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ОглавлениеKapitel I: Unser Erbe
Das folgende Kapitel zeigt an zahlreichen, höchst originellen wissenschaftlichen Untersuchungen den – leider noch urzeitlichen – Zustand unseres Sexuallebens.
Da wundert einen nicht, was man im Alltag zwischen Mann und Frau so alles beobachten kann.
Sexuelle Attraktivität
Zuerst eine Vorbemerkung. Wir haben über 1 Mio. Jahre in der Steinzeit gelebt und leben erst 2000 Jahre in einer neuzeitlichen Zivilisation. Da ist es kein Wunder, dass in unserem Gehirn und in unseren Genen noch ein erhebliches steinzeitliches Erbe schlummert. Das macht sich gerade bei dem folgenden Thema bemerkbar. Ob nun Frauen eher in der Lage sind, beim Sex ihre Höhlenvergangenheit zu vergessen, als Männer, könnte man bei einigen der folgenden Ergebnisse vermuten.
Nun zur Wissenschaft.
Was macht Frauen bei Männern besonders an, was finden Männer an Frauen sexuell anziehend? Mit diesen Fragen haben sich engagierte Forscherinnen und Forscher intensiv befasst. Fleißige Journalisten haben 2016 die siebzehn wichtigsten Forschungsergebnisse aus dem angloamerikanischen Raum zu diesem Thema zusammengefasst, was es dem Autor leicht macht, die Fakten hier auszubreiten.
Fangen wir mit dem Phänomen des „ersten Eindrucks“ an. Man trifft sich zum ersten Mal bei einer Party, am Arbeitsplatz oder hat ein erstes Date nach einem Internetkontakt: Wann erweckt ein Partner sexuelle Fantasien und Lüste, und was törnt eher ab?
Da gibt es schon erhebliche Unterschiede bei der Reaktion von Frauen und Männern. Frauen – so kanadische Forscher – lieben Männer in Jubelpose – Kopf hoch, Brust raus. Männer mit reuigem Dackelblick oder Männer, die ständig lächeln, sind dagegen nicht beliebt. Andere Untersuchungen bestätigen dieses Ergebnis, man fand sogar heraus, dass bei einigen Frauen eine männliche Siegerpose mit erhobener Faust Lustgefühle auslöst.
Männer dagegen – so die Studie – mögen keine stolzen weiblichen Siegertypen oder verschämt daherblickende weibliche Wesen. Männer stehen auf freudige, fröhlich lachende Frauen.
Australische Wissenschaftler haben durch eine Online-Befragung von nahezu 3000 Personen herausgefunden, dass bei Einschätzung eines künftigen Sexpartners sowohl bei Frauen als auch bei Männern körperliche Attraktivität erst an zweiter Stelle steht. An erster Stelle steht vielmehr der Eindruck, dieser Partner könnte einem Lust bereiten und seinerseits Sex genießen. Das nennen die Forscher „sexuelles Selbstwertgefühl“ (schönes Wort!), was man da ausstrahlen kann.
Frauen können nach dieser Studie bei Männern auch gut ankommen, wenn sie Mitgefühl und Fürsorge ausstrahlen (wen wundert es!) und – ganz wichtig – wenn sie den Eindruck vermitteln, sie hätten schon reichlich Sex gehabt. Beim ersten Eindruck der Frauen spielt dagegen die vermutete sexuelle Frequenz der beobachteten Männer überhaupt keine Rolle.
Nun zum Outfit: New Yorks Forscher fanden heraus, dass rote Kleidung bei Frauen Männer ungeheuer erregt, durch diese Farbe signalisieren Frauen angeblich sexuelles Begehren, während ein rotes T-Shirt eines Mannes bei Frauen Fantasien von Macht und höherem sozialen Status auslöst.
Und nun wieder australische Forscher: Männer mit normalem Bartwuchs kommen gut bei Frauen an, ein Dreitagebart weckt außerordentliche sexuelle Fantasien bei Frauen, der Mann mit Vollbart gilt dagegen leider nur als guter Familienvater. Der Trend zum Vollbart bei jungen Männern signalisiert also die Suche nach der guten Ehefrau und Mutter – kurz gesagt die neu in Mode gekommene Treue.
Schwer wiegt auch das elterliche Erbe. Wenn man selbst relativ alte Eltern gehabt hat, steht man bei Partnern weniger auf jugendliches Aussehen, und es ist wohl auch nicht erstaunlich, dass der geliebte Partner oft dieselbe Haar- und Augenfarbe hat wie Mutter und Vater – so jedenfalls schottische Wissenschaftler.
Während ihres Eisprungs bevorzugen Frauen besonders maskuline Männer, und Männer finden Frauen in diesen Tagen besonders attraktiv, wie amerikanische Forscher nachgewiesen haben.
Noch ein schönes Forschungsergebnis: Nimmt allerdings die Frau die Pille, dann verändert sich ihre Wahrnehmung. Dann haben bei Frauen auch weniger maskuline Typen eine gute Chance. Da drängt sich der Verdacht auf, dass Frauen sich auch mit weniger testosteronhaltigen Kerlen abgeben, wenn sie ohnehin nicht schwanger werden können.
Ebenfalls gilt es als wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen Männer mit tiefen Stimmen einfach sexy finden. Wenn dann noch ihr Schweiß nach dem Sexualhormon Pheromon riecht, sind Frauen hin und weg. Das mit der Schweißwahrnehmung läuft übrigens unbewusst ab (Näheres siehe Kapitel „Chemie der Liebe“).
Nun zur körperlichen Anziehungskraft.
Zuerst kommt der weibliche Po, der schon recht gut erforscht ist. Texanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Männer einen Frauen-Po dann als besonders schön empfinden, wenn der Winkel zwischen dem Hohlkreuz und dem erhabensten Punkt des Hinterns 45,5 Grad beträgt. Und es ist inzwischen in wissenschaftlichen Kreisen unbestritten, dass ein Taillen-Hüft-Verhältnis von exakt 0,7 Männer einfach verrückt macht, so ein berühmter Wiener Evolutionsbiologe. Also zu Hause nachmessen! Tröstlich für die etwas kräftigeren Frauen: Die Texaner haben auch herausgefunden, dass das Volumen des Hinterteils keine Rolle für die Attraktivität spielt, also kleine Pos können genauso gut wirken wie voluminöse, Hauptsache, der Winkel stimmt.
In einem aufsehenerregenden Versuch hat 2005 ein amerikanischer Neurobiologe herausgefunden, dass männliche Rhesusaffen für das Betrachten eines Fotos mit einem nackten weiblichen Po einer jungen Frau gerne ihren Lieblingssaft eintauschten. Die Bereitschaft zum Saftverzicht war dagegen bei Fotos mit Po in Hose wesentlich geringer.
Und die weibliche Hüfte? Eine englische Forscherin hat bei 19–26 Jahre alten Frauen die Hüftbreite vermessen, das ist der Abstand zwischen den beiden oberen Enden des Beckenkamms. Frauen mit mehr als 36 cm breiten Hüften hatten eindeutig mehr Sexpartner als Frau mit weniger als 31 cm breiten Hüften. Insbesondere bei One-Night-Stands waren die Breithüftigen gut dabei, während die Schmalhüftigen eher feste Partnerbeziehungen bevorzugten. Dabei spielte die Taillenweite übrigens keine Rolle.
Männer und Frauen – so ein prominenter Evolutionsbiologe – bevorzugen Partner mit durchschnittlichem Aussehen, weil man bei durchschnittlichem Körperbau eine höhere Gen-Vielfalt vermutet als bei Menschen, die besonders hervorstechende Körpermerkmale haben.
Ob das beim Mann allerdings auch für den Penis gilt, darf evolutionstechnisch bezweifelt werden.
Übrigens: Nach einer wissenschaftlichen Studie aus Deutschland schauen Frauen bei Männern nicht so genau nach dem BMI, wie das Männer bei Frauen tun.
Nun zum Gesicht, dessen sexuelle Signale schon unzählige Male wissenschaftlich erforscht wurden.
Zunächst gilt auch hier: Durchschnittliche, schöne Gesichter signalisieren eine höhere genetische Vielfalt, so jedenfalls ein Forscher von der Universität Toronto.
Amerikanische Forscher haben schon in den 90er-Jahren nachgewiesen, dass weiblich wirkende Gesichtsformen Männer besonders anziehen, also gut proportioniert, nichts zu groß und nichts zu klein, keine Makel (z. B. eine Warze), große Augen, volle Lippen und eine hohe Stirn.
