Читать книгу Der Bergpfarrer Classic 39 – Heimatroman - Toni Waidacher - Страница 3

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»Grüß Gott, Hochwürden«, riefen die beiden jungen Burschen gleichzeitig.

»Servus, zusammen.«

Sebastian Trenker winkte Andreas Burger und Florian Wanninger zu, die es sich auf einer Almwiese bequem gemacht hatten

»Seid ihr auch schon unterwegs?«

Die drei waren unterhalb des Zwillingsgipfels aufeinandergetroffen. Die Sonne zeigte sich gerade erst am Horizont, und die meisten Leute im Wachnertal schliefen wohl noch.

»Jetzt ist doch die schönste Zeit«, antwortete der Sohn des Wanningerbauern, und sein Freund nickte bestätigend.

Der gute Hirte von St. Johann setzte sich zu ihnen. Zum Frühstücken war es wohl noch zu früh, aber ein Becher Kaffee tat gut. Auch Florian und Andreas hatten ihre Thermoskannen geöffnet und labten sich an dem heißen Getränk.

»Wohin soll’s denn geh’n!« wollte der Bergpfarrer wissen.

»Zuerst bis zur Kachlachklamm, und dann weiter auf die Kanderer-Alm.«

»Na, da haben wir ja das selbe Ziel«, lachte Sebastian. »Ich war auch schon lang’ net mehr beim Thurecker-Franz droben.«

Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Sebastian erkundigte sich nach dem Befinden der Eltern seiner Begleiter.

Florian Wanninger war der Sohn eines Bergbauern, Andreas’ Eltern lebten als Sennerehepaar auf einer Almhütte. Die Tatsache, daß Florian aus einem begüterten Elternhaus stammte, tat der Freundschaft der beiden keinen Abbruch. Schon seit der Schulzeit hingen sie zusammen, wie Zwillinge, wenn sie auch vom Aussehen her völlig unterschiedlich waren.

Florian hatte kurze blonde Haare und ein energisches Gesicht, Andreas hingegen beinahe schon schön zu nennende Züge und braunes Haar. Beide waren großgewachsen und schlank. Die Madeln im Wachnertal schauten nicht ohne Grund sehnsüchtig hinter ihnen her, wenn die Burschen zusammen unterwegs waren. Während Florian eines Tages den väterlichen Hof übernehmen sollte, hatte Andreas eine Ausbildung als Kraftfahrzeugmechaniker gemacht. Er arbeitete inzwischen in einer Werkstatt in der Kreisstadt. Beide bekundeten, daß in den Elternhäusern alle wohlauf seien.

Nachdem sie zwei Stunden gewandert waren, legten sie eine Frühstückspause ein. Wie immer hatte Sophie Tappert den Rucksack reichlich bestückt. In ihrer Angst, Hochwürden könne sich einmal in den Bergen verirren und dabei verhungern, übertrieb sie es mit dem Proviant, den sie ihm mitgab. Dabei war diese Angst völlig unbegründet, denn wenn sich einer hier oben auskannte, dann war das Sebastian Trenker, den man nicht umsonst den »Bergpfarrer« nannte.

Angesichts des vollgepackten Rucksacks verteilte der Seelsorger einige von den belegten Broten, und die beiden Burschen ließen sich da nicht lange bitten.

Andreas erzählte von seiner Arbeit. Auch wenn sie ihm viel Freude machte und ihn ausfüllte, so war er doch froh, daß nun Wochenende war, und er zusammen mit seinem Spezi eine Bergtour unternehmen konnte. Wie Sebastian waren die beiden geradezu vernarrt in die Schönheit, die sich ihnen hier bot, und mit niemandem auf der Welt hätten sie tauschen mögen. Natürlich hatten sie ihre Ferien auch schon anderswo verbracht, aber für sie stand fest, daß es nirgendwo so schön war, wie im Wachnertal.

Florian hatte es sich einrichten können, seinen Freund zu begleiten. Der Vater, Hubert Wanninger, achtete streng darauf, daß der Sohn seine Aufgaben auf dem Hof erledigte, auch wenn es genügend Mägde und Knechte gab.

»Wenn du eines Tages selber Bauer sein willst, dann mußt’ immer mit gutem Beispiel vorangehen!« pflegte er zu sagen.

Gegen Mittag erreichten sie die Kanderer-Alm. Frank Thurecker, der Senner, lebte, vom Frühjahr, bis in den Spätherbst, alleine hier oben. Mit ihm an die vierzig Kühe, zwei Sennerhunde und eine Handvoll Ziegen.

Daß er aus der Milch einen guten Käse herzustellen wußte, versteht sich von selbst, aber Franz war auch ein guter Koch, der die Gäste seiner Almwirtschaft hervorragend bewirtete. Da er Pfarrer Trenkers Vorliebe für frische Milch kannte, zögerte er nicht lange, einen großen Krug für den Geistlichen und seine Begleiter auf den Tisch zu stellen. Dann setzte er sich zu ihnen und erkundigte sich nach den Neuigkeiten aus St. Johann.

