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Teil I: Einleitung

Vorurteile

Neben Glück und Gesundheit ist Geld ein wesentliches Element unseres Lebens, ob wir wollen oder nicht. Das ist natürlich immer eine Diskussion wert, weil jeder Mensch eine andere Perspektive auf die Sicht der Dinge hat. Wir könnten natürlich auch vortrefflich über das Thema Geld und Menschlichkeit philosophieren: Schließt sich das aus, ergänzt sich das, oder ist das Eine ohne das Andere gar nicht möglich? Wer für sich erkannt hat, dass es ganz ohne Geld schwierig ist, kann sich dann sofort(!) daranmachen, einen möglichst positiven Bezug zu Geld, Finanzen und Sparen zu bekommen, denn wie Sie wissen, sind die Gedanken der Ursprung aller Taten. Aber gerade beim Sparen gibt es viele Vorurteile und Missverständnisse. Werfen wir doch einmal einen Blick auf die typischen Thesen.

Vorurteil Nummer 1: Sparen ist altmodisch

Meine Erfahrung zeigt, dass dieser Satz absolut falsch ist. Warum? Moden kommen und gehen, Klassiker bleiben. Nun ist dieser schöne Satz leider nicht von mir, sondern eine leichte Abwandlung eines Bonmots der französischen Modeschöpferin Coco Chanel. Und recht hat sie. Es gibt Dinge, die verschwinden nach kurzer Zeit wieder, andere haben seit Jahren und Jahrhunderten Gültigkeit. Sparen gehört dazu, und das hat seinen guten Grund. Ach ja, „Geld ist für mich nie etwas Anderes als Freiheit“ hat Coco Chanel auch noch gesagt. Auch damit hat sie ebenfalls recht.

„Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind.“ Über zehn Jahre ist es her, dass Kanzlerin Angela Merkel zusammen mit dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück vor die Kameras trat und diesen Satz sagte. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise wollte sie eine Panik unter den Sparern verhindern.

Denn wären die in Scharen zur Bank gelaufen, um ihre Konten leer zu räumen, wäre die Krise noch sehr viel heftiger ausgefallen. Dabei ist der Wunsch der Deutschen, Ersparnisse zu bilden und sie beschützt zu wissen, bereits Jahrhunderte alt. In kaum einem Land sparen die Menschen so viel wie in Deutschland. Die Sparquote – also der Teil des Vermögens, den wir nicht verprassen, sondern für später zu Seite legen – liegt hierzulande bei fast zehn Prozent und ist damit zum Beispiel fünfmal größer als in den USA. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, heißt es im Volksmund. Und daran halten sich die Deutschen selbst heute noch, obwohl die Zinsen derzeit niedrig sind und sich alle Welt beklagt. Zinsen waren für die Deutschen noch nie ein Thema, sonst könnten wir eine Anlagequote auf dem Sparbuch von über 60 Prozent nicht erklären. Übrigens ist die schlaue Aussage von manchem selbsternannten Berater, das Sparbuch heißt Sparbuch, weil man es sich sparen kann, Quatsch - aber dazu später mehr.

Vielleicht denken einige daher immer noch, Sparen sei uncool, aber das ist ein Trugschluss, gerade die Deutschen sind eine Sparernation, auch wenn das keiner gern zugibt. Aber das ist bei dem Fastfood-Giganten mit dem „goldenen M“ ja genauso. Angeblich war noch nie einer dort, aber seit Jahrzehnten macht das Unternehmen weltweit Milliardengewinne. Die BILD-Zeitung, mit Abstand Deutschlands auflagenstärkstes Boulevardblatt, liest bekanntlich auch keiner. Und so ähnlich verhält es sich eben auch mit dem Sparen.

Vorurteil Nummer 2: Zu sparen, bedeutet geizig zu sein.