Vor allem die Beschaffenheit der Haut wirkt sexy, wenn sie sauber (also ohne Pickel), glatt und gleichmäßig gefärbt ist.
Wie man sieht, gibt es hier viele nützliche Einsatzgebiete der Kosmetik – übrigens auch bei Männern, wie wir gleich feststellen werden.
Nochmals zum Gesicht: Sexy wirken beim Mann breite Kieferknochen und markante Augenbrauen, Frauen schließen aus diesen Merkmalen auf einen hohen Testosteronlevel des Mannes. Wenn die Körpergröße des Mannes ihre eigene Körpergröße deutlich übertrifft, verstärkt das noch diesen Eindruck. Dazu aus einer anderen Studie etwas Erstaunliches: In industrialisierten Ländern, also bei höherer Bildung und stärkerer Berufstätigkeit von Frauen, nimmt die Suche der Frau nach maskulinen Männern erheblich ab, da haben auch feminin wirkende Typen eine echte Chance.
Die Größe der Nase eines Mannes ist – entgegen der volkstümlichen Ansicht – übrigens kein Hinweis auf die Größe seines Penis. Aber das Verhältnis von Zeige- und Ringfinger ist ein verlässlicher Indikator für die Testosteronausschüttung beim Mann. Ist der Ringfinger länger als der Zeigefinger, handelt es sich um ein testosterongeschwängertes männliches Wesen.
Frauen mit langem Ringfinger gelten als durchsetzungsfähig und dominant, aber nicht sonderlich kommunikativ.
Männer dagegen vermuten einen hohen Östrogenspiegel bei einer Frau mit kleinem Kinn und schmalen Augenbrauen. Nach sexuellen Entzugserscheinungen und der Hoffnung auf eine kurze Affäre (z. B. One-Night-Stand) beginnen jedoch Männer bei Frauen die sexuellen Attribute des Gesichts zu überschätzen – das ist wissenschaftlich erwiesen.
Besonders gerne haben Wissenschaftler das Gesicht vermessen. Hier gibt es den goldenen Schnitt: Besonders attraktiv wirkt ein Gesicht, bei dem der Abstand zwischen Augen und Mund 36 % der Gesichtslänge beträgt und der Abstand zwischen den Augen 46 % der Breite des Gesichts. Das gilt für beide Geschlechter. Also bitte nachmessen an einem ordentlichen Porträtfoto, nicht an einem verzerrten Selfie und bitte nicht direkt im Gesicht, damit man sich nicht mit dem Zirkel in die Augen sticht!
Noch etwas gilt nach amerikanischen Forschungen für alle Männer zwischen 18 und 65 Jahren: Besonders sexy finden sie Frauen Anfang 20!
Da bleibt noch die Frage, wie man das alles messen kann, ohne Fragebogen zu verwenden. Hier die Lösung …
Britische Forscher haben festgestellt, dass sich die sexuelle Attraktion einer Zielperson sowohl bei Frauen als auch bei Männern sehr gut ermitteln lässt durch die Weitung der Pupillen.
Allerdings wird die Pupille nicht noch größer, wenn die beobachtete Person statt angekleidet splitterfasernackt ist. Vielleicht geht es bei der Pupille einfach nicht noch größer.
Immerhin gibt es weitere zuverlässige Indikatoren, dass man beim Anblick einer Person an Sex denkt: Die Nasenschleimhäute schwellen an, der Unterleib wird stärker durchblutet, die Sensibilität der Haut nimmt zu, der Herzschlag steigt, und Schweiß bricht aus. Niesen und eine verstopfte Nase können Ausdruck höchster Lustempfindung sein. Das sind doch einmal verlässliche Daten.
Zum Abschluss dieses wichtigen Kapitels zwei wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema „Essen“.
Wenn man Männer bei einem Experiment in einen Hungerzustand versetzt, dann finden sie mit steigendem Hungergefühl in einer Fotoreihe Frauen mit höherem Körpergewicht zunehmend attraktiver. Die vermutete Ressourcenverknappung – so die Wissenschaftler – treibt Männer offensichtlich in die Arme von Frauen, mit denen man vermutlich auch Notzeiten durchstehen kann.
Da bricht wieder unser steinzeitliches Erbe durch, denn die Skulptur der fast 30 000 Jahre alten Venus von Willendorf – offenbar das Schönheitsideal der späten Steinzeitler – dürfte nach heutigen Kleidergrößen etwa Gr. 48–50 und BH-Größe Doppel E gehabt haben.
Die 40 000 Jahre alte Skulptur der Venus von Hohenfels hatte ebenfalls diese Ausmaße und dazu noch eine fettgepolsterte, große Vagina. Der deutlich sichtbare „Nilpferdhintern“ (Achtung: neuer Fachausdruck!) der Venus von Willendorf dürfte auch heute noch so manchen Mann anmachen.
Noch ein wichtiges Forschungsergebnis möchte ich meiner Leserschaft auf keinen Fall vorenthalten. Es stammt von italienischen Wissenschaftlern und wurde in drei Vergleichsstudien bestätigt: Männer, die Fleisch, vor allem Steaks essen, kommen bei Frauen haushoch besser an als Vegetarier. Bei Steakessern vermuten zumindest italienische Frauen eine stärkere Reproduktionskraft. Guten Appetit!
Jetzt folgt ein wirklich wichtiges Interview mit einer Expertin der sexuellen Anziehung, die dazu auch noch ein Buch geschrieben hat. Wir lernen, dass eben nicht nur die äußere sexuelle Attraktion ein wichtiger Kitt der Partnerbeziehung ist, sondern vor allem das gegenseitige sexuelle Verlangen. Wer hätte das gedacht!
Welche Partner passen sexuell zusammen?
Ein Interview mit der Buchautorin und Psychotherapeutin Dr. Karin R.
Frau Dr. Ring, Sie haben soeben ein Buch herausgebracht zu der Frage: Welche Menschen passen sexuell zusammen? Bisher war ja immer von gemeinsamen Interessen und Überzeugungen, von gemeinsamen Hobbys die Rede, die ein Paar zusammenhalten. Wenig gesprochen wurde darüber, woraus der „sexuelle Kitt“ eines Paares bestehen muss, damit eine langjährige glückliche Beziehung zustande kommt. Haben Sie mit Ihrem Buch eine Marktlücke getroffen?
Ich hoffe jedenfalls. Meine Gespräche mit Hunderten von heterosexuellen Paaren haben ergeben, dass gemeinsame Überzeugungen eben nicht – wie Wissenschaftler behaupten – der wichtigste Faktor für eine gemeinsame glückliche Beziehung sind. Auch die sexuelle Übereinstimmung beider Partner muss befriedigend sein. Daher ist es nach meiner Erfahrung dringend notwendig, die sexuellen Wünsche und Fantasien der Partner abzugleichen, bevor man sich langfristig bindet.
Sie gehen in Ihrem Buch davon aus, dass sexuelle Bedürfnisse bei Frau und Mann festgelegt und kaum veränderbar sind?
Jawohl – alles spricht dafür, dass jeder Mensch ein genetisch festgelegtes sexuelles Bedürfnisprofil hat, an dem wenig zu ändern ist. Passen die Bedürfnisprofile zweier Partner nicht zueinander, kann es keine glückliche Beziehung geben, auch wenn man sich Mühe gibt. Das zeigen alle einschlägigen wissenschaftlichen Studien. Die Übereinstimmung der sog. „genetischen sexuellen Fingerabdrücke“ beider Partner ist entscheidend für ihr gemeinsames Glück.
In Ihrem Buch gibt es dazu viele Beispiele. Könnten Sie unseren Leserinnen und Lesern ein Beispiel für die von Ihnen genannte „libidinöse Augenhöhe“ nennen?
Ein besonders eindruckvolles Beispiel ist das quantitative Bedürfnis beider Partner nach Sex, das heißt die individuelle Triebkraft. Männer wollen – das sagen umfangreiche Befragungen – häufiger Sex als Frauen, schon von Jugend an. So denken Studenten 18,6 Mal pro Tag an Sex, Studentinnen aber nur 9,9 Mal pro Tag. Erst im Alter werden die Männer hier etwas ruhiger. Wer sich gerade kennengelernt hat, ist sexuell aktiver als Paare mit langjähriger Beziehung. So haben zum Beispiel 60-jährige Paare, die neu verliebt sind, häufiger Sex als 30-jährige, die schon mehrere Jahre zusammen sind.