Indes, viel gab es nicht zu berichten, höchstens, daß das Festkommitee bereits alle Hände voll zu tun hatte, das 2. Trachtenfest auszurichten. Nachdem es zum ersten Mal im Vorjahr veranstaltet, und ein großer Erfolg geworden war, hatte man nicht gezögert, auch heuer das Wachnertal wieder zum Schauplatz für dieses Spektakel zu machen, bei dem das schönste Madel zur Trachtenkönigin gewählt wurde.

»Allerdings ist bis dahin noch ein paar Wochen Zeit«, meinte Pfarrer Trenker.

»Aber heut’ abend können wir im Löwen ja schon mal die hübschesten Madeln ausgucken«, flachste Florian Wanninger.

Zum Mittag servierte Frank Käsespatzen, die mit brauner Butter und gerösteten Zwiebeln im Ofen gebacken wurden. Mit dem frischen Salat, aus dem Garten, war es ein einfaches, aber köstliches Gericht, das den Gästen mundete. Nach einem Kaffee brachen die drei Wanderer wieder auf. Inzwischen waren andere Gäste eingetroffen, und Franz Thurecker hatte alle Hände voll zu tun.

An der Gabelung trennten sich ihre Wege. Während die beiden Burschen weiter zur Fellbach-Alm wollten, wo Andreas Eltern lebten, wanderte Sebastian über die Hohe Riest und den Höllenbruch hinab ins Tal.

Zwar war von dem, was seine Haushälterin ihm mitgegeben hatte, dank Florian und Andreas, nichts mehr übrig, dafür steckte in dem Rucksack jetzt ein großes Stück Bergkäse, das ihm der Senner auf der Kanderer-Alm eingepackt hatte.

*

Urlaub!

Stephanie Holl lehnte sich behaglich in das Polster des Sitzes zurück, während der Zug langsam aus dem Bahnhof fuhr. Draußen winkten die Zurückgebliebenen den Reisenden zu, dann wurde die Lokomotive immer schneller, und schließlich rauschte die Landschaft nur so am Abteilfenster vorbei.

Die Dreiundzwanzigjährige nahm die Zeitschrift zur Hand, die sie eben noch, kurz vor der Abfahrt, gekauft hatte, und machte es sich gemütlich. Zwei herrliche Wochen lagen vor ihr, die sie in St. Johann verbringen wollte.

Wandern, Faulenzen, vielleicht Baden, wenn sich die Möglichkeit ergab, so sah ihre Urlaubsplanung aus. Von Regensburg aus fuhr sie mit der Bahn fast direkt bis zu dem kleinen Dorf in den Alpen. Einmal mußte sie umsteigen, und dann noch eine kurze Strecke mit dem Bus zurücklegen. In einer Pension hatte sie ein Zimmer gebucht, und das Gepäck schon am Vortag aufgegeben. In der Kreisstadt wartete es bereits auf dem Bahnhof darauf, abgeholt zu werden.

Das hübsche Madel arbeitete im Haus eines Regenburgers Fabrikanten, als Erzieherin der drei Kinder. Die zahlreichen Verpflichtungen, die die Eltern hatten, machten es ihnen unmöglich, sich intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. Steffi war seit drei Jahren in dem Haus tätig und ihre herzliche und unbekümmerte Art machte ihr die Arbeit leicht. Eigentlich war sie wie eine große Schwester aufgenommen worden.

Jetzt, in den Ferien, war die Familie zu einem gemeinsamen Urlaub aufgebrochen, und das junge Madel hatte sich für St. Johann entschieden, nachdem es sich im Reisebüro die verschiedensten Vorschläge hatte unterbreiten lassen.

Die Zeit verging, wie im Flug. Steffi blickte erstaunt auf ihre Uhr, als die Durchsage kam, daß der Zug in wenigen Minuten in der Kreisstadt eintreffen würde. Die vier Stunden Fahrzeit hatte sie gar nicht als so lang empfunden.

Schnell holte sie die große und die kleine Reisetasche von der Gepäckausgabe. Jetzt mußte sie sich ein bißchen beeilen, denn der Bus nach St. Johann fuhr schon in ein paar Minuten. Außer Atem kam sie an der Haltestelle an. Sie hatte kaum den Fahrschein gelöst und sich einen Platz gesucht, als es auch schon weiterging.

Neugierig schaute sie aus dem Fenster. Außer ihr fuhren nur wenige Leute mit. In der Ferne konnte Steffi die Silhouetten schneebedeckter Gipfel sehen. Das mußten der »Himmelsspitz« und die »Wintermaid« sein, von denen sie in dem Prospekt gelesen hatte. Nicht mehr lange, dann würde auch das Dorf in Sicht kommen.

Schließlich war es soweit. Der Bus passierte das Ortsschild und fuhr auf der Hauptstraße weiter. Steffi sah die schmucken Häuschen mit den bemalten Giebeln, die Kirche mit dem hohen, schlanken Turm und das große weiße Haus, in dem sich das Hotel befand. Auf der anderen Straßenseite hielt der Bus an.

