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Grünflächenmanagement

Stadtgrün erfährt in Zeiten des Klimawandels und der Innenverdichtung einen bedeutenden Wertezuwachs. Die verantwortlichen Politiker, Ämter und Bauhöfe sowie die beauftragten GaLaBauer, Gärtner und Hausmeister werden nicht nur mit dem steigenden Nutzungsdruck konfrontiert, sondern auch mit der Frage, wie zeitgemäße Grünanlagen ausgestattet sein müssen, und mit welchen Methoden, die Pflege und Unterhaltung der Grünflächen bei anhaltendem Kostendruck und Personalmangel gemanagt werden kann. Der Aufbau eines effizienten Grünflächenmanagements ist die pragmatischste Methode, die finanziellen und personellen Möglichkeiten darzulegen und transparent zu machen, gewünschte Qualitätskriterien für das Stadtgrün zu formulieren, sowie Planung und Grünflächenunterhaltung wirtschaftlich zu steuern.

Bausteine des Grünflächenmanagements

Häufig gestellte Fragen rund um den Aufbau eines Grünflächenmanagements sind u. a.:

Wie können Bürger, Politiker und Geldgeber mitgenommen und überzeugt werden?

Wie kann Qualität im Grün trotz Geld- und Personalmangel erhalten werden?

Wie werden Pflegepläne und Leistungsbeschreibungen für die interne und externe Vergabe erstellt?

Welche Möglichkeiten gibt es, die Arbeiten effizienter zu steuern?

Wie kann die Zusammenarbeit/Planung zwischen administrativer Grünflächenunterhaltung und Bauhof verbessert werden?

Wie viel Personal und finanzielle Mittel werden für die Grünpflege und Unterhaltung benötigt?

Welche Arbeiten sollten im Eigenbetrieb gemacht, welche fremd vergeben werden?

Für die Entwicklung eines effizienten Grünflächenmanagements müssen verschiedene Bausteine erarbeitet und ineinander verzahnt werden. Dazu zählen

die Datenerfassung,

das Qualitätsmanagement und

die betriebswirtschaftliche Steuerung.

Datenerfassung und Grünflächeninformationssystem (GRIS)

Die Erfassung der objekt- und anlagebezogenen Daten mit Angliederung an ein Betriebssteuerungssystem (GRIS) erfordert während der Aufbauphase einen hohen Aufwand, der sich jedoch in der anschließenden Fortschreibung erheblich reduziert.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Erfassung aller objektbezogenen Flächeninhalte und Daten sowie der dazu gehörigen Tätigkeiten schafft Transparenz in den Kosten und Arbeitsabläufen. Wirtschaftliches und organisatorisches Optimierungspotential wird sichtbar und kann gezielt in profitablere Umsetzungsmechanismen gelenkt werden.

Mit welchen Gruppengrößen, Tourenplänen, Maschineneinsatz und Werkzeugen können die anfallenden Arbeiten am effizientesten bewältigt werden? Welche eigenen Zeitwerte stehen hinter den zu erledigenden Aufgaben? In welchem Verhältnis steht der geplante zum tatsächlichen Mitteleinsatz? Wie können Arbeitsprozesse verändert werden, um befriedigendere Ergebnisse zu erzielen?

Auch bezüglich der Planung sind Kostenszenarien mit unterschiedlich simulierten Qualitätsstandards und Ausstattungen als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Entwicklungen möglich. Nicht nur bei Neuplanungen, sondern bei der Revitalisierung des Bestandes ist das eine wichtige Komponente, um die Grünflächen im Rahmen der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zu pflegen und unterhalten zu können.

Grundbestandteil des GRIS ist das Grünflächenkataster, in dem alle Flächen sowie deren Inhalte wie Wege, bauliche Elemente, Ausstattungen oder Vegetation erfasst werden.

Die Verknüpfung des GRIS mit dem geographischen Informationssystem (GIS) gehört zum heutigen Standard, wobei es wichtig ist, dass die Sachdaten des GRIS unabhängig vom GIS abgelegt werden können. Diese ermöglicht spätere Änderungen des GIS ohne Daten- und Funktionsverlust. Die Daten für das Grünflächenkataster lassen sich aus unterschiedlichsten Quellen wie z. B. aus Luftbildern oder digitalen Plänen generieren. Es empfiehlt sich eine Analyse sämtlicher Daten im Vorfeld der Erfassung zu machen, um den Vorgang so effizient wie möglich zu gestalten.


1 Darstellung der Pflegeeinheiten am Beispiel der Stadt Herne © Stadt Herne FB Stadtgrün

Erfolgt die Erfassung der Bestände auf der Basis georeferenzierter Luftbilder mit geeigneter Auflösung, so ist ein guter Zeitraum Ende März bis Anfang April (je nach jahreszeitlicher Entwicklung), wenn die Vegetations- und Rasenflächen gerade austreiben. Der Austrieb lässt dann eine feine Differenzierung der Vegetation zu, sodass ein Großteil der Flächen aus einem guten Luftbild gewonnen werden kann. Der Himmel sollte wolkenlos und klar sein, Schlagschatten lässt sich in den frühen Vormittagsstunden und nach 14 Uhr vermeiden. Die Befliegung mit Drohnen und der maßstabsgetreuen Verarbeitung der Aufnahmen ergibt sogar bessere Ergebnisse, da unterschiedliche Flächeninhalte auf den Fotos besser erkennbar sind, und damit Zeit für die sonst notwendige Auswertung vor Ort gespart werden kann.

Mit viel Sorgfalt muss die Festlegung der aufzunehmenden Inhalte des Objektartenkatalogs erfolgen, da auf dieser Grundlage die Pflegepläne erstellt werden. Der FLL-Objektartenkatalog Freianlagen (OK FREI) (entspricht DIN 276-1 Kosten im Bauwesen) oder die GALK-Empfehlung für eine Grünflächendatei haben sich als Vorlagen gut bewährt. In der Praxis werden die Inhalte (Flächenschlüssel) gemeinsam mit den administrativ Verantwortlichen und Mitarbeitern vor Ort erarbeitet. So wird gewährleistet, dass die Arbeiten von den Praktikern während der Eingabe genau zugeordnet und für die Auswertungen erfasst werden können.


2 Beispiel für einen Objektartenkatalog

Der Personal- und Kostenaufwand ist trotz der geschilderten Vorteile des Betriebssteuerungssystems erheblich und von den jeweiligen Flächengrößen und Ansprüchen der Betreiber abhängig. Die Beauftragung von externen Büros kann den Personalaufwand reduzieren. Sie entbindet jedoch nicht von der Steuerung durch ein Projektteam während der Aufbauphase. Für die spätere Projektbetreuung wird mindestens ein kompetenter Ansprechpartner benötigt. Werden die Aktualisierungen des Datenbestandes extern erledigt, entfällt der ansonsten dafür benötigte Personalaufwand, der in Abhängigkeit des zu bewältigenden Pensums eine halbe bis ganze Stelle oder auch mehr betragen kann. Ist der Anfang erst einmal gemacht, wird der Nutzen eines GRIS für die effiziente Bewirtschaftung jedoch immer deutlicher, zum Wohle der transparenten und werterhaltenden Grünflächenpflege und Unterhaltung. Der Aufwand kann an anderer Stelle wieder eingespart werden kann.

