Читать книгу Карлик Нос и другие любимые сказки. Уровень 1 / Der Zwerg Nase und andere Lieblingsmärchen - Вильгельм Гауф, Валерия Гусман - Страница 3
Die Geschichte von Kalif Storch[8]
I
ОглавлениеDer Kalif Chasid zu Bagdad saß einmal an einem schönen Nachmittag behaglich auf seinem Sofa. Er hat ein wenig geschlafen, denn es war ein heißer Tag. Er rauchte aus einer langen Pfeife von Rosenholz. Er trank ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte. Er strich sich allemal vergnügt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hat. Es war ihm recht wohl[9]. Um diese Stunde war er immer mild und leutselig. Sein Großwesir Mansor besuchte ihn alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittag kam er auch. Aber sah er sehr nachdenklich aus. Das war ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach:
«Warum machst du ein so nachdenkliches Gesicht, Großwesir?«
Der Großwesir schlug seine Arme über die Brust. Er verneigte sich vor seinem Herrn und antwortete:
«Herr, ob ich ein nachdenkliches Gesicht mache, weiß ich nicht. Aber da drunten am Schloss steht ein Krämer. Er hat so schöne Sachen, dass es mich ärgert, nicht viel Geld zu haben.«
Der Kalif wollte seinem Großwesir eine Freude machen. Er schickte seinen schwarzen Sklaven hinunter, um den Krämer heraufzuholen. Bald kam der Sklave mit dem Krämer zurück. Dieser war ein kleiner, dicker Mann. Er war schwarzbraun im Gesicht. Er war in zerlumptem Anzug[10]. Er trug einen Kasten, in welchem er allerhand Waren hat. Perlen und Ringe, reichbeschlagene Pistolen, Becher und Kämme. Der Kalif und sein Wesir musterten alles durch. Der Kalif kaufte endlich für sich und Mansor schöne Pistolen, für die Frau des Wesirs aber einen Kamm. Dann sah der Kalif eine kleine Schublade. Er fragte, ob da auch noch Waren waren. Der Krämer zog die Schublade heraus. Er zeigte darin eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift. Der Kalif und Mansor konnten das nicht lesen.
«Ich bekam einmal diese zwei Stücke von einem Kaufmann in Mekka. Und er fand sie auf der Straße«, sagte der Krämer.»Ich weiß nicht, was sie enthalten. Wollt Ihr das auch kaufen?«
Der Kalif hatte alte Manuskripte in seiner Bibliothek. Er kaufte Schrift und Dose und entließ den Krämer.
Aber was enthalte die Schrift?
«Gnädigster Herr und Gebieter«, sagte Mansor,»an der großen Moschee wohnt ein Mann. Er heißt Selim der Gelehrte[11], der versteht alle Sprachen. Vielleicht kann er das lesen.«
Der Gelehrte Selim war bald herbeigeholt.
«Selim«, sprach zu ihm der Kalif,»man sagt, du bist sehr gelehrt. Guck einmal ein wenig in diese Schrift. Kannst du sie lesen? Wenn ja, so bekommst du ein neues Festkleid von mir. Kannst du es nicht, so bekommst du zwölf Backenstreiche und fünfundzwanzig auf die Fußsohlen!«
Selim verneigte sich und sprach:
«O Herr!«
Lange betrachtete er die Schrift. Plötzlich aber rief er aus:
«Das ist lateinisch, o Herr!«
«Sag, was drin steht[12]«, befahl der Kalif,»wenn es lateinisch ist.«
Selim begann zu übersetzen:
«Mensch, der du dieses findest, preise Allah für seine Gnade! Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln. Und kann er auch die Sprache der Tiere verstehen. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten. Dann spricht er jenes Wort. Aber hüte dich! Wenn du verwandelt bist, lach nicht! Sonst kommt das Zauberwort gänzlich aus deinem Gedächtnis, und du bleibst ein Tier.«
Der Kalif war sehr glücklich. Er entließ den Gelehrten und schenkte ihm ein schönes Kleid. Zu seinem Großwesir aber sagte er:
«Das heiß ich gut einkaufen, Mansor! Wie freue ich mich, bis ich ein Tier bin. Morgen früh kommst du zu mir. Wir gehen dann miteinander aufs Feld. Wir schnupfen etwas weniges aus meiner Dose und belauschen dann, was die Tiere in der Luft und im Wasser, im Wald und Feld sagen.«
9
Es war ihm recht wohl. – Он был прекрасно настроен.
10
in zerlumptem Anzug – в лохмотьях
11
Selim der Gelehrte – Премудрый Селим
12
was drin steht – что там такое написано