Das junge Madel nahm sein Gepäck und stieg aus. Auf einem Zettel stand die Adresse ihrer Pension: Kirchweg 3. Das müßte eigentlich gleich neben der Kirche sein.

Steffi fand das Haus schnell. »Pension Wertler« stand über dem Eingang. Sie war froh, von der Bushaltestelle aus nicht weit laufen zu müssen, ihre Reisetaschen waren vollgepackt und entsprechend schwer.

»Sie müssen das Fräulein Holl sein«, begrüßte die Zimmerwirtin sie. »Herzlich willkommen in Sankt Johann und uns’rer Pension.«

Steffi bedankte sich für den Empfang. Therese Wertler zeigte ihr das Zimmer. Es war hell und freundlich eingerichtet. Das Madel war sicher, daß es sich hier vierzehn Tage lang wohl fühlen würde.

»Frühstücken können S’ ab sechs Uhr in der Früh«, erklärte die Wirtin. »Wenn S’ allerdings mal noch früher raus wollen, vielleicht eine Bergtour machen, dann sagen S’ mir am Abend vorher Bescheid, daß ich mich d’rauf einrichten kann.«

Die freundliche Frau gab Steffi noch ein paar Tips und Hinweise, in welchen Lokalen man gut und preiswert essen könne, wo es den besten Kuchen gab, und welche Sehenswürdigkeiten St. Johann und Umgebung boten. Schließlich wünschte sie einen schönen Aufenthalt und ließ das Madel allein.

Nachdem sie die Reisetaschen geleert und ihre Sachen im Schrank verstaut hatte, trat Steffi an das Fenster und öffnete es weit. Tief atmete sie die frische, würzige Luft ein, und ihr Blick ging weit hinüber bis zu den Bergen, deren Spitzen bis in den Himmel ragten.

Obwohl sie heute schon in aller Hergottsfrühe aufgestanden war, und die Zugfahrt hinter sich gebracht hatte, fühlte sie sich keineswegs müde. Viel zu aufregend waren die vielen neuen Eindrücke. Eine Bergtour, das stand als einer der ersten Punkte auf ihrem Programm, doch zuerst galt es, sich einzugewöhnen, das Dorf und seine nähere Umgebung zu erkunden und sich allmählich zu akklimatisieren. Außerdem mußte sie zwei wichtige Telefonate erledigen. Zum einen wartete Vicki, ihre beste Freundin darauf, daß sie sich meldete, zum anderen hatte Rita Waldmann, Köchin in der Villa in Regensburg, ihr aufgetragen, unbedingt sofort anzurufen, wenn sie heil in ihrem Urlaubsort angekommen sei.

War Steffi mehr eine große Schwester für die drei Fabrikantenkinder, als Erzieherin, so fungierte die Köchin gleichsam als Omi. Sie war eine liebenswerte und gutmütige Mittfünfzigerin, die in der Dreiundzwanzigjährigen so etwas wie eine Tochter sah, die sie sich zwar immer gewünscht, aber nie bekommen hatte.

Von ihrem Zimmer aus erledigte Steffi die Anrufe, und nachdem sie sich erfrischt hatte, machte sie sich auf, St. Johann zu erkunden.

Im Bier- und Kaffeegarten des Hotels fand sie ein gemütliches Plätzchen. Die meisten Gäste waren, wie sie, Touristen, was man unschwer an den mitgeführten Fotoapparaten und Videokameras erkennen konnte. Steffi wählte aus dem großen Angebot ein Stückchen Apfelkuchen, verzichtete aber auf die Schlagsahne. Sowohl der Kaffee, als auch der Kuchen waren von bester Qualität, und das schien sich auch unter den Gästen des Alpendorfes herumgesprochen zu haben, denn der Andrang war entsprechend groß.

Das junge Madel ließ sich Zeit und trank genüßlich seinen Kaffee aus. Bis zum Abendessen waren es noch zwei Stunden Zeit. Vielleicht eine gute Gelegenheit die Kirche zu besichtigen, auf der Steffis Blick immer wieder fiel.

Sie zahlte ihre Zeche und verließ den Kaffeegarten. Der Weg zum Gotteshaus führte auf eine kleine Anhöhe. Der Kies auf ihm war sauber geharkt. Die Kirche mußte ebenfalls ein Anziehungspunkt für Touristen sein, denn mit Steffi spazierten zahlreiche andere Besucher hinauf, oder verließen sie gerade wieder.

Drinnen blieb sie einen Augenblick staunend am Eingang stehen. Eine wahre Pracht empfing die Betrachterin. Gold, Blau und Rot waren die vorherrschenden Farben, in denen Gestühl, Altar und Orgel bemalt waren. Dazu herrliche Fensterbilder, mit Darstellungen aus dem Alten Testament, ein mit Holzschnitzereien verzierter Beichtstuhl, und riesige, schmiedeeiserne Kronleuchter, in denen armdicke Kerzen brannten.

