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Warum überhaupt TCM?

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Bei der Qualität und Vielfalt der modernen westlichen Medizin fragt sich mancher: Warum überhaupt TCM? Hat die westliche Medizin denn nicht alle Mittel, Krankheiten zu lindern oder zu heilen?

Die westliche Medizin hat vor allem bei der Behandlung von akuten, schweren Krankheiten und Verletzungen in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Fortschritte gemacht. Die erfolgreiche Therapie von Herzinfarkten, schweren Infektionskrankheiten oder Unfallfolgen zeigt die absolute Dominanz der westlichen Medizin in diesem Bereich. Auch schwere chronische Krankheiten wie Diabetes oder Asthma können heute in den allermeisten Fällen ohne hochwirksame westliche Medikamente nicht wirklich effektiv behandelt werden.

Dem gegenüber stehen jedoch Krankheiten und Beschwerden, denen mit dem Skalpell oder mit Tabletten nur schwer beizukommen ist. Hierzu gehören beispielsweise Kopfschmerzen und Migräne, Schlafstörungen, Allergien, Infektanfälligkeit oder Erschöpfungszustände. Bei solchen Beschwerden ist es auf Dauer nicht sinnvoll, die Symptome durch stark wirksame Medikamente zu unterdrücken, sondern der Organismus sollte in die Lage versetzt werden, auch ohne Medizin wieder normal zu funktionieren.

Auch bei akuten Erkrankungen wie frischen Erkältungsinfekten kann eine rechtzeitige Akupunktur die Symptome schnell und ohne wesentliche Nebenwirkungen lindern. Schmerzerkrankungen, ob akut oder chronisch, sprechen in den allermeisten Fällen sehr gut auf Akupunktur und TCM an, dasselbe gilt beispielsweise für die Reizblase oder den Reizdarm. Chronische Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson können begleitend zur westlichen Therapie mit TCM behandelt werden, was sowohl die Symptome als auch das Allgemeinbefinden oft deutlich bessern kann.

Auch Stressfolgen wie Nervosität, Anspannung, Magenbeschwerden, Bluthochdruck durch Stress oder stressabhängige Hauterkrankungen sprechen gut auf TCM-Methoden an, dasselbe gilt für das Burnout-Syndrom.

Hier und bei vielen anderen Krankheiten (siehe Liste S. 64) kann die TCM gut und vor allem auch nachhaltig wirken. Der Vorteil liegt schon im Behandlungsprinzip: Während beispielsweise die Einnahme von Schmerzmitteln bei Migräne eine steuernde Therapie darstellt, handelt es sich bei einer Akupunktur um eine regelnde Behandlung, beides sind Begriffe aus der Kybernetik.

Bei einer Steuerung wird zwar der Organismus sicher in eine bestimmte Richtung gelenkt, im Beispiel wäre das eine Reduzierung der Kopfschmerzen. Dies wird aber erkauft durch das regelmäßige Auftreten von Nebenwirkungen, hier etwa Magenschmerzen oder Nierenschädigung.

Bei einer Regulation dagegen werden wiederholt Reize gesetzt, die den Körper veranlassen, mit einer Reizantwort zu reagieren, im Beispiel ebenfalls mit einer Besserung der Kopfschmerzen. Da der Organismus hier aber nicht in eine bestimmte Richtung „gedrängt“ wird, sondern eigene Regelkreise zur Heilung aktivieren kann, ist der Therapieerfolg zwar nicht immer garantiert, kann aber ohne gravierende Nebenwirkungen erzielt werden und noch lange nach Beendigung der Therapie anhalten.

Ein weiteres Charakteristikum der TCM liegt in der Möglichkeit, komplexe Krankheitsbilder in ihrem Zusammenhang zu erfassen und zu behandeln. Hier kann der westlichen Medizin mit ihrer zunehmenden Spezialisierung und ihrer Tendenz, jedes Symptom mit einem eigenen Medikament zu behandeln, mit einem wirksamen Gegenmodell begegnet werden: Die Grundlage einer korrekten TCM-Diagnostik und -Therapie ist eine ganzheitlich orientierte Betrachtungsweise, in der alle körperlichen und psychischen Krankheiten und Beschwerden eines Patienten beachtet und ins Gesamtbild integriert werden. Als regulativ wirksames und ganzheitlich orientiertes Medizinsystem bildet die TCM in der Hand des erfahrenen Arztes ein hochwirksames Instrument, das in der Praxis die westliche Medizin auf perfekte Weise ergänzt und in manchen Fällen auch ersetzen kann.

Akupunktur und TCM verstehen

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