Читать книгу Samira und Lissy auf dem Pferdehof - Ursula Geck - Страница 3
1. Auf nach Köln
ОглавлениеSamira war glücklich. Sie saß im Auto auf der Rücksitzbank und hinter ihr, im Pferdeanhänger, stand ihr Pferd. Herr Steinbäcker, der Bauer des Hofes, auf dem sie die Sommerferien verbrachte hatten, hatte ihr Lissy geschenkt. Sie hatte das Pferd von einer schweren Traumatisierung geheilt und weil sie die einzige war, zu der Lissy Vertrauen hatte, hatte Herr Steinbäcker ihr die Stute anvertraut.
„Wie lange werden wir fahren Papa?“, fragte Samira.
„Ich denke an die neun Stunden.“
„Das ist lang für Lissy, da müssen wir unterwegs Pause machen und ich muss nach ihr sehen.“
„Das können wir ja gerne machen“, antwortete der Vater. „Ich fahre jetzt erst mal los.“
Neben dem Vater saß die Mutter und alle drei winkten Steinbäckers zu, als sie den Parkplatz des kleinen Bauernhofes verließen. Die Mutter kurbelte das Fenster herunter.
„Auf Wiedersehen und vielen Dank!“
Der Bauer antwortete: “Pfiati und Samira pass mir gut auf Lissy auf und schreib mir mal, wie sie sich macht.“
„Na klar“, antwortete Samira „sobald wir in Köln sind, schreibe ich Ihnen, wie sie die Fahrt verkraftet hat, ich habe ja die Mailadresse.“
„Pfiati ihr drei. Gute Fahrt!“, rief die Bäuerin, Frau Steinbäcker.
Samira sah, dass Jakob, der Sohn des Hauses ein betrübtes Gesicht machte. Er mochte Samira sehr und auch Samira gefiel Jakob. Sie war auch traurig, dass sie sich von ihm verabschieden musste, aber noch größer war die Freude darüber, dass sie ihre Lissy, ihre braune, wunderschöne Stute mit nach Hause nehmen durfte.
Der Vater fuhr auf einen kleinen Feldweg, der auf die Landstraße führte. Die Mutter drehte die Fensterscheibe wieder hoch.
„So, auf nach Köln“, sagte sie „unterwegs müssen wir mal den Cousin deines Schwagers anrufen, ob bei ihm Platz für Lissy ist. Er hat ja Pferde unterstehen.“
„Ja, Pech dass er in Urlaub war, bisher. Sonst hätten wir das längst regeln können.“
„Ach, heute ist sicher auch noch früh genug“, meinte Samira gut gelaunt. Lissy wird schon bei ihm unterkommen.“
So fuhren sie auf der Landstraße Richtung Lienz. Bald hatten sie das Mölltal, in dem Heiligenblut, ihr Urlaubsdomizil, liegt, verlassen.
Auf der Hinfahrt in den Urlaub hatte Samira fast die ganze Zeit geschlafen, aber da war jetzt kein Denken dran, sie war viel zu aufgeregt mit ihrer kostbaren Fracht im Anhänger. Und so sah sie sich interessiert die Landschaft an.
„Lissy scheint im Anhänger still zu halten“, meinte sie besorgt.
„Ja, sie hat ja auch Futter und Wasser, es geht ihr gut.“
„Ja, aber es ist beengt in dem Anhänger, sie ist ja immer noch nicht so stabil, hoffentlich hat sie keine Angst. Papa, können wir gleich mal anhalten, damit ich nach ihr sehen kann?“
„Jetzt lasst uns erst mal ein Stück fahren Samira, deinem Pferd wird es da hinten schon gut gehen.“
Samira war froh, dass sie noch drei Wochen Ferien hatte, so konnte sie sich um ihr Pferd kümmern.
Nach einer Stunde Fahrt quengelte sie aufs Neue:
„Papa ich muss nach Lissy sehen.“
„Kind, deinem Pferd geht es gut, wir können doch nicht dauernd anhalten.“
Aber nach einer weiteren halben Stunde gab er Samira nach und sie fuhren auf einen Rastplatz. Samira stieg eilig aus und lief um das Auto herum. Ein Segen, dass Herr Steinbäcker ihnen den Pferdetransporter geschenkt hatte, er brauchte ihn nicht mehr. Samira öffnete die Türe des Anhängers und ging zu Lissy hinein. Die Stute begrüßte sie freudig.
„Na, meine Kleine, wie geht es dir?“, fragte Samira zärtlich.