Stephanie Holl hatte unwillkürlich den Atem angehalten. Dann schlenderte sie langsam durch das Mittelschiff und betrachtete die Madonnenstatue unter der Galerie. Daneben hing ein Ölbild. Die Gestalt darauf zeigte unverkennbar den Erlöser, im Gebet versunken.

Das junge Madel schrak zusammen, als neben ihm eine Tür geöffnet wurde. Offenbar befand sich dahinter die Sakristei. Der Mann, der heraustrat, erstaunte Steffi. Zwar trug er einen Priesterkragen, doch wie ein Geistlicher sah er überhaupt nicht aus. Eher erinnerte der Mann sie an einen prominenten Sportler, oder Filmstar. Sein leicht gebräuntes Gesicht hatte einen gütigen Ausdruck, allerdings ließ es auch erahnen, daß er Durchsetzungskraft besaß, wenn es darauf ankam.

»Grüß Gott, ich bin Pfarrer Trenker«, nickte er ihr zu. »Schön, daß Sie unser Gotteshaus besuchen. Ich freu’ mich immer, wenn jemand hereinschaut.« Dabei hatte Sebastian auch die anderen Besucher in seinen Blick mit einbezogen.

»Es ist wirklich überwältigend«, mußte Steffi zugeben. »Ich hab’ selten so etwas Schönes geseh’n.«

Sie deutete auf die Mutter Gottes, auf dem Holzsockel.

»Die ist doch bestimmt schon sehr alt, net wahr?«

Sebastian Trenker bestätigte es ihr.

»Ja, man schätzt, daß sie im siebzehnten Jahrhundert angefertigt worden ist. Über den Holzschnitzer weiß man allerdings nix.«

»Aber, wenn sie so alt ist, dann ist sie doch bestimmt auch sehr wertvoll...«

»Na ja, auf dem Kunstmarkt würde man sicher viel Geld dafür bekommen. Aber der ideelle Wert ist natürlich unbezahlbar.«

»Haben S’ denn gar keine Angst, daß sie mal gestohlen werden könnt’?«

Der Seelsorger lachte.

»Das ist schon einmal geschehen«, antwortete er. »Und wir sind heilfroh, daß wir sie unversehrt zurückerhalten haben. Seither wird sie aber gut bewacht.«

Er deutete auf den dünnen Draht, der die Madonnenstatue mit dem Alarm verband.

»Sobald jemand versucht, sie vom Sockel zu nehmen, wird der Alarm gelöst. Da nützt’s auch nix, den Draht durchzuschneiden, oder die elektrischen Sicherungen zu manipulieren. Die Anlage ist doppelt und dreifach gesichert.«

Zusammen machten sie einen kleinen Rundgang, und Steffi kam in den Genuß, alles aus erster Hand zu erfahren, was es Wissenswertes über die Kirche gab.

»Herzlichen Dank für die Führung«, sagte sie zum Abschied. »Ich war bestimmt net das letzte Mal hier.«

»Sie machen Urlaub in Sankt Johann?«

»Ja, zwei Wochen lang. Ich wohn’ in der Pension Wertler.«

»Ach, da sind S’ gut aufgehoben. Grüßen S’ die Therese von mir.«

»Das mach’ ich«, versprach Steffi und machte sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft.

Die Begegnung mit dem Geistlichen hatte sie stark beeindruckt. Sie hatte das Gefühl, einen außergewöhnlichen Menschen kennengelernt zu haben.

*

Zwei Tage später brach das Madel zu seiner ersten Bergtour auf. Zuvor war Steffi ausgiebig in der näheren Umgebung des Dorfes spazieren gegangen und hatte sich mit allem vertraut gemacht.

Therese Wertler hatte ihr eine reichhaltige Vesper mitgegeben, außerdem steckten Wanderkarte und ein Erstes-Hilfe-Päckchen in dem Rucksack. Die Sonne stand am Himmel, und trotz gegenteiliger Vorhersage, versprach es, ein schöner, warmer Sommertag zu werden.

Am Abend hatte Steffi die Route ausgewählt, die sie gehen wollte. Es gab etliche Almhütten, und die Wahl fiel ihr nicht leicht. Allerdings wollte sie eine aufsuchen, die nicht so weit und so schwer zu erreichen war. Die Kirrachhütte erschien ihr am geeignetsten. Der Weg dorthin war gut zu wandern, und unterwegs gab es zahlreiche Möglichkeiten, eine Rast einzulegen und die Schönheiten der Natur zu bewundern.

Nachdem sie zwei Stunden kräftig marschiert war, setzte Steffi sich an den Wegesrand auf einen Felsstein. Sie hatte inzwischen eine beträchtliche Höhe erreicht, und das Dorf unter ihr sah aus, als gehöre es zu einer Spielzeugeisenbahn. Das Madel hatte seinen Kopf gehoben und ließ sich das Gesicht von der Sonne bräunen. Zwei lecker belegte Brote hatte es sich schmecken lassen, und dazu heißen Tee getrunken. Einige Male waren andere Wanderer an ihr vorübergegangen. Man hatte sich gegrüßt, und nach dem Woher und Wohin gefragt, doch die meiste Zeit war Steffi alleine unterwegs.

