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Vorwort

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Vermutlich kennen Sie den Krimi von Alfred Hitchcock «Das Fenster zum Hof». Der ganze Film spielt in ein und demselben Zimmer. Man begleitet den Hausherrn, der im Rollstuhl sitzt, und schaut ihm über die Schultern, wie er seine Nachbarschaft beobachtet und dabei Kurioses entdeckt. Wer denkt, das sei langweilig, wird eines Besseren belehrt.

Ich habe auch oft durch ein und dasselbe Fenster beobachtet. Aber nicht die Nachbarn, sondern die Vögel, die mein Futterhaus im Kirschbaum oder den Garten besuchten. Zugegeben, manchmal musste ich auch an ein anderes Fenster eilen, aber egal, wo ich hinausblickte, es hat sich immer wieder Spannendes und Überraschendes da draussen abgespielt.

Es sind die gewöhnlichen Stadtvögel, die in jedem Garten auftauchen können, die mich so faszinierten. Wer sie genau betrachtet, merkt schnell, dass das Wort «gewöhnlich» fehl am Platz ist. Kleine Wunderwerke der Natur kommen da tagtäglich zu Besuch. Und jedes hat sein eigenes Verhalten und sein ganz spezielles Aussehen.

Natürlich spielt die Wohnumgebung eine Rolle, wie viele Vögel und Arten zu entdecken sind. Wer von einheimischen Bäumen und Sträuchern umgeben ist, wird mehr sehen, als jemand, der beim Blick aus dem Fenster auf eine Betonwelt oder einen englischen Rasen schaut. Aber die Vögel sind überall und sie drängen immer mehr in die Städte. Die ausgeräumten Landschaften, welche vielerorts die Städte umgeben, bieten ihnen weder Schutz noch Nahrung. Man sprach einst von Kulturland. Man müsste heute wohl eher den Begriff Monokulturland verwenden. Die Artenvielfalt ist auf vielen dieser Flächen leider förmlich eingebrochen.

Mut macht, dass immer mehr Menschen wieder naturnah gärtnern oder wirtschaften. Dass es zunehmend mehr Leute gibt, die bereit sind, für lokale, nachhaltig produzierte Produkte mehr zu bezahlen. Dass es politische Vorstösse gibt, neue Wege in der Landwirtschaftspolitik einzuschlagen. Dass wieder mehr über Biodiversität gesprochen wird. Dass geforscht wird, wie nachhaltiger Ackerbau funktionieren könnte. Dass eine Generation heranwächst, die sich um die Erde sorgt und ihr Wissen auf die Strasse trägt. Dass viele Naturschutzvereine Zeit und Geld in die Pflege und Aufwertung verschiedenster Gebiete stecken. Und nicht zuletzt, dass das Interesse an der Natur in der Bevölkerung wächst. Helfen wir mit, diese Vielfalt zu bewahren, um auch den kommenden Generationen noch wunderbare Naturerlebnisse zu ermöglichen.

Den Menschen zieht es oft in die Ferne. Er möchte das Exotische sehen und davon berichten und dabei findet vor der eigenen Haustür so viel Exotik statt. Ich hoffe, ich kann Ihnen mit diesem Buch das eine oder andere Wundersame aus unserer Vogelwelt näherbringen, das sich möglicherweise vor ihrem Fenster abspielt.

Ganz bewusst habe ich für dieses Buch nur Fotos verwendet, die in meinem Garten oder der unmittelbaren Umgebung entstanden sind. Oft sitzen die Vögel daher auf den gleichen Bäumen, dem Kirschbaum oder der Traubenkirsche. Aber es sind nicht immer die gleichen drei Arten, wie man denken könnte. Die Vogelvielfalt in den Städten ist gross und sie ist weiter am Wachsen. Schauen sie selbst.

Juli 2020, Urs Vetterli

PS: Ich betreibe die Ornithologie hobbymässig und mein Wissen ist beschränkt. Wer sich ernsthaft für Vögel interessiert und in die Tiefe gehen möchte, findet unzählige spannende Bücher auf dem Markt. Drei davon möchte ich hier erwähnen, weil das eine oder andere Wissenswerte, das ich in diesem Buch schildere, einer dieser Quellen entspringen könnte. Das wären: «Schräge Vögel» und «Das grosse Buch der Gartenvögel» von Uwe Westphal und Andreas Thiernshaugns Buch «Das verborgene Leben der Meisen». Drei äusserst empfehlenswerte Lektüren für Vogelinteressierte.

Das Fenster zum Kirschbaum

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