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TelefonSex von Trinity Taylor

Die Tür stand offen.

»Hallo?« Vorsichtig stieß Irene die Tür noch ein Stück auf. Leise Musik drang an ihr Ohr, ein leichter Wind blies, im Inneren war es dunkel. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das gedämpfte Licht.

»Hast du deine Maske dabei?«, kam seine Stimme aus dem hinteren Raum.

Irene schluckte. »Ja.«

»Gut. Setz sie auf und schließ die Tür, dann komm her.«

Sie setzte ihre dunkelblaue, lilafarbene Pfauenmaske auf, deren Augen als Schlitze frei gelassen waren. Unsicher tastete sie sich durch den ersten Raum. Die Musik wurde lauter: Soprane, Violinen, Frauenchöre ... Irene hätte bei dem lieblichen Klang beinahe die Augen geschlossen.

»Irene?«, raunte seine tiefe Stimme.

»Ich bin hier.«

»Komm zu mir.«

Sie betrat ein Zimmer, in dem rote und blaue Kerzen auf dem Boden und auf verhängten Tischen standen. Diverse Möbel waren mit langen, gleichfarbigen Tüchern bedeckt. Außer einem gigantischen Wandspiegel gab es keine Dekorationsstücke. In der Ecke, nahe einem der vier Frontfenster, vor dem sich die zartblauen Gardinen im Nachtwind bauschten, saß er. Still, ruhig, eine große Erscheinung. Er trug ebenfalls eine Maske, so, wie es ausgemacht war. Sein Oberkörper war nackt, die Kerzenlichter spiegelten sich auf seiner blanken, muskulösen Gestalt. Sein Atem ging ruhig, Irene erkannte es am gleichmäßigen Auf und Nieder des Brustkorbs.

Was seine Maske zu bedeuten hatte, war ihr rätselhaft. Sie wirkte auf den ersten Blick wie die eines Widders mit zwei gedrehten Hörnern, doch die Augenbrauen waren menschlich zusammen gezogen in einem rötlichen Ton.

»Gefällt es dir?«, fragte er durch die Musik.

Irene nickte.

»Du gefällst mir auch. Dein hellrosa Gewand ist bezaubernd und deine Pfauenmaske ... sehr beeindruckend.«

Ein Windhauch verirrte sich im Zimmer und ließ Irenes Chiffonkleid wehen. Ihre Brustspitzen stellten sich auf und Gänsehaut legte sich über ihren Körper, begleitet von einem leichten Zittern.

»Ist dir kalt?«, fragte er, ohne sich zu erheben.

Sie schüttelte den Kopf.

»Ist es die Aufregung?«

Ein kurzes Nicken und ihr Blick glitt auf den Boden, dann zu ihm. Die Muskeln seiner Oberschenkel spannten sich, als er aufstand und auf sie zutrat. Er überragte sie um einen Kopf. Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber. Die klassische Musik zauberte eine längst vergangene Zeit herbei.

Dann hob er die Hand. Unwillkürlich zuckte Irene zurück.

»Keine Angst.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter und ließ sie liegen. Irenes Atem ging schneller. Sie glaubte, noch nie eine so erotische Energie gespürt zu haben, wie jetzt. Er beugte sich hinunter und küsste ihre Schulter dort, wo eben noch seine Hand gelegen hatte. Seine Lippen waren heiß. Die zweite Hand glitt über den Stoff, wo ihre Brust lag. Die kleinen steifen Nippel reckten sich seinen forschenden Fingern entgegen. Irene seufzte kaum merklich. Als seine Lippen sich um eine der Knospen legten und zart an ihr saugten, schloss Irene die Augen.

***

»Dalton & Smith, mein Name ist Irene Maxfield. Wir sind eine Werksvertretung von Stonepiper und bieten Drucker und Kopierer an. Ich wollte Sie fragen, ob Sie ...«

»Nein, wir brauchen keine. Wiederhören.«

Irene zog eine Grimasse. Eigentlich kannte sie diese Art der Reaktion von den Kunden zur genüge. Doch jedes Mal, wenn sie eine derart kalte Abfuhr bekam, ärgerte sie sich aufs neue. Irene seufzte, denn es war schwer, einen neuen Kunden zu werben. Im Grunde genommen hasste sie Kaltakquise. Zum Glück machte sie nur Vertretung, da ihre Arbeitskollegin für zwei Wochen in Florida war.

