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2 Was ist Liebe?

Definition eines unterschiedlich erlebten Phänomens

Wenn wir einen Weg zur Liebe finden wollen, müssen wir zunächst über eine schwierige Hürde springen. Was ist Liebe überhaupt? So viele Menschen haben sie in Liedern besungen, in Gedichte gekleidet oder Romanen beschrieben. Philosophen haben unterschiedliche Versuche unternommen, sie zu definieren, Religionen haben sie in ihr Glaubenssystem eingebunden. Jeder spricht von ihr und doch meinen wir nicht zwangsläufig das Gleiche. Nicht einmal die Fähigkeit sie wahrzunehmen, ist bei allen Menschen gleich ausgeprägt. Wir erleben heftige Gemütszustände beim „Verlieben“ und suchen vielleicht nach „DER“ Liebe. Wir sind enttäuscht von ihr oder haben Angst, uns dabei zu verlieren. Wir sehnen uns nach ihr oder bewundern diejenigen, die sie scheinbar gefunden haben. Was wir davon hören, ist so unterschiedlich, wie die Menschen selbst.

– Was ist Liebe in einer Partnerschaft?

– Was bedeutet Liebe zwischen Eltern und Kindern?

– Was ist Liebe unter Freunden?

– Was bedeutet es, sich selbst zu lieben?

– Was ist universelle Liebe?

– Was ist bedingungslose Liebe?

– Ist die Liebe auf eine Partnerschaft beschränkt?

– Welche Idee von Liebe lässt sich tatsächlich auch leben?

Halten wir doch einmal inne für die Frage, was Liebe für uns selbst bedeutet und wie andere sie vielleicht definieren. Jeder darf an der eigenen Vorstellung festhalten und den eigenen Weg weitergehen. Dieses Buch vertritt nur eine Sichtweise, aber vielleicht eröffnet es weitere Möglichkeiten, die Liebe auszudehnen oder neu zu erfahren.

Wenn wir uns in diesem Buch verstehen wollen, brauchen wir eine Definition von Liebe, auf die sich viele Menschen einlassen können.

Aus den Beobachtungen meines eigenen Lebens und den Schilderungen meiner Klienten, aus Nachforschungen und Fachgesprächen hat sich für mich eine Definition der Liebe herauskristallisiert. Sie hielt bisher all meinen Überprüfungen stand, ist praktikabel, einfach zu verstehen und eine sehr nützliche Orientierungshilfe.

Der Ausgangspunkt für Liebe ist Wahrnehmung

Dafür brauche ich Besinnung, auf das, was wirklich ist. Wahrnehmen ist ein sehr subjektiver Vorgang, der stark von unseren Erfahrungen, unseren Meinungen und Weltanschauungen geprägt ist. Jeder von uns nimmt seine Wirklichkeit durch einen persönlichen Filter auf. Das heißt: Wir sehen genau das, was wir von der Welt denken. Um der objektiven Wirklichkeit so nah wie möglich zu kommen, müssen wir auf Bewertungen, soweit es geht, verzichten. Jede Einteilung in gut oder schlecht vermindert die Wahrnehmung, ebenso wie Erwartungen sie einschränkt.

Ein Beispiel: Ich begegne einem Menschen und schaffe es, in dieser Begegnung meine Vorurteile oder Einschätzungen weitestgehend loszulassen. Dabei enthalte ich mich so gut es geht jeder Bewertung. Wenn mir das gelingt, nehme ich wahr, wie dieser Mensch geht und steht, wie er redet und sich verhält. Ich betrachte ihn mit einem offenen Interesse an seiner Person. So kann ich ihn wirklich wahrnehmen.

Eine notwendige Zutat zur Liebe ist Akzeptanz

Ich komme der Liebe näher, wenn ich bereit bin, die volle Wirklichkeit wahrzunehmen und das Wahrgenommene zu akzeptieren, ohne es verändern zu wollen.

