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Der Dom von Trinity Taylor

Ich war aufgeregt. So locker, wie ich mit Marie über den Mann aus dem Internet – er hieß Mio – gesprochen hatte, war ich dann doch nicht. Zwar hatte ich noch zwei andere Männer zur Auswahl gehabt, aber Mio erschien mir am reizvollsten von den Dreien. Er hatte etwas in seiner Art zu schreiben, was ich mochte und auch sein Profil war verlockend für mich. Alles an dem Mann strahlte Mut, Souveränität und Stärke aus. Ich war sehr gespannt auf ihn.

In zwei Stunden würde ich ihn sehen. Mein Herz machte einen Satz. Das war bald, sehr bald. Doch noch stand ich, wie schon seit mehreren kostbaren Minuten, vor meinem Kleiderschrank. Drei Kleider hatte ich zur Auswahl. Ein Rotes, ein Dunkelgrünes in lang und ein Schwarzes. Sollte ich einen BH tragen? Hätte ich mir nur schon gestern die Sachen rausgelegt, doch gestern war ich genauso unschlüssig gewesen, hatte da gedacht, dass es besser wäre, zu prüfen, in welcher Stimmung ich mich am eigentlichen Tag befand. Tja, da stand ich nun. Ich entschied mich für das kleine Schwarze, damit konnte ich nichts falsch machen. Rot wirkte mir zu provokativ und ein langes Grünes zu lahm. Also schwarz. Dazu schwarze Pumps, silbernen dezenten Schmuck – und fertig. Noch war ich motiviert. Wie würde es sein, wenn er auf mich zutrat?

***

Eine Stunde und siebenundfünfzig Minuten später wusste ich es. Die Kamera hatte es gut mit ihm gemeint, in der Abendsonne wirkte er älter als auf den Bildern. Doch seine Ausstrahlung war enorm. Nicht er trat auf mich zu, denn er wartete bereits vor dem Restaurant, sondern ich auf ihn. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd, bei dem die ersten beiden Knöpfe geöffnet waren. Er kam mir zwei Schritte entgegen, blickte mir mit ernstem Gesichtsausdruck in die Augen, scannte meinen Körper und lächelte, als er meine Hand ergriff. Mein Herz galoppierte, während er mir rechts, links und rechts seine Wange an meine drückte und sagte: »Ich bin erfreut.«

Ich wurde rot und sagte leiser als gewünscht: »Hallo.«

»Komm, ich habe uns einen Tisch reserviert.« Er nahm meine Hand und ging vor.

Es wirkte wie selbstverständlich, dass wir so das Restaurant »Casa della Piacere« betraten.

Ich war unglaublich nervös. Immer wieder versuchte ich, mich auf mich zu besinnen und mir zu sagen, dass ich nur das sagen konnte, was ich sagte und nur tun konnte, was ich tat. Doch es fiel mir unglaublich schwer. Warum? Wollte ich keinen Fehler machen? Aber es war doch egal. Er war egal. Er war nur irgendein Mann, der Sex von mir wollte. War er blöd, würde ich mir sofort einen anderen suchen. Aber er war nicht blöd – im Gegenteil. Und das war mein Problem.

Mio war nett, höflich, ganz Gentleman. Und er hatte diese unglaubliche Aura. Er schien in sich zu ruhen. Das, was ich zu Hause in meinen vier Wänden auch tat, nur jetzt leider nicht.

»Es ist also dein erstes Mal«, stellte er fest und nahm einen Schluck Weißwein.

»Um Gottes Willen nein, ich habe schon oft …« Es klingelte in meinem Hirn. Er meinte nicht den Sex, sondern das Date. Ich Trottel. Röte schoss mir ins Gesicht. Als ich es gerade richtig stellen wollte und versuchte, ihn selbstbewusst anzublicken, sah ich sein Grinsen. Er nahm noch einen Schluck und stellte schmunzelnd das Glas zur Seite.

