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Was haben die Bibel und Esperanto miteinander zu tun?

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Bereits im Frühling 2007 wurde in Klagenfurt in einem kleinen Kreis der Nachfolger Christi, die die internationale Sprache Esperanto als ihre zweite Sprache gebrauchen, die Idee geboren, zweierlei Dinge zu verknüpfen: das Studium der Schrift in der Übersetzung ins Esperanto, welche für das Alte Testament aus den Originalsprachen Hebräisch und Aramäisch der Initiator der internationalen Sprache Dr. Lazar Markoviĉ Zamenhof selbst besorgte (die Arbeit wurde kurz vor seinem Tod 1917 vollendet) – und das Erlernen von Esperanto, eine kleine Belastung (die kleinste Kommunikationslast) für jeden interessierten Erdenbürger anhand der Esperanto-Übersetzung der Bibel. Das System sollte so funktionieren, dass derjenige, der das Wort Gottes näher kennenlernen möchte und dadurch sein Leben in Einklang mit Gott zu bringen bereit ist und der einige Lektionen der internationalen Sprache bereits hinter sich hat, um sich zwei bis fünf Mitstreiter für diese Idee gewinnt. Die Gruppe würde sich wöchentlich treffen und würde gleich anfangen, eines der 66 Bücher der Bibel – wie hier das Evangelium nach Markus, welches für die Errettung des Menschen alles Nötige beinhaltet – gemeinsam in Esperanto zu lesen, zu besprechen und eigene Bemerkungen und Fragen darüber zu notieren und sich darüber dann auszutauschen. Der Titel dieses Büchleins ist nicht irreführend, obwohl es das kleinste von vier Evangelien zum Gegenstand hat; es ist das einfachste unter ihnen und berichtet vor allem, was und wie Jesus wirkte, es ist nur ein kleiner Bruchteil der gesamten Bibel, aber es ist das Wort Gottes. Wenn jemand sich mittels dieses Büchleins die Befähigung erwirbt, dieses kurze Evangelim in Esperanto zu lesen, kann er dann auch alle anderen der insgesamt 66 Bücher der Heiligen Schrift lesen.

Bei den ersten Treffen einer solchen Gruppe sollte man das Evangelium zuerst in der jeweiligen Muttersprache lesen. Es ist gut und sinnvoll, wenn es in der Gruppe Personen mit verschiedenen Muttersprachen gibt, da so die Vorteile der neutralen internationalen Sprache sich am besten zeigen und ihre Wirkung entfalten. Es sollten die Bibeln in der jeweiligen Muttersprache mitgebracht werden. So kann man jeden Vers, der zuerst in Esperanto gelesen wird, gleich mit der jeweiligen Formulierung in verschiedenen Sprachen der Teilnehmer vergleichen, was an sich eine gelungene Methode des Spracherwerbs darstellt. Derjenige, der die Gruppe leitet, kann parallel die grundlegenden grammatikalischen Regeln erklären. Schon nach einigen Wochen gemeinsamen Bemühens geht die Arbeit so erfolgreich voran, dass der Leiter der Gruppe, der vielleicht um zwei, drei Stunden Vorsprung hat, bereits ein einfaches Gespräch in Esperanto anregen kann. Falls es um einen guten Kenner der Schrift und einen erfahrenen Pädagogen geht, der vielleicht auch in Esperanto schon relativ gut reden kann, kann er mit den Erklärungen der einzelnen Bibelstellen anfangen, wobei er die Grundprinzipien der biblischen Auslegung berücksichtigen sollte:

1. die Bibel als das fehlerfreie Werk Gottes, obwohl durch die menschliche Hand verfasst, anzusehen;

2. dem Prinzip des Lesens im Kontext und nicht detailliert zu folgen, wobei der Heilige Geist als der endgültige Ausleger der Schrift zu betrachten ist und zu wissen

3. dass die ganze Sicht und Kraft des Wortes Gottes sich in einem Menschen entfaltet, wenn dieses Wort auch im täglichen Leben berücksichtigt und gelebt wird.