Lissy schnaubte. Es schien ihr gut zu gehen. Sicher spürte sie, dass heute ein besonderer Tag war und sie war bei Samira, das war das Wichtigste.
Lissy hatte ihr ungeborenes Fohlen bei einem Unfall verloren und war nicht mehr zu handlen gewesen. Sie war vollkommen verstört gewesen. Samira hatte es geschafft, sich der Stute zu nähern. Lissy ließ sie sogar auf sich reiten. Niemand hatte seit dem Unfall Vertrauen zu ihr aufbauen können. Sie hatte alle abgeworfen, die auf ihr reiten wollten, war zurückgewichen, wenn sie jemand streicheln wollte, hatte den Stall nicht mehr verlassen und nichts mehr gefressen. Samira hatte sie geheilt. Sie war jeden Morgen und jeden Abend zu ihr in den Stall geschlichen, zunächst heimlich, und hatte in einem merkwürdigen Singsang mit ihr gesprochen. Dann hatte sie begonnen, ihr Gras zu bringen. Das Pferd hatte ihr aus der Hand gefressen. Der Bauer, Herr Steinbäcker, hatte Samira dabei überrascht und war total erstaunt gewesen. Er hatte schon gedacht, er müsse das Pferd einschläfern lassen, denn er wollte es nicht verhungern lassen. Samira hatte so sehr das Vertrauen der Stute gewinnen können, dass sie schließlich sogar auf ihr reiten konnte. Sie waren durch das Mölltal gestreift und schließlich in die Fleiß geritten. Der Bauer war so froh, dass Samira Zugang zu dem traumatisierten Pferd bekommen hatte, dass er ihr Lissy geschenkt hatte. Die Eltern waren einverstanden gewesen.
Samira streichelte ihre Stute an der Stirn, das mochte Lissy besonders gerne. Es war die erste Berührung zwischen Lissy und Samira gewesen.
„Wir müssen noch ziemlich lange fahren“, meinte Samira zu Lissy und sah beruhigt, dass Lissy schon Einiges gefressen und gesoffen hatte.
Sie strich ihr liebevoll die Mähne aus der Stirn.
„Du bist das schönste Pferd auf der ganzen Welt“, meinte sie zärtlich. „Ich muss jetzt wieder nach vorn ins Auto, aber ich bin ganz nah bei dir und heute Abend sind wir in Köln und du kriegst eine prima Box und morgen kannst du raus auf die Weide und wirst die anderen Pferde kennen lernen, die dort untergestellt sind bei dem Cousin des Schwagers meines Vaters. Du wirst sehen, es wird dir gefallen.“
Sie ging aus dem Anhänger hinaus, schloss die Tür und begab sich wieder nach vorne auf den Rücksitz.
„Lissy geht es gut, wir können weiterfahren, sie hat sogar schon gefressen und gesoffen.“
„Prima“, auch die Mutter war erleichtert.
Samira hatte keine Lust gehabt mit ihren Eltern nach Österreich auf einen Bauernhof zu fahren, das änderte sich erst, als sie Lissy kennenlernte. Sie hatte vorher nichts mit Pferden zu tun gehabt, umso erstaunter war der Bauer gewesen, dass Sie es geschafft hatte, das traumatisierte Pferd zu heilen.
Samira summte versunken vor sich hin. Ein ganz neues Leben würde anfangen. Sie würde nun jeden Tag reiten können. Erst noch drei Wochen Ferien, das war himmlisch. So hatte sie ganz viel Zeit für Lissy und wenn die Schule wieder anfangen würde, würde sie auch jeden Tag zu Lissy fahren und mit ihr ausreiten. Sie war eine gute Schülerin und brauchte nichts für die Schule zu tun. Ihre Eltern sagten sogar immer, sie sei stinkfaul, und es sei einfach ein Wunder, dass sie so gute Noten habe. Nun war das ein Segen, denn Sie würde ganz viel Zeit für Lissy haben. Jemand anderen ließ Lissy nicht auf sich reiten und so war Samira die einzige, die sich um sie kümmern konnte.
Das Auto fuhr und fuhr und bald hatte die kleine Familie mit ihrem Pferd im Anhänger den Felbertauerntunnel erreicht. Als sie durch ihn hindurch gefahren waren, empfing sie garstiges Wetter. Es regnete und die Sonne war nicht zu sehen.