Aber wer möchte schon geizig sein? Dabei hat Sparen mit Geiz absolut nichts zu tun, denn es geht ja nicht darum, sich immer und alles zu versagen, sondern etwas Geld zur Verfügung zu haben, wenn man es braucht, wofür auch immer. Dann wird es selbstverständlich auch ausgegeben, egal, ob man sich beispielsweise eine Reise leisten möchte oder einen Satz Winterreifen für sein Auto anschaffen muss.

Und wer sagt überhaupt, dass Geiz geil ist? Genau: ausgerechnet die Werbung behauptet das, dabei soll gerade sie uns zum Konsumieren und Geldausgeben animieren. Zugegeben, dieser Slogan, den die Werbeagentur Jung von Matt für die Elektrohandelskette Saturn vor mittlerweile fast zwanzig Jahren kreiert hat, ist auf eine gewisse Art genial: Immerhin hat sie ihren Platz in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden, und er hat sich über Deutschlands, Österreichs und Schweizer Grenzen hinaus etabliert. In Abwandlungen findet er sich sogar in den Niederlanden, Belgien, Spanien und Frankreich wieder. Chapeau für diesen Marketing-Coup! Wobei eins auch klar ist: Die beiden Inhaber der Werbeagentur haben mit dem Slogan Millionen verdient und stehen definitiv nicht im Verdacht, selbst geizig zu sein, ganz im Gegenteil.

Wissen Sie, was ich finde? Geiz ist überhaupt nicht geil, sondern eher unsympathisch. Denn was steckt hinter diesem Satz? Am besten ist es, jeder bekommt alles umsonst oder zumindest stark rabattiert? Und lebt somit immer auf Kosten anderer? Das ist eine sehr eindimensionale Perspektive, denn gute Leistung - und die wollen wir ja am liebsten haben – hat natürlich ihren Preis. Sie bekommen nirgendwo viel Leistung für wenig Geld. Natürlich soll diese auch nicht überteuert sein, sondern preiswert im Wortsinn von „den Preis wert sein“. Und das kostet in aller Regel etwas, denn ein gutes Produkt oder eine umfangreiche Beratung oder Dienstleistung entstehen nicht von heute auf morgen. Häufig stecken jahrelange Entwicklungen und Tests dahinter. Guter Service hat seinen Preis, das weiß besonders der zu schätzen, der schon einmal in der Telefon-Service-Hotline 20 Minuten oder länger hin und her verbunden wurde, um dann am Ende sein Problem doch nicht gelöst zu bekommen, oder ein Unternehmen hat große Beträge in die Ausbildung seiner Mitarbeiter gesteckt – zum Wohl und Nutzen der Kunden.

Was auf den ersten Blick nichts kostet, wirkt im Hintergrund sehr oft für viele Werte.

Alles das gibt es nicht umsonst, und das ist auch gut so. Warum auch, das Ganze hat doch auch etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun. Möchten Sie ständig weniger verdienen als Ihnen zusteht? Möchten Sie Ihre Produkte unter Marktwert verkaufen? Möchten Sie sich unter Wert anbieten? Ganz bestimmt nicht. Daher passt, wie fast immer im Leben, der Satz „Behandele andere Menschen so wie Du behandelt werden möchtest“ auch in der Geld- und Finanzbranche. Mein Tipp ist daher, sich von der Geiz-Mentalität zu lösen, sondern einen fairen Umgang mit anderen Menschen zu pflegen, natürlich auch mit dem Vermögensberater Ihres Vertrauens.

Vorurteil 3: Geld verdirbt den Charakter

Sicherlich gibt es Menschen, die unsympathisch UND reich sind, Dagobert Duck ist so einer, oder? Natürlich nicht, denn er kümmert sich um seine Neffen, hat diese bei sich aufgenommen und tut Gutes. Ja, dabei versucht er immer so wenig Geld wie möglich auszugeben und seinen Kreuzer Nr.1 zu schützen, setzt diesen dann aber ein, um Andere vor Schaden zu bewahren. Eine super Metapher in unserer heutigen Zeit. Moneysack ist der wahre schlechte Charakter, kein echter Unternehmer.