Und jetzt kommt das Entscheidende: Eine Beziehung hält nur dann längere Zeit, wenn beide Partner etwa dieselbe sexuelle quantitative Appetenz haben, also ein gleich hohes Verlangen nach sexueller Betätigung.
Das leuchtet ein. Eine solche Übereinstimmung ist wohl für alle sexuellen Bereiche notwendig, wenn man längere Zeit glücklich und zufrieden zusammenleben will. Dazu haben Sie einen Test entwickelt, den Sie uns sicherlich gerne erläutern.
Durch umfangreiche, jahrelange Recherchen habe ich 28 sexuelle Bereiche identifizieren können, in denen es zwischen den Paaren große Gemeinsamkeiten geben sollte. Daraus ergeben sich genau 423 Fragen, die man mit seinem künftigen Partner abklären sollte, bevor man eine längere Beziehung aufnimmt.
Könnten Sie mal ein Beispiel für Fragen zu einem der sexuellen Bereiche nennen?
Interessant sind natürlich Bereiche, bei denen auch im Laufe einer Beziehung weniger Änderungen oder Anpassungen möglich sind, wie zum Beispiel das Aussehen des Partners. Welche Vorstellung hat die Partnerin von dem Aussehen ihres Wunschpartners? Hierzu einige Beispiele?
1 Soll der Partner gleich alt, älter oder jünger sein?
2 Größer oder kleiner?
3 Schlank, kräftig oder üppig?
4 Wünschen sich Männer Frauen mit großen Brüsten, ausgeprägten Brustwarzen oder üppigem Po?
5 Wünschen sich Frauen Männer mit starker Körperbehaarung, Glatze oder rasiertem Intimbereich?
6 Wie stehen beide Partner zu Tattoos?
Das sind nur einige der Fragen, die helfen sollen, den richtigen Partner zu finden.
Dann könnte man, wenn man mit einem Partner eine längere Beziehung beginnen will, alleine oder gemeinsam alle Fragen beantworten. Man könnte genau feststellen, ob man sexuell zueinanderpasst. Ganz einfach!
Richtig! Inzwischen gibt es – gegen eine kleine Gebühr – einen Fragenbogen im Internet, der die Antworten beider Partner auswertet und ermittelt, ob beide sich noch in einem tolerierbaren Korridor ihrer sexuellen Vorstellungen befinden – man nennt das statistisch die sog. „sexuelle Spreizung“ – oder ob die Vorstellungen so weit auseinandergehen, dass von einer Partnerschaft abzuraten ist.
Sehr praktisch und vor allem wissenschaftlich fundiert. Wir wünschen Ihnen viele Nutzer Ihres Tests!
Chemie der Liebe
Unser Sexualleben wird beherrscht von Hormonen, die uns glücklich machen, uns motivieren zu neuen Aufgaben und die uns vor allem zu sexueller Erregung verleiten. Also nichts mit freier Entscheidung, die Chemie im Hirn regiert uns beim Sex.
Auch hier hat sich die Forschung überwiegend mit der Chemie von Frauen befasst. Weil Frauen eben auch in ihrer Chemie geheimnisvoller sind als Männer, bei denen bekanntermaßen alles vorhersehbar abläuft.
Da ist zunächst das Dopamin zu nennen. Es wird im Stammhirn produziert, beeinflusst die Nervenzellen im Gehirn, die dann wiederum unseren ganzen Körper, insbesondere die Muskulatur aktivieren. Kein Wunder, dass Forscher herausgefunden haben, bei Frauen beeinflusst die Höhe des Dopaminspiegels,
in welchem Alter es zum ersten Sex kommt,
wie viele Sexpartner sie im Leben haben werden,
wie stark ihr sexuelles Verlangen ist und
wie leicht sie zum Orgasmus kommen
Wer als Mann an eine Frau mit starker Dopaminkonzentration gerät, muss wissen, was ihm blüht.
Wer zu wenig davon hat, leidet unter Mangel an Begierde und Erregbarkeit – und natürlich am ausbleibenden Orgasmus. Wie schön, dass hier die pharmazeutische Industrie nachhelfen kann.
Hier hilft die Sextablette Addyi, auch rosa Viagra genannt, die bei täglicher Einnahme selbst bei lustlosen Frauen zu sexuellem Begehren und gar zu sexueller Befriedigung führen kann.
Also, es geht doch …
Während Dopamin Frauen und Männer in den Rausch der Euphorie versetzt mit dem unwiderstehlichen Antrieb zum Weitermachen bis zum Orgasmus, gibt es noch ein paar nette Stoffe, die uns munter machen. Noradrenalin erhöht unsere Aufmerksamkeit, vertreibt Hunger und Müdigkeit und dämpft unsere Schmerzen. Endorphine bekämpfen Verspannungen und helfen der Frau, zum Höhepunkt zu kommen. Serotonin steigert das Wohlbefinden, kann aber auch die Erregung blockieren. Adrenalin versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Bei Berührungen und erst gar beim Küssen entzünden diese Substanzen im Hirn ein wahres Feuerwerk. Aber Vorsicht: Nicht bei jedem Partner setzt sich die Chemie im Gehirn in Bewegung. Leider gibt es auch Personen, deren Anblick chemisch einfach nichts im Hirn bewirkt.
Die Gehirnforschung soll nach Aussage einer renommierten Sexualtherapeutin auch herausgefunden haben, dass bei männlichen Berührungen an den falschen Stellen der Frau (oder immer wieder an denselben) das weibliche Gehirn anfange, sich zu langweilen, obwohl vielleicht physiologisch ein Erregungszustand bemerkbar sei. In diesem Zusammenhang ist auch verständlich, dass bei langjährigen Beziehungen die Lust der Frau sich kontinuierlich dem Nullpunkt nähert, während der Partner davon gar nichts mitbekommt. Das weibliche Gehirn wird bei neuen Reizen, die es lohnen, zum Beispiel einem neuen Mann, wieder munter.
Ein sog. Botenstoff macht definitiv beide Geschlechter an – die Pheromone, an deren Entdeckung auch ein deutscher Chemiker maßgeblich beteiligt war. Diese Duftstoffe werden beim Menschen durch den Körperschweiß ausgeschieden. Sie sind unterschiedlich zusammengesetzt je nach Geschlecht – und vor allem –, sie werden unbewusst wahrgenommen. Pheromone üben eine außerordentliche Anziehungskraft aus. Wir werden willenlos getrieben, und sogar das Hausschwein bleibt still und empfängnisbereit mit dem Rücken zum Eber stehen, wenn es die schweinische Version des Duftstoffes im Gehirn wahrnimmt.
Duft macht sexy
Eine Reportage unserer Redakteurin Cornelia Smelling
Liebe Leserinnen und Leser,
wir wussten es schon immer, Duft und Sex haben viel miteinander zu tun. Aber wie funktioniert das genau? Prof. Pierre Grasse leitet das größte und einzige Forschungslabor Europas, das sich mit der Auswirkung des Duftes auf unser Sexualverhalten beschäftigt. Er steht uns heute für ein Interview zur Verfügung.
Red.: Herr Professor, was hat die Wissenschaft über Duft und Sex herausgefunden?
Prof.: Erstaunliches, nahezu Unglaubliches, ich will Ihnen drei Beispiele nennen.
Erstens: Die Spermien des Mannes finden den Weg zu den Ovarien der Frau per Duft. Sie können nichts sehen, aber sehr gut riechen. Und sie lieben bestimmte Düfte. Wenn wir Frauen vor dem Geschlechtsakt Maiglöckchenduft injizieren, dann stürmen die Spermien voran, und eine Schwangerschaft ist zu 90 % die Folge. Gefällt den Spermien der Duft nicht, werden sie immer langsamer und drehen sogar ab. Mit der Einführung eines Geruchsblockers in Form eines Minitampons vor dem Akt können wir mit Sicherheit eine Schwangerschaft verhindern.
Red.: Das ist ja erstaunlich. Gibt es noch weitere solcher duftwissenschaftlicher Erkenntnisse?
Prof.: Zweitens: Ein amerikanisches Forscherteam hat mit uns gemeinsam Folgendes herausgefunden: Das zweitbeste Riechorgan des Mannes – nach der Nase – ist der Penis. Wir haben junge, gesunde Männer nach dem Duft aus ihrer Kindheit befragt, an den sie sich gerne erinnern. Genannt wurde hier zum Beispiel der Duft eines frisch gebackenen Apfelkuchens der Großmutter.
