Verbrechen

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Ein weit beunruhigenderes Symptom des allgemeinen Nothstandes als die Substituirung des Clarets durch Branntwein und Citronen war die Vermehrung der Verbrechen. Während des Herbstes von 1692 und des darauffolgenden Winters wurde die Hauptstadt durch Einbruchdiebstähle in beständiger Angst erhalten. Eine dreizehn Mann starke Diebesbande drang in den Palast des Herzogs von Ormond in Saint-James’ Square und es wäre ihr fast gelungen sein prächtiges Silbergeschirr und seine Juwelen zu entwenden. Eine andre Bande versuchte einen Einbruch in Lambeth Palace.42 Wenn herrschaftliche, von zahlreichen Dienern bewachte Wohnungen in solcher Gefahr schwebten, so wird man leicht glauben, daß keines Krämers Kasse und Waarenlager sicher war. Von Bow bis Hydepark, von Thames Street bis Blomsbury war kein Kirchspiel, in welchem nicht eine ruhige Wohnung durch nächtliche Diebe geplündert worden wäre.43 Zu gleicher Zeit waren die Heerstraßen wegen der Freibeuter, die sich in stärkere Truppen formirten, als man sie bis dahin gekannt hatte, kaum noch zu passiren. Es existirte ein geschworner Bund von zwanzig Straßenräubern zu Fuß, die in einem Alehause in Southwark ihre Zusammenkünfte hielten.44 Die gefürchtetste Räuberbande aber bestand aus zweiundzwanzig Berittenen.45 Eine Reise von fünfzig Meilen durch die reichsten und bevölkertsten Grafschaften England’s scheint damals eben so gefährlich gewesen zu sein, wie eine Wanderung durch die Wüsten Arabien’s. Die Diligence von Oxford wurde am hellen Tage nach einem blutigen Kampfe ausgeplündert.46 Ein mit funfzehntausend Pfund Sterling Staatsgeldern befrachteter Wagen wurde angehalten und ausgeraubt. Da diese Operation einige Zeit erforderte, so wurden alle Reisenden, die während der Arbeit der Diebe zur Stelle kamen, festgenommen und bewacht. Als die Beute in Sicherheit gebracht war, durften die Gefangenen zu Fuß ihren Weg fortsetzen; aber ihre Pferde, sechzehn bis achtzehn an der Zahl, wurden todtgeschossen oder ihnen die Knieflechsen zerschnitten, um jede Verfolgung zu verhindern.47 Der Postwagen von Portsmouth wurde in einer Woche zweimal durch wohlbewaffnete und berittene Männer beraubt.48 Einige joviale Squires aus Essex wurden auf einer Hasenjagd ihrerseits von neun Jägern ganz andrer Art gehetzt und eingeholt und waren herzlich froh, als sie, wenn auch mit leeren Taschen, wieder zu Hause anlangten.49

Die Freunde der Regierung behaupteten, die Räuber seien lauter Jakobiten, und gewisse Anzeichen gaben dieser Behauptung in der That einen Schein von Begründung. Es wurden zum Beispiel funfzehn Metzger, welche an einem Markttage nach Thame gingen, um Vieh einzukaufen, von einer starken Bande angehalten und zuerst gezwungen ihre Geldkatzen herzugeben und dann Branntwein auf das Wohl König Jakob’s zu trinken.50 Man muß jedoch den Räubern und Dieben die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie bei Ausübung ihres Handwerks keine bestimmte Vorliebe für irgend eine politische Partei zeigten. Einige von ihnen begegneten in der Nähe von Saint-Albans Marlborough und zwangen ihn, ungeachtet seiner bekannten Feindseligkeit gegen den Hof und seiner kürzlichen Haft, fünfhundert Guineen herauszugeben, deren Verlust er wahrscheinlich bis zum letzten Augenblicke seiner langen Laufbahn des Glücks und Ruhms nicht aufhörte zu beklagen.51

