Читать книгу Leben und Tod Königs Richard des zweyten - Уильям Шекспир, William Szekspir, the Simon Studio - Страница 5

Erster Aufzug
Vierte Scene

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(Die Schranken zu Coventry.)

(Der Lord Marschall, und der Herzog von Aumerle treten auf.)

Marschall.

Milord Aumerle, ist Harry Herford bewaffnet?

Aumerle. Ja, vom Fuß bis zum Kopf, und wartet ungeduldig hereingelassen zu werden.

Marschall.

Auch der Herzog von Norfolk wartet voll ungeduldigen Feuers auf die Trompete des Appellanten.

Aumerle.

Die Kämpfer sind also gerüstet, und erwarten nur die Ankunft seiner Majestät.

(Die Trompeten erschallen; und der König erscheint mit seinen Edeln; nachdem sie sich gesezt haben, tritt der Herzog von Norfolk, als Appellat, in voller Rüstung auf.)

König Richard.

Marschall, erforsche von jenem Ritter die Ursache, warum er hier in Waffen erscheint; frag' ihn nach seinem Namen, und lege ihm den gesezmäßigen Eid zu schwören auf.

Marschall.

In Gottes und des Königs Namen, sage wer bist, und warum erscheinst du hier in dieser ritterlichen Rüstung? Gegen wen kommst du, und was ist deine Sache? Antworte bey deiner ritterlichen Ehre, und auf deinen Eid, und so beschüze dich der Himmel und deine Tapferkeit!

Mowbray.

Mein Nam' ist Thomas Mowbray, Herzog von Norfolk, und ich erscheine hier bey meinem Wort, das einem Ritter unverlezlich heilig seyn soll, beydes meine Treue und ritterliche Ehre zu Gott, meinem König und meinen Nachkommen, wider den Herzog von Hereford, meinen Ankläger, zu behaupten, und mit Gottes Gnade und der Stärke meines Arms ihm durch meine Vertheidigung zu beweisen, daß er ein Verräther gegen Gott, meinen König und mich ist; und so wie ich für eine gerechte Sache fechte, so schüze mich der Himmel! (Die Trompeten erschallen; Bolingbroke, als ein Appellant, tritt in vollen Rüstung auf.)

König Richard.

Marschall, frage jenen bewaffneten Ritter wer er ist, warum er hier in diesem kriegrischen Aufzug erscheint? Und laß ihn, unsern Gesezen gemäß, förmlich auf die Gerechtigkeit seiner Sache schwören.

Marschall.

Wie ist dein Nahme, und warum kommst du vor König Richards Gegenwart, in seine königliche Schranken? Gegen wen kommst du und was hast du für eine Sache? Rede, wie ein rechtschaffner Ritter, und so beschüze dich der Himmel!

Bolingbroke.

Ich bin Heinrich von Hereford, Lancaster und Derby, und stehe hier in dieser Waffenrüstung, durch Gottes Gnade und meine Tapferkeit gegen Thomas Mowbray Herzog von Norfolk zu beweisen, daß er ein schändlicher und verderblicher Verräther an Gott im Himmel, dem König Richard und an mir ist, und so wie ich für Recht und Wahrheit kämpfe, beschüze mich der Himmel!

Marschall.

Bey Strafe des Todes erfreche sich niemand, diese Schranken zu berühren, als der Marschall, und diejenigen Officiers, welche zu Anordnung des Kampfs bestellt sind.

Bolingbroke.

Lord Marschall, laßt mich meines Königs Hand küssen und meine Knie vor seiner Majestät beugen; Mowbray und ich sind wie zween Männer, die eine lange und gefährliche Pilgrimschaft geloben; es sey uns also vergönnt einen feyrlichen Abschied von unsern Freunden zu nehmen.

Marschall.

Der Kläger bittet sich die Gnade aus, Euer Majestät seine Schuldigkeit zu bezeugen, und seinen Abschied zu nehmen.

König Richard.

Wir wollen herabsteigen, und ihn in unsre Arme schliessen. Vetter von Hereford, so wie deine Sache gerecht ist, so sey dein Glük in diesem königlichen Kampfe! Fahre wohl, mein Blut; und wenn dein Verhängniß ist, es an diesem Tag zu vergiessen, so werden wir trauren, aber keine Rache an dem Thäter nehmen.

Bolingbroke.

