Читать книгу Perry Rhodan 3106: Das Trojanische Imperium - Uwe Anton - Страница 7
Оглавление2.
Die Trojanischen Annalen
2402 – 2407 n. Chr.
Und es begab sich, dass Major Fracer Whooley durch das große Sichtfenster hinaus in den intergalaktischen Leerraum schaute. Er sah Dunkelheit, aber er wusste, da war mehr.
Das System der Verlorenen!
Und da waren ...
... zehn Superschlachtschiffe, fliegende Festungen von jeweils 1500 Metern Durchmesser, die Troja zur Transmitterzone der Schrotschuss-Sonnen schleppten. Einen würfelförmigen, ausgehöhlten Asteroiden von 38 Kilometern Kantenlänge!
... 300 Schwere und Leichte Kreuzer, die zur Tarnung weitere kosmische Trümmerstücke beförderten, die gleichzeitig mit Troja im Andro-Beta-Transmitter materialisieren würden. Das würde auf der anderen Seite des Sonnentransmitters nicht weiter auffallen. Immer wieder wurden Bruchstücke des 1000 Jahre zuvor zerstörten Planeten Kulloch von dem Transmitter abgestrahlt.
Major Whooley konnte es kaum erwarten, dass endlich die gewaltigen Triebwerke gezündet wurden, die die Techniker ins Heck des Planetoiden eingebaut hatten, dass sie donnernd ihren Betrieb aufnahmen und dem Geheimsatelliten Troja ermöglichten, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Unwillkürlich empfand er Bewunderung für die Ingenieure, die diese Leistung vollbracht hatten.
Aber auch für die zwanzigköpfige Besatzung, die es schaffen würde, das riesige Ungetüm zu manövrieren. Zwar nur quälend langsam, denn es galt, eine unglaubliche Masse zu bewegen, aber immerhin! Davon war er überzeugt.
Scheitern war ein Fremdwort für seine Leute.
Der Major richtete den Blick auf die Monitoren. Auf ihnen wurde der Schrotschuss-Transmitter langsam größer. Troja näherte sich ihm mit mäßiger, aber gleichbleibender Geschwindigkeit. Die beiden Roten Riesen des Sonnentransmitters waren von hoch überlegenen Wesen künstlich so angeordnet worden, dass sie nun nur noch zwei Millionen Kilometer voneinander entfernt standen.
Die Gegenstation in Andro-Beta bestand aus drei Sonnen, die die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks bildeten. Die Verbindung durch diese beiden Transmitter stellte den kürzesten Weg dar, um nach Andromeda vorzustoßen, und diesen Weg würde Troja nehmen. An diesem 2. Juli 2402 n. Chr. wurde Geschichte geschrieben!
Der Geheimsatellit würde in der Nachbargalaxis aus eigener Kraft auf Sicht manövrieren können, mithilfe der Peilbrücke am Bug, die 300 Meter weit über den Rand des Planetoiden hinausragte und in einer Ruinenstadt errichtet worden war, der Überrest einer sechsspurigen, freitragenden Brücke, die bei der Zerstörung des Planeten aus ihren Fundamenten gerissen worden war.
Nur noch wenige Sekunden!, dachte der Major.
Das Lodern der Sonnen nahm mittlerweile sein gesamtes Blickfeld ein. Der Sprung durch den Schrotschuss-Transmitter nach Andro-Beta stand unmittelbar bevor. Nichts würde ihn verhindern.
Aber nicht nur der Satellit selbst würde die Nachbargalaxis erreichen, auch die sechs Raumschiffe, die sich in seinem Inneren verbargen: Perry Rhodans Flaggschiff, die CREST II unter dem Kommando von Oberst Cart Rudo, die THORA I, die ALARICH, die NAPOLEON, die ANDROTEST III und Atlans Flaggschiff, die IMPERATOR unter Oberst Heske Alurin. Es waren nur sechs Schiffe, doch mit ihnen würden sich die Machtverhältnisse in der Andromeda vorgelagerten Kleingalaxis Andro-Beta vielleicht ein wenig verändern lassen.
Es war so weit. Troja flog in die Transmitterzone ein.
Und über Major Whooley brach der Weltuntergang herein.
Zumindest hatte er diesen Eindruck.
Sein menschlicher Geist war letzten Endes überfordert, bekam gar nicht mit, was genau geschah. Ein Sprung von einer Galaxis in eine andere, aus dem Vorfeld der Milchstraße nach Andromeda! Dauerte die Reise eine Ewigkeit, oder ging sie in Nullzeit vonstatten? Erlebte er den Sprung bewusst auch nur ansatzweise, oder blendete sein Verstand ihn aus?