Der nächste Schritt in einer solchen Gruppe ist die Verpflichtung der Teilnehmer, eine ähnliche Gruppe irgendwo im eigenen Land oder im Ausland ins Leben zu rufen. So könnte sich das Netz solcher biblisch und sprachlich zusammengesetzter Gruppen ausbreiten und verdichten, ohne dafür eine zentral geführte Organisation oder hierarchische Struktur ausbauen zu müssen. So könnte man ein solches System auch für die Verbreitung der Bibel unter den Völkern, die noch keine eigene Übersetzung haben, beschleunigen, da die Bibel noch immer in viele, besonders kleinere Sprachen nicht übersetzt wurde. Esperanto kann man in jedem Volk sehr schnell einigen Menschen beibringen und das gleich mit dem Evangelium. Falls welche sich anhand dessen bekehren, können sie dann selber damit beginnen, auch die Sprachen der Bibel zu erlernen und dann die Bibel selbst in die eigene Sprache zu übersetzen.

Im dritten Schritt bei der Entstehung und Verbreitung solcher Gruppen könnte man solche Gruppen auf verschiedenen Ebenen dann auch unter sich verbinden. Die erste Ebene, die natürlichste, wäre die Verbindung einer so entstandenen Gruppe mit der „Muttergruppe”, von welcher die erste Anregung gekommen ist.

Und vielleicht ist damit auch schon die Antwort auf die Frage gegeben, welche Verbindungen (Zusammenhänge) es zwischen der Bibel und der internationalen Sprache Esperanto gibt – und welche Parallelen Esperanto mit der Bibel hat. Versuchen wir es mit anderen Worten darzustellen.

Warum sollten wir die Bibel noch in einer anderen Sprache lesen, dazu noch in einer, die in der Welt beinahe keine öffentliche Geltung genießt, warum sollte das Lesen in der eigenen Muttersprache nicht genügen? Im Sinne der Semantik (Wortbedeutungslehre) und der Hermeneutik (Textbedeutungslehre) ist das Lesen der Bibel in einer Nichtmuttersprache immer sehr belehrend und aufbauend, da manchmal gerade wegen der zu engen Bindung an die jeweilige Muttersprache die Bedeutung, die man in einer später gelernten Sprache eher wahrnimmt, manchmal verborgen bleibt. Dieses Phänomen gibt es nicht nur beim Lesen der Bibel. Jeder kann selbst die Probe aufs Exempel machen: Wenn man den Text eines klassischen Werkes aus der eigenen Literatur in einer zuverlässigen Übersetzung liest, wird man bald überrascht sein, wieviele Nuancen in der Originalfassung einem unbemerkt blieben. Das gilt prinzipiell für das Lesen literarischer Texte in jeder beliebigen Sprache. Aber die beste Wirkung erreicht man in jener „Fremdsprache”, die objektiv die leichteste für das Erlernen ist und man sie so auch am besten beherrschen kann – und das ist zweifelsohne die internationale Plansprache Esperanto. So würde man viele Jahre brauchen, um mit entsprechendem Nutzen die Bibel in einer fremden Nationalsprache lesen zu können. Um die Bibel in der Übersetzung ins Esperanto lesen zu können, reicht es, wenn man sich einige Monate damit befasst. Das ist der erste Grund, warum man die Bibel auch in Esperanto und nicht nur in der eigenen Muttersprache lesen sollte. Der zweite Grund ist von missionarischer Bedeutung. Durch die Verbreitung einer solchen Bibelarbeit könnte die Bibel bald für den ganzen Erdkreis zugänglich werden. Und eine Ethnie, die die Bibel zuerst in Esperanto lesen könnte, würde bald das Bedürfnis empfinden, sich die Übersetzung auch in die eigene Sprache zu besorgen. Anders als die Sprachen der großen und dominanten Nationen, wie heute Englisch (gestern Französisch, morgen vielleicht Mandarin…) hat Esperanto keine Absicht, die anderen Sprachen zu ersetzen, besonders die kleinen, sondern im Gegenteil, sie zu unterstützen, da sich Esperanto als die jeweils zweite und dienende Sprache eines jeden Menschen definiert. Das macht den Unterschied zwischen einer Weltsprache und der internationalen Sprache aus!