Irene blickte auf die Uhr: es war sechs. Das hieß, noch eine Stunde zu arbeiten. Sie atmete tief durch und nahm den Hörer wieder auf.

»Dalton & Smith, mein Name ist Irene Maxfield. Wir sind eine Werksvertretung ...«

»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Haben Sie nicht eben schon mal angerufen?«

Irene stutzte, blickte auf die Nummer, unter der ihr Finger lag. Sie hatte tatsächlich die gleiche Nummer gewählt.

»Oh, sorry, das tut mir sehr leid, ich dachte ...«

Die Dame am anderen Ende der Leitung knallte den Hörer auf. Irene erhob sich, ging in die Firmenküche und kochte erst einmal einen grünen Tee.

Versonnen starrte sie aus dem Fenster und blickte zum gegenüberliegenden Wolkenkratzer. Die Sonne war schon halb hinter dem riesigen Gebäude verschwunden. Wie viele von den Leuten, die dort arbeiteten, litten wohl auch an der nervigen Aufgabe der Kaltakquise, fragte sich Irene.

Der Tee munterte sie auf und plötzlich hatte sie Lust, den nächsten Kunden anzurufen. Sie ging in ihr Zimmer zurück, nahm den Telefonhörer ab und sagte ihr Sprüchlein auf. Bei den nächsten drei Nummern nahm keiner ab, es war für Akquise eigentlich schon zu spät. Sie versuchte es noch einmal. Diesmal meldete sich eine Dame der Telefonzentrale. Irene verlangte dreist nach dem Chef der Firma. Die Dame, wahrscheinlich noch neu, fragte nicht nach, worum es denn ginge, oder ob sie einen Termin hätte. Mit klopfendem Herzen erwartete Irene einen barschen Geschäftsmann, der keine Zeit besaß und der sie unschön abservieren würde.

»Hamilton!«

»Guten Tag, Mr Hamilton, ich bin, ich wollte, ich biete Drucker an. Also, nicht nur ... ich, das heißt, wir ... äh, tut mir leid!« Irene war total verwirrt. Jetzt würde er schreien, warum sie seine Zeit mit Gestammel vergeuden würde und sie zum Teufel jagen. Aber sie täuschte sich.

»Ja?«, fragte er geduldig nach.

»Also, ich, wir sind eine Werksvertretung.«

»Aha, von wem?«

»Ich bin etwas aus dem Konzept geraten.«

»Das merke ich. Also, noch mal ganz von vorne. Sie sind eine Werksvertretung und bieten Drucker an?«

»Richtig, aber nicht nur, auch Kopierer und Scanner. Aber ich glaube, ich bin bei Ihnen völlig falsch.«

»Kann sein. Wen wollten Sie denn haben?«

»Äh, den Chef.«

Er lachte. »Dann sind Sie richtig. Aber das, was sie an uns verkaufen wollen, ist Sache meines EDV-Einkaufsleiters.«

»Sorry, ich war wohl ein wenig forsch. Ich weiß eigentlich, dass nur in kleinen Firmen der Chef entscheidet, was an technischem Material eingekauft wird.«

»So ist es wohl. Also können Sie sich ja nun ausrechnen, welche Größe unsere Firma hat, wenn ich die Technik-Käufe meiner rechten Hand im Einkauf überlasse.«

Irene nickte und schwieg.

»Welche Firma vertreten Sie denn nun?«, wollte Mr Hamilton wissen.

»Stonepiper.«

»Unsere Geräte sind alle von Stonepiper. Vielleicht brauchen wir gerade eins. Ich stelle Sie durch. Moment.«

»Vielen Dank.«

Es erklang klassische Musik, die Irene sofort entspannte und die Stimme von eben in ihrem Kopf nachhallen ließ. Sie versuchte, sich einen Mann zu der Stimme vorzustellen. Seine Stimme war kräftig und tief. Er hatte bestimmt dunkle Haare und braune Augen, war vielleicht genauso groß wie sie, einige Kilos auf den Rippen. Sie verdrängte den Gedanken, wollte ihn etwas schlanker haben. Wenigstens schlanke Beine und kräftige Statur. Wie war er wohl untenherum gebaut? Konnte man anhand der Stimme auf einen Penis schließen? Stimme kräftig, gleich Penis kräftig, Stimme leise, gleich Penis klein, Stimme hell, gleich Penis dünn?