Qualitätsmanagement

Die Formulierung der Qualitätskriterien für den gesamten Grünbestand ist ein weiterer wichtiger Baustein des effizienten Grünflächenmanagements. Denn damit wird zwischen Politik, Verwaltung und Ausführenden vereinbart, welche Standards mit welchem Pflege- und Unterhaltungsaufwand wünschenswert wären bzw. überhaupt finanziell geleistet werden können.

Pflegekategorien (Service Level)

Üblicherweise werden bis zu fünf Pflegekategorien (Service Levels) formuliert. Die Klassifizierung erfolgt nach den individuellen Ansprüchen jeder Kommune.

Sie richtet sich nach

der Bedeutung für die Bürger sowie für auswärtige Besucher der Kommune,

der Funktionsvielfalt,

den Nutzungsmöglichkeiten und -frequenzen,

den planerischen Gestaltungsabsichten,

der Qualität und Anzahl der vegetationstechnischen und baulichen Ausstattungs-Elemente,

dem Pflegeaufwand und der Betreuungsintensität.

Die folgenden beispielhaften Ausführungen werden auf Basis von drei Pflegekategorien erläutert.

Wie in Abbildung 3 dargestellt, nehmen die Bedeutung, Hochwertigkeit der Ausstattung und Pflegeintensität von Pflegekategorie (PK) 1 bis 3 ab. In der Praxis bedeutet dies, dass einige Grünanlagen noch in die zugeordnete Kategorie entwickelt werden müssen, weil sie sich noch nicht in dem gewünschten Ausstattungsgrad befinden. Beispielsweise kann in den Pflegkategorien 2 und 3 kein Wechselflor vorgesehen sein, sondern pflegeleichtere Vegetationstypen wie extensive Staudenbepflanzungen, Blumenwiesen sowie einheimische Gehölze.

Im Rahmen der Klassifizierung sollte als Ziel immer angestrebt werden, die Anlagen der einzelnen Kategorien so zu gestalten und auszustatten, dass sie trotz reduziertem Pflegeaufwand ihre Funktion erfüllen und eine werterhaltende Weiterentwicklung gewährleistet ist. Auf der Grundlage von Pflege- und Entwicklungsplänen mit Kostenaufstellungen, können so Prioritäten für die kurz-, mittel- und langfristige Realisierung gesetzt werden.

Sind die Qualitätsziele abgestimmt, werden sämtliche Freiflächen-Typen wie z. B. Friedhöfe, Parkanlagen, Spiel- und Sportplätze, Straßenbegleitgrün, Naturschutzgebiete etc. den jeweiligen Kategorien zugeordnet.

Im Modellprojekt Grünpflege-Konzept (Abbildung 7) ist eine beispielhafte Aufteilung schematisch dargestellt. Pflegekategorie 1 nimmt hier den geringsten prozentualen Anteil ein, gefolgt von Pflegekategorie 3. Der Löwenanteil ist für Anlagen der Kategorie 2 vorgesehen. Durch geschicktes Umschichten kann diese Verteilung im Bedarfsfall verändert werden.


3 Hierarchie der Pflegekategorien © Monika Böhm

Zur Pflegekategorie 1 zählen repräsentative Anlagen mit großer Bedeutung für externe Besucher und Bürger. Die Qualitätsmerkmale sind pflegeintensive Flächeninhalte wie Rosen, Stauden und intensiv gemähte Rasenflächen. Die Gestaltung, Vegetation und Ausstattungsgegenstände sind hochwertig und differenziert, in gleichem Maße die Aufenthaltsqualität und Erholungsfunktion. Die Anlagen werden zum Teil stark genutzt und beansprucht. Die Ansprüche an den Pflegezustand und die Sauberkeit liegen im oberen Level. 4 Pflegekategorie 1: Hoher Standard und repräsentativ © Monika Böhm
Zur Pflegekategorie 2 zählen funktional gestaltete Anlagen zur Naherholung der Nutzer. Zu den Qualitätsmerkmalen zählt eine solide Ausstattung für die alltägliche Nutzung, Spiel und Sport. Die Gestaltung, Vegetation und Ausstattungsgegenstände der Anlagen sind pflegeleicht und robust. Der Pflegeaufwand liegt im mittleren Level. Je nach Nutzung sind die Ansprüche an die Sauberkeit durchschnittlich bis hoch. 5 Pflegekategorie 2: Robust und alltagstauglich © Monika Böhm
Zur Pflegekategorie 3 gehören einfache und überwiegend extensiv gestaltete Anlagen mit Erholungsfunktion, jedoch ohne große Aufenthaltsqualität. Sie müssen in erster Linie verkehrssicher sein. Die Qualitätsmerkmale sind pflegearme Flächeninhalte mit überwiegend extensiven Vegetations- und Rasenflächen. Die ökologische Bedeutung ist hoch. Die Ausstattung ist einfach und robust. Auf Möblierung wird bei vielen Flächen komplett verzichtet. Der Pflegezustand sowie die Sauberkeit liegen entsprechend der Ausstattung und Nutzung im unteren Level, bei Bedarf wird lediglich Grunderhaltung geleistet. 6 Pflegekategorie 3: Naturnah mit hoher ökologischer Bedeutung © Monika Böhm

7 Anhand des Modell-Projektes für ein Grünpflege-Konzept wird deutlich, dass verschiedene Faktoren (Planung sowie Optimierung der Organisation und des Fuhrparks) die zukünftige Pflege sowie den dafür notwendigen (Personal-)Aufwand beeinflussen. © Monika Böhm

Jahrespflegepläne

Auf Grundlage der Qualitätsziele werden Jahrespläne für die fach- und normgerechte Pflege und Unterhaltung formuliert. Zuvor müssen gemeinsam mit den verantwortlichen Mitarbeitern der Grünpflege die aktuell durchgeführten Arbeiten erhoben werden. Dieser Prozess ist deshalb so wichtig, weil die Arbeiten häufig nur in den Köpfen existieren. Durch die Dokumentation werden die Arbeiten strukturiert und Denkprozesse hinsichtlich der Arbeitsorganisation angestoßen. Der Objektartenkatalog Freianlagen der FLL, Stand 2016, dient hier als Vorlage, muss aber auf die Anforderungen des jeweiligen Betreibers angepasst werden.

Neben der Strukturierung der Arbeitsabläufe dienen die Pflegepläne auch als Argumentationsgrundlage für die Durchsetzung von Prioritäten im Tagesgeschäft, wenn Aufträge auf Zuruf drohen, überhand zu nehmen.

