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KAPITEL 1
ОглавлениеIch erinnere mich:
Ich sitze auf warmen weißen Steinen, meine Beine baumeln durch die Gitterstangen an der Randseite den Balkons.
Die Sonne brennt heiß, der Himmel über mir ist ganz blau. Still ist es in unserer Siedlung. Unter mir beobachte ich die großen weißen Bettlaken, die im Wind aneinander schlagen. In der Ferne höre ich das Geräusch eines Rasenmähers. Unter unserem Balkon ist ein gleicher Balkon, davor ein schmaler Schotterweg und zwischen unserem Wohnhaus und dem nächsten gibt es eine schöne grüne Wiese mit einem Sandkasten.
Am Morgen ist es meistens sehr ruhig in unserer Siedlung. Die Väter sind zur Arbeit gefahren, die großen Kinder in die Schule gegangen und in den Küchen sind die Mütter am Kochen oder Einmachen.
Meine Mutter sitzt in der Wohnküche, einen kleinen Eimer auf ihren Schoß und putzt Gemüse. Bei der Hausarbeit trägt sie immer eine weiße Schürze mit irgendwelchen Stickereien darauf. Wie so oft singt sie dabei ein Lied. Gerne höre ich:
Die Fischerin vom Bodensee ist eine schöne Maid joche,
ist eine schöne Maid joche,
die Fischerin vom Bodensee.
Fährt sie auf den See hinaus,
wirft sie ihre Netze aus.
Schon ist ein junges Fischlein drin,
im Netz der Fischerin.
Die Wellen schlagen, die Nebel steigen,
die Nixen tanzen auf den Reigen,
die Fische machen Musik dazu,
die Wellen flüstern sich ganz heimlich zu.
Ein weißer Schwan
ziehet den Kahn, mit der schönen Fischerin
auf den blauen See dahin.
Im Abendrot
schimmert das Boot. Lieder klingen von der Höh`,
am schönen Bodensee.
Da kommt ein alter Hecht daher,
übers große Schwabenmeer, übers große Schabenmeer,
kommt der alte Hecht daher und möchte noch ins Netz hinein,
bei der Maid gefangen sein.
Da zieht die Fischerin im Nu
das Netz schon wieder zu.
Die Wellen schlagen,
die Nebel steigen ...
Ein weißer Schwan ziehet den Kahn ...
Im Abendrot schimmert das Boot.
Lieder klingen von der Höh`
am schönen Bodensee.
Am Bodensee.
Ich hatte immer das Gefühl der Geborgenheit, wenn ich in der Wohnküche saß und spielte während meine Mama kochte oder bügelte.
Vater hatte mir einmal ein Puppenhaus aus dünnem Holz gebastelt. Sehr glücklich war ich darüber, denn ich musste nicht mehr mit den zerbeulten Schuhkartons spielen. Aus Pappe hatte ich mal zusammen mit Papa Betten, Schrank, Hocker usw. gebastelt; Oma hatte mir für meine kleinen Plastikpuppen Kleider genäht. Eine richtige Puppenfamilie besaß ich.
Wenn ich das Puppenhaus auf dem Küchentisch in eine bestimmte Richtung dem Fenster gegenüber stellte, schien das Licht besonders schön hinein.
Lebhafter wurde es ab Nachmittag in unserem Haus. Die Schulkinder waren wieder aus der Schule zurück; aber, was dem Haus zu einem besonderen Leben verhalf, waren die Mütter, die sich so oft am Nachmittag im Treppenhaus versammelten. Sie standen in ihren Türschwellen. Eigentlich wollte eine von der anderen nur etwas ausleihen oder einer etwas sagen, blieb aber dann mit ihr im Treppenhaus stehen, erzählte und erzählte. Andere hörten diesen Treppenklatsch und gesellten sich hinzu.
Und es geschah oft, dass auch wir Kinder auf die Flure hinauskamen. Wir spielten dann auf den Stufen, sprangen die Stufen hinunter, veranstalteten ein Wettspringen. Wer konnte von welcher Stufenhöhe springen? Wer konnte von welcher Markierung aus dem Hausausgang springen? Wir legten uns mit dem Bauch auf die Treppengeländer und rutschten so den „Berg“ hinunter.
