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4 Neurologie

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Den Freitagvormittag verbrachte ich, nachdem ich meiner Mutter im Krankenhaus einen kurzen Besuch zur Frühstückszeit abgestattet hatte, arbeitend in ihrer Wohnung. Marianne war mittlerweile in die Neurologie verlegt worden, was sie mir am Vorabend noch durch einen Anruf mitgeteilt hatte. In ihrem neuen Krankenzimmer war sie nun nicht mehr die einzige Patientin. Wie üblich, wenn ich zu Essenszeiten anwesend war, unterstützte ich sie bei der Einnahme der Mahlzeit. Gebessert hatte sich ihr Zustand bisher noch nicht, aber das war so kurzfristig ja auch nicht zu erwarten. Die Klammern am Arm hatten die Ärzte mittlerweile auch entfernt und somit die chirurgische Behandlung vollständig abgeschlossen. Aber neurologisch war definitiv noch einiges zu tun. Trotzdem blieb ich nur bis ca. 9:00 Uhr im Krankenhaus. Da meine Mutter erst am Vortag auf die Station verlegt worden war, hatte ich keine Ambitionen einen Arzt zu sprechen. Ich ging einfach davon aus, dass ich, unter Hinweis auf die bedauerlicherweise erst kurze Verweildauer von Marianne auf der Station, nichts Substantielles erfahren hätte. Zudem hatte ich ja auch eine Verabredung mit dem Lieferservice der Firma Teich.

Pünktlich, gegen 11:00 Uhr, riss mich auch die Türglocke in der Wohnung meiner Mutter aus meiner Konzentration auf meine Arbeitsaufgaben. Ich öffnete die Tür und gab dem Lieferanten das Stockwerk durch die Gegensprechanlage bekannt. Kurze Zeit später erschien ein kräftiger Mann mittleren Alters auf dem Flur im 2. Stock, einen Stuhl vor sich herschiebend. In der Wohnung montierte er noch einige Kleinteile an das Gerät und demonstrierte mir kurz die Funktionsweise. Der herausnehmbare Eimer hakte bei meinem Selbstversuch ihn zu entfernen etwas, aber eine genaue Betrachtung des Gegenstandes brachte uns zu der Vermutung, dass es mehr an meinem mangelnden Geschick, denn an einer Beschädigung des Stuhls bzw. Eimers lag. Den Versuch des Mitarbeiters eine Zuzahlung zu kassieren, konnte ich mittels der Vorlage des entsprechenden Befreiungsausweises meiner Mutter kontern. Nachdem der Mann die Wohnung verlassen hatte, parkte ich den Toilettenstuhl im Wohnzimmer meiner Mutter. Direkt neben dem schon dort befindlichen Rollator.

Ich hatte mich gerade wieder an die Arbeit gemacht, als es erneut an der Tür klingelte. Ich öffnete und kurze Zeit später stand ein Mitarbeiter eines namhaften Speditionsunternehmens vor der Wohnungstür mit zwei großen Paketen. Als ich meiner Verwunderung Ausdruck gab, wir hatten nichts bestellt und erwarteten folglich auch keine Lieferung, teilte mir der Lieferant mit, dass die Sendung von der Firma Teich beauftragt wurde. Da ich nichts bezahlen, sondern nur den Erhalt quittieren musste, nahm ich die Sendung erst einmal an und schleppte die Kartons in das Wohnzimmer. Vorsichtig öffnete ich den ersten Karton und fand meine Vermutung bestätigt. Windelhöschen, Größe M, 50 Stück. Im zweiten Karton waren dann vermutlich die Bettauflagen. Wie sich erst später bestätigen sollte, hatte das Krankenhaus doch die Inkontinenzmaterialien verordnet. Ohne die Pakete weiter zu untersuchen, transportierte ich sie in den Keller. Wir würden sie ja erst später brauchen.

Am frühen Nachmittag ging ich dann nochmals in das Krankenhaus, besorgte Marianne ein Stück Kuchen, blieb noch eine halbe Stunde bei ihr und fuhr dann nach Hause. Alles erledigt für diese Woche, am Wochenende noch einen Routinebesuch bei Marianne, alles normal, keine Erkenntnisse, keine Behandlungen, nur Lebenserhaltung. Also Warten auf den Beginn der nächsten Woche.