Häufig klaffen die tatsächlich durchgeführten und die zur Werterhaltung notwendigen Maßnahmen mehr oder weniger auseinander.


8 Ausschnitt eines Pflegeplans mit aktuellen und werterhaltenden Pflegestandards. © Monika Böhm

Empfehlung

Eine überschaubare Anzahl von Testflächen aller Pflegekategorien begutachten, um den Pflegezustand mit den derzeit durchgeführten Maßnahmen in Bezug setzen zu können.

Qualitätsbeurteilung ausgewählter Anlagen

Beurteilt werden bei der Begutachtung vor Ort neben der Funktionsfähigkeit und Gestaltung die Pflegezustände sämtlicher Flächeninhalte auf Basis der zukünftig gewünschten Qualitätsansprüche (Pflegekategorien). Erfahrungsgemäß sind immer wieder folgende Phänomene festzustellen:

Der Zustand und Ausstattungsgrad der Anlagen entspricht besonders im oberen Level nicht den Qualitätszielen (Pflegekategorien).

Der Pflegezustand spiegelt die tatsächlich durchgeführten, häufig zu niedrig angesetzten Pflegetakte wider. Am häufigsten treten die folgenden Mängel auf:

– Die fachgerechte Reinigung und Instandhaltung der Wege wird vernachlässigt oder mit ineffizienten Methoden durchgeführt.

– Die Möblierung ist vernachlässigt, häufig sind Standorte unbefestigt.

– Die Gehölzpflege wird zu selten oder nicht fachgerecht durchgeführt. Bevorzugt wird der „Bubikopf-Schnitt“ anstelle eines fachgerechten Auslichtungs- und Verjüngungsschnittes angewendet.

– Pflanzlücken führen zur Degenerierung der Vegetation und erhöhen den Pflegeaufwand. Der Aufwand für die Pflege von Flächen mit mehr als 20 % Pflanzlücken steigt im Gegensatz zu lückenlos geschlossenen Flächen um das Fünffache an.

Die Auswahl falscher Werkzeuge (z. B. Hacken) beschädigt die Bepflanzung, so z. B. Ausläuferwurzeln von Stauden. Infolgedessen muss immer wieder nachgepflanzt und Fertigstellungs- und Entwicklungspflege durchgeführt werden.

Die Planung ist immer nur so gut wie die Unterhaltung. Planungsdefizite können zu einer ineffizienten Bewirtschaftung führen. Zu den häufigsten Mängeln zählen:

– Ungeeignete Pflanzenauswahl

– verwinkelt geplante und damit pflegeaufwendige Situationen auf Wegen und Rasenflächen

– ungeeignete Ausstattungen in stark genutzten Anlagen


9 Unbefestigte Bankstandorte sind pflegeaufwendig und werden häufig übersehen. © Monika Böhm


10 Der schmale Rasenstreifen muss in Handarbeit gemäht, ungeeignete Gehölze regelmäßig beschnitten werden. © Monika Böhm


11 Zu stark wachsende Gehölze sprengen den Platz auf den Grabzwischenbepflanzungen. © Monika Böhm


12 Kleinteilige Planungen erschweren die Pflege. © Monika Böhm

Wenn die Bearbeitung der begutachteten Anlagen aus verschiedenen Gründen zu aufwendig ist, und eine werterhaltende Entwicklung nicht gewährleistet werden kann, müssen neben der Anpassung der Pflegstandards die festgestellten Mängel in den Anlagen beseitigt werden. Am Beispiel von Testflächen können zunächst Erfahrungen gesammelt werden. Um die Pflege und Unterhaltung jedoch anhaltend effizienter zu gestalten, ist es sinnvoll, alle Anlagen des Grünbestandes zu begutachten und darauf abgestimmte Pflege- und Entwicklungspläne zu erarbeiten, die im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten kurz-, mittel- und langfristig realisiert werden können.

Die Attraktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Erleichterung und Reduzierung des Pflege- und Unterhaltungsaufwandes stehen dabei immer an erster Stelle. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, ist es empfehlenswert, im Vorfeld Kostenszenarien hinsichtlich der Auswahl der Vegetation, der Materialen, der Ausstattungsgegenstände, sowie des anschließenden Unterhaltungsaufwandes zu machen. Wichtig ist hier die frühzeitige Zusammenarbeit der Planung mit den Verantwortlichen für den Unterhalt.

Betriebswirtschaftliche Steuerung

Im Modell-Projekt Grünpflege-Konzept (Abbildung 7) wurden in einem Rechenbeispiel der optimierte (werterhaltende) Pflegebedarf und der vorhandene Personalbestand gegenüber gestellt. Daraus ergibt sich eine Differenz von fünf Ganzjahresvollzeitkräften (GJV). Ein Exempel wie es mit anderen Zahlen in der Praxis auch auftreten kann.

Zur Reduzierung der berechneten Differenz gibt es verschiedene Möglichkeiten bzw. Stellschrauben. Eine davon ist die gestalterische Überarbeitung des Bestandes: Im Modell-Projekt ist angestrebt, auf diese Art und Weise 1,5 GJV weniger zusätzlich aufwenden zu müssen. Die weitere Reduzierung von zusätzlich benötigten Arbeitskräften soll durch die Prüfung und Optimierung der Arbeitsorganisation sowie des Fuhrparkeinsatzes kompensiert werden.


13 Pflegereduzierung durch gestalterische Anpassungen wie Rückbauten, Lückenschluss bei Pflanzflächen, Austausch von pflegeintensiven Bepflanzungen. Durch diese Maßnahmen können Umschichtungen in der prozentualen Verteilung der Pflegekategorien erfolgen und somit Zeit und Geld eingespart werden. © Monika Böhm

Gestalterische Anpassung der Flächen zur Attraktivitätssteigerung und Pflegereduzierung

Bevor für einzelne Anlagen Anpassungsplanungen erstellt werden, muss der gesamte Bestand im Hinblick auf überflüssige Angebote, Vegetation, Wegeverbindungen und Ausstattungen untersucht werden.

Ein Verantwortlicher hat bspw. in Absprache mit dem Bürgermeister seiner Gemeinde sämtliche unbespielte Bolzplätze extensiviert. Neben der Reduzierung ungenutzter Flächen konnte damit ein entscheidender Beitrag zur Biodiversität geleistet werden.