Wenn nun drei nackte, gleich attraktive junge Frauen nebeneinander auf einem Bett liegen, und eine der drei im Intimbereich mit dem Duft von frischem Apfelkuchen besprüht wurde, der männlichen Versuchsperson die Augen verbunden und die Nase versiegelt wurde, dann wird der erigierte Penis nach kurzer Suche sich genau in die „Apfelkuchenspalte“ versenken. Riechen kann der Penis allerdings nur in ergiertem Zustand, so der heutige Forschungsstand.
Red.: Man glaubt es nicht, der Penis als Riechorgan. Jetzt sind wir aber gespannt auf ihre dritte Erkenntnis.
Prof.: Das dritte Ergebnis unserer Forschung ist mindestens genauso spektakulär. Frauen können in wenigen Sekunden riechen, welcher Mann die richtigen Gene für sie hat. Also so gegensätzliche Gene, dass gemeinsame Kinder robust und gesund werden, was bei gleicher genetischer Ausstattung nicht zu erwarten ist. Das geht alles ohne Einschaltung der Gehirnbereiche, die für Vernunft zuständig sind. Das geht also schnell und unbewusst. Diese Spontanentscheidung von Frauen wird allerdings dadurch gestört, dass viele Frauen dem Duft ihres Vaters verfallen sind und nun entscheiden müssen, ob dieser Duft mit dem Duft des neuen Partners vereinbar ist.
Red.: Herr Professor, wir haben gehört, dass Sie nicht nur forschen, sondern Ihre Erkenntnisse auch in der Praxis überprüfen.
Prof.: Das ist richtig. Wir haben vor einem halben Jahr in Berlin-Mitte die „Duft-Bar“ eröffnet und führen dort mittwochs, freitags und samstags sog. Duft-Events durch.
Red.: Werben Sie für diese Veranstaltungen, oder kommen die Leute von alleine?
Prof.: Wir haben auf unserem Online-Portal inzwischen über 500 000 Follower. Die informieren wir per Duft über die Themen der nächsten Veranstaltungen. Dazu nutzen wir unsere neueste Erfindung. Wir können inzwischen durch eine Kombination von Farb- und Tonsignalen beim Nutzer einer Website schon zehn unterschiedliche Duftwahrnehmungen erzeugen. Unsere Erfindung ist der Durchbruch für die Duftwahrnehmung per Internet.
Red.: Das ist ja Wahnsinn. Duft per Internet, sozusagen der duftende Bildschirm. Das nutzen Sie also für die Einladungen in Ihre Duft-Bar?
Prof.: Es funktioniert sehr gut. Wir können die Interessenten je nach Duft zu bestimmten Events in unsere Bar einladen. Dazu zwei Beispiele: Am beliebtesten ist unsere Kindheitsduftparty, die jeden zweiten Freitag im Monat stattfindet. Wir laden hierzu per Website mit dem Duft „Blumenwiese mit Kuh“ ein, den wir bereits synthetisch herstellen können.
Damit unsere Interessenten die Duft-Bar schon in angenehmem Zustand erreichen, haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Berliner Polizeihunde werden an Pfoten und Schwanzspitze mit dem jeweiligen Themenduft kontaminiert. Dabei laufen sie durch Wannen, die mit Duftwasser gefüllt sind und legen dann eine Duftspur von der nächsten S- oder U-Bahnstation zu unserer Bar.
Red.: Warum gerade Polizeihunde?
Prof.: Die sind besonders diszipliniert und freuen sich, wenn sie mal kein Rauschgift, keinen Sprengstoff oder
Geld riechen müssen. Wir freuen uns, dass uns die Polizei unterstützt, denn unsere Forschung ist schließlich von hohem öffentlichen Interesse. Unser besonderer Bonus: Die Polizeihundeführer dürfen anschließend an der Duftparty teilnehmen, natürlich in Zivil. Für die Hunde wollen wir zur Belohnung übrigens demnächst eigene Hunde-Duft-Partys durchführen.
Red.: Welche Besucher kommen zu den Kindheitsduftpartys?
Prof.: Es kommen überwiegend Personen, die sich gerne an den Duft ihrer Kindheit erinnern. Beim Event „Blumenwiese mit Kuh“ kommen auffallend viele junge Frauen und Männer, die auf Bauernhöfen groß geworden sind oder mit ihren Eltern immer die Ferien auf dem Land verbringen durften.
Die Teilnehmer eines solchen Abends, die schon durch die Hundefährten zur Bar halb willenlos geworden sind, beginnen dann in der Bar, in der der Kindheitsduft über Düsen in der Decke versprüht wird, mit erstaunlichen Verhaltensweisen. Sie küssen und umarmen wildfremde Partner, tanzen mit ihnen Ringelreihen, probieren kindliche Doktorspiele usw.
Der Abend endet meistens damit, dass Paare, die sich gefunden haben, glücklich und eng umschlungen nach Hause wanken oder auf unserer Spielwiese über der Bar hemmungslos übereinander herfallen. Das passiert insbesondere dann, wenn wir über unsere Deckendüsen auch noch Androsteron verspüren. Das ist der Sex-Duft der männlichen Schweine, der unerklärlicherweise auch bei Frauen Glücksgefühle hervorruft, ohne dass sie den Duft riechen können.
Red.: Da werden wohl viele unserer Leserinnen bei Ihnen demnächst vor der Bar stehen. Können Sie uns noch das zweite besondere Event nennen?
Prof.: Ein etwas streng duftendes Event in unserer Bar ist der sog. „Joséphinenabend“, der einmal monatlich stattfindet. Bekanntlich hat Napoleon seiner Ehefrau Joséphine immer per Brieftaube mitgeteilt, sie möge sich nicht waschen, er käme in einigen Tagen zu einer Liebesnacht vorbei. Also teilen wir unseren Fans mit, dass man zu diesem Event nur Eintritt in die Bar erhält, wenn man sich mehrere Tage nicht gewaschen hat, und zwar an allen Körperstellen einschließlich der Haare. Am Eingang wird das von kernigen Schnüfflern kontrolliert, die allerdings alle halbe Stunde ausgewechselt werden müssen, um zu vermeiden, dass sie sich vor der Bar übergeben oder uns zusammenbrechen.
In der Bar herrscht an diesen Abenden Rauchzwang, weil man ohne Zigarettenrauch den im Raum vorherrschenden strengen Duft nicht mehr ertragen könnte. Natürlich kommen zu diesen Abenden nur bestimmte Persönlichkeiten – männlich und weiblich –, und die haben ihren großen Spaß. Man beschnüffelt sich gegenseitig im Haar, unter den Achseln und – wenn im Laufe des Abends die Kleidung fällt – mit Vorliebe im Intimbereich und am Po … Was dann abläuft … können Sie in unserem Trailer „Joséphines F.“ auf unserer Website sehen, und zwar auf Wunsch auch mit Originalduft.
Red.: Wie finanzieren Sie Ihre aufwendige Forschung?
Prof.: Natürlich hauptsächlich aus Steuermitteln, denn unsere Geruchsforschung hat schließlich hohe gesellschaftliche Relevanz. Aber auch der Verkauf dufthaltiger Getränke in unserer Bar trägt erheblich zur Finanzierung der Forschung bei. Wegen des unerwartet hohen Andrangs planen wir demnächst Eintrittsgebühren für den Besuch unserer Duft-Events.
Red.: Herr Professor, wir sind fasziniert von Ihrer Forschung, aber auch von Ihrem Mut, die Ergebnisse aus den Labors gleich in der Praxis zu testen. Wie sieht die Zukunft Ihrer Forschung aus?
Prof.: Da gibt es zahllose Anwendungsgebiete, die uns auch innovative Finanzierungsquellen eröffnen. Wir sind gerade mit einem sehr bekannten Fußballverein im Gespräch. Es geht um ein noch streng geheimes Projekt. In den Umkleidekabinen sollen die Spieler vor dem Spiel mit dem Schweißgeruch von Siegern beduftet werden – mehr darf ich nicht verraten.
Red.: Herr Professor, eine Frage habe ich noch ganz persönlich. Dürfte ich mal an Ihnen riechen?
Prof.: Aber natürlich, lassen Sie sich von meinem Sekretariat am besten einen Abendtermin geben, an dem wir beide uns ausgiebig beschnüffeln können.