„Mensch, das ist wirklich ein Ding mit den Alpen, bei der Hinfahrt hatten wir auf der Nordseite auch so schlechtes Wetter und als wir durch den Felbertauerntunnel gefahren waren, empfing uns der strahlendste Sonnenschein. Und nun fahren wir zurück und es ist auf der Nordseite wieder so garstig.“
Nun fing es sogar an zu hageln.
„Hoffentlich bekommt Lissy in ihrem Anhänger keine Angst vor dem Geräusch des Hagels.“
„Samira du bist zu besorgt mit deinem Pferd. Sie wird das Geräusch aus dem Stall kennen. Auch in Heiligenblut hat es sicher schon mal gehagelt.“
Samira nickte beruhigt.
„Schade, dass das Wetter so schlecht ist auf der Nordseite der Alpen, mir hat es gefallen die ganze Zeit die tollen Berge zu sehen.“
„Bei Regen haben die Berge auch was für sich“, antwortete die Mutter, „sie sehen dann aus wie große Urzeittiere, wenn der Himmel verhangen ist und Regenschauer und Wolken an ihnen vorbeistreifen.“
„Ja, da hast du recht, trotzdem war mir die Sonne lieber.“
Bald hörte es auf zu hageln und Samira dachte beruhigt, dass Lissy nun nicht mehr das Klopfen auf dem Anhängerdach hören musste. Sicherlich war sie doch beunruhigt gewesen, was das denn sei.
Bald hatten sie die Hohen Tauern erreicht. Ihre Mutter hatte recht. Auch bei Regen sahen die Alpen schön aus, wirklich wie Urzeitviecher.
„Gleich kommen wir wieder zum Wilden Kaiser“, sagte die Mutter.
Schon bei der Hinfahrt hatte sie Samira auf diese Bergformation bei Going aufmerksam gemacht.
„Weißt du noch Samira, bei der Hinfahrt warst du beim Wilden Kaiser zum ersten Mal beeindruckt. Es war ein Kampf, dich mit nach Heiligenblut zu bekommen, unbedingt wolltest du an das Meer und in den Süden.“
„Konnte ich annehmen, dass ich im Urlaub Lissy kennenlernen würde?“
„Ja, aber selbst das Wandern vorher hat dir ja einigermaßen Spaß gemacht.“
„Ja, ja, gab Samira zu. Es ist wirklich schön, durch die Berge zu stapfen, aber begeistert war ich erst im Gradental, als wir die Wildpferde gesehen haben und als Herr Steinbäcker mir Lissy und Mucker und Mecker gezeigt hat.“
Mucker und Mecker waren die beiden anderen Pferde Herrn Steinbäckers.
„Mama warum gefällt dir eigentlich der Wilde Kaiser so gut?“
„Hier sind Verwandte von mir immer in Urlaub hin gefahren“, meinte die Mutter, „ich war einmal mit ihnen zusammen dort. Wir sind in diesem gewaltigen Bergmassiv gewandert und es war ein ganz toller Urlaub.“
„Wer war das denn?“, fragte Samira
„Das war ein Großonkel meines Vaters“, sagte die Mutter. Onkel Johannes hieß er und er war Kölner. Seine Frau hieß Gisela und sie war Münchenerin. Sie waren beide Friseure. Onkel Johannes hat in demselben Laden gearbeitet wie Tante Gisela und als sie einmal Pause hatten, hat Onkel Johannes sie die ganze Zeit fixiert. Da hat Tante Gisela gefragt: ´Was sehen Sie mich denn die ganze Zeit so an?´ und Onkel Johannes hat geantwortet: ´Weil sie mir halt gefallen.´ Bald darauf haben sie geheiratet. Tante Gisela kam aus ganz armen Verhältnissen und es kam immer eine Komtess in den Friseurladen und als Tante Gisela Lehrmädchen dort war, hat ihre Chefin gesagt: ´Bediene du die Komtess, sie gibt immer fünf Mark Trinkgeld.´ Als die Komtess dann kam und Tante Gisela ihr die Haare geschnitten und frisiert hatte, bekam sie aber kein Trinkgeld. Die Chefin war ganz entgeistert. Sie meinte nämlich, Gisela hätte die Haare gut geschnitten. Das ging dreimal so. Immer frisierte Gisela die Komtess und nie bekam sie Trinkgeld. Beim vierten Mal hat hat die Komtess, als Gisela fertig war gesagt: ´Dieses Mädchen hat kein Trinkgeld von mir bekommen und ist immer freundlich geblieben´ und sie sagte zu ihrer Zofe: ´Gib ihr 20 Mark für die entgangenen vier Male Trinkgeld.´ Da hat Tante Gisela sich natürlich unheimlich gefreut. 20 Mark war damals unheimlich viel Geld, es war ja in der Weimarer Republik, noch vor dem Zweiten Weltkrieg.“