Im Rahmen eines Projekts zur Effizienzsteigerung wurden fragwürdige Bepflanzungen auf deren Funktionserfüllung und Pflegbarkeit überprüft. In diesem Beispiel war die den gesamten Sportplatz umgebende Hecke bis zu 3 m hoch. Für den einmal pro Jahr durchgeführten Rückschnitt wurden ca. 75 Stunden ohne Abtransport des Materials benötigt. Da der Heckenschnitt aus Kapazitätsgründen in der gesamten Ortschaft lediglich einmal pro Jahr vorgesehen war, ist die Hecke entsprechend hoch gewachsen. Somit wurde der Beweis angetreten, dass die Reduzierung von Pflegegängen eher zusätzlichen Aufwand erzeugen als einsparen kann. Konkret ging es um die Frage, ob die Hecke komplett entfernt oder zurückgeschnitten werden soll. Da der Sichtschutz aus Sicht der Betreiber des Sportplatzes notwendig war, wurde der Bestand auf eine Höhe von 1,70 m herabgesetzt und als Pflegeziel dieselbe Höhe und eine Breite von 0,80 m festgelegt. Als zukünftiges Pflegeziel wurde fixiert, dass die Arbeiten zukünftig ohne Leitern oder Gestelle durchgeführt werden sollen.


14 Durchgewachsene Hecke mit hohem Pflegaufwand © Monika Böhm


15 Frühjahrsaspekt alternativer Bepflanzungskonzepte im Straßenbegleitgrün © Monika Böhm


16 Lückenhafte Rosenbepflanzungen im Straßenbegleitgrün bieten Anlass zu Veränderungen. © Monika Böhm


17 Die Attraktivität ist nach der Sanierung gestiegen, der Aufwand deutlich gesunken. © Monika Böhm

Die Pflege und Unterhaltung des Straßenbegleitgrüns stellt die Mitarbeiter vieler Städte und Kommunen immer wieder wegen der extremen Standorte und Belastungen vor Herausforderungen. In vielen Städten und Gemeinden werden deshalb seit einigen Jahren ganze Straßenzüge zur Attraktivitätssteigerung und besseren Pflegbarkeit abschnittsweise umgebaut. Mit Erfolg wurde bspw. in Konstanz seit 2009 der Versuch gestartet, eine pflegeleichte Bepflanzung anzusiedeln, die den extremen standörtlichen und klimatischen Bedingungen wie Wanneneffekt, Hitze, Streusalzbelastung und Trockenheit standhält. Vor allem bei Neubauvorhaben sollte neben den wirtschaftlichen Gründen forciert werden, dass die Mitteltrenn- und Seitentrennstreifen nicht der „Einfachheit“ wegen gepflastert, sondern weiterhin begrünt werden. Das Staudensortiment wird von Anfang an je nach Standort in unterschiedlichen Kombinationen in ein 40 cm bis 50 cm starkes Substrat aus ungewaschenem Kies der Körnung Ø 0 – 120 mm gepflanzt und bekommt eine organische Startdüngung. Sämtliche Sortimente wurden in den letzten Jahren auf Tauglichkeit überprüft und entsprechend angepasst. Der Pflegeaufwand ist anfangs etwas aufwendiger (Wässern, Wildkrautbekämpfung). Sobald die Flächen jedoch geschlossen sind, ist eine Reduktion von mindestens 20 % bis 30 % des Aufwandes zur Pflege von „klassischen“ Bepflanzungen festzustellen.

Ähnliche Erfahrungen hat die Stadt Göttingen gemacht. Während in früheren Zeiten Einsparmaßnahmen durch Reduzierung von Pflegegängen mit entsprechenden negativen Folgeerscheinungen auf den Vegetationsflächen vorgenommen wurden, hat der Fachdienst Grünflächen nach alternativen Möglichkeiten von Kostensenkungen gesucht. Als Ziel wurde deklariert, von den Erfahrungen dieser Maßnahme gesamtstädtisch ein Modell für ein nachhaltiges Grünflächenmanagement zu entwickeln. Im Zuge dessen wurden exemplarische Flächen im Straßenbegleitgrün begutachtet und festgestellt, dass die oft pflegeaufwendigen Stauden-, Bodendecker-, Strauch- und Rosenflächen teils erheblich überaltert waren, und massive Lücken in den Bepflanzungen aufwiesen. Nach Analyse der Bestandsaufnahme wurden, als Orientierungshilfe für zukünftige Bepflanzungen sowie zur Gewährleistung einer möglichst hohen Artenvielfalt insgesamt, zehn unterschiedliche Vegetationstypen für das Straßenbegleitgrün festgelegt. Dieser Katalog dient auch externen Auftragnehmern als Leitfaden für zukünftige Planungen. Aufgrund der durchgeführten Sanierungen konnte der Aufwand im Untersuchungsgebiet um 30 % reduziert werden. Die Amortisationszeiten lagen im Mittel bei vier Jahren.

Anlässlich der Teilnahme am nationalen und internationalen Wettbewerb „Entente Florale“ in den Jahren 2014 und 2015 begann die Stadt Rheinfelden u. a. Grünanlagen wie den Stadtpark, die Rudolf-Vogel-Anlage (siehe Abbildung 18 und 19), und den Hauptfriedhof zu überarbeiten. Die Bewertung der Jury war äußerst positiv. Auch dank dieser Maßnahmen wurde in beiden Wettbewerben Gold gewonnen.

„Für die Rudolf-Vogel-Anlage [...] wurde ein Pflegekonzept entwickelt, in dem Ziele und Maßnahmen beschrieben und festgelegt sind. In gleichem Sinne wurde mit dem Stadtpark verfahren, welcher nach fachlich guter Überarbeitung und durch Ergänzung mit vielen standortgeeigneten Pflanzen zu einem neuen Schmuckstück wurde. Die Jury lobt die Vorgehensweise und Hinzuziehung von Fachleuten ausdrücklich. Wichtig ist es, den nun eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen, alle notwendigen Pflege-, Änderungs- und Ergänzungsmaßnahmen durchzuführen und vor allem für den Erhalt und die dauerhafte Pflege zu sorgen.“ [1]

Weniger ist oft mehr – Bei der Begutachtung des Grünanlagenbestandes müssen immer folgende Fragen beantwortet werden:

Welche Funktion und Nutzergruppen hat eine Anlage?

Welche Ausstattungen sind notwendig?

Welche Wegebeläge und Vegetationstypen eignen sich am besten?

Wie sieht der spätere Unterhaltungsaufwand im Gegensatz zum derzeitigen Einsatz aus?

Qualität trotz Geld und Personalmangel ist möglich, indem alle Anlagen und deren Optimierungsmöglichkeiten gründlich unter die Lupe genommen werden. Die Erarbeitung und Umsetzung von Pflege- und Entwicklungskonzepten samt den dazugehörigen Kostenaufstellungen für den Umbau sowie den späteren Unterhaltungsaufwand bringen Struktur in den Arbeitsalltag und dienen als Argumentationsgrundlage für kurz-, mittel- und langfristige Mittelanmeldungen.