Als Wilhelm bei seiner Zurückkunft vom Continent erfuhr, in welcher Ausdehnung dieses Unwesen getrieben wurde, äußerte er eine tiefe Entrüstung und kündigte seinen Entschluß an, die Uebelthäter mit starker Hand zu unterdrücken. Ein alter ausgedienter Räuber wurde bewogen, den Angeber zu machen und dem Könige eine lange Liste der bedeutendsten Straßenräuber und einen vollständigen Nachweis über ihre Gewohnheiten und ihre Lieblingsaufenthaltsorte vorzulegen. Diese Liste soll nicht weniger als achtzig Namen enthalten haben.52 Es wurden starke Reitertrupps zum Schutze der Landstraßen ausgesandt, und diese Maßregel, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen lautes Murren hervorgerufen haben würde, scheint allgemein gebilligt worden zu sein. Ein schönes Regiment, gegenwärtig das zweite Gardedragonerregiment genannt, das sich in Irland durch Thätigkeit und Glück im unregelmäßigen Kriege gegen die Rapparees ausgezeichnet hatte, wurde dazu auserwählt, mehrere von den großen Zugängen zur Hauptstadt zu bewachen. Blackheath, Barnet, Hounslow wurden Waffenplätze.53 Nach wenigen Wochen waren die Straßen wieder so sicher wie sonst. Es fanden zahlreiche Hinrichtungen statt, denn bis das Uebel vollständig unterdrückt war, weigerte sich der König standhaft, irgend einem Gnadengesuche Gehör zu geben.54 Unter den Hingerichteten befand sich auch Jakob Whitney, der berüchtigtste Räuberhauptmann im ganzen Königreiche. Er war einige Monate lang der Schrecken aller von London nordwärts oder westwärts Reisenden gewesen und wurde endlich mit Mühe nach einem verzweifelten Kampfe, in welchem ein Soldat getödtet und mehrere andere verwundet wurden, gefangen genommen.55 Die London Gazette zeigte die Gefangennehmung dieses berüchtigten Straßenräubers an und forderte alle Diejenigen, welche von ihm beraubt worden waren, auf, sich in Newgate einzufinden und zu sehen, ob sie ihn wiedererkennten. Seine Identität festzustellen, konnte nicht schwer sein, denn er hatte eine Wunde im Gesicht und einen Daumen verloren.56 Aber er verwendete in der Hoffnung, die Belastungszeugen irre zu führen, hundert Pfund Sterling darauf, sich bis zum Tage der Gerichtsverhandlungen einen kostbaren gestickten Anzug zu verschaffen. Dieser sinnreiche Einfall wurde jedoch durch seine hartherzigen Hüter vereitelt. Er kam in seinen gewöhnlichen Kleidern vor die Schranke und wurde überführt und zum Tode verurtheilt.57 Er hatte vorher noch den Versuch gemacht, sich durch das Anerbieten loszukaufen, eine aus lauter Straßenräubern bestehende Reitertruppe für den Dienst in Flandern zu errichten; aber sein Anerbieten war abgelehnt worden.58 Jetzt blieb ihm noch ein möglicher Ausweg. Er erklärte, daß er um ein hochverrätherisches Complot wisse. Einige jakobitische Lords hätten ihm eine große Belohnung versprochen, wenn er an der Spitze seiner Bande den König auf einer Hirschjagd im Walde von Windsor überfallen wolle. Whitney’s Geschichte hatte durchaus keine innere Unwahrscheinlichkeit. Es wurde sogar ein ganz ähnlicher Plan, wie der, dessen er die Mißvergnügten beschuldigte, nur drei Jahre später von einigen von ihnen wirklich entworfen und beinahe zur Ausführung gebracht. Aber es war viel besser, daß einige wenige schlechte Menschen unbestraft blieben, als daß alle rechtschaffenen Leute in beständiger Angst lebten, von zum Galgen verurtheilten Verbrechern fälschlich angeklagt zu werden. Der Oberrichter Holt rieth dem Könige, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen, und Wilhelm, der nie besonders geneigt war, Verschwörungsgeschichten Glauben zu schenken, gab seine Zustimmung. Der Kapitain, wie man ihn nannte, wurde in Smithfield gehängt und ging sehr reumüthig aus der Welt.59

42

Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 1692.

43

Siehe zum Beispiel die London Gazette vom 12. Jan. 1693.

44

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.

45

Ibid. Jan. 1693.

46

Ibid. July 1692.

47

Evelyn’s Diary, Nov. 20. 1692; Narcissus Luttrell’s Diary; London Gazette vom 24. Nov.; Hop an den Greffier der Generalstaaten, 18. (28.) Nov.

48

London Gazette vom 19. Dec. 1692.

49

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 1692.

50

Ibid. Nov. 1692.

51

Ibid. Aug. 1692.

52

Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93. Die holländischen Depeschen von diesem Jahre sind voll von Geschichten von Räubereien.

53

Hop an den Greffier der Generalstaaten, 23. Dec. (2. Jan.) 1692/93; Historical Records of the Queen’s Bays, published by authority; Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 15.

54

Narcissus Luttrell’s Diary, Dec. 22.

55

Ibid. Dec. 1692; Hop, 3. (13.) Jan. Hop nennt Whitney „den befaamsten roover in Engelandt.”

56

London Gazette vom 2. Jan. 1692/93.

57

Narcissus Luttrell’s Diary, Jan. 1692/93.

58

Ibid. Dec. 1692

59

Ibid. January, February; Hop, 31. Jan. (10. Febr.) und 3. (13. Febr.) 1693; Brief an den Sekretär Trenchard, 1694; New Court Contrivances or more Sham Plots still, 1693.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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