Haare und Eros
Warum haben überhaupt viele Männer so viele Haare am Körper? Ganz einfach. In der Steinzeit waren die Männer mit vielen Körperhaaren bei den Steinzeitfrauen außerordentlich begehrt, denn die Haarpracht hat sie wirkungsvoll vor den Angriffen der giftigen Stechmücken und anderer Parasiten bewahrt. Die haarlosen Steinzeitmänner sind wahrscheinlich schon von den fliegenden Blutsaugern beseitigt worden, bevor sie sich überhaupt vermehren konnten. Das nennt man natürliche Auslese durch Haarwuchs.
Schwierigkeiten macht hier nur der Vergleich mit den uns artverwandten Affen. Denn die sind überall behaart, nur nicht in der Intimzone. Darüber muss leider noch geforscht werden.
Männer über 55 Jahre sind heute noch etwas rasurresistent, nur 30 % rasieren sich im Achsel- und Intimbereich. Da liegen die jungen Männer zwischen 18 und 34 Jahren mit 65 % bei den Achselhaaren und 67 % bei den Schamhaaren schon weit vorn.
Vorbildlich die jungen Frauen, die zu über 80 % achsel- und zu fast 90 % schamhaarfrei sind, bei den älteren Damen legen sich nur gut ein Drittel den Intimbereich frei. Ein bereitwilliger Partner hat als Hobbyfriseur bei den Damen gut zu tun. Übrigens ist es für Feministinnen seit einiger Zeit wieder wichtig, demonstrativ den Busch zwischen den Beinen und unter den Achseln ungehemmt wachsen zu lassen. Hier haben Männer einfach nichts zu suchen.
Immerhin hat die medizinische Forschung herausgefunden, dass sich beim Menschen bei starken Emotionen die Haare aufrichten, auch im Intimbereich. Bei den modernen unten haarlosen Zeitgenossen müssen wir also auf andere körperliche Zeichen von Erregung achten, aber das wird hoffentlich gelingen. Bei Männern muss man sowieso nicht auf das Aufrichten des Intimhaars schauen, weil sich möglicherweise in dieser Zone etwas anderes aufrichtet als Zeichen der Lust.
Wer sich als Frau die Schamhaare für immer entfernen lässt, sollte sich vorher gut überlegen, ob man diese Haare nicht noch einmal beruflich braucht. Einer intim nachhaltig kahlen berühmten Schauspielerin musste letztens für eine Liebesszene, die in den 40er-Jahren spielte, ein sog. „Intim-Toupet“ aufgeklebt werden. Auch so was gibt es in einer gut geführten Haarteilboutique. Vielleicht auch zu benutzen für ältere Herren, deren Erregung noch vom Anblick einer intimen Haarpracht beflügelt wird.
Zum Thema Haarpracht noch ein wichtiges Forschungsergebnis: Männern, die schon früh eine Glatze haben, wird von allen Seiten eingeredet, sie seien besonders potent. Und siehe da, es gibt Hinweise, dass dieser Effekt bei diesen Männern tatsächlich eintritt. So etwas nennt die Forschung „self-fulfilling prophecy“. Wer den Fachterminus nicht kennt, sollte sich selbst längere Zeit einreden, er sei intelligenter als alle anderen – und dann abwarten.
Schönheit
Was als körperlich schön eingeschätzt wird, darüber gibt es bereits einiges im Kapitel „Sexuelle Attraktivität“ zu lesen. Haben es nun schöne Menschen leichter oder schwerer im Leben?
Die wissenschaftliche Forschung antwortet hier mit einem eindeutigen „Jein“.
Nach heutigem Forschungsstand haben es hübsche Menschen zum einen leicht im Leben. Sie werden schon als Kinder als intelligenter eingeschätzt, erhalten definitiv bessere Schulnoten als ihre weniger hübschen Schulkameraden. Sie werden weniger bestraft und erhalten mehr Einladungen von Altersgenossen. Andererseits unterstellt man ihnen, weniger fleißig und eher egoistisch zu sein.
Hübsche Menschen werden im Berufsleben schneller befördert und erzielen höhere Gehälter. Das haben mehrere Studien nachgewiesen. Amerikanische Forscher haben bei einer Analyse bei 677 Vorstandsvorsitzenden amerikanischer Unternehmen sogar herausgefunden, dass die Aktienkurse von Unternehmen deutlich besser waren, wenn der Chef des Unternehmens ein symmetrisches Gesicht hatte!
Mehrere internationale Studien haben gezeigt, dass bei Parlamentswahlen schöne Bewerberinnen und Bewerber bessere Stimmergebnisse erzielen. Das liegt daran – wie eine weitere Studie bewiesen hat – dass wir schönen Menschen bessere Eigenschaften unterstellen, was zumindest in der Politik eine fragwürdige Beurteilung sein dürfte.
Schönheit hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Schöne Frauen werden bei Bewerbungsverfahren von Personalleiterinnen trotz guter Qualifikation benachteiligt, und so geht es auch den schönen Bewerbern, wenn der Beurteiler ein Mann ist. Das hat eine amerikanische Untersuchung mit immerhin 3000 Bewerbern ergeben.
Schöne Männer, die ihren Bewerbungen Fotos beifügen, brauchen mehr Versuche als weniger schöne, um einen Job zu bekommen. Schöne Frauen brauchen sogar noch mehr Bewerbungsanläufe als schöne Männer. Also lauert auch im Büro der/die Steinzeit-Konkurrent/in, der oder die keinen hübschen Menschen neben sich duldet.
Dafür spricht die folgende wissenschaftliche Studie:
In einem Experiment wurden schöne Menschen von Beurteilern des gleichen Geschlechts regelmäßig niedergemacht. Man unterstellt ihnen zum Beispiel mangelnde Hilfsbereitschaft und soziales Engagement. Das belegen auch weitere Untersuchungen. In einer anderen Studie wird allerdings nachgewiesen, dass schöne Frauen im Berufsleben tatsächlich egoistischer sind.
Sieht eine Frau aber eher männlich aus, dann hat sie gute Chancen, in die höchsten Führungsetagen der Wirtschaft vorzudringen.
Der weniger schöne, fleißige Mensch kann sich selbst aufhübschen, um sein Selbstbewusstsein zu heben. Wie eine Forschungsstudie ergab, wird er als schöner wahrgenommen, wenn er mit einem schönen Menschen gemeinsam ausgeht. Das ist immerhin ein Trost.
Nun noch zu einem wichtigen Aspekt der Schönheit – nämlich der Schönheitschirurgie.
Wenn das Gesicht so eine große Rolle für die Attraktivität eines Menschen spielt, könnte man meinen, unsere Schönheitschirurgen würden viel Geld an Gesichtskorrekturen verdienen. Weit gefehlt! Der Renner ist mit mehr als 12 000 Operationen jährlich die sog. rekonstruktive Intimchirurgie. Das geht von der Brustvergrößerung/-verkleinerung/-hebung über die Po-Vergrößerung/-verkleinerung bis zur sog. Designer-Vagina. Männer kommen übrigens immer häufiger zur Schönheits-OP. Bei ihnen geht es überwiegend um eine Vergrößerung des Winzlings, dessen geringe Ausmaße das Selbstbewusstsein beeinträchtigen, manchmal auch darum, ihn unter einer enormen Bauchdecke erst wieder freizulegen.
Was sagt uns das? Wenn es ums Geldausgeben zur Verbesserung der Schönheit geht, dann ist uns doch die sexuelle Funktionalität näher als die schöne Nase. Allerdings hat in der Corona-Pandemie auch die Gesichtschirurgie wieder einen Aufwind erlebt. Schließlich möchte man gerade bei Video-Konferenzen schön aussehen.
Berühre mich! Was die Wissenschaft zum Kuscheln sagt – und was Unternehmen daraus machen
An einer renommierten deutschen Universität gibt es seit mehr als 20 Jahren ein spezielles Labor. Dort werden die Auswirkungen körperlicher Berührungen auf den Zustand des Menschen experimentell untersucht.
Das wichtigste Ergebnis: Jeder Mensch – jedes Säugetier – braucht permanent körperliche Berührungen, um glücklich zu sein. Berührungen lösen im Gehirn die Bildung von Glückshormonen aus, die im ganzen Körper verteilt werden. Herzfrequenz und Atmung werden langsamer, die Muskulatur entspannt sich. Sogar das Immunsystem wird verbessert.