O laßt kein edles Aug' eine Thräne für mich entweihen, wenn ich durch Mowbrays Lanze falle! Aber so muthig wie ein Falke auf einen Vogel schießt, geh' ich mit Mowbray zu fechten. Mein theurer Herr, ich nehme meinen Abschied von euch, und von euch, mein edler Vetter, Lord Aumerle – nicht niedergeschlagen, ob ich gleich eine tödtliche Arbeit vor mir habe, sondern munter, jugendlich, und frölich athmend – O du, der irdische Schöpfer meines Wesens,

(zu Gaunt.)

dessen ehmaliger Jugend-Geist in mir wiedergebohren, mich mit zwiefacher Stärke emporhebt, den Sieg zu erreichen, der über meinem Haupte schwebt; stähle meine Rüstung durch dein Gebet, und schärfe durch deinen Segen die Spize meiner Lanze, daß sie Mowbrays gewichstes Wamms durchdringen und dem Namen Johann von Gaunt durch das edle Betragen seines Sohns einen neuen Glanz gebe!

Gaunt.

Der Himmel begünstige dich in deiner gerechten Sache! Sey behend im Streit wie der Bliz, und laß deine Streiche, zweymal verdoppelt, wie betäubende Donnerschläge auf den Helm deines verderblichen Gegners herab stürzen. Feure dein jugendliches Blut an, sey tapfer, und lebe!

Bolingbroke.

So helfen mir meine Unschuld, Gott, und St. George!

Mowbray. Was für ein Loos auch der Himmel oder das Glük für mich ziehen mag, so leb' oder sterb' ich hier, getreu an König Richards Thron, ein pflichtmäßiger, redlicher und rechtschaffner Edelmann! Nie hat ein Gefangner mit einem frohern Herzen seine Ketten abgeworfen, und seine goldne unabhängige Befreyung umfaßt, als womit meine tanzende Seele an diesem Kampf mit meinem Feind, wie an einem Freuden-Fest sich erlustiget. Großmächtigster Oberherr, und ihr meine edlen Freunde, empfangt aus meinem Munde den Wunsch glüklicher Jahre! So freudig und guten Muths wie zu einem Ritterspiel, geh' ich zu diesem Kampf; Redlichkeit hat ein ruhiges Herz.

König Richard.

Fahre wohl, Milord; ich sehe Tugend und Muth ruhig in deinen Augen ligen. Ordnet den Kampf an, Marschall, und beginnt!

Marschall.

Heinrich von Hereford, Lancaster und Derby, empfange diese Lanze, und der Himmel schüze dein Recht!

Bolingbroke.

Fest in Hoffnung wie ein Thurm, ruf ich Amen!

Marschall.

Geh, bringe diese Lanze Thomas, Herzogen von Norfolk.

1. Herold.

Heinrich von Hereford, Lancaster und Derbey, steht hier für Gott, seinen Lehnsherrn und ihn selbst, bey Straffe falsch und meineidig erfunden zu werden, zu beweisen, daß Thomas Mowbray, Herzog von Norfolk ein Verräther an seinem Gott, seinem König und ihm sey, muthig steht er hier und fordert ihm zum Kampf auf!

2. Herold.

Hier steht Thomas Mowbray, Herzog von Norfolk, bey Straffe falsch und meineidig erfunden zu werden, beydes sich selbst zu vertheidigen, und zu beweisen, daß Heinrich von Hereford, Lancaster und Derbey ein Verräther an Gott, seinem Lehnsherrn, und ihm sey; und er wartet muthvoll und mit Verlangen auf das Zeichen zum Anfang.

(Man blaßt zum Angriff.)

Marschall.

Blaset Trompeten, und ihr Kämpfer, rüket aus – Doch halt! Der König hat seinen Stab hingeworffen.

König Richard.

Laßt sie ihre Helme und Lanzen bey Seite legen, und beyde zu ihren Stühlen zurük kehren; entfernt euch mit uns, und laßt die Trompeten schallen, bevor wir diesen Herzogen unsern Willen kund thun.

(Trompeten.)

König Richard (Zu den Kämpfern:) Kommt näher herbey, und höret, was wir mit unserm Rath gethan haben. Damit die Erde unsers Königreichs nicht mit diesem kostbaren Blute besudelt werde, dessen Mutter sie ist, und weil unsre Augen den gräßlichen Anblik bürgerlicher Wunden hassen, die von nachbarlichen Schwerdtern gegraben werden, und weil wir denken, daß nichts anders als der Adlerbeschwingte Stolz ehrsüchtiger und himmelan-strebender Gedanken euch mit eifersüchtigem Haß erfüllt und aufgereizt hat, den Frieden, der gleich einem sanftschlummernden neugebohrnen Kind, in der Wiege unsers mütterlichen Landes zu schlafen angefangen, wieder aufzuweken. Aus diesen Ursachen verbannen wir euch, Vetter von Hereford, bey Straffe des Todes aus unsern Gebieten; bis zehen Sommer unsre Felder bereichert haben, sollt ihr unsre blühenden Herrschaften nicht wieder grüssen, sondern die fremden Pfade der Verbannung betreten.