Es gibt aber auch unsympathische und egoistische arme Menschen, ich habe beispielsweise noch nie eine Gucci-Handtasche im Wald entsorgt liegen sehen, klapprige Fahrräder schon. Aber ganz so einfach ist diese Lebensformel glücklicherweise nicht, es gibt genügend bekannte Beispiele von Menschen, die mit ihrem Geld etwas Gutes tun, beispielsweise Bill Gates, der Milliarden in verschiedene Projekte gespendet hat, um der Menschheit ein besseres Leben zu ermöglichen, allen Verschwörungstheorien zum Trotz. Aber wir brauchen nicht nur in die Ferne zu schweifen, auch in Deutschland gibt es viele vermögende Menschen, die Gutes tun. Ein Beispiel ist der Finanzunternehmer Reinfried Pohl gewesen, der Deutschlands erfolgreichster Finanzunternehmer und Erfinder der Strategieberatung „Alles aus einem Kopf“ war.

Er gründete die Dr. Reinfried-Pohl-Stiftung, die sich für Wissenschaft und Forschung einsetzt und auch nach seinem Tod im Jahr 2014 für diese Bereiche aktiv ist, seine Frau Anneliese Pohl gründete eine Stiftung, um Krebskranke und deren Angehörige zu unterstützen. Es sind aber nicht nur Bekannte und Promis, die mit ihrem Vermögen Gutes tun, es gibt auch eine große Anzahl von nicht bekannten Menschen, die einen Teil Ihres Geldes dem Wohl anderer stiften. So gibt es allein in Hamburg über 1.400 Stiftungen mit einem Vermögen von über 9 Milliarden Euros, die sich für Alt und Jung oder Arm und Krank einsetzen. Damit ist die Hansestadt die Stiftungshochburg in Deutschland.

Es gibt sie also, die wohlhabenden Menschen mit einem guten Charakter, die mit ihrem Reichtum Bedürftigen eine wichtige Unterstützung sind. Geld und ein positiver Charakter schließen sich also nicht aus, sondern ergänzen sich häufiger, als wir denken. Dabei muss es ja nicht immer eine Stiftung sein. Sie können auch im Alltag eine gute Balance zwischen eigenem Wohlbefinden haben, das Sie (zum Teil) einem guten finanziellen Lebensstandard verdanken und gleichzeitig andere Menschen damit unterstützen. Das kann bereits am Frühstückstisch beginnen, wenn Sie sich eine Tasse besonders aromatischen Kaffees gönnen, der als Fair-Trade-Produkt den Bauern in Afrika oder Südamerika eine gerechte Entlohnung sichert, damit er sich und seine Familie ernähren kann, oder wir kaufen unser Obst und Gemüse beim Bauern nebenan, wir leisten damit ganz nebenbei auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Eine Win-Win-Situation für alle.