Ganz beliebt war das „Schule spielen“ auf den letzten Treppenstufen vor dem Hausausgang. Einer spielte den Lehrer oder die Lehrerin, die anderen saßen auf der Treppe, die die Schulbänke ersetzen mussten. Das Springen störte unsere Mütter fast immer; aber das „Schulespielen“ wurde gar nicht ungern gesehen.
Drei Kinder aus unserem Hause gingen noch nicht in die wirkliche Schule. Aber durch diese Spiele bekamen sie schon eine Vorstellung, wie es dort abläuft. Hin und wieder kam mal ein Kind aus einem Nachbarhaus hinzu.
In unserem Hause lebten 6 Familien, zusammen waren wir 10 Kinder. Die Älteste war Heike, 9 Jahre, die jüngste, Inge, 1 Jahr.
Wenn man schon zusammen spielte, blieb man auch bis zum Abendbrot oft zusammen. Einer hatte immer eine Idee, was man spielen oder herauskramen konnte.
Günter von der Familie unten hatte schon eine richtige Burg mit kleinen Gummirittern. Hier haben wir am liebsten gespielt. Wir lagen auf dem Boden und waren in die Ritterwelt versunken.
Der Abend begann, wenn unsere Väter nach Hause kamen. Wenn wir nicht zu sehr in ein Spiel vertieft waren, liefen wir ihnen entgegen – den Bürgersteig hinunter, an den sechs Mietshäusern vorbei um die Ecke und warteten auf dem Parkplatz vor dem Lebensmittelgeschäft auf sie. Die meisten hatten ein Auto. Der, der keins hatte, fuhr mit einem Kollegen zur Arbeit. Sie haben, wenn sie an uns vorbeikamen, angehalten, uns ins Auto gelassen, und so durften wir die restlichen Meter mit ihnen fahren.
Im Sommer deckte Mutter meistens den Tisch für das Abendbrot auf dem Balkon. Sie machte Butterbrote und stellte immer eine große Kanne Pfefferminztee auf den Tisch.
Hin und wieder sagte Vater am Abend zu mir: „Komm mit, wir gehen den Gewerkschaftsbeitrag bezahlen.“ Das freute mich immer sehr. Denn dann ging ich alleine mit Vater an den großen Feldern vorbei zu einer Familie, die ein Haus mit einem wunderschönen Garten hatte. Was er dort bezahlte, habe ich damals nicht verstanden. Er sagte irgendwann einmal, die Gewerkschaft setze sich dafür ein, dass er weniger Stunden arbeiten müsse und dass sie auch bei verschiedenen Problemen helfe, die man an der Arbeitsstelle hat.
Ich fand, dass das ja dann eine gute Einrichtung ist, für die man auch regelmäßig bezahlen sollte. Papa abends früher zu Hause – das wäre ja prima.
Wir gingen den Berg hinter unserer Siedlung hinunter, kamen zu großen Wiesen und Feldern, die durch einen Schotterweg getrennt waren. Vereinzelt standen Häuser auf den Wiesen mit großen Bauernhöfen.
Im Sommer ging die Sonne oft wie ein glühender Ball am Himmel unter. Der Himmel sah blau mit verschiedenen Rosatönen aus. Wir liefen der Sonne entgegen. Vater gab mir seine große knöcherne Hand. Ich kann mir heute gar nicht mehr vorstellen, dass ich mich im Leben je sicherer fühlte, als damals an dieser Hand.
Vaters Arbeitskollege, Herr Wieman, begrüßte uns meistens mit: “Ach da seid ihr ja! Kommt herein.“ Wir haben uns immer in die Küche auf eine Eckbank gesetzt. Herr Wieman holte eine kleine Kassette aus dem Küchenschrank. Der Küchenschrank war aus dunkelbraunem Holz, hatte kleine Glasfenster mit Gardinen. Er stellte die Kassette vor uns auf den Küchentisch, Vater gab ihm 1 DM, Herr Wieman legte sie ins Kästchen und holte aus dem unteren Fach eine Marke. Diese klebte Vater in sein kleines Papierheftchen. Frau Wieman brachte dann immer einen Schnaps für Papa und eine Limo für mich. Nachdem die beiden Männer erzählend ein paar Zigaretten geraucht hatten und die Küche voller blauer Dunst war, machten wir uns auf den Heimweg.
Es war dann meisten schon ziemlich dunkel draußen. Oft war der Himmel übersät von leuchtenden Sternen. Ich versuchte sie zu zählen, verzählte mich immer dabei, begann wieder von vorne; aber dabei lernte ich schon früh bis 20 zu zählen.