Die Stadt Mosbach konnte bspw. mit dem Pflege- und Entwicklungskonzept für den Landesartenschaupark bis zu 10 % des Unterhaltungsaufwandes einsparen und die Qualität nachhaltig steigern. Von 140 geplanten Maßnahmen in drei Parkteilen wurden in den ersten drei Jahren 50 Einzelmaßnahmen umgesetzt. „Dies wäre ohne das Parkpflege- und Entwicklungskonzept und der damit einhergehenden erhöhten Aufmerksamkeit aller Beteiligten am Landesgartenschaupark nicht möglich gewesen.“ [2]

Möglichkeiten der Optimierung des Personaleinsatzes

Die Personaleinsatzplanung und Steuerung der Betriebsabläufe im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten sind weitere beeinflussbare Größen beim Aufbau und der Fortführung des effizienten Grünflächenmanagements.

Eine große Herausforderung für die ausführenden Bauhöfe und Servicebetriebe ist oftmals der Altersdurchschnitt sowie zuweilen hohe Krankenstände. Das durchschnittliche Alter liegt in vielen Betrieben im Mittel bei 50 Jahren, die Krankheitsrate zwischen 25 % und 30 %, bisweilen auch höher. Diese Fakten müssen bei der Einsatzplanung, aber auch bei der Bewertung der tatsächlich verfügbaren Kapazitäten berücksichtigt werden. Einige Betriebe bilden (wieder) eigenes Personal aus, um ausscheidende Mitarbeiter durch fachlich gut geschultes Personal zu ersetzen. Neben der Nachwuchsförderung spielt der individuell auf die Anforderungen des Betriebes zugeschnittene Qualifikationsmix eine entscheidende Rolle zur effizienten Bewältigung der Aufgaben.

Vorher Nachher
18 Vor der Umgestaltung wuchert das Grün im Gelände und auf den Wegen in der Stadt Rheinfelden. © Monika Böhm 19 Nach der Umgestaltung: Das Pflege- und Entwicklungskonzept sorgt für Transparenz und reduzierten Unterhaltungsaufwand. © Monika Böhm

20 Die Arbeitseinsatzplanung erfolgt auf Grundlage der Qualitätsziele, der Jahrespflegepläne sowie im Rahmen der individuellen Erfordernisse in Eigenarbeit und Fremdvergabe. © Monika Böhm

Jeder Betrieb sollte für sich überprüfen, wie viele Fachkräfte neben den Führungspersonen in den Kolonnen benötigt werden, und wie viele angelernte Hilfskräfte die Fachkräfte unterstützen sollen. Erfahrungsgemäß können bspw. bei der Wildkrautbeseitigung in Gehölzen und Stauden-Blockbepflanzungen geschulte Hilfskräfte eingesetzt werden. Bei dynamischen Staudenmischpflanzungen werden jedoch Fachkräfte mit dem nötigen Ausbildungshintergrund gebraucht.

Die Frage, welche Arbeiten im Eigenbetrieb und welche in Fremdvergabe geleistet werden, hängt von den Stärken und Schwächen des jeweiligen Betriebes ab. Einige arbeiten zum Großteil mit eigenem Personal und vergeben das Massengeschäft wie Rasen- und Wiesenmahd, Gehölz- und Heckenschnitt, die Baumpflege oder Bewässerungsarbeiten. Andere vergeben den größten Teil der Pflege- und Instandhaltungsarbeiten und agieren als fachlich steuernde und kontrollierende Verwaltungseinheit, so z. B. die Grün Berlin GmbH im ehemaligen Bundegartenschaugelände Britzer Garten und weiteren Anlagen.


21 Pflegeplan mit Vorgabe des Maschinen- und Geräteeinsatzes sowie der Durchführungszeiten © Monika Böhm


22 Mangelhafte Bodenvorbereitung sowie Einsatz von ungeeigneten Werkzeugen führen zu immer größer werdenden Pflanzlücken. © Monika Böhm


23 Nach der Sanierung mit entprechender Bodenvorbereitung und mineralischer Mulchschicht werden Wildkräuter zur Schonung des Wurzelwerkes gejätet. © Monika Böhm


24 Auch bei Wegflächen bestimmen der Qualitätsanspruch und die fachgerechte Durchführung der Wildkrautbeseitigung das Ergebnis. © Monika Böhm

Bei der Erstellung der Jahrespflegepläne für eine werterhaltende Pflege und Unterhaltung hat es sich bereits im Rahmen der Analyse der gegenwärtigen Arbeitspraxis bewährt, die Durchführungszeiten sowie den Maschinen-, Geräte und Werkzeugeinsatz zu durchleuchten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können genutzt werden, entsprechende Anpassungen vorzunehmen.

Ein Beispiel: Die Staudenfläche in Abbildung 22 wurde bislang immer mit der Hacke bearbeitet. Dadurch wurden die Wurzelausläufer zerstört, sodass Pflanzlücken entstanden sind, und sich Dauerunkräuter breit machen konnten. Auch wenn die Lücken nachgepflanzt werden, muss dort eine Fertigstellungs- und Entwicklungspflege erfolgen. Werden solche Einzelflächen nicht entsprechend betreut, was häufig der Fall ist, müssen erneut Nachpflanzungen erfolgen oder lückenhafte Bestände mit überhöhtem Aufwand gepflegt werden.

Auch bei der Pflege von Wegeflächen gibt es diverse Gestaltungsmöglichkeiten, wie und mit welcher Methode das Wildkraut beseitigt wird. Ob thermisch oder mechanisch, bei der Bearbeitung ist der gewählte Zeitpunkt wichtig. Stark eingewachsene Flächen mit Altkrautbewuchs sollten bereits im Herbst behandelt werden. Die weiteren Behandlungen sollten zeitig im Frühjahr beginnen. Erfahrungsgemäß sind für zwei ehemals durchgeführte Herbizidanwendungen anfangs sieben thermische Behandlungen notwendig. Danach muss dauerhaft mit einem Anstieg des Arbeitsaufwandes um 60 % bis 80 % für die Beseitigung des Wildkrautes gerechnet werden.

Angesichts dieser Fakten lohnt es sich bei der Festlegung der Qualitätsziele, den Sauberkeitsgrad der Wegeflächen zu überdenken. Ein Ansatz könnte die Empfehlung im Leitfaden zur Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Bewirtschaftung landeseigener Liegenschaften sein: „Befestigte Flächen sind nach ökologischen Gesichtspunkten zu pflegen [...] Die Wildkrautbekämpfung sollte nur mechanisch oder thermisch erfolgen (z. B. mittels Heißbedampfung; bei starker Verunkrautung ca. drei- bis viermal im Jahr, danach ca. zweimal im Jahr).“ [3]

Im Rahmen der effizienten Bewirtschaftung von Grünflächen ist die entscheidende Fragestellung: Wie viel Zeit wird auf den Flächen zur Durchführung aller im Jahrespflegeplan aufgeführten Arbeiten mit dem eigenen Personal benötigt?