Er spürte einen unglaublichen Entzerrungsschmerz und dann ... nichts mehr?
Der Schmerz ließ nach, während Troja nach der Rematerialisation mit zehn Millionen Kilometern pro Stunde durch Andro-Beta raste.
*
Und es begab sich, dass Major Fracer Whooley viel, viel später dachte: Wie trügerisch Erinnerungen doch sind! Manche Dinge vergisst man, kaum dass sie sich ereignet haben, und manche bleiben einem im Gedächtnis haften.
Die außergewöhnlichen, die fremdartigen, die unbekannten.
Andro-Beta war zweifellos eine Zwerggalaxis der außergewöhnlichen, der fremdartigen, der unbekannten Erscheinungen.
Manche Einzelheiten würde Major Whooley nicht vergessen, solange er lebte.
Etwa die vorbeifliegenden Schiffe der Twonoser, der vorherrschenden intelligenten Spezies in Andro-Beta, die auf Troja landeten und den Satelliten inspizierten. Wenn Whooley sich konzentrierte, glaubte er, die gestreckten Eier von 600 Metern Länge mit den beiden Stabilisierungsflossen am Heck deutlich vor sich zu sehen. Genau wie die fremdartigen Besatzungsmitglieder, die das Schiff schließlich verließen.
Da er nicht wusste, ob die rüsselbewehrten Humanoiden mit den dünnen Ärmchen einen konkreten Verdacht geschöpft oder lediglich routinemäßig auf dem Asteroiden aufgesetzt hatten, um einfach mal nach dem Rechten zu sehen, hielt er eine Ablenkung für angebracht und ließ sieben Roboter der Maahks am Fuß der Peilbrücke sinnlose Tätigkeiten ausführen. Die Twonoser ließen sich täuschen, verloren das Interesse an dem Geheimsatelliten und zogen nach einer Weile unverrichteter Dinge wieder ab.
Nie vergessen würde er auch den Moby, ein 14.000 Kilometer durchmessendes und um die 5000 Kilometer dickes Wesen, eine von vielen dieser planetengroßen kristallinen Lebensformen, die langsam durch Andro-Beta trieben. Schon wenige Stunden nach der Materialisation im Sonnentransmitter näherte er sich Troja. Whooley befahl Ausweichmanöver, die aber scheiterten, und schließlich den Einsatz der schweren Abwehrforts, die das Feuer auf das Wesen eröffneten. Dennoch nahm der Moby den Satelliten durch seine dunkelrot leuchtende Rachenöffnung, die den gesamten Vorderkörper umspannte, in sich auf und beschleunigte dann.
Doch der Moby, in dem Troja nun gefangen war, war infolge des Wirkens eines sogenannten Bioparasiten fast völlig abgestorben. Rhodan verbündete sich mit dem intelligenten, aus Milliarden von Zellkolonien bestehenden Parasiten. So gelang es seinen Leuten, die Instinktgehirne des Mobys zu vernichten. Danach befreiten sie Troja, indem sie eine Öffnung in die Decke der Magenhalle des Mobys sprengten.
Er erinnerte sich genau an die interne Krise, zu der es wenig später kam. Perry Rhodan ging an Bord seines Flaggschiffs, der CREST II, und verließ gemeinsam mit der ANDROTEST III den Geheimsatelliten. Die anderen Schiffe blieben auf seinen Befehl zurück, sicher in den unterirdischen Anlagen verborgen.
Als Rhodan nicht zurückkehrte, machte sich Heske Alurin, der Kommandant der IMPERATOR, aufgrund eines nicht mit Rhodan abgesprochenen Befehls von Atlan mit seinem Schiff auf die Suche nach ihm. Nach Rhodans Rückkehr musste Major Whooley sich dafür rechtfertigen, gegen seinen ausdrücklichen Befehl verstoßen zu haben, was ihn in eine sehr heikle Situation brachte.
Atlan stand jedoch seinen Mann, bestätigte Rhodan, dass er den Befehl erteilt hatte, und verteidigte Major Whooleys Handlungsweise. Rhodan sah davon ab, Heske Alurin zur Verantwortung zu ziehen.