An langen Sommerabenden fand das Leben meisten auf unserer Straße statt. Wir Kinder durften nach dem Abendessen noch lange draußen spielen. Wir spielten Verstecken, Hüppelhäuschen, übten Seilspringen oder versuchten – wie die Großen – Federball zu spielen.
Auf der Straße, die mit weiß gekreideten Hüppelhäuschen voll gezeichnet war, spielten abends die großen Kinder und die Erwachsenen Federball. Wer hielt mit wem am längsten den Ball in der Luft? Richtige Wettkämpfe wurden da veranstaltet.
Dazwischen sah man hin und wieder junge Mädchen in Jeans oder weiten Kleidern, die versuchten, den Hula-Hup-Reifen so lange wie möglich um den Bauch kreisen zu lassen.
Besonders toll war es, wenn Marion von der unteren Wohnung ein Tonband von Peter Kraus einschaltete und die Musik laut auf die Straße hallte. Gerne hörten die jungen Mädchen: Sugar Baby.......
Die älteren Männer saßen an solchen Sommerabenden auf dem Mäuerchen neben den Wäschestangen, rauchten, tranken Bier aus der Flasche und unterhielten sich, bis es ganz dunkel war. Ich konnte sie oft noch von meinem Bett aus hören, wenn das Fenster offen war. Mein Zimmer war ein kleiner abgetrennter Raum von unserem Wohnzimmer aus.
Die Winterabende dagegen waren kurz und für mich viel langweiliger.
Nach dem Abendessen am großen Küchentisch, legte Papa noch ein Holzscheid im Kohleofen nach – Mama saß am Küchentisch in der Wohnküche, strickte oder nähte mit der Nähmaschine für mich Röcke und Blüschen. Oft musste sie auch Papas Socken stopfen, was sie gar nicht gerne tat. Abendmusik hörten wir dabei, unterbrochen mit Nachrichten, wovon ich noch nichts verstand. Ich krabbelte am liebsten auf den großen Korbsessel und machte es mir mit meinen Buntstiften und dem Malblock am kleinen runden Tisch bequem. Ab und zu brauchte ich Vaters Hilfe, wenn ich ein Pferd oder Kühe malte. Am liebste zeichnete ich Wiesen, Flüsse, Kinder und Luftballons. Vater, der im anderen Korbsessel gegenüber saß, rauchte Pfeife und las die Zeitung dabei. Seitdem wir hier wohnten, waren zwei Wände schon zugestellt mit Büchern in Regalen.
Unsere Nachbarn direkt von der Wohnung neben uns hatten schon einen Fernsehapparat. Wenn es etwas Interessantes zu sehen gab, gingen meine Eltern abends kurz „rüber“. Damit das Fernsehgucken gemütlich wurde, ging Papa noch vorher für jeden – außer für mich- eine Flasche Bier kaufen. Er musste dann in die Altstadt runter laufen. Manche Familien dort hatten ein Blechschild am Hause, worauf stand: „Bier Cola Limonade zu verkaufen.“ Hier konnte man abends einkaufen. Hatte man Zeit, ließ man sich auf das Angebot – etwas zu bleiben – ein.
Wenn im Winter viel Schnee lag und es noch nicht so spät am Abend war, lief ich gerne mit „Bier holen“. Am Abend sah der Schnee besonders schön aus, er schimmerte blau im Lichterglanz der hell erleuchteten Häuser und Straßenlaternen.
Nach so einem Gang kam ich angefroren nach Hause. Mutter füllte unsere Zinkwärmflasche, hüllte sie in ein Handtuch ein und legte sie mir unter die Bettdecke. Wenn das Bett vorgewärmt war, kroch ich hinein und legte mich neben die Wärmflasche. In meiner Kinderkammer war es abends immer kalt. Hier wurde ab Nachmittag im Winter nicht mehr geheizt; „denn Kohlen“, sagte Mama immer, „sind so teuer.“
Eine besondere Aktion war das Wäschewaschen. Das fand im Keller in der Waschküche statt. Jede Familie hatte einen bestimmten Tag in der Woche, an dem sie diesen Raum nutzen durfte. Bei uns war das der Montag. Der große Waschkessel, ein großes steinernes Becken, hatte im unteren Bereich eine Heizvorrichtung wie einen Kohleofen. Hier wurde mit Kohlen und Holz ein Feuer gemacht. Dieser untere Ofenteil erhitze dann das Wasser, das darüber im Kessel stand. Das Wasser hatte man vorher mit einem Schlauch dorthinein eingefüllt. Nach einiger Zeit war das Wasser so heiß, dass es anfing zu kochen. Das hat Mama immer so vorbereitet. In dieses heiße Wasser gab sie Waschpulver, dann Handtücher, Bettwäsche, Unterwäsche usw. hinein. Wenn Papa von der Arbeit nach Hause kam, stampfte er die Wäsche mit einem großen gelochten blechernen Stampfer. So wurde die Wäsche sauber gewaschen.