»Hören Sie, Mrs Maxfield, ich kann ihn nicht erreichen«, riss Mr Hamilton sie aus ihren Überlegungen.

Irene zuckte zusammen. Was für ein Segen, dass er sie nicht sehen konnte. »Oh, äh, schade. Ist aber nicht so schlimm.«

Wie konnte Irene ihn am Telefon halten? Sie hatte absolut kein Thema, das sie mit ihm teilen konnte. Sollte sie jetzt mit ihm übers Wetter reden: gestern Sonne, heute Sonne, auch morgen und übermorgen Sonne ... Oder sollte sie ihn vielleicht nach seinen Geschäften fragen, ob sie gut liefen?

Erstaunt hörte Irene, wie er ihr zuvorkam: »Warum sind Sie noch nicht im Feierabend? Es ist nach achtzehn Uhr.«

»Ich war heute Morgen beim Arzt und muss jetzt etwas Zeit ranhängen.«

»Oh! War es etwas Schlimmes?«, fragte er fast besorgt.

»Nein, nein, nicht schlimm.« Sollte sie ihm erzählen, dass es eine Routineuntersuchung bei ihrem Frauenarzt war, die sie nur vormittags wahrnehmen konnte?

»Reine Routine.«

»Ach so.«

Irene wunderte sich, dass er das Telefonat nicht beendete. Hatte er wirklich so viel Zeit?

»Und warum sind Sie noch nicht zu Hause?«, fragte sie.

Er lachte. »Es gibt noch eine Menge zu tun. Aber ich bin froh über eine kleine Pause und Ablenkung. Das tut gut und gibt neuen Schwung.«

»Verstehe.«

»Was haben Sie heute noch vor?«, fragte er, um sich sofort dafür zu entschuldigen. »Ich möchte nicht indiskret sein. Sie müssen natürlich nicht antworten.«

»Schon gut. Ich wollte mich heute Abend vor den Fernseher setzen und mir vier Folgen ›Desperate Housewifes‹ auf DVD ansehen.«

Er lachte wieder. »Mit oder ohne Chipstüte?«

»Mit natürlich«, grinste Irene, »ohne macht es keinen Spaß. Und Sie?«

Er schwieg kurz.

Sofort fühlte Irene sich schuldig. »Oh, war ich jetzt etwa zu indiskret?«

»Nein, gleiches Recht für alle. Ich weiß bloß nicht, ob Sie meine Antwort vertragen können.«

»Ist es denn etwas so Schlimmes?«

»Das kommt darauf an.«

»Wollten Sie noch irgendwo einbrechen?«, flachste Irene.

»Nein, ich wollte mir auf ihre Stimme einen runter holen.«

Die Antwort traf sie wie ein Faustschlag. Einen Augenblick lang war sie unfähig zu sprechen.

»Ich habe Sie doch erschreckt.«

Irene schwieg noch immer beklommen.

»Hallo? Sind Sie noch da?«

»Ja«, antwortete sie und fand, dass es prickelnd war, sich auf dieses frivole Spiel einzulassen.

»Wie ist ihr Name?«

»Irene.«

»Schön – Irene, habe ich Sie sehr geschockt?«

»Nein, es ist nur ... es kam so plötzlich.«

»Wie sehen Sie aus? Wollen Sie sich mir beschreiben?«

Irene war unfähig, über ihn und die Situation nachzudenken, deshalb konzentrierte sie sich auf seine Frage. »Ich bin etwa eins siebzig groß, habe braune kurze Haare, die ich hinter die Ohren schiebe. Ich trage zum Schreiben eine kleine Brille ohne Rand. Ich bin recht schlank.«

»Sie haben grüne Augen«, spekulierte er.

»Woher wissen sie das?«

»Ich habe es mir gewünscht.«

Einen Augenblick kam Irene zur Besinnung und dachte, dass sie ihm im Grunde genommen sonst etwas erzählen könnte. Er würde sie niemals zu Gesicht bekommen.

»Was haben Sie an, Irene?«

»Ich trage einen feuerroten Minirock und ...«

»Das stimmt nicht! Weder tragen Sie einen Minirock noch ist er rot.«

»Woher wollen Sie das wissen?«

»Es würde nicht zu Ihnen passen.«

TelefonSex | Erotische Geschichte

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