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MEINE ERSTE REISE

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Lautes Tuten, schreckliches Geratter und ein durchdringender Pfiff schreckten mich auf. Zaghaft öffnete ich die Augen. Was für ein Lärm! Wo war ich?

Um mich herum war es dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Jetzt nahm ich einen schmalen Lichtschein wahr, der durch einen winzigen Spalt in meine Dunkelheit drang. Eng war es und furchtbar heiß. Mein Atem war flach, stoßweise. Ich öffnete in kurzen Abständen mein Mäulchen, um mehr Luft zu bekommen. Von Natur aus lieben Katzen zwar die Wärme und vertragen auch große Hitze, aber die Temperatur in meinem engen Verließ – einem Schuhkarton! – war auch für einen Wüstentiger entschieden zu hoch. Mein Zustand begann bedenklich zu werden. Puhhh, war das schwül! Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich mich in einem Eisenbahnwagen im Zug von Tunis nach Hammamet befand und dass es in diesen Zügen ganz normal ist, wenn die Klimaanlage öfter einmal während der Fahrt ausfällt. Die Reisenden nehmen das mit stoischer Gelassenheit hin.

Mein Unbehagen wuchs von Minute zu Minute und ich ließ ein klägliches Miauen hören. Es musste wohl vernommen worden sein, denn siehe da: Plötzlich wurde es ganz hell. Ein mir nun schon vertrautes Gesicht beugte sich lächelnd über mich und wurde immer sorgenvoller, je länger ihr Blick auf mir ruhte. Mein Zustand schien offenbar recht bedrohlich zu sein, denn immer wieder tauchte das Gesicht über mir auf und betrachtete mich prüfend. Vertrauensvoll blickte ich die junge Frau an. Ich ahnte, alles würde gut werden. Doch dann begann die Umgebung um mich herum zu verschwimmen. Erleichtert schloss ich die Augen. Ich wurde wieder bewusstlos. Darum weiß ich auch nicht, was weiter geschah, und bemerkte auch nicht, dass wir auf einem kleinen Bahnhof ausstiegen.

Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase und weckte meine Lebensgeister. Noch ganz benommen öffnete ich die Augen und sah etwas ungemein lecker Riechendes direkt vor meiner Nase. Das gesunde Hungergefühl machte sich bemerkbar. Mit aller Kraft versuchte ich mich aufzurichten. Aber es gelang nicht. Ich war noch viel zu schwach und kippte einfach wieder auf die Seite. Das liebe Gesicht beugte sich ratlos über mich und murmelte etwas vor sich hin. Dabei schüttelte die junge Frau sorgenvoll den Kopf. Und ich glitt wieder hinüber in meinen ohnmachtsähnlichen Schlaf.

Auf diese Weise muss ich wohl die ganze Nacht verbracht haben, denn als ich zu mir kam und die Augen aufschlug, war es ganz hell und ein paar Sonnenstrahlen drangen bereits durchs Fenster. Ich fühlte mich, weich gebettet auf einem Handtuch in einer großen Basttasche, recht wohl und schon viel kräftiger, begann vorsichtig, mich zu strecken, und ermuntert durch mein besseres Befinden, versuchte ich zaghaft aufzustehen. Jetzt schaffte ich es sogar, doch mehr schlecht als recht, denn ich merkte sofort, dass ich mein hinteres Beinchen nicht aufsetzen konnte.

Nur nicht aufgeben! Ich probierte es mit drei Beinen – es ging. Vorsichtig lehnte ich mich an die Tasche, die daraufhin zur Seite kippte und mir die Gelegenheit gab herauszukrabbeln. Ja, und da sah ich die junge Frau zum ersten Mal ganz deutlich, nicht schemenhaft wie bisher. Sie lag direkt neben mir und schlief tief und fest. Neugierig und ganz vorsichtig schnupperte ich an ihren dunklen Haaren und an ihrem Gesicht. Nach eingehender Betrachtung und weil sie sich nicht rührte, wurde mir bald langweilig und ich griff zu einer anderen Methode, um sie zu wecken. Ganz sanft biss ich in ihre Nasenspitze. Als sie sich immer noch nicht rührte, wurde ich kesser und biss etwas kräftiger zu. Diesmal hatte ich Erfolg. Sie schlug die Augen auf, strahlte mich an und streichelte mich liebevoll. „Mein Gott, ist das schön, mein Kleiner, es geht dir besser! Jetzt werde ich dir ganz schnell dein Futter holen.“

Schwups stand sie auf und verschwand hinter einer Tür, hinter der es merkwürdig zu rauschen begann – ich konnte damals ja noch nicht wissen, dass es eine Dusche war –, kam wieder herein, zog sich an und verließ das Zimmer. Wo mochte sie wohl hingehen?

Schon nach kurzer Zeit kam sie mit einem Teller und einem Becher zurück. Ich lag auf dem Bett, sie bückte sich und hielt mir den Teller direkt vor die Nase. Vorsichtig schnupperte ich daran. Hmm, rohes Hackfleisch, roch das lecker! Im Nu hatte ich alles verputzt.

„Ach, wie mich das freut. Schauen wir mal, ob du Milch genauso gerne magst.“ Dann goss sie die Milch aus dem Becher auf den Teller und hielt ihn mir vor. Oh ja, das schmeckte wirklich gut. Mit flinkem Zünglein hatte ich in Windeseile den Teller geleert.

Nach dieser üppigen Mahlzeit wurde ich furchtbar müde. Herzhaft musste ich gähnen, wurde auf meine weiche, kuschelige Unterlage gebettet und schlief zufrieden ein.

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