Durch das Aufkochen des Wassers herrschte in der Waschküche ein großer feuchter Nebel, de nur langsam durch die offenen Klappfenster zog. Mit Holzstangen hob Papa die Wäsche aus dem großen Kessel heraus in kleine mit kaltem Wasser gefüllte Zinkwannen. Hier wurde die Wäsche wieder gestampft – sozusagen ausgewaschen. Das Waschpulver musste wieder herausgespült werden. Der Fußboden aus grauen Steinen wurde ganz nass dabei.
Ich liebte das Wäschewaschen. Kleine Sachen habe ich selbst von Wanne zu Wanne gewaschen.
War man fertig, machte man das Feuer im Kessel aus, schüttete das Wasser aus der Wanne in die Abflussrinnen, drehte den kleinen Wasserhahn unten am Kessel auf, ließ das Wasser auslaufen und kehrte dann mit einem Gummibesen den Boden einigermaßen trocken. Beim Waschen haben wir immer Gummistiefel getragen, damit wir keine nassen Füße bekamen.
Die vorher ausgewrungene Wäsche wurde in Wannen auf den Speicher getragen, wo sie mit Wäscheklammern auf Wäscheleinen aufgehangen wurde. Im Sommer hat man die großen Teile draußen auf die Wäscheleine gehangen. Regnete es in der Nacht, wurde die Wäsche wieder nasser und sie musste länger zum Trocknen draußen hängen.
Die schönsten Tage für mich waren für mich damals die Samstage und die Sonntage. Am Samstag kam Vater schon mittags von der Arbeit nach Hause. Mama machte Reibekuchen mit Apfelmus. Nach Tisch bekam ich mein Taschengeld. Jeden Samstag 1,- DM. Ich sparte für einen Kinderkaufladen. Mit einem Teil des Geldes lief ich zum Lebensmittelladen, bunte Zuckerbonbons und Lakritze kaufen. Samstags war es mir erlaubt, Süßigkeiten zu essen.
Den großen Kindern, den Jugendlichen war es erlaubt auszugehen. Sie durften in die Milchbar oder in ein Tanzcafe am Nachmittag gehen. In unserer Siedlung gab es sieben große Mädchen und drei große Jungs. Die meisten Mädchen sind samstags von fremden Jungs abgeholt wurden. Sie haben sich fein gemacht, trugen die Haare mit einer bunten Schleife zu einem Pferdeschwanz gebunden, dazu bunte Kleider mit einem Petticoat. Die Röcke standen weit ab, das gefiel mit sehr gut. Die Jungs trugen blaue Jeanshosen und bunte Hemden.
Als ich Geburtstag hatte und endlich fünf Jahre alt war, durfte ich an so einem Nachmittag mit Mama und Marion, unserem Nachbarmädchen, zusammen zum Nachmittagstanz gehen.
Ganz beeindruckt war ich von der Musikbox. Hier konnte man sich davor stellen und mit ansehen, wie ein Hebel die Schallplatte griff und sie auf eine runde sich drehende Scheibe legte. Schwungvolle Musik ertönte aus dieser Box. Vieles von Peter Kraus und Elvis Presley.
Dieser Musik war ja super zum Tanzen – Rock’n-Roll-Musik –,wobei die Mädchen sich wunderschön drehten beim Tanzen.
Aber auch langsame Musik wurde gerne gehört. Ich durfte mir zu meinem Geburtstag ein Lied aussuchen. Ich wünschte mir das Lied: „Die Capri-Fischer“, das ich vom Radiohören kannte und das mir so gut gefiel. Wenn auf Capri die rote Sonne im Meer versinkt ............