Bei genauerem Hinschauen sehen wir also, dass Sparen weder altmodisch ist, noch etwas mit Geiz zu tun hat und dass Geld auch nicht zwangsläufig den Charakter verderben muss. Vielmehr ist Sparen heutzutage genauso wichtig wie in früheren Zeiten, wenn nicht noch wichtiger; denn die Herausforderungen für eine gesicherte finanzielle Existenz sind nicht weniger und kleiner geworden – ich denke sogar, dass sie größer sind. Warum? Die Zeiten haben sich verändert, die Entwicklungen in allen Lebensbereichen kommen immer schneller auf uns zu. Internet, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, aber auch andere ständige Veränderungen am Arbeitsplatz sind heute an der Tagesordnung. Haben die Menschen früher nach der Ausbildung oder dem Studium seinen Arbeitsplatz in einem Unternehmen gefunden, so war es keine Seltenheit, sich dort Stufe für Stufe hochzuarbeiten, um sich nach über vier Jahrzehnten genau dort in das Rentnerdasein zu verabschieden. Während des Arbeitslebens war das Gehalt relativ sicher, die Renten danach auch. Das sieht heutzutage anders aus. Es ist eine hohe Flexibilität am Arbeitsplatz gefragt. Fachliche Innovationen, personelle Herausforderungen sowie eine sich ständig verändernde Technologie sind ebenso gefragt, wie eine stark ausgeprägte Mobilität. Das Wissen der Welt verdoppelt sich in weniger als zwei Jahren. Wer in seiner Vita nur zwei Arbeitgeber vorzuweisen hat, wird schnell als ängstlich und sicherheitsliebend abgestempelt. Vielmehr ist alle vier oder fünf Jahre eine neue berufliche Aufgabe oft der Nachweis von Erfahrung, auch ein Ortswechsel wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Wer da nicht mithalten kann oder möchte, verliert schnell den Anschluss. Mit anderen Worten: Viele Dinge sind im ständigen Wandel und alles andere als sicher. Früher war eine Kündigung in den Hochburgen der Autoindustrie undenkbar, heute werden ganze Werke geschlossen und Arbeitsplätze fallen einfach weg. Deshalb ist es umso wichtiger, ein finanzielles Polster anzusparen. Dabei sprechen wir hier nur von den Grundlagen der Existenz, also den Rücklagen, Konsumwünsche sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Die Geschichte des Sparens

Und wie war es früher? Um zu verstehen, warum das Sparen so stark in der Gesellschaft verankert ist, hilft der Blick zurück. Bereits Jahrzehnte bevor es Banken gab, die auch für die breite Bevölkerung Gelder verwahrten, wurde hierzulande gespart. Im Mittelalter war es zum Beispiel noch üblich, sein Erspartes zu vergraben, um es vor Dieben zu schützen. Bereits im 14. Jahrhundert setzte sich dann das Sparschwein als Aufbewahrungsort durch.

Erste Büchsen, in denen Menschen Münzen sammelten, gab es aber auch schon vorher. Als eine der ersten gilt ein Tongefäß aus dem zweiten Jahrhundert vor Christi, das die Form eines griechischen Schatztempels hatte. Diese Tempel nannte man auch Thesaurus, woraus später der Begriff des Tresors wurde. Die Form des Schweins setzte sich für die Spardose schließlich durch, weil es für den Wohlstand symbolisierte: Wer sich ein Schwein leisten konnte, galt lange als gut situiert und privilegiert. Selbst heute noch besitzt jeder zweite Deutsche mindestens ein Sparschwein.

Dabei stand in der Geschichte des Sparens lange die Vorsorge für Notfälle im Vordergrund. Die ersten Knappschaften sammelten zum Beispiel in der Frühen Neuzeit Gelder bei Bergleuten ein, um gemeinsam für den Fall vorzusorgen, dass einer von ihnen verunglückte und nicht mehr arbeiten konnte. Über solche Institutionen hinaus hatte die breite Bevölkerung jedoch lange keinen Zugang zur Bank. Erst Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich die Einstellung durch, dass auch einfache Arbeiter die Möglichkeit haben sollten, Ersparnisse zu bilden und sie zur Bank zu bringen. Die frühen Sparkassengründer betrachteten den Fleiß und die Sparsamkeit des Einzelnen als Weg aus der Abhängigkeit von Almosen.