Besonders positive Wirkungen entstehen natürlich durch Mitmenschen, die wir mögen. Aber auch geliebte Haustiere können verdienstvolle Kuschelpartner sein. Menschen, die lange Zeit nicht mehr körperlich berührt werden, sollen erkranken, sowohl physisch als auch psychisch. Das soll ebenso für Säugetiere gelten.
Wenn in Pandemiezeiten Berührungsverbote ausgesprochen werden, muss man sich nicht wundern, dass der Alkoholkonsum steigt und gleichzeitig auch die Gewalttätigkeit. Kuschelverbot und staatlich verordnetes Ausgehverbot sind kurz gesagt die psychologische Vorhölle.
Wer keinen Kuschelpartner hat, kann inzwischen ein sog. Kuschel-Studio besuchen, wo man für schlappe 70 Euro pro Stunde professionell bekuschelt wird. Aber alles in angezogenem Zustand und ohne intime Bewegungen!
Was machen wir aber in einer Gesellschaft, in der es immer mehr Singles gibt und in der die (zeitlich flexible) Arbeit eine immer größere Bedeutung hat? Die naheliegende Lösung ist natürlich für die einsamen Singles das Anschaffen eines pflegeleichten Haustieres. Das haben inzwischen schon alle einsamen Mitmenschen gemacht, die keine Tierallergie haben oder uneinsichtige Hausbesitzer und Nachbarn.
Neben dem regelmäßigen Besuch der Kuschel-Studios gibt es auf jeden Fall zwei kreative zukunftsweisende technische Lösungen des Kuschelproblems:
der automatische Kuschelpartner, also die Sexpuppe oder der Sexroboter, über die wir in Kapitel VII berichten;
der Kuschelanzug, den man überzieht und der menschliche Berührungen täuschend ähnlich nachahmt, zumal dieses Gerät auch von einem geliebten Partner fernbedient werden kann (siehe Cybersex).
Ein kalifornisches Unternehmen bietet nach der Arbeitszeit ein sog. „after-work cuddling“ für seine Beschäftigten an. Hier dürfen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Altersklassen und Hierarchiestufen in einem speziell eingerichteten Raum des Unternehmens zwanglos berühren und streicheln, was sonst nur bei Firmenpartys unter Alkoholeinfluss üblich ist. Nach Anlaufschwierigkeiten soll sich diese Einrichtung inzwischen großer Beliebtheit unter der Belegschaft erfreuen. Die Arbeitsleistung regelmäßiger Teilnehmer dieser Work-outs soll erheblich gestiegen sein. Andere Folgen des KollegInnen-Kuschelns wird man erst nach einiger Zeit feststellen können. Eine wissenschaftliche Evaluation dieser Initiative in Zusammenarbeit mit der örtlichen Universität ist geplant.
Letzte Meldung aus der Wissenschaft
Nackte Haut zeigen müssen vermindert die Denkleistung – aber nur bei Frauen
Viele Forscher haben sich schon mit der Wirkung der eigenen Kleidung auf das eigene Denken befasst. Wussten Sie, dass man Denkaufgaben besser lösen kann, wenn man einen weißen Arztkittel anhat? Das entdeckten schon vor fast zehn Jahren amerikanische Wissenschaftler. Diesen Effekt nennt man übrigens „kleidungsbedingtes Denken“. Den Begriff wollen wir uns merken.
Bei Frauen – und jetzt kommen wir zum Sex – führt offenherzige Kleidung, in der man viel Haut zeigt, zu verblüffenden Effekten. Dass Studentinnen, die – wie in einem Experiment nachgewiesen – mit kurzem Rock und Bikini-Oberteil über den Universitätscampus gehen, die dabei zurückgelegte Strecke als länger einschätzen als ihre Kommilitoninnen in Straßenkleidung, das kann man noch verstehen.
Erstaunlich ist jedoch das folgende amerikanische Forschungsergebnis: Studentinnen lösen Rechenaufgaben bedeutend schlechter, wenn sie diese im Badanzug bearbeiten müssen, als Studentinnen, die Pullover anhaben. Gehen wir mal davon aus, dass das Versuchslabor ausreichend geheizt war, dann drängt sich der Verdacht auf: Nicht nur Männer werden vom Anblick halb nackter Frauen abgelenkt, sondern die Frauen selbst können sich nicht mehr richtig konzentrieren.
Übrigens: Bei den Studenten war die Rechenleistung gleich gut oder schlecht in der Badehose oder mit Pullover.
Das Liebesleben der Tiere
Zu diesem Thema könnte man ganze Bibliotheken verfassen, denn viele Facetten des tierischen Geschlechtslebens sind schon eingehend untersucht. Daher nur einige wissenschaftliche Erkenntnisse, die Sie – liebe Leserin und lieber Leser – vielleicht doch verblüffen werden.
Zum Beispiel die Tanzfliege (Empis opaca), die auch in unseren heimischen Gefilden vorkommt.
Hier tanzt das Männchen mit einer toten Fliege (einer anderen Fliegenart) zwischen den Beinen in der Luft. Das Weibchen fliegt auf das Männchen zu, rammt es, sodass beide zu Boden fallen. Dort frisst das Weibchen das Hochzeitsgeschenk des Männchens, während dieses das Weibchen beim Fressen kopuliert. Ist der Fress- und Sexplatz nicht geeignet (vielleicht zu unbequem), steigt das Paar nochmals gemeinsam in die Luft und lässt sich dort nieder, wo beides besser gelingt.
Da sollte sich manches menschliche Paar ein Beispiel nehmen. Essen und Sex geht offenbar auch gleichzeitig, man muss es nur versuchen.
Nun zu dem aktuellen Thema Stress, Depression und Sex. Das ist kein rein menschliches Phänomen, wie unsere folgende wissenschaftliche Studie zeigt.
Endlich wurde die Auswirkung depressiver Stimmung auf das sexuelle Verlangen auch bei Fruchtfliegen (Drosophila melanogastert) untersucht. Forscher der Universität Mainz haben diese netten kleinen Tierchen einer Dauervibration ausgesetzt, was zu so hohem Stress führte, dass sogar das Fluchtverhalten nachließ, vom Sex ganz zu schweigen. Medikamente, die auch Menschen bei Depressionen helfen, machten dagegen die Fliegen wieder munter, und zwar in jeder Beziehung.
Welche Stellung beim Geschlechtsverkehr am lustvollsten und möglicherweise auch am wirkungsvollsten ist, lässt sich natürlich am besten bei Tieren untersuchen, die es oft treiben.
Frösche, deren umtriebiges Sexleben hinreichend bekannt ist, sind natürlich hier ein beliebtes Objekt der Forschung. So haben indische Wissenschaftler der Universität Delhi während der Regenzeit (!) 40 Nächte lang Frösche der Gattung Nyctibatrachus humayuni (oder einfach Bombay Night Frog) beobachtet. Bisher waren bei Fröschen nur sechs Paarungsstellungen bekannt, z. B. die bekannte Achselstellung, beim Menschen a-tergo.
Die tropfnassen Forscher haben eine siebte, bisher noch unbekannte Begattungsstellung entdeckt, den sog. „dorsal straddle“, zu deutsch Rückengrätsche, also im Stehen hintereinander an der Wand, was wir schon aus dem Kamasutra kennen. Diese Frösche vollführen ihre akrobatische Stellung auf sechs Meter hohen Ästen, und – was man bisher noch nie bei Fröschen erlebt hat – nicht nur das Männchen stößt dabei lustvolle Laute aus, sondern auch das Weibchen singt mit!
Allerdings, so betonen die Wissenschaftler, sei noch viel zu forschen, denn nur bei einem Drittel der uns bekannten Froscharten seien die Fortpflanzungsstellungen schon bekannt. Da besteht durchaus für Jungwissenschaftler die Möglichkeit, vielleicht noch eine achte oder gar neunte Stellung zu entdecken, man muss nur lange im Dunkeln und bei Regen ausharren.
Während es bei uns Mitteleuropäern mit der sexuellen Treue nach dem 68er-Studentenaufstand bergab ging (wir erinnern uns an das damalige Zitat „Wer zwei Mal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“), erlebt die Treue unter der heutigen Jugend wieder ein neues Erwachen. Der oft zitierte lebenslang treue Schwan erweckt die Frage, wie es denn mit der Treue im Tierleben aussieht. Hier einige besonders interessante Forschungsergebnisse.
So konnten amerikanische Biologen bei mehrjährigen Beobachtungen von Kojoten im Großraum Chicago feststellen, dass kein einziges Tier beim Fremdgehen – oder muss es besser heißen „Fremdrennen“? – zu beobachten war.
