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Die Begegnung mit dem Ungelebten kann unkalkulierbare Folgen für den Einzelnen haben. Kenne ich meine Mit- und Nebenmenschen? Eine beliebte, dabei müßige Frage, die sich am ehesten stellt, wenn man von einem plötzlich Verstorbenen eine Aufgabe erbt – in diesem Fall ein Manuskript, das danach verlangt, zum Druck befördert zu werden, aber seinen Sinn ebenso wenig preisgibt wie der Freund zu Lebzeiten seine Autorschaft. Das klingt nach einem Rätsel, aber es ist nur der Anfang einer Erkundungsreise, die dem Ungelebten im Leben, seinen Unausweichlichkeiten und produktiven Aspekten nachgeht. Exerzitien, noch lieber ›Askemata‹ (nach dem Vorgang der griechischen Stoiker) nennt der Erzähler dieses Aufmerksam-Werden auf die Vermischungszone von Welterkennen und sozialem Rollenspiel, auf Akte primärer Besitzergreifung und ihre tödlichen Ausgänge, auf das Verschwinden und die leisen oder krassen Signale des Ungleichzeitigen, auf die Philosophie nach ihrem Tod in den Wissenschaften.

Dies ist der erste Band eines Unternehmens, dem der Verfasser den Titel »Die versiegelte Welt« gibt. ›Versiegelt‹ ist eine Welt, die sich als Projekt und Funktionszusammenhang begreift. Die Bezeichnung ›Studie‹ deutet an, dass hier nicht die ›andere Seite‹ in Geschichten Revue passiert, sondern das Geschehene im sorgfältigen Wiederbedenken preisgibt, was noch im Ausschluss präsent bleibt.

Ulrich Schödlbauer, geboren 1951 in Bockum-Hövel/Westfalen. Bei Manutius erschienen: O.R, Gedichte (1994); Notizen zur deutschen Einheit (1994); Die Ethik der Nassrasur, Erzählungen (1997); Gegen Denken steht nur Gewalt. Von Denk-Maschinen und Bewusstseins-Welten (1999); Uhuru Peak. Ein Bericht (2001); Das Land der Frösche, Miniaturen (2001); Rilkes Engel, Essay (2002); The Hidden Power of Nonchalance, Novelle (2002); Lektion des Ich, Gedichtzyklus (IONAS, Organum Mortis, PoliFem) (2004)

Das Ungelebte

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