Читать книгу Wie es Euch gefällt - Уильям Шекспир, William Szekspir, the Simon Studio - Страница 2

Erster Aufzug
Erste Szene

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Olivers Garten

(Orlando und Adam treten auf)

Orlando. Soviel ich mich erinnre, Adam, war es folgendergestalt: Er vermachte mir im Testament nur ein armes Tausend Kronen und, wie du sagst, schärfte meinem Bruder bei seinem Segen ein, mich gut zu erziehn, und da hebt mein Kummer an. Meinen Bruder Jakob unterhält er auf der Schule, und das Gerücht sagt goldne Dinge von ihm. Was mich betrifft, mich zieht er bäurisch zu Hause auf, oder eigentlicher zu sagen, behält mich unerzogen hier zu Hause. Denn nennt Ihr das Erziehung für einen Edelmann von meiner Geburt, was vor der Stallung eines Ochsen nichts voraus hat? Seine Pferde werden besser besorgt; denn außer dem guten Futter lernen sie auch ihre Schule, und zu dem Ende werden Bereiter teuer bezahlt; aber ich, sein Bruder, gewinne nichts bei ihm als Wachstum, wofür seine Tiere auf dem Mist ihm ebenso verpflichtet sind wie ich. Außer diesem Nichts, das er mir im Überfluß zugesteht, scheint sein Betragen das Etwas, welches die Natur mir gab, von mir zu nehmen; er läßt mich mit seinen Knechten essen, versperrt mir den brüderlichen Platz und, soviel an ihm liegt, untergräbt er meinen angebornen Adel durch meine Erziehung. Das ist's, Adam, was mich betrübt, und der Geist meines Vaters, der, denke ich, auf mir ruht, fängt an, sich gegen diese Knechtschaft aufzulehnen. Ich will sie nicht länger ertragen, wiewohl ich noch kein kluges Mittel weiß, ihr zu entgehen.

Adam

Dort kommt mein Herr, Euer Bruder.


(Oliver tritt auf.)

Orlando

Geh beiseit, Adam, und du sollst hören, wie er mich anfährt.


Oliver

Nun, Junker, was macht Ihr hier?


Orlando

Nichts. Man hat mich nicht gelehrt, irgend etwas zu machen.


Oliver

Was richtet Ihr denn zugrunde?


Orlando

Ei, Herr, ich helfe Euch zugrunde richten, was Gott gemacht hat,

Euren armen unwerten Bruder, mit Nichtstun.


Oliver

Beschäftigt Euch besser und seid einmal nichtsnutzig.


Orlando

Soll ich Eure Schweine hüten und Treber mit ihnen essen? Welches

verlornen Sohns Erbteil habe ich durchgebracht, daß ich in solch

Elend geraten mußte?


Oliver

Wißt Ihr, wo Ihr seid, Herr?


Orlando

O Herr, sehr gut! hier in Eurem Baumgarten.


Oliver

Wißt Ihr, vor wem Ihr steht?


Orlando. Ja, besser als der mich kennt, vor dem ich stehe. Ich kenne Euch als meinen ältesten Bruder, und nach den sanften Banden des Bluts solltet Ihr mich ebenso kennen. Die gute Sitte der Nationen gesteht Euch Vorrechte vor mir zu, weil Ihr der Erstgeborne seid; aber derselbe Gebrauch beraubt mich meines Blutes nicht, wären auch zwanzig Brüder zwischen uns. Ich habe soviel vom Vater in mir als Ihr, obwohl Ihr der Verehrung, die ihm gebührt, näher seid, weil Ihr früher kamt.

Oliver

Was, Knabe?


Orlando

Gemach, gemach, ältester Bruder! Dazu seid Ihr zu jung.


Oliver

Willst du Hand an mich legen, Schurke?


Orlando

Ich bin kein Schurke! ich bin der jüngste Sohn des Freiherrn

Roland de Boys. Er war mein Vater, und der ist dreifach ein

Schurke, der da sagt, solch ein Vater konnte Schurken zeugen.

Wärst du nicht mein Bruder, so ließe meine Hand deine Kehle nicht

los, bis diese andre dir die Zunge für dies Wort ausgerissen hätte.

Du hast dich selber gelästert.


Adam. Liebe Herren, seid ruhig! um des Andenkens eures Vaters willen, seid einträchtig!

Oliver

Laß mich los, sag ich.


Orlando. Nicht eher, bis mir's gefällt. Ihr sollt mich anhören. Mein Vater legte Euch in seinem Testament auf, mir eine gute Erziehung zu geben. Ihr habt mich wie einen Bauern großgezogen, habt alle Eigenschaften, die einem Edelmann zukommen, vor mir verborgen und verschlossen gehalten. Der Geist meines Vaters wird mächtig in mir, und ich will es nicht länger erdulden; darum gesteht mir solche Übungen zu, wie sie dem Edelmann geziemen, oder gebt mir das geringe Teil, das mir mein Vater im Testament hinterließ, so will ich mein Glück damit versuchen.

Oliver

Und was willst du anfangen? Betteln, wenn das durchgebracht ist?

Gut, geht nur hinein, ich will mich nicht lange mit Euch quälen,

Ihr sollt zum Teil Euren Willen haben. Ich bitt Euch, laßt mich

nur.


Orlando. Ich will Euch nicht weiter belästigen, als mir für mein Bestes notwendig ist.

Oliver

Packt Euch mit ihm, alter Hund!


Adam. Ist "alter Hund" mein Lohn? Doch es ist wahr, die Zähne sind mir in Eurem Dienst ausgefallen. – Gott segne meinen alten Herrn, er hätte solch ein Wort nicht gesprochen.