Sie hatte gerade ihren Rucksack wieder umgeschnallt, als zwei Gestalten näherkamen. Die jungen Burschen waren so in ihrer Unterhaltung vertieft, daß sie Steffi erst wahrnahmen, als sie unmittelbar vor ihr standen.

»Hallo, wen haben wir denn da?« rief Florian Wanninger überrascht aus und wandte sich an seinen Begleiter. »Ich hab’ ja gar net gewußt, daß der Berggeist solch’ hübsche Feen in seinem Reich hat.«

Andreas Burger grinste über das ganze Gesicht.

»Also, wenn ich der Berggeist wär’, ich würd’ sie net so frei herumlaufen lassen.«

Steffi schmunzelte. Die beiden waren ja richtig guter Laune.

»Und wenn ich die Königin der Berge wär’, dann müßtet ihr zwei für mich die schönsten Bergkristalle ausgraben.«

Die zwei machten eine Verbeugung.

»Oh, schönste Königin«, seufzte Florian ergeben, »für Euch würden wir Tag und Nacht schuften und unermüdlich Eure Schatzkammer mit den edelsten Kristallen füllen. Sagt’s nur, und wir gehorchen.«

»Spaß beiseite«, mischte sich der andere ein. »Der komische Vogel hier, das ist der Florian Wanninger, und ich heiß’ Andreas Burger. Wir wünschen einen guten Morgen.«

»Den wünsch’ ich auch«, grüßte Steffi zurück und nannte ihren Namen.

»Und wohin bist’ schon so früh am Morgen unterwegs?« erkundigte sich Florian.

»Ich will zur Kirrachhütte«, erzählte das Madel.

»Na, da können wir ja zusammen gehen«, meinte Andreas. »Da woll’n wir nämlich auch hin.«

»Tatsächlich?«

»Ja. Meine Eltern sind die Senner dort oben.«

Während sie weitergingen, erfuhr Steffi genauer, mit wem sie es zu tun hatte. Die beiden Freunde erzählten munter drauflos, und bald schon hatten sie das Gefühl, sich schon lange zu kennen. Florian und Andreas wetteiferten dabei um Steffis Gunst, es blieb nicht lange verborgen, daß beide das Madel sehr mochten.

»Vierzehn Tage Urlaub? Da haben wir doch bestimmt noch öfter Gelegenheit, uns zu sehen?« meinte Florian.

»Ach ja, wir drei sind doch ein lustiges Gespann«, rief Andreas.

Steffi nickte.

»An mir soll’s net liegen«, antwortete sie. »Ich bin zu jederzeit bereit. Und mir ist’s natürlich lieb, wenn ich jemanden hab’, der mir ein bissel was von der Gegend zeigt.«

Auch sie merkte, daß sie die beiden mochte. Es war Sympathie auf den ersten Blick, und so, wie es ausschaute, würde es ein kurzweiliger Urlaub werden.

Dabei wußte sie gar nicht zu sagen, wem ihre Zuneigung eher galt. So unterschiedlich Florian und Andreas waren, so wunderbar ergänzten sie sich, und in ihrem Eifer, Steffi zu gefallen, überschlugen sie sich geradezu.

»Nur ein bissel was?« rief Florian Wanninger. »Was glaubst’ wohl, was es im Wachnertal alles zu bestaunen gibt? Abgesehen von uns beiden...«

Steffi lachte.

»Ich hab’ gelesen, daß man in einem See, der ganz in der Nähe sein soll, wunderbar baden kann. Vielleicht können wir mal einen Ausflug dorthin machen?«

»Du meinst den Achsteinsee – ja, dort ist’s wirklich schön. Auch wenn jetzt viele Touristen da sind, man findet trotzdem immer noch ein Plätzchen.«

Der Bauernsohn wandte sich an den Freund.

»Das läßt sich doch bestimmt einrichten, oder?«

»Daß wir an den See fahren? Aber allemal.«

Andreas grinste

»Allerdings wirst’ in den nächsten Tagen wohl kaum Zeit dazu haben...«

»Die Heuernte...!«

Florian schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.

»Die hätt’ ich doch glatt vergessen. Aber, vielleicht am Wochenend’? Samstag, oder Sonntag nachmittag?«

Steffi hob die Schulter.

»Also, das müßt ihr schon entscheiden. Hauptsache ist, daß wir irgendwie dort hinkommen, ich hab’ mein Auto nämlich in Regensburg stehen gelassen und bin mit dem Zug hergekommen.«

»Ach, das ist das geringste Problem«, winkte Andreas ab. »Wir sind beide motorisiert, und wenn der eine net kann, dann hat der andere bestimmt Zeit.«

Dabei hoffte er, daß er derjenige wäre, der Steffi an den Achsteinsee begleiten würde, denn dieses blitzsaubere Madel machte ihn schon verrückt, wenn es ihm nur in die Augen schaute...