„Das ist ja eine tolle Geschichte“, meinte Samira und du bist mit den beiden hier am Wilden Kaiser rumgekraxelt?“
„Ja bin ich, damals habe ich zum ersten Mal Knödel gegessen. Tante Gisela machte sie selbst. Tante Gisela und Onkel Johannes haben leider keine Kinder bekommen und haben ein Mädchen adoptiert. Leider hat so eine blöde Nachbarin es Claudia, so heißt die Tochter, verraten als sie 16 war und Claudia hatte seitdem kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern mehr. Tante Gisela ist da fast verrückt darüber geworden, bis Onkel Johannes ein Machtwort gesprochen hat, dass er auch noch da sei und dass sie sich nicht so auf das Kind fixieren solle. Claudia war das Kind eines amerikanischen Soldaten und eines deutschen Mädchens und sie ist gleich nach dem Abitur nach Amerika gefahren und wollte sehen, aus welchem Land ihr Vater kam. Dann hat sie ein Restaurant in Singapur aufgemacht und hat ihre Eltern nur ganz selten gesehen. Für Tante Gisela war das ganz schlimm. Beide sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Onkel Johannes hat einen Herzinfarkt bekommen und ist gegen einen Baum gefahren.“
Samira hatte gebannt der Geschichte von Onkel Johannes und Tante Gisela gelauscht. Sie liebte es, wenn ihre Mutter von ihrer großen Familie erzählte und konnte nicht genug von den Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg und von danach hören.
Bald hatten sie das Inntal erreicht. Hier war die Landschaft nur noch hügelig und nicht mehr so schroff.
„Gleich sind wir in München“, meinte der Vater. „Hoffentlich haben wir dort keinen Stau.“
„Das geht auch nicht“, meinte Samira, „Stau geht nicht, was soll denn Lissy in ihrem Anhänger denken, wenn es nur noch stop and go vorwärts geht?“
„Sie wird schon nicht dran sterben.“, meinte der Vater, der allmählich etwas verärgert war, dass Samira so ein Theater um ihr Pferd machte, aber die Mutter kam Samira zu Hilfe:
„Das ist bestimmt wirklich nicht gut für das Tier. Wenn wir Stau haben, halten wir besser an und Samira geht zu Lissy in den Anhänger und wir warten bis wir wieder freie Fahrt haben.
Der Vater knurrte:“ Wann sollen wir denn ankommen? Das kann ja heiter werden.“
Aber sie kamen gut durch München
„Nun sind wir gleich in Ingolstadt“, meinte der Vater. „Wir übernachten ja nicht wie auf der Hinfahrt in Nürnberg. Und in vier Stunden sind wir sicher gut in Köln.“
„Können wir nicht noch einmal Pause machen, ich möchte gerne nach Lissy sehen.“
„Das trifft sich gut“, meinte die Mutter „ich würde auch gerne einen Kaffee trinken.“
Der Vater sah sich von der weiblichen Übermacht überstimmt, merkte aber, dass die Mutter nur Samira zuliebe einen Kaffee trinken wollte.
„Wenn das so weitergeht, sind wir morgen noch nicht in Köln“, meinte er verdrießlich.
„Ich brauche nur zehn Minuten.“
„Ist ja schon gut“, sagte der Vater und bei der nächsten Raststätte fuhr er auf den Parkplatz.
Samira und der Vater gingen zu der Rückseite des Anhängers, die Mutter ging ins Restaurant, um sich einen Kaffee zu holen.
„Bleib du lieber ein paar Schritte zurück“, meinte Samira. „Lissy scheut bei jedem außer bei mir.“
Der Vater verdrehte die Augen. Das war schon ein Theater mit dem Pferd. Aber eigentlich hatte er Lissy ja auch in sein Herz geschlossen.
Er sagte: „Ist gut, geh du zu Lissy rein, ich rufe schnell mal den Cousin meines Schwagers an, ob er Platz hat, um Lissy unterzustellen.“
„Ja, super Papa. Tu das, er ist bestimmt aus dem Urlaub zurück.“
Samira ging zu Lissy in den Anhänger.