Montags hatte ich im Büro, ich arbeitete ja eigentlich noch, Termine und fuhr daher erst am Nachmittag in das Krankenhaus. Marianne bekam gerade Physiotherapie, die sich nun vermehrt auf die Herstellung ihrer grundsätzlichen Mobilität konzentrierte. Aus dem Bett aufstehen, sich wieder in das Bett legen, dazwischen möglichst am Rollator zu laufen. Das schien zu helfen, gegenüber dem Stand der Vorwoche war ihre Mobilität deutlich verbessert. Erwartungsgemäß war kein Arzt greifbar, aber ich hatte ja mittlerweile eine funktionierende Strategie. Da es auch hier keine Sprechstunden gab, war „Visite“ das Zauberwort.

Also dienstagmorgens, schon um 07:00 Uhr, vor der Arbeit, die ich wieder aus der Wohnung meiner Mutter erledigen wollte, zuerst in das Krankenhaus, um die Visite abzupassen. Es wurde 7:30 Uhr, auf dem Flur absolute Ruhe, es wurde 8:00 Uhr, der Frühstückswagen kam, 8:30 Uhr, meine Mutter begann mit dem Frühstück, 9:00 Uhr, meine Mutter war mit ihrem Frühstück fertig. Ich beschloss, im Stationsstützpunkt nachzufragen. Doch noch bevor die dort anwesenden Schwestern mich aufklären konnten, hatte ich meinen Irrtum bemerkt. Neurologen operieren nicht. Somit gibt es keine Notwendigkeit, um 8:00 Uhr in einem OP zu stehen und somit auch keine Notwendigkeit, die Visite bereits vorher zu erledigen. Visite in der Neurologie? Üblicherweise nicht vor 10:00 Uhr, häufig sogar später, war die Information, die ich von den Schwestern erhielt.

Damit war der Vormittag, zumindest was meine Möglichkeiten betraf, mich noch um meinen Job zu kümmern, gelaufen. Ich wartete also geduldig auf dem Zimmer, bis die Visite kam. Auf meine Bitte um eine Unterredung bat mich eine junge Ärztin, laut Ihrem am Kittel befindlichen Schild mit Namen Dr. Meissner, bis zum Ende der Visite zu warten, sie würde dann in das Zimmer kommen und mich informieren. Ca. 30 Minuten später, so gegen kurz nach 11:00 Uhr, war es dann so weit. Die Ärztin kam und die Informationen lauteten: Meiner Mutter gehe es deutlich besser, seit die Medikation umgestellt wurde. Man versuche sie nun noch medikamentös zu stabilisieren und durch Physiotherapie zu mobilisieren. Laut ihrer derzeitigen Einschätzung, natürlich vorbehaltlich einem der Prognose entsprechenden Verlauf, könne meine Mutter am Freitag entlassen werden. Ich schilderte die vorgesehene Betreuung durch eine permanente Pflegekraft nach der Entlassung und einigte mich mit Frau Dr. Meissner auf den kommenden Samstag als Entlassungstermin. Für den kommenden Freitag verabredeten wir dann noch einen Termin für ein Folgegespräch.

Damit gab es gute Chancen, dass die Woche planmäßig und ruhig verlaufen könnte. Nur noch tägliche Routinebesuche, bei denen ich mich davon überzeugen konnte, dass es wirklich langsam bergauf ging. Das Zittern hatte aufgehört, aber was meiner Mutter nun am meisten Probleme bereitete, war ihre allgemeine Schwäche. Sie aß zu wenig, was sie auch mit dem mangelhaften Sitz ihrer Zahnprothese begründete. Zudem bemerkte ich einen Verband an ihren Fersen. Auf Nachfrage im Stationsstützpunkt teilten mir die Schwestern mit, dass meine Mutter erste Anzeichen von Dekubitus hatte. Ich hatte immer gedacht, das Thema „Wundliegen“ beschränke sich auf den Gesäß- und Rückenbereich, musste aber lernen, dass sehr häufig auch die Fersen betroffen sind. Zudem teilten die Schwestern mir mit, dass meine Mutter nun auch Schluckbeschwerden, eine offenbar häufige Begleiterscheinung bei Parkinson, hätte. Meine Nachfrage, ob denn dagegen schon therapiert wurde, wurde negativ beschieden. Dass es eine Therapie gegen parkinsonbedingte Schluckbeschwerden gab, wusste ich aus dem Krankenhaus. Zufällig, weil gegenüber dem Wartebereich der neurologischen Ambulanz, in dem ich in der jüngeren Vergangenheit einige Zeit verbracht hatte, ein entsprechendes Aufklärungsplakat hing. Und dort war das Plakat gut positioniert, weil es sinnvoll half, die Langeweile, die man beim Warten verspürt, zu vertreiben und nebenbei noch etwas dazulernen kann.

