Читать книгу Versklavt von den Elfen - Trina Acacius - Страница 4
Erstes Kapitel
ОглавлениеEs fühlte sich nicht ganz so kalt an, wie es zuerst ausgesehen hatte – und in die Wohnung ihres Ex-Freundes wollte sie sicher nicht zurück! Aber wo sollte Nina nun hingehen? Noch immer klammerte sie sich an das Geländer und blickte zu den dichten, grauen Wolken auf. Ein Windstoß ließ doch ein kaltes Kribbeln über ihre Haut laufen. Sollte sie nachsehen, ob unter den Sachen in der Tasche ein paar wärmende waren?
Unter ihr schwammen die Enten durch den kleinen Teich und schnatterten manchmal leise. Sonst war der Park gut besucht, aber an einem Tag wie diesem? Wie sie aussah! Sie sollte … war da gerade was gewesen? Jemand vorbeigegangen? Ja, da spazierte wohl jemand hinter ihr über den Weg aus aufgebrochenem Asphalt und feinem Kies. Aber die Schritte wurden langsamer – und näherten sich gleichzeitig.
„Beliebt es an etwas zu fehlen, meine junge Dame?“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich. Wie einer von diesen Typen kaum über ihrem Alter, die etwas sein wollten und es nicht waren. Was wollte der jetzt von ihr und wie redete der bitte? Immerhin, in seiner Stimme schwang für sie etwas Beruhigendes mit. Nicht so wie bei ihrem Ex-Freund, der an diesem Morgen verkündet hatte, dass eine andere Frau bei ihm einziehen würde. Ob er es der wenigstens gut besorgen konnte, wenn schon nicht Nina?
Sie holte tief Luft und drehte sich um. Vor ihr stand ein ziemlich großer Mann mit etwas, das auf den ersten Blick wie ein lumpiger Umhang wirkte. Bei näherer Betrachtung doch recht elegant. Aber … was war mit seinen Ohren los?
„Äh, was … wollen Sie bitte?“, fragte sie und musterte ihn genauer.
Obwohl sein Blick eher streng blieb, glaubte sie doch so etwas wie ein Lächeln zu erkennen. Er trat nur einen Schritt näher.
„Ich kann deinen Schmerz genau verspüren und fühle mich berufen, diesem entgegenzuwirken.“
„Klar, und wie …?“
„So begleite mich, wenn du möchtest.“
Immerhin, er versuchte sie nicht anzugrapschen oder solche Sachen. Oder war jemand, der ein wenig Spaß bei einer Straßenhure suchte. So wie sie hier herumstand, klar. Noch immer war außer ihr und ihm niemand hier. Grelles Sonnenlicht brach durch die Wolken – zum ersten Mal an diesem Tag. Etwas sagte ihr in diesem Moment … dass sie ihm folgen sollte. Was hatte sie noch zu verlieren? Natürlich würde sie ihm nicht in eine Wohnung folgen. Oder war das hier womöglich …? Seine Kleidung, seine Sprache, sein Auftauchen im richtigen Moment? Nein, Traumprinzen gab es nicht und hatte es nie gegeben.
Der Park hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber er war ziemlich groß. Manche Stellen wirkten wie einer dieser weitläufigen Landschaftsgärten. Oder eher wie eine Naturlandschaft am Ende der Welt. Sie beschloss, diesem Mann einfach zu folgen. Vielleicht auch, weil seine Kleidung seinen sehr trainierten und doch nicht übertrieben wirkenden Körperbau erkennen ließ? Ja, das war ein richtiger Mann – der irgendwie nicht in diese Zeit passte. Oder in diese Welt.
Den Weg dort vorne, den er gerade einschlug, kannte sie irgendwie nicht. Es war ein schmaler Pfad, links und rechts von dichtem Gebüsch begrenzt. Sie kannte das Gerede, was sich hier zu nächtlicher Stunde angeblich abspielte. Aber wirklich genau hier? Irgendwie schien es einen Hauch wärmer zu werden – und dann riss sie die Augen auf und hielt den Atem an.
Wo immer sie war, sie befand sich nicht mehr in der Stadt. Vor ihr lag eine weite Landschaft aus Felsen und Gras, das mehr wie Moos aussah. Im Hintergrund gab es Hügel – und vor ihr so etwas wie ein Schloss oder eine nicht sehr verfallene Burg. Ein kalter Schauer wollte über ihre Haut laufen, aber das passierte kaum. Weil er in der Nähe war? War das am Ende …? Diese ganzen Geschichten kamen ihr auf einmal in den Sinn. Natürlich, ihr … ganz persönlicher König der Elfen, der durch ein Weltenportal gehen konnte und dort drüben wohnte. Klar. Aber was war das hier? Er drehte sich zu ihr um und nahm sie mit seinem Blick noch mehr als zuvor gefangen. Vor ihren Augen verblasste alles, wurde schwarz – bis sie seine Stimme wieder hörte.
„Fürchte dich nicht und komm ruhig weiter.“
Er reichte ihr seine Hand, weicher als gedacht. Für eine Weile führte er sie über diese steinerne Brücke bis fast zum Eingang des Palastes. Bei etwas wie einem Vorgarten blieb sie noch einmal stehen und atmete tief durch. Wurde ihr etwa heiß? Warum denn? Sie war nun umso neugieriger, wie er sich das alles leisten konnte, nach dem es aussah. Wenn das alles ihm gehörte. Nicht wie die Bruchbude von ihrem Freund. Nina durchschritt mit ihm den Garten.
Schon wieder ertappte sie sich beim Gedanken daran, dass sie ihn am liebsten ohne diesen Umhang sehen würde. Wahrscheinlich hatte er diesen Körperbau fast von Natur aus. Ob er sich einfach mit ihr unterhalten wollte – oder in Wirklichkeit auch an ganz andere Dinge dachte? Vielleicht konnte sie hier mit ihm den ganzen Tag allein sein, und … was dachte sie schon wieder? So verrückt, wie das hier war, sollte sie gar nichts mehr wundern. Für einen Traum fühlt es sich viel zu real an.
Sie betrachtete die Einrichtung, die nicht gerade aus einem billigen Möbelhaus zu stammen schien. Sogar die Oberfläche dieses Tisches hier war offenbar eine sorgfältig polierte Holzplatte, und alles in kleinen Details händisch zusammengebaut.
„So gedenken wir einmal weiterzugehen, ja?“, entgegnete dieser Typ, nur vielleicht ein wenig hektisch.
Was war mit ihm los? War das seine übliche Art, oder war er ein bisschen nervös? Er doch nicht, so wie er aussah. An Potenz mangelte es ihm wahrscheinlich nicht, im Gegensatz zu ihrem Ex-Freund. Ja, und was dachte sie schon wieder? Das hier passierte wirklich, aber irgendwie verheimlichte er doch etwas. Sie versuchte sein spezielles Lächeln zu deuten, wie schon einige Male. Vielleicht hatte er was zu trinken für sie, und das wäre schon einmal ein Anfang. Also folgte sie ihm schnell in das Innere des Gemäuers.