Die Bibel in Esperanto zu lesen bedeutet aber auch das Wort Gottes in einer Sprache zu lesen, die in ihrem grundsätzlichen Konzept einer Reihe der Gebote Gottes folgen will, wie man sie in der Bibel kennenlernen kann, so besonders die Aufforderung zur Gerechtigkeit, wobei auch die Gerechtigkeit in der Sprachordnung der Welt nicht ausgeschlossen sein darf. Diejenigen Benutzer der Sprache Esperanto, die auch neu geborene Christen sind, wissen gut, wie auch im Falle, dass das Ziel von Esperanto vollkommen erfüllt wäre, wenn also jeder neben seiner Muttersprache auch die gemeinsame Sprache Esperanto erlernt hätte, die biblische Aufforderung nach Gerechtigkeit noch immer nicht erfüllt wäre, da nur einer, nämlich der Sohn Gottes Jesus Christus der Gerechtigkeit Gottes Folge geleistet hat in Vollkommenheit, ohne geringste Abstriche. Und doch sind die Benutzer und Verfechter der internationalen Sprache unter denen, die für den Frieden arbeiten, was der siebten Segnung aus der Bergpredigt unseres Herrn zumindest teilweise entspricht.

Und was für eine Verbindung besteht zwischen Esperanto und der Bibel? Warum sollte ein Mensch diese Sprache erlernen justament anhand der biblischen Texte und nicht aus den herkömmlichen Lehrbüchern, in welchen es eine Vielfalt verschiedener Textgattungen gibt?

Zuerst geht es hier um das geistige Prinzip, das aber für das Erlernen aller Sprachen gilt, auch der eigenen Muttersprache, nicht nur für Esperanto: Am leichtesten lernt man eine Sprache anhand von Texten, die gänzlich das Wahre sagen, ja klare und einfache Sätze der Wahrheit sind, wo dagegen die Sätze der Unwahrheit zur Unklarheit und zum Verknoten tendieren. Die Wahrheit macht es gerne einfach, die Unwahrheit macht es gerne kompliziert! Falls jemand das nicht glauben kann, möge er die juridischen Sentenzen aus dem Codex Iustiniani, als das Rechtswesen zumindest in der Intention auf göttlichen Gesetzen fußte, mit den heutigen Rechtstexten vergleichen, die nicht einmal mehr von den Juristen verstanden werden. Das Rechtswesen versuchte in den Ursprüngen noch mit der göttlichen Ordnung in Einklang zu stehen, daher der einfache Satz und die Klarheit – heute sucht die Juristerei vor allem die „Löcher” und versteckte Reserven für den Gesetzgeber selbst, deshalb ist alles so unklar und unverständlich. Die Heilige Schrift ist demnach nicht nur der Standard der Menscheit, der Völker und der Einzelnen im Glauben und in der Moral, sondern auch der Sprachstandard auf allen genannten Ebenen. Auch die Ungläubigen, die aber zumindest die sprachliche Überlieferung ihres Volkes und ihrer Eltern achten, stimmen darin überein, dass eine Sprache zur Kultursprache wird, wenn die Bibel in diese Sprache übersetzt ist. Das wagten nicht einmal die Machthaber, die dem Glauben an Gott feindlich gesinnt waren, zu bezweifeln. Das zweite Prinzip bezieht sich auf das Methodisch-didaktische. Am leichtesten lernt man eine andere Sprache anhand von Texten, die man bereits gut kennt, manche Sätze sogar auswendig, in der eigenen Muttersprache. Und das findet man, zumindest für gebildete Menschen, doch in der Heiligen Schrift. Auch dieses Prinzip gilt für alle Sprachen, die man lernen möchte, nicht nur für Esperanto. Was aber ist es, was einen Studenten des Esperanto noch besonders für das Lernen anhand von biblischen Texten begeistern kann?