Deshalb wurden ersten Sparkassen dann auch in erster Linie für Dienstboten, Tagelöhner und Seeleute gegründet. Sie sollten ihre „sauer erworbenen Noth- und Braut-Pfennig sicher zu einigen Zinsen“ aufbewahren können. So steht es in der Satzung der ersten Sparkasse, die 1778 in Hamburg als „Ersparungs-Classe“ gegründet wurde. Nach und nach entstanden daraufhin auch in anderen Städten Sparkassen, in Berlin war das zum Beispiel vor rund 200 Jahren der Fall. Allein die Verbreitung dieser Institute animierte die Deutschen zum Sparen. So erklären sich Experten auch den Unterschied zu den USA, wo bis heute das Leben auf Pump gesellschaftlich sehr viel stärker akzeptiert wird als hierzulande: Viele Amerikaner hatten lange schlichtweg keinen Zugang zur Bank – noch 1910 hatte gerade einmal ein Viertel von ihnen ein Sparkonto.

Hierzulande wurde das Sparen dagegen in der Geschichte nicht nur als Tugend gefeiert, sondern auch immer wieder politisiert. Karl Marx konnte dem Sparen ebenso viel abgewinnen, wie die Gegner der Arbeiterbewegung, für die er stand. So gründeten Unternehmer wie Alfred Krupp zum Beispiel Fabriksparkassen, um die Arbeiter stärker an sich zu binden. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden Verbraucher dann zum Sparen animiert, damit der Staat über Einlagen und Kriegsanleihen die Kriegsausrüstung finanzieren konnte.

Dabei ist es angesichts der deutschen Geschichte eigentlich verwunderlich, dass die Deutschen stets am Sparen festgehalten haben. Schließlich ist ihr Geld im 20. Jahrhundert gleich zwei Mail entwertet worden: erst 1923 mit der Hyperinflation und dann noch einmal 1948 mit der Währungsreform und der Einführung der D-Mark. Allein während letzterer gingen 94 Prozent der Ersparnisse verloren. Und trotzdem fingen die Verbraucher sofort nach dem Krieg wieder an, Geld zur Seite zu legen. Die steigenden Einkommen während der Wirtschaftswunderjahre nutzten viele nicht nur, um sich neu auszustatten – sondern auch, um neue Ersparnisse zu bilden. Von 1950 bis 1960 stiegen die Spareinlagen der Deutschen dadurch um das Zehnfache an. Die Banken honorierten das und erfanden immer neue Formen des Sparens: vom Vereinssparen bis zum Prämiensparen, bei dem man jedes Jahr zusätzlich ein Lotterielos bekam. So wurde das Sparen zu einem Volkssport, dem die Deutschen bis heute nachgehen. Auch der Staat hat das erkannt, und bereits 1961 – also vor gut sechzig Jahren – wurde das erste Vermögensbildungsgesetz verabschiedet, heute besteht es bereits in der fünften Auflage. Und es gibt sogar den Weltspartag, der vor fast 100 Jahren ins Leben gerufen wurde. Er findet alljährlich in der letzten Oktoberwoche statt. Die Idee für diesen Tag geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 zurück. Die Initiative zum Weltspartag wollte nicht einfach nur das Sparen fördern. Vielmehr stand bereits zu Beginn der pädagogische Aspekt im Vordergrund. Vor dem Hintergrund der Finanzerziehung sollten nicht nur die unteren Einkommensschichten erreicht werden, das Sparen sollte als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Heute werden vielfach anlässlich des Weltspartags von Banken und Sparkassen Werbegeschenke verteilt. Dieses soll als Anreiz dienen, regelmäßig die gefüllten Spardosen zur Leerung zu den Kreditinstituten zu bringen, um das Geld anschließend anzulegen.

Die reine Finanzerziehung breiter Bevölkerungsschichten – wie ursprünglich durch die 2. Resolution des Sparkassenkongresses postuliert – als pädagogischer Kern bzw. Dreh- und Angelpunkt des Weltspartages, ist zumindest in der Gruppe der Industrienationen Europas in den Hintergrund getreten. Diese Aussage gilt allerdings nicht für die Schwellen- und Entwicklungsländer, hier spielt die Zielsetzung der finanziellen Bildung nach wie vor eine große Rolle. Ob Vermögensbildungsgesetz oder Weltspartag: Die erfolgreichen Sparer sind in guter Gesellschaft, weil es sich lohnt und glücklich macht.