*

Florian erging es allerdings nicht anders. Jedesmal wenn er die schlanke Gestalt betrachtete, die neben ihm ausschritt, dann tat sein Herz einen Hüpfer. Er und Andreas waren gewiß keine Kostverächter, was die Madeln anging, und die Zahl der gebrochenen Herzen, die sie hinterlassen hatten, war Legion. Aber, so eine, wie die Steffi, also, da könnt’ man doch glatt alle anderen Madeln vergessen. Wenn er die mit heimbrächte – seine Eltern würden begeistert sein. Na gut, von der Landwirtschaft und Viehzucht verstand sie wahrscheinlich net all zuviel, aber das konnte sie lernen, mit der Zeit. Dafür hatte sie Erfahrung im Umgang mit Kindern, und die wünschte sich der Bauernsohn. Am liebsten ein halbes Dutzend. Nur die richtige Frau dafür hatte er bisher noch nicht gefunden.

Bisher..., denn diese Stephanie Holl schien ihm genau die zu sein, auf die er gewartet hatte.

Die drei Wandersleut’ hatten inzwischen ihr Ziel erreicht. In einer Senke sahen sie die Almhütte liegen. Andreas Burger deutete auf die Frau, die geschäftig auf der Terrasse hin- und herlief.

»Kommt«, rief er den beiden anderen zu, »da gibt’s Arbeit.«

An die zwanzig Touristen hatten es sich an den Tischen bequem gemacht. Annegret Burger hatte alle Hände voll zu tun, die Wünsche ihrer Gäste nach Essen und Trinken zu erfüllen. Ihr Mann, Wolfgang, stand unterdessen in der kleinen Küche und briet Fleisch und Kartoffeln, richtete Salat an und kümmerte sich nebenbei um die Getränke am Tresen.

»Gut, daß ihr kommt«, rief Andreas’ Mutter ihnen zu. »Heut’ ist wieder mal ein Tag, an dem man vier Hände haben müßt’, anstatt zwei.«

Die beiden Burschen packten gleich mit an. Sie waren hier ein eingespieltes Team, und die Sennerin konnte in die Küche eilen, um dort ihrem Mann zur Seite zu stehen.

Steffi hatte ebenfalls ihren Rucksack abgeschnallt und, ohne viel Federlesens, damit begonnen die leeren Teller und Gläser der Gäste abzuräumen, die ihre Mahlzeit bereits beendet hatten.

»Ach, da ist ja noch eine Hilfskraft«, freute sich Annegret Burger, als das Madel einen Stapel Teller in die Küche brachte. »Stellen S’ sie nur da ab.«

»Was kann ich denn jetzt machen?« erkundigte sich Steffi.

Die Sennerin deutete auf die Schüssel mit den Salaten. Daneben standen Glasteller.

»Acht gemischte Salate brauchen wir noch.«

Steffi häufte die Möhren, Bohnen, Gurken und Tomaten auf die Teller und garnierte sie mit kleinen Petersiliensträußchen. Das war keine Kunst für sie. In Regensburg half sie der Köchin öfter bei ihrer Arbeit, wenn wieder mal Gäste in der Villa zu bewirten waren.

»Das machen S’ ganz toll«, lobte Andreas’ Mutter.

Zusammen brachten sie das Essen an den Tisch. Die beiden Freunde hatten derweil Getränke serviert und bei anderen Gästen bereits kassiert.

»Na, da sind wir ja g’rad zur rechten Zeit gekommen«, meinte Andreas, als sie später zusammensaßen, und der Ansturm sich gelegt hatte.

Seine Eltern hatten ihn und Florian herzlich begrüßt. Der Bauernsohn war ein gern gesehener Gast in der Hütte. Dann hatten die Freunde ihnen das Madel vorgestellt.

»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Wolfgang Burger. »Vorhin war ja keine Zeit für eine Begrüßung, da hab’ ich Sie nur so herumwirbeln seh’n.«

Es verstand sich von selbst, daß es für die drei eine kräftige Mahlzeit gab, nachdem die anderen Besucher gegangen waren. Dabei unterhielt man sich, und Steffi mußte viele Fragen beantworten. Es schien, als habe sie schon immer zu diesem Kreis gehört, und das Sennerehepaar war ihr auf Anhieb sympathisch.

Später nahmen die beiden Freunde sie in ihre Mitte und führten sie überall herum. Das Madel lernte die Kühe kennen, die Hunde, die sie hüteten. Dann die Käserei und das Lager, in dem die Laiber reiften. Die kleinen, schlichten Zimmer, in denen Touristen übernachten konnten, und vor allem die herzliche Gastfreundschaft, die ihr von allen entgegen gebracht wurde. Der Tag verging wie im Fluge, und Steffi war überrascht, als Florian zum Aufbruch gemahnte.