In diesem Moment begreife ich einen Menschen so, wie er ist, wenn ich mich entschließe, alles, was ich an ihm wahrnehme, zu akzeptieren. Wertfreie Wahrnehmung und Akzeptanz können unser Leben sehr verändern. Um jedoch aus dieser inneren Haltung Liebe werden zu lassen, braucht es noch eine weitere Zutat:

Wenn ich mich dazu entscheiden kann das, was ich wahrgenommen habe, nicht nur so zu akzeptieren wie es ist, sondern es auch genau so zu wollen, ist die Tür zur Liebe geöffnet. Dann will ich das, was wirklich ist! Ich brauche mich nicht länger durch Veränderungswünsche von mir oder anderen Menschen abzugrenzen. Ich kann jegliche Trennung aufheben und mich verbinden. Der Mensch mit seinem Verhalten, mit seinem Aussehen, seinem Denken und Reden wird von mir nicht nur akzeptiert, ich will auch, dass er so ist, wie er ist. Er braucht nichts zu verändern und ich brauche nichts zu verändern. Es gibt keine Grenze mehr zwischen uns, die Nähe verhindern würde.

Das Wollen verbindet mit dem, was wir wahrgenommen und akzeptiert haben. Es macht Eins-Sein, oder Wirklich-Sein erlebbar.

Ohne mich vom Anderen abzugrenzen oder Schutzmechanismen aufzubauen kann das Gefühl entstehen, mit dem, was ich wahrgenommen habe, in Verbindung zu sein, ja sogar zu verschmelzen. Und genau dieses Verschmelzen erleben wir als Liebe.

Liebe ist Wahrnehmen, Akzeptieren was ich wahrnehme, Wollen was ich akzeptiere und Verbindung mit dem, was ich wahrgenommen, akzeptiert und gewollt habe.

Wenn wir ein solches Verschmelzen erleben, singt unser Herz, jubelt unser Geist. Wir sind verbunden und nicht mehr getrennt. Wir sind zurück in der Einheit, aus der wir mit der Geburt herausgefallen sind. Wir entwickeln uns über die Grenzen unseres Denkens hinaus und leben unsere Größe statt unser Beschränkt-Sein. Wir wachsen über uns hinaus.

Liebe ist bedingungslos, akzeptierend, annehmend und tragend. Liebe beginnt dort, wo ich mich so wahrnehme, wie ich wirklich bin und mich dazu entscheide, auch den anderen im Wirklich-Sein zu sehen. Liebe beginnt mit dem Loslassen von Erwartungen und der Hinwendung zur Wahrnehmung und Akzeptanz der Wirklichkeit. Es ist ein wundervoller Weg, der aber auch Mut kostet, weil wir uns dabei selbst begegnen. Was wir damit erreichen, ist weit mehr, als nur eine funktionierende Partnerschaft. Wir dringen in den Kern dessen vor, was wir sind und was auch die Welt ist: Liebe!

Jede Liebe hat ihre eigene Farbe, je nachdem, bei wem oder bei was du sie erlebst. Die Liebe in einer Partnerschaft erscheint anders als die Liebe zu entfernteren Menschen, aber die Grundlagen der Liebe sind immer die gleichen. Mit diesem Buch will ich keine Dogmen verbreiten, sondern einen gangbaren Weg zur Liebe vorstellen. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg. Aber es gibt für jeden Menschen einen Weg, der funktioniert. Bedeutend sind nur deine bewusste Wahrnehmung und die darauf fußende Endscheidung, deinen Weg zu gehen. Es ist normal, nicht immer in Liebe zu leben und es ist normal und menschlich, nicht immer und mit jedem Liebe teilen zu wollen. Insofern kann es hilfreich sein, sich von der inneren Forderung zu lösen, ein ideales Leben zu führen oder ausschließlich Liebe zu leben. Es geht hier nicht um moralische Werte, sondern um Hilfestellungen für ein erfüllteres Leben in Liebe.

Liebe!

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