Das ist im Tierreich aber bei den Vierbeinern leider eher die Ausnahme. Vom Hund über den Polarfuchs bis zum Wolf konnten durch tierische Vaterschaftstests zahlreiche Fremdgänger identifiziert werden, während bei den oben erwähnten amerikanischen Kojoten sämtliche Jungtiere von ihren offiziellen Vätern stammten. Ein Grund für die Treue: Die Kojoten räubern die Mülltonen in den Städten aus und sind so gut genährt, dass sie sich lieber um die gemeinsame Aufzucht ihres zahlreichen Nachwuchses (bis zu zehn Junge pro Wurf!) kümmern und den Stress mit anderen Partnern eher vermeiden.
Deutsche Forscher fanden dagegen heraus, dass es bei Vögeln ganz unterschiedliche Vorstellungen von Treue gibt. Bei 95 % aller Vogelarten gibt es eine feste Partnerschaft fürs Leben, aber die restlichen 5 % treiben es ganz schön wild. Bei einer austra-lischen Vogelart waren in mehr als 80 % der Nester Eier von fremden Vätern.
Die Blaumeisenweibchen flüchten nachts, wenn ihr Gatte sie nicht so gut überwachen kann, in fremde Reviere, um sich dort zu vergnügen. Bei ihren Ausflügen zu fremden Freiern suchen sich Vogelweibchen oft ältere Liebespartner – und dann sollen sie noch auf dem Heimflug ihren Hinterleib in Wasserlachen baden, damit der Gatte zu Hause nichts merkt!
Noch schlimmer – es gibt regelrecht Vogelschwärme mit Hang zur Untreue bei beiden Geschlechtern, das lernen schon die Jungvögel am (bedenklichen) Vorbild ihrer Eltern.
Wie steht es mit den Insekten? Gibt es die spezifische Insekten-Treue?
Dazu eine wichtige Studie über die weiblichen Reismehlkäfer (Tribolium castaneum) – wer kennt die possierlichen Tierchen nicht, die unsere Vorräte auffressen? Die haben nach einigen Generationen Vermehrung mit ihren eigenen Geschwistern einfach genug und stürzen sich auf alle anderen Männchen, die nur zu sehen sind. Mit diesen paaren sie sich schneller, länger und öfter, wie britische Wissenschaftler fanden. Die sog. „weibliche Käfer-Promiskuität“ führte in kurzer Zeit zu einer erheblichen Verbesserung der Gene und sicherte damit auch bei den nächsten Generationen optimalen Erfolg bei der Schädigung des Menschen.
Zu den Affen gibt es ein Forschungsprojekt, das direkten Bezug zum männlichen Imponiergehabe hat. Forscher der japanischen Kyoto-Universität fanden durch aufwendige Freilandbeobachtungen heraus, dass bei den in den Mangrovenwäldern der Insel Borneo lebenden Nasenaffen (Nasalis larvatus) die Männchen mit den größten Nasen die meisten Weibchen, also den größten Harem hatten. Messungen ergaben, dass diese Großnasen auch noch größere Hoden hatten als ihre Konkurrenten. Die Forscher schließen daraus, dass die Nasenaffenweibchen genau wissen, was „echte Kerle“ sind.
Dazu eine kleine Anmerkung aus dem Menschenreich (S. 15): Beim Mensch korreliert die Nasengröße eines Mannes nicht mit der Größe des Penis – wie volkstümlich angenommen wird. Entscheidend ist bei Männern die Länge des Ringfingers im Vergleich zum Zeigefinger. Je länger der Ringfinger im Vergleich zum Zeigefinger ist, desto mehr Testosteron hat der Mann im Blut. Also alle bekannten Männer nachmessen – vielleicht als Gesellschaftsspiel – und daraus die richtigen Schlüsse ziehen, z. B. bei Annäherungsversuchen auf der nächsten Party.
Dass Fische Frauenmangel und eheliche Konflikte sehr kreativ lösen, zeigt eine Beobachtung einer österreichischen Verhaltensbiologin bei den wunderschön gefärbten Clarks-Clownfischen (Amphiprion clarkii). Dort gibt es im Schwarm immer ein sehr dominantes großes Weibchen und mehrere kleinere Clownfisch-Männchen. Stirbt das Weibchen, dann verwandelt sich in kurzer Zeit eines der männlichen Fische in ein Weibchen. Der geschlechtsumgewandelte Fisch wird größer als die anderen und beginnt sie zu dominieren.
Bei einem Clownfisch-Paar kann sich sogar bei einem Ehekonflikt – zum Beispiel, wenn sie ihn immer beißt – das Männchen in ein Weibchen verwandeln, und das Weibchen schrumpft zu einem Männchen, allerdings nur, wenn man einen dritten Fisch als Konkurrenten ins Becken setzt. Da staunt nicht nur die Biologin, da staunen wir alle! Diese Ergebnisse sind in der menschlichen Paartherapie allerdings nur begrenzt nutzbar.
Ganz zum Schluss noch etwas über die tierische Sexlust. Der brave Orang-Utan braucht weniger als fünf Kopulationen, um Nachwuchs zu zeugen. Der Schimpanse, der uns bekanntlich am nächsten steht, leistet sich über 100 Kopulationen pro Treffer, also etwa 95 aus purer Lust!
Aber nicht nur in der Häufigkeit der Begattungen, sondern auch bei der Länge des Aktes sind uns einige Tiere überlegen. So kann nach neuesten Forschungsergebnissen einer amerikanischen Universität der Geschlechtsakt der Kürbiswanze bis zu 23 Stunden (!) dauern. Eine erfahrene Biologin kann ihren Partner nach einem langen, befriedigenden Koitus also mit Recht „Meine große Wanze“ nennen.
Letzte Meldung aus der Wissenschaft
Das tierische Sexualleben gleicht manchmal verblüffend dem unsrigen. Das weist auf unser gemeinsames Erbe in den Genen hin. Trotzdem gibt es Tiere – ein Beispiel kommt gleich – die unsere sexuellen Aktivitäten weit in den Schatten stellen. Sollen wir uns daran ein Vorbild nehmen oder doch lieber brav bleiben?
Liebesleben unter Tage – der Präriehund
Endlich ist das Liebesleben eines Tieres (fast) vollständig erforscht, das selbst sexaktiven menschlichen Wesen Hochachtung abnötigen sollte. Der possierliche Präriehund, der inzwischen aus Nordamerika zu uns gewandert ist, wiegt 800–1400 g und wird bis zu 35 cm groß. Er lebt gerne in der Gemeinschaft mit bis zu über 100 000 ArtgenossInnen in komplizierten Höhlensystemen.
Ein männlicher Präriehund schläft im Winter bis zu einem halben Jahr, und er muss auch ausgeruht sein, denn er betreut drei bis vier Weibchen. Diese sind nur fünf Stunden im Jahr begattungsfähig – hoffentlich nicht alle auf einmal! Daher frisst sich das Präriehund-Männchen vorher ordentlich Kraft an, seine Hoden vergrößern sich. Die Weibchen signalisieren ihre Paarungsbereitschaft damit, dass ihre Vagina um das Dreifache feuerrot anschwillt.
Nach dem Begattungsakt – leider unter Tage – verplombt das Männchen die Vagina des Weibchens mit einem Saft, der sofort gerinnt. Was macht das Weibchen? Es reißt sich die Plombe raus, weil vielleicht noch drei Stunden Begattungszeit bleiben und etwas Besseres als der eigene Herdenführer kommen könnte.
Da weiß man, dass die Nachkommenschaft gesichert ist, es sei denn, ein böses Nachbarweibchen (vielleicht eine neidische Stiefschwester?) bringt die Brut ihrer lieben Mitbewohnerin um. Ein bei den Präriehunddamen übliches Verhalten.
Nicht nur der Sex der Präriehunde ist beneidenswert, sie sind neben den Bonobos die einzigen Tiere, die sich mit einem Zungenkuss begrüßen. Wenn sie sich nach dem Kuss angewidert schütteln, muss es jemand aus einer anderen Sippe gewesen sein, was ja auch bei den Menschen vorkommen soll.