Alibis der Spar - Angsthasen

Fragen wir jedoch die Menschen, die nicht oder nur schlecht sparen nach den Gründen, so sind es immer nur Alibis, warum es mit dem Sparen nicht klappt. Dabei ist gar nicht das Sparen das Problem, sondern die Einstellung zum Sparen! Glücklicherweise ist all das nicht vom Schicksal vorbestimmt, sondern liegt in Ihren Händen. Sie können jedes Spiel verändern, wenn Sie sich trauen, anders zu denken - nur Mut, es lohnt sich. Das funktioniert doch auch bei der Fitness oder beim Abnehmen. Ob Personaltrainer, Weight Watchers oder eine individuelle App auf Ihrem Smartphone. Expertentipps und Veränderungen zum Guten sind in allen Bereichen möglich, auch beim Sparen.

Bevor Sie sich davon überzeugen können, wie das funktioniert, widmen wir uns einmal drei typischen Entschuldigungen (oder sind es Ausreden?), warum manche nicht sparen, obwohl jeder im tiefsten Inneren weiß, wie sinnvoll es ist, Geld klug zu verwalten und nicht alles auszugeben. Doch einer Studie zufolge stehen gegenwärtig 29 Prozent der Europäer ohne Erspartes da, Tendenz steigend.

Ein Klassiker an Begründungen ist:

Ich verdiene nicht genug, um zu sparen.

Diesen Satz hört man besonders oft. Und natürlich gibt es Situationen, in denen das Einkommen kaum reicht, um eine kleine Rücklage zu bilden. Einige von uns schaffen es jedoch freiwillig trotzdem, oder gerade, weil sie ernsthaft ihre Situation verändern wollen, monatlich zumindest drei bis fünf Prozent ihres Geldes zurückzulegen. Auch das kann sich summieren. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich jeden Tag in Sicherheit wiegen, und welche Ziele erreichbar sind, wenn Sie über einen längeren Zeitraum sparen. Schon ein kleiner Beitrag monatlich kann sich zu einer hübschen Summe entwickeln, mit der Sie den Urlaub, die Anzahlung für das neue Auto oder eine ungeplante Ausgabe bezahlen können. Und es ist doch so: Schon Kinderaugen leuchten (und die der Erwachsenen ebenso), wenn sie einen Wunsch erfüllt bekommen, mit dem sie nicht gerechnet haben, oder wenn sich im Sparschwein mehr Geld für eine Klassenfahrt befindet, als erwartet. Dennoch ist dieses Sparverhalten leider recht selten.

Was ich besonders bei jungen Menschen beobachtet habe, ist dass sie sich mit dem Sparen schwertun. Das Kind bekommt das erste Taschengeld, soll es davon etwas Sparen? Aber ja doch, am besten, Mama und Papa planen einen Sparbetrag bei der Höhe des Taschengeldes gleich mit ein, um es dann mit dem Sprössling gemeinsam fürs Sparen zu planen. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr, stimmt heute noch und begegnet uns jeden Tag in jedem Bereich des Lebens. Wenn ein Azubi das erste eigene Geld verdient, ist es in den ersten Monat vielleicht noch nachvollziehbar, dass nichts überbleibt, die Versuchungen alles auszugeben mögen zu groß sein. Doch nach einem halben Jahr sollte es wohl möglich sein, von seinem Gehalt 5 bis 10 Prozent bei Seite zu legen, denn die Steigerung vom Taschengeld zum Azubigehalt liegt oft bei dem Fünfzehnfachen, also bei 1500 Prozent!