Am Freitag sprach ich Frau Dr. Meissner auf die Schluckbeschwerden an. Sie hatte diese bisher weder bemerkt, noch war sie vom Stationspersonal diesbezüglich informiert worden. Zur Erklärung und Entlastung der Ärztin muss allerdings gesagt werden, dass man die Schluckbeschwerden nur dann zuverlässig bemerken kann, wenn man den betroffenen Patienten beim Essen bzw. Trinken beobachtet. Frau Dr. Meissner bemühte sich, einen hauseigenen Therapeuten kurzfristig herbeizurufen, damit dieser sich meine Mutter noch vor Ort ansehen konnte und ggf. sogar noch eine erste Therapiesitzung durchführen könnte. Ansonsten blieb es dabei. Meine Mutter würde am Folgetag entlassen.

Darauf waren wir nun auch vorbereitet. Die private Pflegerin wurde für Samstag 10:00 Uhr am Bahnhof erwartet. Ein kleines Problem hatten wir zwischenzeitlich noch ausgeräumt. Mitte der Woche bekam ich eine Anfrage von Frau Kolinek, ob im Haus meiner Mutter viele Treppen zu bewältigen bzw. ob im Rahmen der Pflege schwere Lasten zu tragen wären. Da ein Aufzug vorhanden war und meine Mutter mittlerweile mit geringer Unterstützung wieder aufstehen und kurze Strecken am Rollator zurücklegen konnte, konnte ich eventuelle Bedenken zerstreuen. Offenbar hatte die Pflegekraft selbst gesundheitliche Probleme, die Treppensteigen und das Heben von schweren Lasten nicht zuließen.

Ich begann damit den Nachttisch und den Spind meiner Mutter auszuräumen, um die Dinge, die sie während ihres Aufenthaltes nicht mehr benötigen würde, schon mitzunehmen. Es konnte am Vormittag des Folgetags ja eng werden, da sich der Transport meiner Mutter und das Abholen der Pflegekraft zeitlich durchaus überschneiden konnten. Daher schärfte ich meiner Mutter auch ein, sie möge mit den Schwestern vereinbaren, dass der Transport erst um 11:00 Uhr stattfinden dürfte. Da ich die Pflegekraft ja um 10:00 Uhr abholen sollte, müsste es dann klappen. Nach dem Mittagessen verließ ich das Krankenhaus, brachte den Koffer zur Wohnung meiner Mutter und packte ihn aus. Anschließend fuhr ich nach Hause. Am späten Nachmittag rief mich meine Mutter an und verkündete mir, dass der Transport für 11:00 Uhr bestellt war. Also alles gut. Das Wochenende konnte kommen.

Samstag, gegen 6:00 Uhr klingelte der Wecker. Morgentoilette, ein schnelles Frühstück und dann ab in das Krankenhaus. Ich wollte noch die restlichen Sachen meiner Mutter mitnehmen, damit für den Transport möglichst wenig übrig blieb. Zudem musste ich ja auch noch den Arztbrief und die Medikamente für die nächsten Tage mitnehmen. Ich hatte meine Mutter noch nicht begrüßt, da stammelte sie schon unter Tränen: „Der Transport kommt schon um 10:00 Uhr.“ Bingo. Ich versuchte sie zu beruhigen, sie aber auch gleichzeitig auf die Situation vorzubereiten, dass es nun sein könnte, dass ich noch nicht zu Hause bin, wenn der Transport eintrifft. Eigentlich kein Drama, aber Marianne war sehr empfindlich, was derartige Dinge betraf. Nachdem ich Marianne mehr oder weniger beruhigt hatte, ging ich zum Stationsstützpunkt. Meine Frage, warum der Transport denn nun schon um 10:00 Uhr stattfinden sollte, konnte die Schwester nicht beantworten. Schließlich war der Vorgang ja nicht durch sie, sondern die Nachmittagsschicht am Vortag organisiert worden. Nein, verschieben könnte man das jetzt nicht mehr. Meine Bitte mitzuhelfen, den Vorgang möglichst zu verzögern, fasste sie als Scherz auf. Hier ging es nicht weiter. Also fragte ich nach dem Arztbrief und den Medikamenten.

