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Vier sieben Zwerge

Sieben Zwergenmützen für den Kindergeburtstag nähen, verflixt!

Oma hatte wirklich anderes im Kopf. Sie betrachtete versonnen die riesigen Kröten auf ihren Gartenhandschuhen. Sie setzte die beiden fast schwarzen Kröten vor ihrer Küchentür ab und sah zu, wie sie sich in Windeseile in die Erde buddelten, jede in ein eigenes Loch.

Also gut, Zwergenmützen, dachte Oma unlustig. Sie stieg aus den völlig verdreckten Gartenstiefeln und stellte sie auf die Stufen vor die Tür. Seufzend stieg sie in nicht mehr sehr sauberen Socken auf den Dachboden.

Sie kämpfte sich an staubigen Kartonstapeln, abgewetzten Koffern, einem durchgesessenen Ledersofa ohne Leder und einem dreibeinigen Tisch vorbei.

Hier stand der alte Schrank, in dem sie die Stoffreste der letzten sechzig Jahre aufbewahrte. Sorglos riss sie die Schranktür auf und sah bestürzt eine riesige Kreuzspinne zu Boden fallen.

»So ein Mist«, sagte sie laut. Vorsichtig strich sie das Spinnennetzt beiseite. Die Spinne war die schönste Kreuzspinne, die sie je gesehen hatte. Mit ihrem Kreuz auf dem goldfarbenen Rücken verschwand sie eilig unter dem Schrank.

Ach ja, die Zwergenmützen. Oma suchte einige ziemlich hässliche Stoffreste aus. Sie ließ die Schranktür für die Spinne offen und ging, um sich in der Küche drei Liter Pfefferminztee zu kochen. Misstrauisch beäugte sie die Stoffreste und dachte darüber nach, wo sie die Nähmaschine hingepackt haben könnte.

Diese uralte Nähmaschine hatte sie auf dem Hausfrauenmarkt in Meuchefitz für fünf Euro erstanden. Sie wog etwa tausend Pfund, die Maschine, nicht die Oma.

Auf Hausfrauenflohmärkten werden weder Hausfrauen noch Flöhe verkauft, sondern selbst gemachte Marmeladen, alte Haushaltsgeräte, Tapferkeitsmedaillen und Wurstwaren.

Nachdem sie fast drei Liter Tee getrunken hatte, fiel ihr wieder ein, wo sie die Nähmaschine verstaut hatte.

Sie sah auf die Uhr und erschrak. In zwei Stunden sollte der Kindergeburtstag stattfinden und sie hatte nicht eine Mütze fertig. Da sie nicht nähen konnte und auch nicht glaubte, dass die Maschine das konnte, kramte sie sehr lange in der Küchenschublade, bis sie fand was sie suchte. Zwischen Gummibändern, Taschenlampen ohne Batterien und Batterien, die nicht zu den Taschenlampen passten, und Schlüsseln, für die es keine Schlösser mehr gab, lag eine halb leere Klebstofftube.

Beherzt griff Oma zu und schnitt aus den Stoffresten Dreiecke für die Mützen. Sie klebte sie an den ziemlich ausgefransten Rändern zusammen.

So, Klebstoff und Stoff waren verbraucht und ergaben nach genauem Nachzählen nur vier Zwergenmützen. »So ein Mist«, sagte Oma laut zu niemand besonderem.

Sie packte die Mützen, die Autoschlüssel und sich selbst ins Auto und fuhr zum Zwergengeburtstagsfest. Weil drei von den sieben Zwergen mit Durchfall und Fieber das Bett hüten mussten, genügten die vier Zwergenmützen für die übrigen vier Sieben Zwerge. Dass Oma in Socken gekommen war, machte den Kindern nichts aus. Dass drei der Zwerge nicht gekommen waren, hatten sie schon vergessen, als Oma die riesige schwere Nähmaschine aus dem Auto wuchtete und ihnen erlaubte, sie zu zerlegen, die Maschine, nicht die Oma.

Am Abend hatten die Kinder mit Omas Hilfe aus der Nähmaschine einen dampfbetriebenen Hamsterkäfig gebaut. Der Einzige, der an diesem Abend nicht ganz glücklich zu sein schien, war Igor, der Hamster. Der Bewohner dieser fabelhaften, sehr lauten Erfindung.

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