»Ja, datemäßig, also das, was wir hier haben, schon. Damit meine ich allerdings, dass ich trotzdem schon diverse Dates hatte …« Mist, er sollte nicht denken, dass ich viele Dates hatte und keiner von den Männern mich gemocht hatte. »Also, nicht so viele normale Dates. Nur manche. Wenige …« Ich schluckte. Ich nahm meinen Wein, doch damit wurde es auch nicht besser, es verzögerte nur meine dämlichen Antworten. Ich wollte ihm aber einfach nicht das Gefühl geben, dass er es mit einem Dummchen zu tun hatte, also ging ich in die Offensive: »Du bist also Dom. Und nun sitzt du hier mit mir und bist zufrieden damit, dass ich keine Sub bin?« Ich wusste, dass das ein wunder Punkt für ihn sein musste. Deswegen gab ich mir noch mehr Sicherheit, indem ich anfügte: »Ich könnte auf meine Kosten kommen, aber du wirst nur einen Bruchteil von dem bekommen können, was du so liebst.«

Er sah mich schmunzelnd an. Damit machte er mich ungeheuer nervös, denn ich hatte das Gefühl, dass ihn überhaupt nichts aus der Ruhe bringen konnte.

»Das stimmt nur zum Teil«, sagte er. »Denn ich kann das sehr gut trennen.«

»Verstehe. Deine Sklavinnen sind dein Vergnügen und ich bin diejenige, bei der du dann Kraft tanken kannst.« Mein Ton war spitzer, als ich wollte.

»Nein, so ist es nicht. Ich habe auch Spaß an Vanilla-Sex.«

Ich hatte nicht vorgehabt, ihn anzugreifen. Wäre es als Angriff bei ihm angekommen, hatte er ihn souverän ausgebremst. Ich kam mir schlecht vor. Schuldbewusst suchte ich nach Worten, etwas Nettes zu sagen, doch mir fiel nichts ein. Ich sah ihn an und er blickte mir mit einem geraden Blick in die Augen. Dann verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. Mein Herz schlug schneller. Das war unmöglich, was da mit mir passierte.

Zum Glück wurde unser Essen gebracht. Ich hatte mir Seezungenfilets bestellt und vor Mio stellte der Kellner einen Teller mit Seeteufel.

Mio wünschte mir einen guten Appetit und ich ihm leise auch. Nachdem wir die ersten Bissen genossen hatten, sagte er: »Ich glaube, dass du noch gar nicht weißt, was du möchtest.«

»Was meinst du? Ich bin eine Frau, die im Leben steht. Ich habe meinen Job, einen ziemlich verantwortungsvollen sogar, habe eine Eigentumswohnung und eine Scheidung hinter mir. Ich weiß sehr wohl, was ich möchte und was nicht. Das prägt einen.« Endlich hatte ich meine Souveränität wiedergefunden.

»Das mag ja alles stimmen und du hast dich durch dein Leben gekämpft, aber du selber, tief in deinem Inneren … was möchte diese Lisa?«

»Ich verstehe dich nicht. Was soll sie schon wollen?« Ich lachte laut und befreiend. »Sex natürlich!«

Ich sah ihn direkt an, ob er sich unangenehm berührt nach anderen Gästen umsah, weil ich die beiden letzten Worte so laut ausgesprochen hatte. Nein, nichts dergleichen. Er beobachtete mich, erforschte mich, machte mich wahnsinnig! Ohne den Blick von mir zu nehmen, nahm er sein Weinglas, lehnte sich zurück und trank einen Schluck. Als er es wieder hinstellte, lächelte er und sagte: »Wir werden noch viel Spaß haben …«

***

Ich weiß, dass ich zu viel getrunken hatte. Kichernd hing ich an Mios Arm. Auch war mir bewusst, dass Männer Frauen, die zu kleinen Mädchen mutierten, nicht wirklich sexy fanden. Und nun hing ich am Arm dieses römischen Ober-Doms, vollgefüllt mit Wein, kaum auf meinen Pumps laufen könnend, giggelnd. Vorgestellt hatte er sich bestimmt eine ruhige, devote Sklavin. Darüber musste ich noch mehr lachen. Wahrscheinlich würde er mich irgendwann in die nächste Seitengasse schubsen und mir sagen, ich könnte bleiben, wo der Pfeffer wächst. Deswegen versuchte ich mich zusammenzureißen, und lieber die elegante Frau an seiner Seite zu sein, die zu ihm passte. Doch das amüsierte mich nur noch mehr. Shit! Ich war wirklich unwürdig, aber ich konnte nicht anders. »Tut mir leid …«, stammelte ich zwischen Lachanfällen.

Er hielt an und drehte mich zu sich, sah mich an. »Was ist denn bloß so komisch?«, fragte er. Zum Glück sah er mich nicht genervt, sondern neugierig an.

»Ich … ich weiß nicht … irgendwie alles … ich bin sonst nicht so … wirklich …«

Der Dom | Erotische Geschichte

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