In einem mit dieser Thematik befassten Projekt wurde zur Ermittlung von Zeitwerten eines Servicebetriebes im Verlauf eines Jahres die Arbeitszeiten in der Jahrespflege festgehalten und ausgewertet. Da noch keine spezifische Software vorhanden war, wurden die Aufnahmen auf Grundlage eines speziell entwickelten Formblatts getätigt. Die Auswertungen erfolgten über den Betrieb mittels Excel-Tabelle. Die Zeitwerte wurden mit Daten der FLL sowie bundesweit vergleichbaren Erfahrungswerten verglichen. Falls die Werte vom Servicebetrieb stark abwichen, wurden die Arbeitsprozesse vor Ort noch einmal gemeinsam mit den Verantwortlichen überprüft und bei Bedarf korrigiert. Durch diese Vorgehensweise wurde deutlich, wie wichtig es ist, eigene Zeitaufwände zu ermitteln, da Bedingungen, wie Topographie, Personalbeschaffenheit, Anfahrtswege etc. in jeder Kommune unterschiedlich sind.

In Tabelle 25 sind die im Jahresverlauf durchgeführten Arbeitsprozesse am Beispiel geschlossener Strauchflächen und Rosen stichwortartig beschrieben. Obwohl im Jahrespflegeplan eingeplant, konnten wegen Personal- und Mittelknappheit verschiedene Pflegegänge wie Aufwuchsbeseitigung, Auslichtungs- und Verjüngungsschnitt sowie Düngung der Beetrosen nicht durchgeführt werden. Zwei Zeitwerte wichen gegenüber den Richtwerten stark ab. Der Zeitaufwand für das auf den Stock setzen der Gehölze fiel höher aus, da in den jahrelang nicht zurückgeschnittenen Flächen zusätzlich eine Grundreinigung durchgeführt werden musste. Mit dieser Maßnahme wurde unbeabsichtigt ein weiteres Problem geschaffen. Da ein sehr großer Teilbereich zurück geschnitten wurde, können sich Lichtkeimer entwickeln, die aufwendig beseitigt werden müssen. Dieser Zeitaufwand muss zukünftig vermieden werden, indem ein fachgerechter Auslichtungs- und Verjüngungsschnitt erfolgt. Auf den Stock setzen der Gehölze sollte lediglich partiell durchgeführt werden. Dieser Fall zeigt, dass fachgerechte Pflege Zeit und Geld spart.

Aufwendig war ebenso die Beseitigung des Aufwuchses bei den ehemals lückenhaften Beetrosen. Um die Qualität der Anlage zu verbessern, erfolgten Nachpflanzungen und partieller Bodenaustausch. Da die Dauerunkräuter nicht komplett entfernt werden konnten, trieben diese durch und verursachten wiederum den erhöhten Pflegeaufwand. In solchen Fällen ist es ratsam, komplett zu sanieren sowie alternative pflegeleichtere Bepflanzungen zu prüfen, um kosten- und zeitaufwendige Experimente zu vermeiden.


25 Pflegeplan mit Vorgabe des Maschinen- und Geräteeinsatzes sowie der Durchführungszeiten © Monika Böhm


26 Diese stark lückenhafte Rosenfläche war nicht mehr zu bearbeiten. © Monika Böhm

Die beschrieben Fallbeispiele zeigen, dass durch die methodische Erfassung und Analyse sowohl die Stärken als auch das Optimierungspotenzial entdeckt werden können. Im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können somit schrittweise Anpassungen und Veränderungen vorgenommen werden.


27 Da die vorhandenen Dauerunkräuter bei der Nachpflanzung nicht vollständig entfernt werden konnten, wirkte sich das nachteilig auf die Qualität und den Pflegaufwand aus. © Monika Böhm

Durch die strukturierte Vorgehensweise,

Bestandsaufnahme,

Qualitätssicherung und

betriebswirtschaftliche Steuerung

steigt neben allen innerbetrieblichen Vorteilen die Transparenz und das Ansehen der operativ Tätigen. Vielen Bürgern, Politikern und Entscheidern ist nämlich gar nicht bewusst, welche Maßnahmen und fachliche Auseinandersetzungen hinter einer qualitätsvollen sowie nachhaltigen Pflege und Unterhaltung stehen.

Eine Bemerkung noch zu den häufig anfallenden außerplanmäßigen Arbeiten: Die effiziente Arbeit vieler Bauhöfe und Servicebetriebe leidet darunter, auf Zuruf für die verschiedensten Arbeiten verfügbar sein zu müssen. Wenn permanent von den eigentlichen Aufgaben im Jahrespflegeplan abgewichen werden muss, fallen ständig neue Rüst-, An- und Abfahrzeiten an. Angefangene Arbeiten müssen immer von vorne begonnen werden. Wirtschaftliches und effizientes Arbeiten ist so nicht möglich.

Möglichkeiten der Optimierung des Einsatzes und Auslastung des Fuhrparks

Für einen operativ tätigen Betrieb ist die Mobilität der Mitarbeiter aufgrund der häufig wechselnden Aufgaben und Einsatzorte von besonderer Wichtigkeit, um Leerlauf und damit Unwirtschaftlichkeit zu vermeiden. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jede selbständig arbeitende Gruppe mit einem Fahrzeug ausgestattet sein sollte, das den Anforderungen und der Aufgabenstellung gerecht wird.

Zudem sollten überalterte Fahrzeuge und Geräte ausgesondert und nach dem aktuellen Bedarf durch moderne, leistungsfähige Modelle ersetzt werden. In der Regel steigen bei gut ausgelasteten Maschinen und Geräten die Reparaturkosten nach zehn Jahren stark an. Weitere Kosten entstehen durch Stillstand, häufigere Ausfälle, erhöhten Verbrauch und erhöhte Umweltbelastung.

Um die Wirtschaftlichkeit bei Neuanschaffungen zu überprüfen, sollte vorab eine Untersuchung der zu erwartenden und beabsichtigten Nutzung und des Auslastungsgrades erfolgen.

Des Weiteren sollte geprüft werden, ob bei geringer Auslastung Kooperationen mit anderen Betreibern sinnvoll wären. Auch die Möglichkeiten von Alternativen und der Leistungsvergabe sollten in diesem Fall erwogen werden.

Eine Auslastung des Fuhrparks liegt dann vor, wenn folgende Lauf- und Stundenleistungen pro Jahr vorliegen:

500 Stunden/Jahr z. B. Großflächenmäher (saisonaler Einsatz),

700 Stunden/Jahr kleinere Mehrzweckfahrzeuge

1.200 Stunden/Jahr größere Mehrzweckfahrzeuge

8.000 bis 10.000 km/Jahr Transporter

15.000 bis 20.000 km/Jahr Lkw sowie Großfahrzeuge

Am wirtschaftlichsten ist die Verfügbarkeit eines modernen und leistungsfähigen Maschinen- und Geräteparks mit überschaubarer Typenvielfalt. Parallel dazu sollten regelmäßig überalterte Bestände ausgemustert werden, um diesbezügliche Sachkosten zu vermeiden.