Bolingbroke.

Euer Wille geschehe! Mein Trost muß seyn, daß die nemliche Sonne, die euch hier erwärmt, mich bescheinen wird, und daß eben diese goldnen Stralen, die sie euch hier leiht, meine Verbannung vergülden werden.

König Richard. Norfolk, auf dich wartet ein strengeres Urtheil, wiewol ich es nicht ohne Widerwillen anspreche. Die schnellgeflügelten Stunden werden deiner Verbannung kein Ziel bestimmen; das hoffnunglose Wort, nicht wiederzukehren, athme ich gegen dich bey Straffe des Todes.

Mowbray.

Ein hartes Urtheil, mein gebietender Oberherr, und aus Eurer Hoheit Mund gar zu unerwartet! Ich habe eine bessere Belohnung von Eurer Hand verdient, als so verstümmelt an die freye Luft hingeworfen zu werden. Die Sprache, die ich nun vierzig Jahre gelernt habe, mein angebohrnes Englisch, muß ich nun vergessen, und meine Zunge wird mir künftig nicht mehr nüzen, als eine unbesaitete Harfe, oder als ein feines Instrument in der Hand dessen, der es nicht zu spielen weiß. Ihr habt meine Zunge in meinen Mund eingekerkert, und stumme, gefühllose, unfruchtbare Unwissenheit ist der Kerkermeister, der mich bewachen soll. Ich bin zu alt, mich an den Busen einer neuen Säugamme zu schmiegen, oder wieder ein Lehrknabe zu werden. Was ist also Euer Urtheil, als die Verdammung zu einem sprachlosen Tod, der meiner Zunge das Leben nimmt?

König Richard.

Vergebens bemühst du dich unser Mitleiden zu erweken; Nachdem unser Urtheil ausgesprochen ist, kommen Klagen zu spät.

Mowbray.

So entweich ich dann aus dem Tag meines Vaterlands, um mein Leben in den traurigen Schatten einer hoffnunglosen Nacht zu enden.

König Richard.

Kommt wieder zurük und nehmt einen Eid mit euch. Legt eure verbannten Hände auf eure königlichen Schwerdter, und schweert bey eurer Pflicht zum Himmel, (den Antheil, den wir daran haben, verbannen wir mit euch selbst3) daß ihr den Eid halten wollet, den wir euch auferlegen. Nimmer sollt ihr während eurer Verbannung euch mit einander aussöhnen, keiner soll des andern Angesicht sehen, keiner auf welche Art es sey, einige Gemeinschaft mit dem andern unterhalten, vielweniger durch verabredete Entwürfe irgend etwas böses gegen uns, unsern Staat, unsre Unterthanen, und unser Land anzuspinnen oder auszuführen suchen; schwört diß, so wahr euch der Himmel helfe!

Bolingbroke.

Ich schwöre.

Mowbray.

Und ich; alles diß zu halten.

Bolingbroke.

Norfolk, hätte der König es uns zugelassen, so wanderte izt die Seele von einem unter uns beyden in der Luft, verbannt aus unserm Leibe, wie izt unser Leib aus diesem Lande verbannt ist. Bekenne deine Verräthereyen, eh du aus diesem Reiche fliehst; schleppe nicht auf eine so weite Reise die hemmende Bürde einer schuldigen Seele mit dir.

Mowbray.

Nein, Bolingbroke; wann ich jemals ein Verräther war, so werde mein Nam' aus dem Buch des Lebens ausgelöscht, und ich vom Himmel wie von hinnen verbannt! Aber was du bist, das ist dem Himmel, dir und mir bekannt, und nur allzu bald, besorg' ich, wird es der König mit Reue erfahren. Lebet wohl, mein gebietender Herr; da ich England den Rüken kehren muß, ist jeder Weg mir gleich.

(Er geht ab.)

3

Es ist eine Frage, worüber unter den Lehrern des Völker-Rechts viel gestritten worden, ob ein Verwiesener dem Staat, der ihn verbannt hat, dem ungeachtet mit der Pflicht der Treue zugethan sey. Cicero und der Lord Canzler Clarendon bejahen sie; Hobbes und Puffendorf behaupten das Gegentheil. Unser Autor scheint in dieser Zeile der leztern Meynung zu seyn. Warburton.

Leben und Tod Königs Richard des zweyten

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