*
»Dieser Vorfall«, schob Volascou Rosman ein, »hatte Auswirkungen auf das Leben im Trojanischen Imperium. Seitdem bedeutet der Ausruf ›Heske Alurin!‹ so etwas wie ›Verdammt!‹. Es gibt auch eine abgeschwächte Form dieses Ausrufs, ›Moby!‹, was so viel wie ›Igitt!‹ heißt.« Er ließ den Blick über die Reihen der Zuhörer schweifen.
Perry Rhodan folgte der Erzählung interessiert. An einiges des Geschilderten konnte er sich besser erinnern als an anderes, aber das mit dem Gedächtnis war wirklich so eine Sache, genau, wie Major Whooley es ausgedrückt hatte.
Rosman erzählte mitreißend und einfühlsam. Er erzählte die Geschichte nicht nur, sondern stellte sie mit verstellten Stimmen dar, personalisierte sie, machte die Historie lebendig. Seine Worte zogen den Zuhörer in die Erzählung, die er mit geschichtlichen Details ausschmückte, sodass sie viel mehr war als ein bloßer Bericht der geschichtlich verankerten Abfolge.
Gelegentlich verspürte Rhodan den Wunsch, einzelne Details zu ergänzen oder zu korrigieren, doch er hielt sich zurück, vermied es, in einen Dialog mit dem Historiomimen zu treten. Das hätte dessen Erzählweise viel zu stark beeinträchtigt. Er musste es ihn auf seine Weise machen lassen.
Rhodan war sehr gespannt darauf, den weiteren Verlauf zu erfahren.
»Troja verlor als Stützpunkt in Andro-Beta an Bedeutung, als die Terraner in der Andromeda vorgelagerten Zwerggalaxis Mitte Oktober 2402 auf dem Planeten Gleam den Stützpunkt Power Center einrichteten, in den die meisten Großraumschiffe verlagert wurden. Problematisch wurde die Situation für den Geheimsatelliten, als die Meister der Insel am ersten November 2402 das Andro-Beta-Dreieck vernichteten, indem sie eine der drei Sonnen in eine Nova verwandelten.
Troja war nur hundertvierundvierzig Lichtstunden vom Ort der Katastrophe entfernt, überstand sie jedoch weitgehend unbeschadet. Lediglich die Hülle des Asteroiden wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, ohne dass die Situation lebensbedrohlich wurde. Der Geheimsatellit musste einige Oberflächenrisse in Kauf nehmen, die schnell ausgebessert werden konnten. Major Whooley bewahrte auch in dieser Situation die Nerven und den Humor.«
Die er im Unterschied zu Kroko offensichtlich hatte, dachte Rhodan amüsiert. Erneut erinnerte er sich nur verschwommen an die damaligen Ereignisse. Er konnte sich nicht den geringsten Reim darauf machen, was genau der Historiomime damit meinte, dass Major Whooley seinen Humor bewahrt hatte. In seiner Erinnerung war er ein absolut humorloser Militär gewesen. Doch er nahm die Worte des Historiomimen erst einmal als gegeben hin.
»Allerdings vergaß Perry Rhodan Troja keineswegs und schickte regelmäßig Nachschub, darunter auch die Kaulquappe KC-11 unter Captain Kagato, die mit Versorgungsgütern beladen war.
Als die Maahks und die Terraner im Jahre 2405 Friedensverhandlungen führten, erwähnten Perry Rhodan und Atlan den Geheimsatelliten Troja nicht, der den Wasserstoffatmern weiterhin unbekannt blieb. Er wurde nicht Gegenstand des Pakts der beiden Völker, weil er offiziell nicht existierte. Damit besaßen die Terraner neben dem ihnen zugestandenen Stützpunkt auf Gleam auch noch den Satelliten als Geheimbasis in Andro-Beta.
Es waren nicht die Maahks, die Atlan noch aus der Zeit der Methankriege kannte«, erklärte der Historiomime, »dieser brachykrane, also kurzschädelige Arkon-Typus. Die Wasserstoffatmer hatten sich zu einem mesokranen, also mittelschädeligen MdI-Typus weiterentwickelt.«
Perry Rhodan war nicht besonders stolz darauf, damals nicht mit offenen Karten gespielt zu haben, doch es waren besondere Zeiten gewesen. Damals waren die Menschen anders gewesen, härter, obsessiver, eroberungslustiger.
Rosman versetzte ihm noch einen kleinen Stich ins Herz, als er fortfuhr: »Hätte Perry Rhodan die Existenz Trojas den Maahks gegenüber bekannt gegeben, hätte er als Trickser und Täuscher dastehen können. Dieses Risiko wollte Rhodan nicht eingehen. Man hielt also still auf Troja.«
Rhodan seufzte leise.