(Orlando und Adam ab.)

Oliver. Steht es so? Fängst du an, mir über den Kopf zu wachsen? Ich will dir den Kitzel vertreiben und die tausend Kronen doch nicht geben. He, Dennis!

(Dennis kommt.)

Dennis

Rufen Euer Gnaden?


Oliver

Wollte nicht Charles, des Herzogs Ringer, mit mir sprechen ?


Dennis

Wenn es Euch beliebt: er ist hier an der Tür und bittet sehr um

Zutritt zu Euch.


Oliver

Ruft ihn herein.


(Dennis ab.)

Das wird eine gute Auskunft sein, und morgen ist der Wettkampf schon.

(Charles kommt.)

Charles

Euer Gnaden guten Morgen!


Oliver

Guter Monsieur Charles! – Was sind die neuesten Neuigkeiten am neuen

Hof?


Charles. Keine Neuigkeiten am Hof als die alten: nämlich, daß der alte Herzog von seinem jüngern Bruder, dem neuen Herzog, vertrieben ist, und drei oder vier getreue Herren haben sich in freiwillige Verbannung mit ihm begeben; ihre Ländereien und Einkünfte bereichern den neuen Herzog, darum gibt er ihnen gern Erlaubnis, zu wandern.

Oliver

Könnt Ihr mir sagen, ob Rosalinde, des Herzogs Tochter, mit ihrem

Vater verbannt ist?


Charles. O nein, denn des Herzogs Tochter, ihre Muhme, liebt sie so, da sie von der Wiege an zusammen aufgewachsen sind, daß sie ihr in die Verbannung gefolgt, oder gestorben wäre, wenn sie hätte zurückbleiben müssen. Sie ist am Hofe, und der Oheim liebt sie nicht weniger als seine eigne Tochter. Niemals haben sich zwei Frauen mehr geliebt als diese.

Oliver

Wo wird sich der alte Herzog aufhalten?


Charles

Sie sagen, er ist bereits im Ardenner Wald, und viele lustige Leute

mit ihm, und da leben sie wie Zigeunervolk. Es heißt, viele junge

Leute strömen ihm täglich zu und versaufen sorglos die Zeit wie im

Goldnen Alter.


Oliver

Sagt, werdet Ihr morgen vor dem neuen Herzoge ringen?


Charles. Ganz gewiß, Herr, und ich komme, Euch etwas zu eröffnen. Man hat mich unter der Hand benachrichtigt, daß Euer jüngster Bruder, Orlando, gewillt ist, gegen mich verkleidet einen Gang zu wagen. Morgen, Herr, ringe ich für meinen Ruhm, und wer ohne zerbrochene Gliedmaßen davonkommt, wird von Glück zu sagen haben. Euer Bruder ist jung und zart, und um Euretwillen sollte es mir leid tun, ihn so zuzurichten, wie ich doch meiner eignen Ehre wegen müßte, wenn er sich stellt. Darum kam ich aus Liebe zu Euch her, Euch Nachricht davon zu geben, damit Ihr ihn entweder von seinem Vorhaben zurückhaltet oder nicht übelnehmen mögt, was über ihn ergeht, weil er sich's doch selber zugezogen hat und es ganz gegen meinen Willen geschieht.

Oliver. Charles, ich danke dir für deine Liebe zu mir, die ich freundlichst vergelten will, wie du sehn sollst. Ich habe selbst einen Wink von dieser Absicht meines Bruders bekommen und unter der Hand gearbeitet, ihn davon abzubringen; aber er ist entschlossen. Ich muß dir sagen, Charles – er ist der hartnäckigste junge Bursch in Frankreich, voll Ehrgeiz, ein neidischer Nebenbuhler von jedermanns Gaben, ein heimlicher und niederträchtiger Ränkemacher gegen mich, seinen leiblichen Bruder. Darum tu nach Gefallen; mir wär's so lieb, du brächest ihm den Hals als die Finger; und du magst dich nur vorsehn, denn wenn du ihm nur eine geringe Schmach zufügst oder wenn er keine große Ehre an dir einlegen kann, so wird er dir mit Gift nachstellen, dich durch irgendeine Verräterei fangen und nicht von dir lassen, bis er dich auf diese oder jene Weise ums Leben gebracht hat; denn ich versichere dir – und fast mit Tränen sage ich es – : es lebt kein Mensch auf Erden, der so jung und so verrucht wäre. Ich spreche noch brüderlich von ihm; sollte ich ihn dir zergliedern, so wie er ist, so müßte ich erröten und weinen, und du müßtest blaß werden und erstaunen.

Charles. Ich bin herzlich erfreut, daß ich zu Euch kam. Stellt er sich morgen ein, so will ich ihm seinen Lohn geben. Wenn er je wieder auf die Beine kommt, so will ich mein Lebtag nicht wieder um den Preis ringen. Gott behüte Euer Gnaden!

(Ab.)

Oliver. Lebt wohl, guter Charles! – Nun will ich den Abenteurer anspornen. Ich hoffe, sein Ende zu erleben; denn meine Seele, ich weiß nicht warum, hasset nichts so sehr als ihn. Doch ist er von sanftem Gemüt, nicht belehrt und dennoch unterrichtet, voll edlen Trachtens, von jedermann bis zur Verblendung geliebt; und in der Tat so fest im Herzen der Leute, besonders meiner eignen, die ihn am besten kennen, daß ich darüber ganz geringgeschätzt werde. Aber so soll es nicht lange sein – dieser Ringer soll alles ins reine bringen. Es bleibt nichts zu tun übrig, als daß ich den Knaben dorthin hetze, was ich gleich ins Werk richten will.

(Ab.)

Wie es Euch gefällt

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