Nach einer dreijährigen Ausbildungszeit bleibt dann schon ein schönes Sümmchen über. Aber was passiert? Es wurde Monat für Monat alles komplett ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt, weil sich ein bestimmter Lebenswandel eingeschlichen hat. Nach der Ausbildung gibt es dann das „richtige“ Gehalt, von beispielsweise 2.000 Euro im Monat. Und was passiert jetzt? Der Konsum wird weiter ausgebaut, jetzt reicht auch das volle Gehalt kaum mehr aus. Häufig werden sogar Kredite aufgenommen, gerade in der Nullzinsphase, in der wir uns befinden, kostet es doch nichts, oder doch?

Der Beginn ins selbstständige Leben sollte mit einem Polster von Achtung, Moral, Respekt, Intelligenz und den gesparten Rücklagen erfolgen. Das Ergebnis beim Start ins Leben ist viel zu oft Schulden, anstatt Ersparnisse und Rücklagen zu haben. Dieses Verhalten wird zur Gewohnheit und leider selten revidiert, sondern es wird dann mittlerweile als normal empfunden. So entstehen ein Teufelskreis und eine Aufwärtsspirale. Mitunter gibt es junge Menschen, die mit Anfang zwanzig bereits Schulden von vielen tausend Euro angehäuft haben. Dabei handelt es sich um Konsumschulden und nicht um den Grundstein für eine eigene Immobilie – das wäre dann eine Investition und durchaus sinnvoll. Wer oder was ist die Ursache, das ist hier die Frage.

Ich habe das Geld bereits verplant.

Jeder von uns hat laufende Ausgaben. Und selbstverständlich fallen uns sofort Dinge ein, die wir „unbedingt“ heute noch kaufen müssen. Doch schränkt es uns wirklich ein, monatlich etwas Geld zu sparen? Vermutlich werden sich die meisten weiterhin alle Wünsche erfüllen, ohne zu bemerken, dass ein paar Euro ins Sparschwein oder auf ein Sparkonto gewandert sind, genauso wie auch oft die Gehaltserhöhung unbemerkt im Haushaltsbudget verschwindet. Und noch eine Frage: Wie alt ist Ihr persönlicher Haushaltsplan? Haben Sie einen Plan? Wie oft aktualisieren Sie ihn - und ist es schon ein Geldsparplan? Vermutlich ist er schon lange nicht mehr aktuell, aber nicht nur veraltet, sondern er ist auch noch nach längst vergangenen Zielen ausgerichtet. Und schauen Sie doch einmal auf Ihre Kontoauszüge und prüfen, was Sie wirklich für diesen „Anti-Plan“ (dem Gegenteil eines echten Plans) ausgegeben haben, und was unbemerkt durch das Sieb der Verschwendung gerieselt ist.

Ich könnte mein Erspartes verlieren.

Zugegeben, die Wirtschaftslage scheint weltweit nicht allzu stabil und trotz mancher Verschwörungstheorien sehe ich noch lange kein adäquates Wirtschafts- und Währungssystem, welches ersatzlos unser Gespartes vernichten könnte. Selbst die Währungsunion der ehemaligen DDR hat zumeist einen Mehrwert generiert. Ja, auch der Euro ist trotz aller Unkenrufe sehr stabil. Also nichts für ungut, selbst Nostradamus hat dazu noch keine Botschaft prophezeit. Aber wer sein Leben aktiv genießen und vorwärtskommen möchte, braucht ein gewisses Risiko, das er gehen will. Und vielleicht kennen Sie ja diesen Spruch? „No risk, no fun“, also kein Vergnügen ohne Risiko. Sind Sie Achterbahnfan?

Die Risikobereitschaft ist natürlich bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt, aber Sparen ist kein Risiko und führt sehr, sehr viel öfter zum Erfolg als angenommen. Entweder durch gute Sparergebnisse oder durch die erlebte Freiheit und persönliche Entwicklung während des Sparens, am besten durch beides zusammen. Wenn man sein Geld nicht adäquat oder längerfristig an legt, besteht zwar auch ein gewisses Risiko auf der Ertragsseite, wenn die falsche Anlage gewählt wurde. Es ist zu aber zu jeder Zeit sinnvoll, zumindest kleine Teile des Einkommens monatlich zurückzulegen.