Na, meine Kleine, Papa telefoniert gerade mit Hubert, damit wir einen Stall finden. Dann kriegst Du ein prima zu Hause und ich komme jeden Tag zu dir.“
Sie streichelte Lissy zärtlich auf der Stirn. Lissy scharrte mit dem rechten Vorderhuf.
„Ja, meine Kleine bald sind wir da und dann bekommst du eine Box und ganz viele Heu und morgens komme ich zu dir und wir reiten schön aus. Vielleicht schlaf ich auf die erste Zeit bei dir im Stall, wenn Papa und Mama es erlauben, dann kannst du dich besser in deinem neuen Zuhause eingewöhnen.“
Lissy wieherte leicht. Samira klopfte ihr auf den Hals und stieg dann wieder aus dem Anhänger hinaus. Sie mussten ja weiter.
Sie schloss die Türe des Pferdeanhängers und sah, dass ihr Vater noch telefonierte. Sie ging in seine Nähe.
„Auch nichts anderes? Ja, was soll ich denn jetzt machen, ich habe ein Pferd im Anhänger. Hast du wirklich nichts frei? Nichts zu machen? Oh ja, weißt du denn jemand anderen? Nein, auch nicht. Ja ist gut, jedenfalls Danke.“
Der Vater legte auf und machte ein besorgtes Gesicht.
„Hubert hat nichts frei. Was nun? Wir können Lissy ja wohl schlecht mit ins Wohnzimmer nehmen.“
„Zur Not muss sie im Garten bleiben“, meinte Samira sofort.
„Du kannst doch so ein großes Pferd nicht in unseren Garten stellen.“
„Ja, warum denn nicht?“
„Nein, heute muss sie im Anhänger bleiben, bis wir was gefunden haben.“
„Was, die ganze Zeit so beengt, da kriegt sie einen Schaden“, meinte Samira „nein das geht auf keinen Fall.“
Da sagte die Mutter:“ Was ist denn mit dem Pferdehof bei uns in Linden, da sind doch auch Pferde und es ist keine fünf Minuten von uns entfernt und liegt direkt am Wald.“
„Das sind Zigeuner“, meinte der Vater.
„Ja, und?“ fragte die Mutter entgeistert, „seit wann bist du denn rassistisch?“
„Ich weiß nicht. Ich habe es nicht mit ihnen.“
„Ich mag die Zigeuner gerne“, meinte die Mutter und auch Samira pflichtete bei.
„Ich finde sie auch nett. Ja, Mama das ist eine gute Idee, da können wir fragen, wenn wir zu Hause sind.“
„Ja, ist gut“, meinte der Vater „dann kommt, steigt wieder ein. Ich möchte gleich weiterfahren.“
So stieg die kleine Familie wieder ins Auto und weiter ging die Fahrt.
Samira fielen nun doch die Augen zu. Die Landschaft war nun relativ langweilig und sie war müde von der langen Fahrt. Hoffentlich klappte das mit dem Pferdehof, dachte sie beim Einschlafen. „Was sollen wir sonst machen? Aber irgendwo wird sich bestimmt eine Box finden lassen. Dann muss sie halt diese Nacht wirklich im Garten schlafen“, egal was ihr Vater sagte. Aber der Pferdehof wäre schon toll, sie wäre in fünf Minuten bei ihrem Pferd. So döste sie vor sich hin und war bald eingeschlafen.
„Samira, gleich sind wir da!“ weckte sie die Mutter.
„Echt, schon in Köln, habe ich die ganze Zeit geschlafen? Oh Gott, habt ihr mal nach Lissy gesehen? Es sind jetzt vier Stunden her, dass ich bei ihr war.“
„Sie war leise“, meinte die Mutter „mach dir keine Sorgen. Es geht ihr bestimmt gut.“
Bald waren sie in ihrer Straße angekommen. Samira dachte: “Hier sind wir vor drei Wochen abgefahren und ich war so sauer, dass wir nach Heiligenblut fahren wollten und nicht ans Meer. Alle meine Freundinnen sind ans Meer gefahren, bis auf Julia die musste ganz zu Hause bleiben, weil ihre Eltern so wenig Geld haben.“
Sie stieg aus und stürmte zu dem Anhänger.
„Hallo Lissy!“, sagte sie, als sie die Türe geöffnet hatte.
“Papa, kann ich Lissy in den Garten lassen?“
„Bist du wahnsinnig? Nein, jetzt gehen wir erst mal beim Pferdehof fragen, ob sie was frei haben, so lange muss Lissy noch im Anhänger bleiben.“