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Geburtstagssocken

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Alles ist fix und fertig. Wir haben Bänke und Stühle hinter dem Haus aufgestellt und einen langen Tisch mit Windlichtern darauf. Chris hat die Stereoanlage ans Wohnzimmerfenster gerückt, damit wir draußen Musik hören können. Kukirol ist in seinen Käfig verbannt worden. Unser Schäferhund August springt wie ein Gummiball um uns herum. Natürlich merkt er, dass das ein besonderer Abend wird.

In der Küche haben wir ein ganz großes Büfett hergerichtet. Das heißt, alles, was so im Laufe des Tages von Sammy, Frau Pflaumer, der Mattenhofbäuerin und den Eltern von Emmas Freundinnen an Futter angeliefert worden ist, steht auf dem Küchentisch und der Anrichte bereit. Auf den Fensterbrettern türmen sich Teller und Servietten und Schalen mit Besteck.

„Ob das reicht?“, sagt Emma immer wieder und schleicht um den Tisch herum.

„Sicher, wenn du die Finger davon lässt“, erwidere ich. „Tante Hanna, Onkel Jaro, Svenja und Anna bringen sicher auch noch was mit. Du kriegst den Kragen schon voll, keine Panik.“

Zum Trinken stehen Saft, eisgekühlter Pfefferminztee, Limonade und eine Bowle aus Früchten bereit. Die Bowle ist ohne Alkohol, damit nicht nur die Erwachsenen davon trinken können. Kathi, unsere Mutter, hat sie angesetzt. So etwas kann sie gut, auch wenn sie kein Talent zum Kochen hat.

Noch ist es draußen hell, aber der Mond hängt schon über dem Bärentalwald. Sammy, Emma und ich breiten Decken und Kissen im Gras aus. Natürlich sind Milly und Molly die Ersten, die sich auf den Kissen niederlassen, gerade so, als hätten wir sie eigens für sie hergeschleppt. August wälzt sich auf der schottisch karierten Decke, die Ladys Pferdedecke werden soll. Er streckt alle vier Pfoten in die Luft und reibt seinen Rücken mit Schlangenbewegungen auf dem blaugrünen Karo.

Ich schmücke Großvaters Platz am langen Tisch mit Ranken von wildem Wein und den gelben und roten Blüten der Kapuzinerkresse. Dabei denke ich darüber nach, dass er heute siebzig Jahre alt geworden ist.

Siebzig! Das ist schon ziemlich alt. Eigentlich furchtbar alt, wenn man es sich richtig überlegt. Ich muss aufpassen, dass ich in all den Festvorbereitungen an diesem schönen warmen Sommerabend keine Angst kriege.

Denn manche Leute sterben schon mit siebzig. Und Großvater ist mir wichtig. Eigentlich mag ich ihn am liebsten von allen Menschen, die ich kenne. Ich wünschte, er würde uralt werden, oder er wäre noch so jung wie Dani und ich, damit es ihn immer in meinem Leben gibt.

Aber das geht natürlich nicht. Mit zwölf oder vierzehn wäre Großvater nicht so, wie er jetzt ist, so klug und stark. Und so ein guter geschickter Tierarzt. Außerdem wäre er dann natürlich auch nicht mein Großvater, das ist logisch.

Ich habe ihm zum Geburtstag Socken gestrickt. Eigenhändig, auch wenn das keiner von mir glauben würde. Sie sind aus blauer Wolle und ich habe ein Muster aus kleinen roten Herzen hineingestrickt – zwischen der Ferse und den Stulpen. Das war nicht einfach. Ich bin verflixt stolz darauf.

„Toll sind die geworden!“, sagt auch Sammy, die neben mir steht, als ich die Socken noch schnell einpacke. „So was könntest du mir auch zum Geburtstag stricken. Meiner ist im Oktober. Nur damit du’s nicht vergisst.“

Ich antworte, das müsste ich mir noch überlegen. „Die haben saumäßig viel Arbeit gemacht“, erkläre ich ihr.

„Für seine Freunde kann man schon mal was tun.“

„Okay, dann wünsch ich mir von dir zu Weihnachten Norwegerhandschuhe. Mit Elchen drauf. Und zwar von dir eigenhändig gestrickt.“

Sammy starrt mich mit ihren hellen Husky-Augen an. Ihre kurz geschnittenen blonden Haare sträuben sich richtig. „He, du hast sie wohl nicht alle? Du weißt ganz genau, dass ich nicht stricken kann!“

„Für seine Freunde kann man schon mal was tun“, sage ich und grinse sie an.

Nelly - Ein Goldfuchs auf dem Hof

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