Hände weg vom grauen Kapitalmarkt

Wie minimiert man mögliche Gefahren? Das ist einfach und doch anspruchsvoll, wenn man vor jeder Investition die Rahmenbedingungen genau prüft, oder prüfen lässt. Daher ist es wichtig, zu schauen, wem Sie Ihr Geld anvertraut. Wir gehen noch intensiver auf das Thema Beraterauswahl ein, aber vorweg so viel: Hände weg vom Grauen Kapitalmarkt, denn hier lauern überall Gefahren, getarnt in großen Versprechen auf Hochglanz-Präsentationen. Berater ohne ausreichende Fachausbildung, alles ohne die Bestätigung staatlicher Nachweise, die Anlage wird über Firmen aus rechtsfreien Gebieten abgewickelt, wie beispielsweise Panama oder den Jungfrauen-Inseln. Noch ein Beispiel gefällig? Der juristische Gerichtsstand befindet sich weit weg im Ausland, hier kommen immer wieder Gibraltar oder Irland ins Gespräch. Diese dubiosen Berater ohne Qualifikation- und Haftpflichtnachweis haben die Attitüde des Gentlemans und geben sich sympathisch und verständnisvoll, sind manchmal sogar sehr hübsch, aber sie bedienen sich der einfachen Formel: Gier frisst Hirn. Weil diese Typen genau wissen, dass die Scham des Betroffenen oft größer als die Korrekturbereitschaft ist, und die Strafverfolgung teils ergebnislos für den Anleger verläuft, haben solche Machenschaften leichtes Spiel. Gier frisst Hirn, betrifft Sie nicht? Hach… ich behaupte, jeder ist dieser Versuchung schon einmal erlegen gewesen und wird es immer wieder sein; sicher klingt das extrem, aber es ist so. Es kommt nur darauf an, in welcher Situation und in welchem Umfeld ich mich gerade befinde. Sehe ich in der angebotenen Geldanlage den letzten Strohhalm für das Vermeiden des drohenden Desasters, dann schwinden meine Bedenken rapide und die Versuchung rückt ins Rampenlicht meiner Lösung. Das ist übrigens die gleiche Ursache für Notlügen.

Mein Experten-Tipp: Alle zwei, manchmal sogar nur alle drei Jahre bringen Sie Ihr Auto zum TÜV, stimmt´s? Wie wäre es denn mit einem jährlichen Finanz-TÜV bei Ihnen?

Haben Sie sich in dieser Typologie der Anti-Sparer wiedererkannt? Kein Grund zur Sorge, denn jetzt schauen wir uns mal an, wie Sie sparen können und warum das für unser Leben so wichtig ist und unsere Lebensqualität dadurch so bereichert wird. Und Sparen kann wirklich jeder, eigentlich ist es kinderleicht - wetten, dass?

Aber wie heißt es so schön? Der Mensch geht gern den Weg des geringsten Widerstandes. Es sei denn, eine Aufgabe oder ein Ziel sind so verlockend, dass wir den Löwen in uns entdecken und wir bereit sind, zu kämpfen. Erkennen wir den Weg dahin als leicht, sind wir schnell bereit, zu beginnen. Vor allem muss es uns Spaß bringen, und die Aufgabe – also das Sparen – Sinn machen. Die Frage nach dem warum?stellen wir uns doch täglich und ein Leben lang. Und wenn wir in etwas einen Sinn sehen, dann fällt uns das Handeln doch schon wesentlich leichter. Kommt dann noch der Spaß hinzu, so ist das eine unschlagbare Kombination und schon fast ein Garant für den Erfolg.

Und denken Sie immer daran:

„Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten.“

(Abraham Lincoln, 1809 – 1865,16. US-Präsident)

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Freude am Sparen und die anderen schönen Dinge des Lebens.

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