»Ein Jahr später bewegte sich Troja noch immer auf seiner ewigen Bahn durch die vorgelagerte Kleingalaxis. Das Solare Imperium zog sich im Frühjahr 2406, kurz nach dem Tod von Mirona Thetin am 24. Februar, aus den Gebieten von Andromeda, Andro-Alpha und Andro-Beta in die Milchstraße zurück.
Aber nicht dieser Tag hat so eine so große Bedeutung für die Trojaner, sondern der 2. Juli. Denn im Jahr 2402 wurde an diesem Datum der präparierte Asteroid Troja durch den Schrotschuss-Transmitter ins Andro-Beta-Dreieck geschleust. An diesem Tag begann Troja seine Laufbahn. Dieser Tag wird später zum offiziellen Gründungstag des Trojanischen Imperiums!«
Das konnte Perry Rhodan nachvollziehen.
»Der Ausbau des zuvor bereits von den Maahks ausgehöhlten Asteroiden beziehungsweise des Trümmerstücks des Maahk-Planeten Kulloch, der im Jahr 1400 zerstört worden war, kostete seinerzeit übrigens hundertzwölf Milliarden Solar. Im Laufe der Zeit ist ›Hundertzwölf Milliarden!‹ bei den Trojanern zu einem geflügelten Wort geworden, um etwas als gut, gerechtfertigt, überragend oder zustimmungswürdig zu bezeichnen.«
Rhodan beugte sich gespannt vor. Allmählich begleitete er den Historiomimen auf Neuland.
Volascou Rosman legte wieder eine kurze Pause ein.
Am liebsten hätte Rhodan den Historiomimen aufgefordert, schnellstens fortzufahren, doch darauf verzichtete er. Rosman ging äußerst geschickt vor, verstand sich darauf, seine Zuhörer bei der Stange zu halten, und verfügte über ausgezeichnete rhetorische Fähigkeiten.
»Unsere Geschichtswissenschaft«, holte der Erzähler nun ein wenig aus, »basiert nicht immer auf tatsächlichen Fakten, sondern auf unterschiedlichen überlieferten Quellen. Es gehört zu den Aufgaben eines Historiomimen, nicht immer die eine, ausschließliche Wahrheit zu kennen. An manche Ereignisse erinnert man sich in verschiedenen Varianten. Diese doppelten oder mehrfachen Versionen gab es schon lange, bevor die Historiomimen entstanden. Sie führen diese Tradition der Uneindeutigkeit fort.«
Und nutzen sie gewissermaßen künstlerisch aus, wurde Rhodan klar. Rosman stellte sich sozusagen selbst infrage, indem er eingestand, die Wahrheit nicht gepachtet zu haben, und zog damit die Zuhörer nur noch mehr auf seine Seite.
»Es gibt zahlreiche Versionen darüber, was dann geschah. Zwei davon möchte ich nun erzählen. In der einen heißt es, das Flottenkommando hätte die Besatzung des Geheimsatelliten in Absprache mit der USO gebeten, noch ein Jahr in Andro-Beta zu verbleiben, um die Entwicklung zu beobachten und darüber zu berichten.«
Rhodan runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
»Danach sollte die Besatzung abgeholt und der Satellit stillgelegt oder deponiert werden, genau weiß man es nicht. Für die Zeit der Beobachtung kamen gut hundertsiebzig Spezialisten an Bord: Hyperfunker, Orter, Nachrichtenoffiziere, Sprachwissenschaftler, Kosmopsychologen und dergleichen. Womit die Gesamtbesatzung Trojas auf knapp zweihundert Personen aufgestockt wurde.
Aber es gab Unstimmigkeiten darüber, ob die Solare Flotte oder die USO für Troja verantwortlich wäre. Als der Zeitpunkt gekommen war, die Besatzung abzuholen, traf kein Rendezvousschiff ein, weder von der einen noch von der anderen Gruppe.«
Der Terraner grübelte, was der Grund dafür gewesen sein könnte, doch auf Anhieb fiel ihm nichts ein.
»Also zog sich Troja zurück, und als mit mehrmonatiger Verspätung ein Schiff per Hyperfunk Kontakt suchte, schwiegen die damaligen Bewohner des Asteroiden aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen.«
Rhodans Stirnrunzeln wurde stärker. Die Menschheit liebte ihren Heiligen Bürokratius über alle Maßen, aber konnte eine so folgenschwere Unterlassung tatsächlich einzig und allein durch einen Kommunikationsfehler verursacht worden sein? Das wollte, das konnte er nicht glauben.