Und noch eine Besonderheit: Der Präriehund macht Luftsprünge, die sog. Jump-Yips, allerdings nicht aus Freude, sondern um Angreifer zu verwirren. Oft springen die Tier in Gruppen als La-Ola-Welle (kennen wir vom Fußball), wenn der gerade als Ausguck tätige Artgenosse durch ein ausgesprochen differenziertes Bellen Entfernung, Größe und Art des herannahenden Feindes gemeldet hat. Feindliche Klapperschlangen sollen von den Sprüngen schon so nervös geworden sein, dass sie (ohne Beute) flüchteten.
In seiner US-Heimat ist der Präriehund allerdings nicht so beliebt, was daran liegen mag, dass schon tapfere Sheriffs zu Pferde in einem Höhlensystem dieser netten Tiere komplett versunken sind, vielleicht während diese gerade beim massenhaften Begatten und Versiegeln waren.
Tierliebe
Das sind Zahlen: 14,7 Mio. Katzen, 10,1 Mio. Hunde, 5,2 Mio. Kleintiere (z. B. Hasen) und 4,0 Mio. Ziervögel bevölkern die deutschen Haushalte. Insbesondere Hunde sind im Trend. Züchter können sich vor der Nachfrage nicht mehr retten. Denn: Hunde verbessern – nach wissenschaftlichen Untersuchungen, die allerdings von der Heimtierindustrie finanziert wurden – durch regelmäßige Spaziergänge die Kondition und das Immunsystem, sie erfüllen soziale und emotionale Bedürfnisse, sie sind dankbar im Gegensatz zu manch menschlichem Partner. Und beim Kuscheln mit dem Hund wird das Glückhormon Oxytocin ausgeschüttet.
Vertreter anderer Kulturkreise (zum Beispiel Afrikaner) können nicht verstehen, warum in Deutschland Hunde nicht nur in der Wohnung ihrer Besitzer leben, sondern sogar mit ihnen in einem Bett schlafen, verwöhnt, umsorgt und geherzt werden.
Störend wirkt da auch ein bekannter Sexualwissenschaftler, der in seinem vor Kurzem erschienenen Buch auf einen bereits 2005 veröffentlichten Essay über den Umgang mit Haustieren verweist. Er verstieg sich schon damals zu der These einer „Diversifizierung der Intimbeziehungen“ (oho!) und kam zu dem Schluss, dass man hier schon getrost von einer „Kultursodomie“ sprechen könne. Das Tier als (Liebes-?)Partner könne man im Haus „halten“, im Freien „anleinen“ und auf Gedeih und Verderb „besitzen“. Einen Traum, den vielleicht einige von uns auch für ihren menschlichen Partner hegen. Von der Fürsorge und Fütterung ganz zu schweigen. Müssen wir fürchten, dass ein Verhältnis mit einem Tier irgendwann als Lebenspartnerschaft öffentlich und rechtlich anerkannt wird?
Eine Sexualwissenschaftlerin befürchtet gar, dass in Zukunft die quasisexuellen Beziehungen zu Tieren nahtlos in Sex mit Robotern übergehen werden. Das wäre allerdings zumindest für Singles sinnvoll, die ihren Liebling zu Hause z. B. durch häufige Geschäftsreisen oder Urlaube nicht immer hund-, katzen- oder vogelgerecht versorgen können.
Wer sich Reportagen von Pudel-Klubs ansieht, zu denen gerade Frauen im mittleren Alter ihre Lieblinge mitbringen, wird schnell merken, dass hier die Atmosphäre geradezu sexgeladen ist.
Daher passt in diesen Zusammenhang sehr gut die folgende Geschichte, die uns ein Leser zugesandt hat.
Einen Pudel braucht die Frau
Aus dem Schloss derer von Hartleck in Niedersachsen kommen seit über 100 Jahren edle Reitpferde, auf deren Rücken 12 bis 14-jährige Jungamazonen bei Trab und Galopp ihren ersten Orgasmus erleben durften.
Aufgrund dieser guten Erfahrung und dem zu erwartenden Käuferpotenzial haben sich die Schlossbesitzer seit nunmehr zehn Jahren einem anderen Arbeitsgebiet zugewandt, der Pudelzucht.
Pudel sind bekanntermaßen überaus gelehrige Tiere. Sie stammen ursprünglich aus Frankreich und wurden dort zum Apportieren von geschossenem Federvieh aus Teichen und Flüssen gezüchtet. Sie haben also von Natur aus keine Angst vor Feuchtgebieten.
Heute sieht man sie im Zirkus durch brennende Reifen springen, ein trainiertes Risikoverhalten, wie wir es von keiner anderen Hunderasse kennen. Sie sind zutraulich, anschmiegsam, bei guter Pflege (insbesondere Haarpflege) schön anzusehen und – das hat die Neurowissenschaft ergeben – schütten durch innigen Kontakt beim Menschen so hohe Mengen von Glückshormonen aus, wie wir es ansonsten nur bei Kontakten mit Hausschweinen kennen.
Schon in vorigen Jahrhunderten hielten sich wohlhabende Damen sogenannte „Schoßhunde“, deren Ausbildung allerdings ausschließlich im persönlichen Geschick der jeweiligen Besitzerin lag, mit allen positiven, aber auch negativen Folgen. So schrieb bereits 1784 der Braunschweiger Hofmedicus Eckebrecht Heimbold über die unglückseligen Oberschenkelbisse und deren Behandlung beim weiblichen Geschlechte.
Heute werden Pudel nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Trainingslehre ausgebildet. Neben reinen Tiertrainern haben sich auch ehemalige Trainer von Leistungssportlern für diese Aufgabe qualifiziert. Schließlich wird das gesamte Pudeltraining auf Schloss Hartleck von einem Board of Quality überwacht, dem immerhin ein promovierter Hundepsychologe vorsitzt.
Die praktische Ausbildung der Vierbeiner beginnt mit aufblasbaren Puppen eines bekannten Erotik-Versandhauses. Für die Spurenlegung zum Ort des Einsatzes hat sich die Sprühsahne GLÜCKLICHES KLEEBLATT aus dem Hause Knüllermilch bewährt. Die Einsatzfreude, d. h. die Motivation der Tiere, wird durch Videoclips mit glücklichen Pudeln gefördert, und zwar über Minimonitore, die in den Köpfen der Demopuppen installiert werden.
Leider gibt es unter den Tieren – wie bei Menschen auch – arbeitswütige und faule. Beide sind leider nicht zu gebrauchen, die einen wegen Verletzungsgefahr, die anderen wegen ausbleibender Arbeitsergebnisse. Der mittelmotivierte Pudel muss von Tierdiagnostikern rechtzeitig erkannt werden, um nur die wirklich Geeigneten in dieses kostenintensive Trainingsprogramm aufzunehmen.
Gegen Aufpreis kann man auch Pudel erwerben, die bereits in Realsituationen geübt haben, zum Bespiel an weiblichen Testpersonen im mittleren Alter, die sich gerne freiwillig und lustvoll an der Ausbildung beteiligen.
Der Verkauf der ausgebildeten Tiere erfolgt ausschließlich über das Internet – nicht im Darknet! – (www.schossglück.de).
Je nach Charakter des Tieres gibt es natürlich Preisstufen. Die Übergabe des neuen Lieblings erfolgt – wie beim
Neuwagen für den Mann – in einer würdigen Zeremonie auf dem Schloss, umrahmt von lustvollen Gesängen des schlosseigenen Pudelchors.
Die glückliche Käuferin bekommt noch ein Demovideo mit über den Einsatz des Schoßhundes zu Hause und natürlich eine 24-Stunden-Servicenummer, falls ernsthafte Probleme mit dem Hund auftreten und man sogar von seinem Umtauschrecht Gebrauch machen möchte. Auf der oben genannten Website präsentieren sich inzwischen aber Dutzende glücklicher Besitzerinnen, denen der Erwerb des Pudels neue Dimensionen ihres Gefühlslebens eröffnet hat.
Nicht von ungefähr hat die Stiftung Warentest in ihrer neuesten Ausgabe der Pudelzucht von Schloss Hartleck die Höchstnote in allen Kategorien (Emotionale Einfühlung, Beständigkeit, Gehorsam nach getaner Arbeit usw.) gegeben. Vor dem Erwerb von Pudeln aus Nicht-EU-Staaten wird ausdrücklich gewarnt. Diese Tiere sind in aller Regel nicht nach der EU-Richtlinie PD-T 27/84/2013 ausgebildet und können bei ihren Besitzerinnen nicht nur zu emotionalen Verstimmungen führen, sondern zu tiefen Lebenskrisen. Da ist dann wieder der erfahrene Psychotherapeut gefragt.