Zusammenfassung

Mit dem Aufbau des Grünflächenmanagements besteht die Chance, die Qualität des Grüns nach den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten einer Kommune zu steuern und zu steigern. Erfahrungsgemäß wächst die Anerkennung für die Mitarbeiter in den Grünflächen in dem Maße, in dem die Tätigkeiten sichtbar sowie Zeit- und Kostenfresser transparent gemacht werden.


28 Das Rationalisierungspotenzial durch Mechanisierung ist ein geschicktes Zusammenspiel von Mensch und Maschine. © Monika Böhm

Für die Entwicklung, Pflege und Steuerung einer nachhaltigen Grünflächenpflege und Unterhaltung ist jedoch ein langer Atem, der Wille zum strukturierten Arbeiten und gezielt eingesetzte finanzielle und personelle Unterstützung notwendig.

Der Lohn dafür sind nicht nur „blühende Landschaften“, sondern zeitgemäß nutzbare sowie pflegbare Grünanlagen für die Bürger der Städte und motivierte Mitarbeiter.

Literatur

[1] Geschäftsstelle Entente Florale: Juryexpertise für Rheinfelden. 2014.

[2] Böhm, Monika u. a.: Parkpflegemanagement. Berlin: Patzer 2015.

[3] Bertram, Till/Berg, Silvia: Außenanlagen und Grünflächenmanagement. Leitfaden zur Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Bewirtschaftung landeseigener Liegenschaften. Stuttgart: Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg, 2018.

[4] GALK Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft: Grünflächenmanagement Planen, bauen, bewirtschaften – Grünflächen effizient und effektiv steuern. Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz 2018.

[5] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.: Empfehlungen für die Vergabe und Durchführung von Leistungen für das Management von Freianlagen, Bonn: 2016.

[6] Böhm, Monika: Pflegeinstrumente zur Qualitätssicherung und Kostensenkung, in: Der Gartenbau, Heft 24 2013, S. 18–20.

[7] Böhm, Monika: Möglichkeiten des differenzierten Umgangs mit Straßenbegleitgrün am Beispiel der Stadt Konstanz, in: Neue Landschaft, Februar 2010, S. 59–62.

[8] Niesel, Alfred: Grünflächen-Pflegemanagement, Stuttgart: Ulmer 2006.

[9] GALK/Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft (2002): Leitfaden zur Erstellung und Fortschreibung eines Grünflächeninformationssystems (GRIS).

Praxisbeispiel Osnabrücker Service Betrieb (OSB)

Der OSB (www.osnabrueck.de/osb) ist als Eigenbetrieb der Stadt Osnabrück kommunaler Dienstleister und als solcher für das öffentliche Grün, aber auch für das Grün im Konzern Stadt Osnabrück zuständig – inklusive fachlicher und planerischer Kompetenz mit eigener Budgethoheit (Wirtschaftsplan). So wird das hoheitliche Grünflächenmanagement abgebildet und in Auftragnehmerposition agiert.

Im Stadtgebiet mit ca. 172.000 Einwohnern unterhält der OSB für die Menschen, die Wirtschaft und die Besucher:

Bäume (erfasste Einzelbäume): 55.000

Grünflächen (ha): 172

Wald (ha): 140

Spiel- und Bolzplätze (ha): 36

Spielplätze (Anzahl): 247

Friedhöfe (Anzahl aktive): 11

Denkmalgeschützte Friedhöfe (Anzahl): 2

Insgesamt (ha): 105

GIS System

In einer schnittstellenoptimierten Software trägt der jeweilige Vorarbeiter über ein mobiles System die Arbeitsleistung in Stunden pro Arbeitstag nach Pflegestufe und (Teil-)Fläche zugordnet ein (Abbildung 3). So ist über Jahre hinweg eine große Datenbasis entstanden, die es ermöglicht, ein Controlling zu etablieren. Neben dem Controlling erlaubt aber das Pflegestufensystem mit definiertem Leistungsverzeichnis je Pflegestufe ein relativ autarkes Arbeiten der Kolonnen. Anders ausgedrückt, fördert dieses Instrument stark die Eigenverantwortlichkeit der operationalisierten Beschäftigten und führt zu einer stärkeren Eigenmotivation.

Dienstvereinbarung zum „Demografischen Wandel“

Gestützt wird diese Arbeitsweise durch eine Dienstvereinbarung zwischen Personalrat und der Betriebsleitung zum „Demografischen Wandel.“ Die Dienstvereinbarung ist das finale Ergebnis eines gemeinsamen Projektes aus Betrieb, Personalrat, Beschäftigten, ver.di und einem Berater. Die Arbeitszeiten sind neu definiert worden. So kann der Beginn der Arbeitsaufnahme je Kolonne zwischen 6 Uhr und 8 Uhr frei gewählt werden. Hell- und Dunkelarbeitszeiten kann die Kolonne so eigenverantwortlich steuern. Ferner gibt es ein Arbeitszeitkonto, welches Plus- und Minusstunden erlaubt. An Regen- oder Hitzetagen kann die Kolonne einen Arbeitsabbruch beschließen und das Arbeitszeitkonto belasten. Als Motivationsfaktor trägt der OSB anteilig Ausfallstunden. So werden „unproduktive Arbeitsstunden“ vermieden, die Motivation gestärkt und den wertvollen Gütern Arbeitszeit und Gesunderhaltung wird Rechnung getragen.

Das Projekt lebt in der Initiierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) weiter. Jede Kolonne erhält für die Abstimmungsprozesse Teambesprechungszeiten, ebenso die Vorarbeiter unter sich.


1 Beispiel GIS Osnabrück – die grünen Punkte zeigen den Baumbestand im Stadtgebiet © Axel Raue OSB

Die flächenzugeordnete Steuerung der Arbeitsprozesse bedingt jedoch den Blick über den Tellerrand. Der OSB ist als kommunaler Dienstleister letztendlich für das städtische Erscheinungsbild (öffentlicher Raum) verantwortlich.


2 Beispiel GIS Osnabrück © Axel Raue OSB


2a Legende zur Abbildung 2 © Axel Raue OSB

Management des öffentlichen Raums

Die Straßenreinigung ist, wie die Grünflächenpflege, in ein und derselben Abteilung verankert. Die Abfallentsorgung aus den Grünflächen sowie die Papierkorbentleerung ist schon seit Jahren in die Straßenreinigung verlagert, ebenso wie die Reinigung der befestigten Wege in Grünanlagen und auf den Friedhöfen. Die Straßenreinigung erbringt ca. 40 % ihrer Leistungen – durch interne Abrechnungsprozesse gesteuert – für die Grünflächenpflege.