Außerdem stellte sich ihm die Frage, wieso die Besatzung von Troja nicht auf die Hyperfunkrufe geantwortet hatte. Das war nach menschlichem Ermessen nicht nachvollziehbar. Sie wartete mehrere Monate auf einen Kontakt, und als er dann erfolgte, reagierte sie nicht?
»Der anderen Erzählweise zufolge wurde Troja im April 2406 mit einer geheimen Mission beauftragt«, sagte der Historiomime. »Um sie zu erledigen, kamen die besagten terranischen Spezialisten an Bord. Einige Korvetten des Satelliten steuerten deshalb ein Sonnensystem an. Eine Gruppe, die in den Geheimauftrag eingeweiht war, verließ den Satelliten in einem dieser Beiboote und flog zu einem der Planeten.
Dort verunglückte sie jedoch oder wurde eliminiert. Ihr genaues Schicksal ist nicht bekannt. Man munkelte, die Mission sei verraten worden, und fürchtete deshalb, auch der ausgewiesene Rendezvouspunkt sei eine Falle. Dieser Version zufolge ist der Kontakt zu den Terranern spätestens Ende des Jahres 2407 deshalb abgerissen. Vielleicht kann der ehemalige Großadministrator des Solaren Imperiums Licht ins Dunkel bringen?«
Herausfordernd sah der Historiomime Rhodan an.
Rhodan grub in seinem Gedächtnis und räusperte sich, um etwas Zeit zu gewinnen. Aber es half alles nichts.
»Von einer Geheimmission weiß ich nichts«, antwortete er. »Zumindest nicht mehr. Es ist allerdings durchaus möglich, dass es damals eine gab.« Er lächelte schwach. »Politiker pflegten solche Dinge schon immer zu verdrängen. In der Geschichte der Menschheit sind zahlreiche solcher Fälle dokumentiert. Aber was mich angeht, wüsste ich nicht, was es zu verdrängen gäbe.«
Er legte eine kurze rhetorische Pause ein. »Ich verfüge leider nicht über ein fotografisches Gedächtnis wie mein Freund Atlan, aber die Verbindung ist damals meines Wissens nicht abgerissen, sondern wurde lediglich von Terra nicht sonderlich gepflegt. Das Solare Imperium machte schwere Zeiten durch. Es war nach dem Krieg gegen die Meister der Insel hoch verschuldet, Kolonialwelten wollten sich von ihm trennen ... Es hatte also zu kämpfen, es gab Sorgen an allen Ecken und Enden.
Ich weiß aber noch, dass Troja irgendwann im frühen fünfundzwanzigsten Jahrhundert nicht mehr auffindbar war. Wir haben damals geargwöhnt, die Maahks könnten den Satelliten entdeckt und zerstört haben, hakten aber nicht nach, um kein Öl ins Feuer zu gießen ...«
»Nun gut. Der Großadministrator leidet also wohl doch an dem politikertypischen Gedächtnisverlust und kann nicht für Klarheit sorgen.« Volascou Rosman hatte die Lacher auf seiner Seite. »Aber ich kann ihn beruhigen: Troja wurde nicht zerstört. Jemand hat wohl seine Hand über die Trojaner gehalten. Wie dem auch sei, ich fahre mit meinem Bericht fort. Wenn du mir weiter zuhörst, Perry Rhodan, fällt dir vielleicht noch etwas ein.«
Der Terraner konnte die Reaktion des Historiomimen verstehen. Diese Entscheidungen hatten Einfluss auf die Entstehung eines Imperiums gehabt, das sich abgesondert in einer fremden Galaxis befunden hatte, auch wenn der Begriff vielleicht etwas zu hoch gegriffen war. Zumindest eines kleinen Reiches, das sich durchgesetzt, das bis in die Gegenwart Bestand hatte. Vielleicht verbarg er unter den Lachern, die er provoziert hatte, gewisse Vorwürfe.
Andererseits hatte die Geschichte nun einmal ihren Verlauf genommen.
»Das war also die Lage in Troja im Jahr 2407«, fuhr Rosman fort. »Der Geheimsatellit hatte rund zweihundert Personen an Bord. Er befand sich allein in Andromeda, abgeschnitten von der Heimat, und musste sich dort behaupten. Das Leben suchte sich seinen Weg und eroberte eine neue Nische: Troja ...«