Читать книгу Ortstermin - Uli Hoffmann - Страница 10
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Als Kjersti am nächsten Morgen ihr Büro im Polizeigebäude betrat, waren schon alle anderen vor Ort. Neben Ragnhild, Freija und Anders auch Erland Hegge, der Polizeijurist.
„Guten Morgen, Kjersti“, sagte Ragnhild Eikemo. Wir haben schon jede Menge Anrufe von der Presse. Konferenz heute um 14: 00 Uhr, okay?“, fragte die Chefin.
„Geht klar. Bis dahin müssten wir Mettas Bericht vorliegen haben.“
Für Kjersti waren diese Pressekonferenzen Routine, trotzdem war sie vorher immer angespannt. Man wusste ja nie, ob sich so manch forscher Schreiberling profilieren wollte. Gar nicht leiden konnte sie besserwisserisches Auftreten im Sinne von „Wieso haben Sie noch nicht … ?“ Oder mittelmäßig verpackte Schuldzuweisungen. Klar, die Presse und die Öffentlichkeit hatten ein Recht auf größtmögliche Transparenz, sie und ihre Kollegen aber auch auf Respekt und Ruhe bei der Ermittlungsarbeit.
Als Kjersti ihren Computer hochfuhr und den Emaileingang prüfte, entdeckte sie die Mail von Øyvind Løvland.
Der Kontakt mit ihm war seit seiner Pensionierung nie abgebrochen. Sie trafen sich in unregelmäßigen Abständen zu einem Plausch über Gott und die Welt, natürlich über die Arbeit sowie aktuelle Entwicklungen in der Polizeibehörde. Kjersti schätzte Mortens Erfahrung, seinen Instinkt und so mancher Impuls von ihm hatte sie zu einer Neubewertung der aktuellen Fälle bewegt. Dabei wahrten beide den nötigen Respekt, sie durfte ihn ja nicht in laufende Ermittlungen einbeziehen. Auf der anderen Seite betonte Løvland immer wieder, es könne ja nicht schaden, den jungen Kollegen ein wenig auf die Finger zu schauen. Und Kjersti sah es als ihre Pflicht an, sich ein wenig um ihn zu kümmern, weil Øyvind nach dem Tod seiner Frau deutliche Anzeichen bot, sich abzukapseln oder in seiner Vereinsamung dem Alkohol zu verfallen.
In seiner Mail schlug Øyvind vor, sich in einem Café in Aker Brygge zu treffen. Terminlich würde er sich wie immer nach ihr richten, schließlich sei sie „ein bisschen beschäftigter“ als er.
Sie sagte ihm in ihrer Antwort zu, ihn heute Nachmittag um 17: 00 Uhr beim Uhrturm an Aker Brygge zu treffen.
„Das Verteidigungsministerium hat schon mehrmals angerufen, Kjersti. Sie hätten zu dem Leichenfund im Grev Wedels Park einige Fragen“, rief Ragnhild unvermittelt in die Runde.
„Wir auch!“, entgegnete Kjersti.
„Du meinst, ob der Fundort mit der Örtlichkeit etwas zu tun haben könnte?“, fragte Anders.
„Möglich. Wir müssen alle Puzzleteile einbeziehen. Ist Mettas Bericht schon da?“
„Ist er“, sagte Ragnhild.
„Und?“
„Du hattest Recht mit dem Wort ‚Fundort‘. Die Stelle, an der wir Lunde gefunden haben, ist nicht der Tatort.“
„Die Spurensicherung hat aber keine Schleifspuren gefunden. Also muss jemand den Toten dorthin getragen haben.“
„Also können wir von einem oder zwei Tätern, eher männlich, ausgehen. Lunde war relativ klein und kein Schwergewicht, aber einen leblosen Körper zu tragen, erfordert schon Kraft.“
„Am besten fahrt ihr jetzt zum Verteidigungsministerium“, sagte Erland Hegge.
„Ihr werdet erwartet von Oberleutnant Mads Haugland. Er ist Verbindungsoffizier und für die Kooperation mit anderen Behörden zuständig. In Sachen Pressekonferenz sprechen wir uns später ab.“
„Geht klar! Anders!“, rief Kjersti.