Italien – dorthin zu reisen war der Traum von vielen Leuten. Am Meer sitzen, im Meer schwimmen, Boot fahren, am Strand spielen, sich im Sand sonnen. Marion und Marietta haben oft darüber gesprochen. Auch Mama sagte mir, sie möchte einmal mit Papa und mir dorthin reisen, ein Zelt am Strand aufbauen und nahe dem Meer sein – Tag und Nacht. Aber wir müssten eben noch sehr viel sparen bis dahin. So beeinflusst, habe ich oft von solchen Ferien geträumt, wenn ich in meinem kleinen Zimmerchen zum Einschlafen in meinem Bett lag. Über meinem Kissen der Teddy, der auf jeden Fall mitfahren würde.
Ich mochte meine Eltern sehr. Vater war ein großer schlanker Mann, der mir viel erzählte und immer eine Antwort wusste. Ich war stolz auf ihn. Mama war mittelschlank, mittelgroß, hatte lange dunkle Haare – hoch zusammengesteckt.
Und sie nahm mich oft in den Arm. Wenn ich etwas Schlechtes träumte, durfte ich zur ihr ins Bett kommen in der Nacht.
Ein Samstag endete immer mit einem Bad am Abend. Der lange Röhrenofen wurde mit Kohle und Holz geheizt. Die Röhre war mit Wasser gefüllt und das Feuer unten erwärmte das Wasser. Dieses Wasser lief über einen Wasserhahn in die Badewanne ab. Wenn man sparsam war, reichte es für dreimal Baden hintereinander. Mama legte dem Wasser Fichtennadelextrakte bei. Das roch so wunderbar nach Tanne. Das Wasser war in meiner Fantasie ein sehr großer See.
Warmes Wasser war schon etwas Besonderes. Das normale tägliche Waschen am Wachbecken fand bei kalt laufendendem Wasserstrahl statt.
Wenn es am Sonntag schönes Wetter gab, sind wir mit unserem Gogomobil ins „Grüne“ gefahren.
Mama packte belegte Brote, manchmal Kuchen, den sie am Samstag gebacken hatte, Kaffee und Wasser in Thermoskannen, einen kleinen Campingtisch und Decken ins Auto. Manchmal durfte auch ein Nachbarkind mitfahren. So fuhren wir dann zu dritt oder viert an den nahe gelegenen Fluss.
Auf der großen Wiese wurden die Decken ausgebreitet, die Sitze aus dem Auto herausmontiert, der Tisch aufgebaut. Hier im Freien haben wir Picknick gemacht. Mein blau-rot-gelber Plastikball war auch immer mit dabei, mit dem wir Fußball oder Wurfball spielten.
Am schönsten war es jedoch im Wasser. Der Fluss Kyll hatte hier eine große Niedrigwasserstelle. Man konnte durch den Fluss laufen auf die andere Wiesenseite; das Wasser reichte nur bis zu den Knien. Hier habe ich mit meinen kleinen Freunden, wenn sie mit dabei waren, Staudämme gebaut, manchmal auch einen See im Wasser, indem man Erde und Steine drum herum baute. Dort konnte man die kleinen Plastikschiffe gleiten lassen. Das war herrlich!
Diese Naturstelle war wunderschön. Das Wasser floss an manchen Stellen mit einer zarten Strömung um große Steine herum. An anderen Stellen blieb es fast stehen und man konnte bauen und spielen. Glitzernd im Sonnenschein floss das Wasser dahin. Es war klar, man konnte die Steine auf dem Boden erkennen, kleine Fische am seichten Rand beobachten. Hohe Wiesen, Schilf und vermooste Steine bildeten das Ufer. Mit der Zeit haben wir uns das Ufer freigemacht zum Hereinlaufen ins Wasser.
Meisten gingen wir bei solchen Ausflügen auch in den Wald. Mama und Papa sammelten Pilze und Waldbrombeeren, ich sammelte Stöckchen und Tannenzapfen in die mitgebrachten Plastikeimer; oder wir spazierten am Rande des Waldes die Feldwege entlang zum nächsten Dorf, das in einem Tal lag, wo man wieder zu dem Fluss kam. Hier wohnten viele Bauern, die ihre Kühe und Pferde bis zum Fluss hinunter weiden ließen. Einen Gasthof gab es dort, der innen sehr dunkel eingerichtet war; es roch nach Bier und Zigaretten.