Den Arztbrief bekommt der in Entlassung befindliche Patient ausgehändigt. Dieser muss dann selbst dafür sorgen, dass der Brief zum weiterbehandelnden Arzt transportiert wird. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Patient hinreichend mobil ist bzw. ein Angehöriger, Freund, Nachbar das für ihn erledigt. Der Transport kann natürlich auch auf dem Postweg erfolgen, was natürlich eine entsprechende Zeit benötigt. Insbesondere, wenn der Patient am Wochenende entlassen wird. Warum so ausführlich? Nun, der Arztbrief enthält auch die Liste der im Krankenhaus verabreichten Medikamente. Und häufig ist es so, dass die Medikation im Krankenhaus verändert wird, das heißt nach der Entlassung andere Medikamente eingenommen werden müssen, als bei der Einlieferung. Das war im Fall meiner Mutter sehr wahrscheinlich, war doch eine bessere medikamentöse Einstellung der Grund für ihren Aufenthalt in der Neurologie. Insofern war es ebenso sehr wahrscheinlich, dass meine Mutter nun Medikamente benötigen würde, die sie vorher nicht genommen hatte und somit bei ihr zu Hause auch nicht vorrätig waren. Deshalb gab das Krankenhaus den Patienten üblicherweise einen Medikamentenvorrat für die Übergangszeit mit, um die Zeit zwischen der Entlassung und der Verordnung der Medikamente durch den Hausarzt, sowie der Beschaffung selbiger aus der Apotheke zu überbrücken. Leider deckten die im konkreten Fall seitens des Krankenhauses bereitgestellten Medikamente lediglich den Zeitraum des Entlassungstages plus zwei weiteren Tagen ab, würden folglich nur bis einschließlich Montag reichen. Da sich ja am Wochenende hinsichtlich der Tablettenbeschaffung wenig bewegen ließ, da vor dem Gang in die Apotheke ja noch die Verschreibung durch den Hausarzt erfolgen musste, blieb nur der Montag, um die Angelegenheiten zu ordnen. Das sollte eng werden, insbesondere da die Schwester meine Bitte nach der Aufstockung des Vorrats um einen weiteren Tag mit Hinweis auf die ärztliche Verantwortung ablehnte.

Ich bat die Schwester noch um eine Tüte oder ähnliches, um die Medikamente besser transportieren zu können. Die Schwester schien sichtlich genervt, bat aber dann einen Pfleger im Vorratsraum eine Mülltüte zu holen und mir mitzugeben. Zurück im Krankenzimmer sammelte ich die restlichen Habseligkeiten meiner Mutter ein, verabschiedete mich und verließ das Krankenhaus, um in der Wohnung meiner Mutter noch einige Vorbereitungen zu treffen und auf den Anruf der Pflegekraft zu warten. Sie sollte mich ca. eine halbe Stunde vor der absehbaren Ankunft ihres Zuges am Zielbahnhof anrufen. In der Zwischenzeit öffnete und las ich den Arztbrief und verschaffte mir einen Überblick über die Medikamente, die nicht vorrätig waren. Einige Medikamente kamen mir unbekannt vor. Ich durchsuchte die Schubladen, in denen meine Mutter ihre Medikamente aufbewahrte und notierte mir die Namen der offenbar fehlenden Medikamente. Um zu sehen, wie lange die Vorräte reichen würden, warf ich noch einen Blick in die Tüte mit den vom Krankenhaus mitgegebenen Medikamenten. Zu meiner Überraschung enthielt die Tüte auch einige Einmalspritzen. Ich erinnerte mich daran, dass die Marcumarbehandlung im Krankenhaus ausgesetzt wurde und meine Mutter gegen Thrombose täglich eine Spritze bekommen hatte. Sollte oder musste ich ihr die Spritzen jetzt setzen? Ich wusste doch gar nicht, wie das geht. Das hatte mir niemand gesagt, geschweige denn gezeigt. Ich begann gerade zu verzweifeln, als mein Handy klingelte.