»Es ist ein ziemliches Stück, ins Tal hinunter«, meinte er. »Und wir müssen seh’n, ob das Wetter hält.«

»Aber es ist doch strahlender Sonnenschein«, wandte das Madel ein.

Der Bauernsohn lachte.

»Du glaubst gar net, wie viele Touristen genauso denken«, erwiderte er. »Doch in den Bergen kann das Wetter ganz schnell umschlagen, und die Prognose für heut’, sagt noch Regen und Sturm voraus.«

»Den Rückweg müßt ihr allerdings ohne mich machen«, erklärte Andreas. »Ich werd’ noch bis morgen abend hier bleiben und den Eltern helfen. Für morgen mittag hat sich eine Reisegruppe angesagt, da paßt’s ganz gut, da ich noch frei hab’.«

»Also, dann pfüat euch, zusammen«, verabschiedeten sich Steffi und Florian.

»Paß gut auf dich auf«, raunte Andreas dem Madel augenzwinkernd zu. »Der Bursche ist ein rechter Hallodri, vor dem keine Schürze sicher ist.«

»Du mußt g’rad große Töne spucken«, erwiderte Florian und hieb dem Freund die Faust auf die Schulter. »Seinetwegen weinen sich die Madeln die Seele aus dem Leib!«

Steffi betrachtete sie beide mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Mir scheint, da steht der eine dem and’ren net nach«, kommentierte sie das freundschaftliche Geplänkel.

Florian verzog schmerzhaft das Gesicht.

»Au’, das hat gesessen«, sagte er, scheinbar zerknirscht. »Ich glaub’, sie hat uns durchschaut.«

Andreas deutete zum Himmel, an dem urplötzlich pechschwarze Wolken aufgezogen waren.

»Jetzt aber los mit euch«, befahl er. »Sonst seht ihr spätestens in einer Stunde aus wie nasse Katzen.«

Die Sennerfamilie winkte den beiden hinterher, und Steffi folgte Florian, der eilig vorausschritt.

Daß Andreas’ Blicke ihnen eifersüchtig folgten, konnte sie nicht mehr sehen.

*

Elena Wiesinger strich dem kleinen, zitternden Bündel, das auf dem Tisch im Behandlungszimmer saß, beruhigend über das Fell. Geschickt setzte sie die Spritze, der Hund gab ein leises Quiecken von sich.

»So, ist ja schon alles vorbei«, sagte die Tierrärztin und gab dem Tier ein Leckerli.

Sie wandte sich zu dem jungen Madel um.

»Kannst’ ihn wieder in seinen Käfig legen, Valerie. Die Frau Buschinger holt den Miro morgen wieder ab.«

Valerie Thalbacher hob den Hund vom Tisch herunter und setzte ihn in den Korb, der darunter stand. Dann brachte sie ihn in den Raum, in dem die Käfige für die Tiere standen, die über Nacht in der Praxis blieben.

»Was gibt’s denn sonst noch zu tun, Frau Doktor?« fragte die Achtzehnjährige.

Die Tierärztin sah sich dem Behandlungszimmer um.

»Du, wenn du noch ein bissel aufräumen könnt’st? Dann war’s das wohl, für heut’. Der Marius wartet doch bestimmt schon auf dich.«

Valerie nickte und säuberte den Tisch, die Schalen und den Korb, in dem schmutziges und gebrauchtes Verbandsmaterial lagen. Elena hatte sich an ihren Schreibtisch gesetzt und machte sich Notizen auf einem Karteiblatt. Zwischendurch blickte sie immer wieder mal zu dem Madel hin, das eifrig damit beschäftigt war, alles zu ordnen und an seinen Platz zu stellen. Man merkte, mit wieviel Liebe und Hingabe Valerie bei der Arbeit war.

Bestimmt wird aus ihr mal eine gute Tierärztin, dachte Elena Wiesinger. Valerie arbeitete seit zwei Wochen in der Praxis. Sie nutzte die Ferien, um praktische Erfahrung zu sammeln. Die Eltern des Madels bewirtschafteten einen Berghof, den einmal der ältere Bruder übernehmen würde. Seit Valerie laufen konnte, waren Tiere das Schönste für sie, und schon früh stand fest, daß sie einmal Tierärztin werden wollte. Nur zu gerne räumte Dr. Elena Wiesinger ihr die Chance ein,

in den Ferien herzukommen

und sich erstes Wissen anzueignen.

»So, fertig«, sagte das Madel, nachdem es sich noch einmal gründlich die Hände gesäubert hatte.

»Gut, dann machen wir Feierabend«, nickte Elena. »Ich bin auch froh, daß der Tag vorüber ist. Morgen früh fahren wir als erstes gleich zur Jenner-Alm hinauf. Die Maria hat heut nachmittag angerufen. Sie meint, daß eine ihrer Kühe eine Flechte hat. Wir werden uns das Tier mal ansehen.«

»Ist gut, Frau Doktor, dann werd’ ich so gegen fünf hier sein.«

Die attraktive Tierärztin seufzte.