Dies hat wirtschaftlich vorteilhafte Effekte im Budget der Grünflächenunterhaltung, insbesondere bleibt so aber auch das Zeitkontingent und die Fachlichkeit der „Grünen Kompetenz“ für die originären Aufgaben gewahrt. Dennoch werden die integrativen Arbeitsprozesse (integrales Arbeiten) nicht aus dem Betrachtungswinkel entlassen und weiterhin gefördert. Das Einräumen von Vorarbeiterbesprechungen unterschiedlicher Abteilungen (Straßenreinigung, Grünflächenunterhaltung) hilft zunächst die gegenseitige Akzeptanz zu stärken. Die Trennung in den Abrechnungsprozessen zwischen Gebührenrefinanzierung und Aufwandsbereich erfolgt auf Basis der digitalen Erfassung der Leistungserbringung durch die Vorarbeiter.

Die Standards in der Straßenreinigung wurden aktuell auf Basis des FLL-Bildqualitätskatalog Freianlagen 2016 (BK FREI) der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. neu erhoben und definiert (Abbildungen 3 und 4). Im Kontext des Prozesses wurde auf Basis des erstellten Leistungsverzeichnisses eine Personalbedarfsermittlung erstellt. Die Stadt wurde so in die Qualitätsstufen A und B eingeteilt; wobei A den Innenstadtbereich abdeckt. Wahlweise können auch Gewerbegebiete aufgenommen werden.

Innenstadt: A

Stadtteile: B

Gewerbegebiete (gelb): C

Weiterentwicklung

Die wesentliche Weiterentwicklung gegenüber den Pflegestufenkonzepten aus dem grünen Bereich ist die Visualisierung. Diese wurde im weiteren Verlauf dafür verwendet, den Bürgern und insbesondere der Politik zu vermitteln, mit welchen monetären Mitteln (im Wesentlichen Personalstärke), welche optischen Ergebnisse in den Standards abgebildet werden können.

Ein weiterer Baustein ist die nachweisbare Messbarkeit der Leistungserbringung. Im Beschwerdefall aber auch zur Leistungskontrolle können Beurteilungen und Messungen erfolgen, die politischen oder im öffentlichen Raum interessierten Bürgern dargestellt werden können.

Adaption in Objektartenkatalog Freianlagen (OK FREI) und Bildqualitätskatalog Freianlagen (BK FREI)

Die Systematik wird aktuell auf die Grünflächenpflege adaptiert. Das Pflegestufenkonzept des OSB mit den Leistungsverzeichnissen je Pflegestufe wird faktisch einem Update unterzogen. Dabei wird die Systematik des Freiflächenmanagements inkl. OK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) als künftige Basis übernommen und wird auch der Leistungserfassung der Kolonnen dienen. Zudem erfolgt die Visualisierung aus dem BK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. Eine konsequente Weiterentwicklung.

Der öffentliche Raum in Osnabrück wird in Zukunft über ein einheitliches System transparent und nachvollziehbar gesteuert. Insbesondere können in Zukunft Veränderungen im Personalkörper direkt und für jeden nachvollziehbar visualisiert werden. Jeder Personalabbau kann per Bildentwicklung prognostiziert werden; ebenso kann aber auch jeder Wunsch nach einer erhöhten Qualität in den Standards über den Flächenschlüssel im GIS und dem Bildqualitätskatalog abgebildet werden.

Die Standards im Management des öffentlichen Raums sind politisch beschlossen in der Beratungsfolge: Betriebsausschuss OSB, Verwaltungsausschuss und RAT.

Controlling

Die Steuerung der Grünflächenpflege und der Straßenreinigung sowie die Dokumentation und das Controlling als auch die Benchmark-Fähigkeit werden dargestellt und ebenso auf den Fuhrpark übertragen. Die Großgeräte wie Lkw, Rasenmäher, Schlepper mit Anbaugeräten usw. werden analog gesteuert. Über die Flächenzuordnung bei der Mahd und den zugeordneten Stundenaufwendungen ergeben sich über viele Jahre hinweg auf Quadratmeter bezogene Mittelzeiten (Soll-Ist-Vergleich), die mit dem Baustellenmittellohn multipliziert den Quadratmeteraufwand in Euro ergeben.


3 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler


4 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler

Sämtliche Kleingeräte werden über ein Strichcodesystem im Materiallager verwaltet und kolonnen - bzw. auftragsbezogen vergeben. Somit können in etwa die Stundenleistungen, aber auch die fälligen Sicherheitsüberprüfungen und Aufwendungen der OSB-internen Landmaschinenwerkstatt nachgehalten werden. Die Lebenszykluskosten einer Maschine werden so erfasst und fließen in die Bewertung von Neuanschaffungen ein.

Effizienzsteigerung

Die beispielhafte Kennzahlenermittlung ist jedoch von vielen Faktoren abhängig: Der Witterung der Flächenzuordnung der Lage im Stadtgebiet usw.

Kennzahlen, auch im Benchmark-Vergleich mit anderen Kommunen, sind in jedem Fall zu interpretieren und zu hinterfragen. Die aktive Mitgestaltung in einem Benchmark macht deutlich, dass Kennzahlen intern sehr gut zu einem Hinterfragen geeignet erscheinen, jedoch im interkommunalen Austausch nicht immer zielführend sind. Die innere Effizienz ergibt sich sowohl aus einer hohen Dimensionierung an Verantwortungsübertragung auf die Vorarbeiter und Fahrer, die ihr Tun digital dokumentieren, als auch aus der inneren Organisation, bei der die Großmaschinen (wie Lkw) bereichsübergreifend in den Sparten Grün, Friedhöfe, Straßenreinigung inklusive Winterdienst, Straßenunterhaltung (Bauhof) und Abfallwirtschaft eingesetzt werden. Hier liegt einer der großen Kostenvorteile eines eigenverantwortlichen, mit Steuerungsfunktion versehenen, kommunalen Dienstleisters.

Infolge der hohen Kostentransparenz im OSB werden keine Leistungen in der Grünflächenunterhaltung extern vergeben. Die Planung von Neuanlagen bzw. die Renovierung von Grünanlagen erfolgt gemäß dem Grundsatz der GALK: Planen, Bauen und Bewirtschaften aus einer Hand. In der momentanen wirtschaftlichen Situation rechtfertigen die quadratmeterbezogenen Kosten keine externen Vergaben. Insbesondere bei witterungsbedingten Extremereignissen scheitert die externe Vergabe an hohen Nachforderungen der Unternehmen in der Unterhaltung. Neubaumaßnahmen werden im Markt zur Ausschreibung jedoch platziert.

Ausbildung von Fachkräften

Die Grüne Kompetenz wird zielführend im OSB gehalten und die Berufsausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau ist in 2018 auf zwölf Auszubildende nach oben gefahren worden. Der demografische Faktor und der hohe Altersdurchschnitt machen diese Maßnahme alternativlos. Im OSB werden darüber hinaus gezielt junge Mitarbeiter/-innen angesprochen und zu einem Studium motiviert. Die Kooperation mit dem Fachverband Garten- und Landschaftsbau, der Hochschule aber auch den gärtnerischen Unternehmen zeigen den Weg in die Zukunft.


5 Messergebnis GRIS CONSULT Gageler © Axel Raue OSB

Grünflächenpflege

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