Es war Frau Zofia, die mir mitteilte, dass sie am Bahnhof stehe und wissen wollte, zu welchem Ausgang auf welcher Seite sie kommen sollte, damit wir uns treffen könnten. „Das wird noch einen Moment dauern“, entgegnete ich. „Laut Frau Kolinek wollten Sie doch anrufen, wenn der Zug Düsseldorf verlässt.“ Ich bat Frau Zofia den Ausgang links von der vom Bahnsteig führenden Treppe zu nutzen und sich dann außerhalb nach links zu wenden. Dort wäre ein Parkhaus, an dessen Ausfahrt ich sie abholen würde. Bis ich einträfe, würde es aber noch ca. 15 Minuten dauern. Falls es anfangen sollte zu regnen, könne sie sich aber im Parkhaus unterstellen. Ich legte auf, hetzte in den Keller und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Es gab kein Problem Frau Zofia zu finden. Ich parkte den Wagen, begrüßte sie, half ihr beim Einladen des Gepäcks und wenige Augenblicke später waren wir auf dem Weg zur Wohnung meiner Mutter. „Ich möchte einen Strauß Blumen für Ihre Mutter kaufen“, eröffnete mir Frau Zofia. Eigentlich eine nette Idee, aber es war gerade kurz nach 10:00 Uhr und der Transport mit Marianne war wahrscheinlich gerade ebenfalls auf dem Weg. Von Unruhe gepeinigt fuhr ich Frau Zofia zu einem Blumenladen nahe beim Bahnhof. Doch dort, wo Jahrzehnte ein Blumengeschäft gewesen war, war nun keines mehr. Aber nur wenige hundert Meter weiter, auf der Hauptstraße, da gab es ja noch einen Blumenladen. Aber der war auch verschwunden, zugunsten eines Handyladens. Blieb nur noch der Blumenstand beim Einkaufscenter. Dort wurden wir fündig, Frau Zofia erwarb einen Strauß und ca. eine Stunde nach meinem Aufbruch, es war ca. 10:45 Uhr, trafen wir in der Wohnung meiner Mutter ein. Gott sei Dank, ein Krankentransporter stand noch am Straßenrand. Marianne war folglich nicht allein in der Wohnung gewesen.

Als wir die Wohnung betraten, fanden wir Marianne und zwei junge Damen in Uniformen von Sanitätern vor. Marianne war völlig aufgelöst, hemmungslos am Weinen. Eine der Damen versuchte sie zu beruhigen, die andere sagte mir mit leicht vorwurfsvollem Unterton, dass sie bereits vor 15 Minuten eingetroffen waren, sich aber nicht getraut hatten, Marianne allein in der Wohnung zu lassen. Dann brachen sie schnell auf, denn sie waren mit dem Zeitplan nun deutlich in Verzug. Frau Zofia stellte sich vor, ich brachte ihr Gepäck in ihr Zimmer und machte den Damen eine Tasse Tee, damit sie sich in Ruhe unterhalten und kennenlernen konnten. Langsam schien Marianne sich auch zu beruhigen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Frau Zofia den Haushalt zu zeigen. Am Abend fielen mir dann die Spritzen wieder ein. Da Marianne täglich eine Spritze benötigte und ich am Sonntag nicht schon wieder vorbeischauen wollte und mit den Spritzen wenig Erfahrung hatte, fragte ich Frau Zofia, ob sie Marianne jeden Morgen eine der Spritzen geben könne. Sie antwortete, dass sie das eigentlich nicht dürfte, aber das freundlicherweise übernehmen würde. Es ging ja nur um wenige Tage. Erschöpft, aber glücklich, weil ich alles geregelt glaubte, fuhr ich nach Hause. Als ich dort eintraf, war es schon gegen 20.00 Uhr.

Verarztet! Verpflegt! Verloren?

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