»Da müssen wir schon wieder früh aus dem Bett, was? Na ja, es ist ja net jeden Tag so. Am Wochenend’ können wir ausschlafen.«

Sie verließen die Praxis. Draußen wartete bereits Marius Leitner. Der Bursche und das Madel hatten sich auf dem Gymnasium kennengelernt. Marius’ Vater war Amtstierarzt in der Kreisstadt. Der größte Wunsch der beiden jungen Leute war es, später einmal zusammen in München zu studieren. Beide hatten sie das Abitur glänzend bestanden, und damit die Voraussetzungen für ein Veterinärstudium geschaffen.

»Grüß’ deinen Vater recht schön«, rief Elena dem Freund des Madels zu.

Sie schloß die Tür zu ihrer Praxis ab und ging zu dem Haus hinüber, in den sie mit ihrem Mann wohnte.

Dr. Toni Wiesinger, praktischer Arzt in St. Johann, begrüßte seine Frau mit einem liebevollen Kuß.

»Na, Spatzel, hast’ auch einen harten Tag hinter dir, was? Zum Glück ist da ja noch die Valerie, die dich ein bissel unterstützen kann.«

Die Tierärztin hatte ihre Schuhe ausgezogen und massierte die wehen Füße. Den ganzen Tag auf den Beinen, und kaum Gelegenheit, sich einmal zu setzen – das merkte man am Abend schon.

»Komm’, ich mach’ dir ein Fußbad, und dann erzählst’ mir, wie dein Tag heut’ war«, bot Toni an.

»Ah, das tut gut«, sagte Elena, als sie wenig später die Füße in das lauwarme Wasser tauchte.

Meistens sahen sich die Eheleute wenigstens zum Mittagessen, doch heute war der Andrang so groß gewesen, daß selbst diese Pause ausfallen mußte.

»Ja, die Valerie ist wirklich eine große Hilfe«, meinte Elena. »Wenn die so weitermacht, dann schafft sie das Studium spielend.«

Draußen grummelte es. Das Gewitter, das zuvor noch irgendwo in den Bergen hing, war herübergezogen und entlud sich nun über dem Dorf. Es hatte etwas Gemütliches, behaglich im Wohnzimmer zu sitzen, eng aneinander gekuschelt. Auf dem Tisch stand eine Flasche Rotwein und ein Teller mit Käsehäppchen. Aus der Stereoanlage erklang leise Musik. Dazu prasselte der Regen an die Fensterscheiben.

»Ach, ich wünscht’, ich hätt’ auch so einen Praktikanten«, seufzte Toni Wiesinger. »An manchen Tagen wächst einem die Arbeit wirklich über den Kopf.«

»Vielleicht solltest’ dir mal ein bissel Zeit nehmen und in deiner Fachzeitschrift blättern«, meinte seine Frau. »Da inserieren doch immer wieder junge Ärzte, die eine Assistentenstelle suchen. Wenn sich das dann mit den Gehaltsvorstellungen deckt, wär’ das doch eine feine Sache. Vielleicht könnten wir uns dann sogar ein paar Tage Urlaub gönnen.«

»Da könntest’ recht haben«, nickte der Arzt. »Warum eigentlich net.«

Er wandte sich zu ihr und zog sie zärtlich an sich.

»Aber, jetzt net. Im Moment gibt’s Schöneres, als in einer Zeitung zu lesen...«

*

Steffi entledigte sich ihrer nassen Sachen und sprang unter die Dusche. Ach, tat das heiße Wasser gut!

Auf den letzten Metern waren sie doch noch von dem Gewitter eingeholt worden. Dabei war Florian noch schlechter dran, als sie. Natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, Steffi bis zu ihrer Pension zu bringen. Jetzt mußte er noch zurück, zum elterlichen Hof, was noch mal einen Marsch von gut sechs Kilometern bedeutete.

Beim Abschied vor der Tür hatte sie sich mit einem Kuß auf seine Wange bedankt, und für den nächsten Tag verabredeten sie einen Spaziergang durch die Hohe Riest. Florians Eltern gehörte ein Stück des Bergwaldes.

»Allerdings wird der Andy net dabei sein können«, erklärte der Bauernsohn. »Der muß morgen ja bei den Eltern auf der Alm aushelfen. Ich hoff’, daß du auch mit mir allein vorlieb nimmst...?«

Er hatte es mit einem Augenzwinkern gesagt, doch dabei hatte sein Herz bis zum Hals hinaufgeschlagen...

Steffi trocknete sich ab und kuschelte sich in ihren flauschigen Bademantel. Auf dem Tischchen neben dem Bett, stand eine Thermoskanne mit heißem Tee. Therese Wertler hatte ihn gekocht, als sie ihren Gast, durchnäßt bis auf die Haut, hatte hereinkommen sehen.

Der Bergpfarrer Classic 39 – Heimatroman

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