Dr. Zamenhof entschied sich für die Übersetzung der Bibel ins Esperanto nicht nur aus dem schon erwähnten Kulturmotiv, um seiner Sprache, die gerade geboren war, die Geltung einer kulturreifen und anerkannten Sprache zu verleihen, obwohl sicherlich dieses Motiv nicht zu übersehen ist. Derjenige, der die Sentenzen von Zamenhof kennt, die nicht nur als Beispiele der Esperantoidiomatik gegeben wurden, obwohl einige, die die Sprache nicht kennen und nicht können, glauben, dass es diese in Esperanto nicht gibt, weil Esperanto eine Plansprache ist, die in zehn Jahren Arbeit als Grundsystem erarbeitet wurde, wird erkennen, wie tief Zamenhof selbst von der Bibel inspiriert war.

Das Motiv Zamenhof’s, eine gemeinsame Sprache für die Menscheit zu schaffen, war kein kommerzielles, nicht einmal ein kulturelles, sondern ausschließlich ein ethisches, doch nicht beliebig ethisches, sondern ein solches, welches man aus den Lehren der Bibel erschließen kann. Das, was uns die Bibel, also Gott selbst erzählt und auferlegt, ist eben das, was Zamenhof mit seiner Sprache erreichen wollte: ein Ende der Ungerechtigkeit und des Hasses, ein Sieg der Liebe und der Gerechtigkeit. Zamenhof selbst war kein so „dummer Idealist”, wie sogar einige Esperantisten selbst ihn bezeichnen, um naiv zu glauben, dass mit dem Sieg seiner Sprache in der Welt die Gerechtigkeit und Liebe sich durchsetzen würden. Das sind Vorstellungen der nicht eingeweihten Menschen, die mehr auf eigenen fixierten Vorurteilen als auf den Fakten aufbauen. Zamenhof war sich, das folgt aus seinen Schriften und seinen Briefen, wohl bewußt, dass der Erfolg seiner Sprache nur ein kleiner Beitrag wäre, um die Welt ein bisschen schöner und gerechter zu machen. Er war realistischer als manche seine oberflächlichen Kritiker. Wenn sich also jemand entscheidet, die internationale Sprache anhand der biblischen Texte zu erlernen, dann entscheidet er sich konsequent, die „Sprache des Friedens” anhand der „Texte des Friedens”, was die Bibel jedenfalls ist, zu erlernen. Wir sollen unsere Augen vor der Tatsache, dass der Friede, welchen Zamenhof anstrebte, nicht mit dem Frieden, welchen nur Jesus Christus uns geben kann, gleichzusetzen ist, nicht verschließen. Jesus schenkt seine Gnade aber jenen Menschen, die „für den Frieden arbeiten”, wengleich sie ihn selbst nicht erreichen können. Der Glaubensunterschied besteht nämlich darin: Der Mensch kann für den Frieden arbeiten, er kann ihn aber nicht herstellen, nicht geben. Es ist Jesus, der den Frieden gibt, er preist aber diejenigen selig, die mit ihren schwachen Kräften und Erkenntnissen für den Frieden arbeiten. Einer, der Zamenhof zurückweisen würde, weil sein Frieden nicht mit dem Frieden Jesu gleichzusetzen ist, der weist auch die siebte Seligspreisung Jesu in seiner Bergpredigt zurück.

Mein ehemaliger Professor und Rektor, der bereits verstorbene Dr. Helmar Frank aus Paderborn, hat uns bei Gelegenheit erzählt, wie er selbst die Schwierigkeiten der Gastvorlesungen an verschiedenen Universitäten in der Welt zu lösen versuchte. Als weit bekannter und anerkannter Fachmann für die Kybernetik der Pädagogik wurde er von Rio bis Tokio oft eingeladen. Natürlich konnte er alle diese Sprachen nicht erlernen. Und Englisch wird auch nicht so selbstverständlich überall verstanden und gesprochen, wie die Politiker und leichtgläubige Journalisten es oft wiederholen. So musste er sich etwas ausdenken, um dieses Problem zu lösen. In den ersten Tagen seiner Arbeit mit Studenten brachte er ihnen die Grundregeln und einen bescheidenen Grundwortschatz des Esperanto bei. Dann konnte er seine Vorlesungen gleich in dieser Sprache halten und die ganze Zeit nur mehr seinem Fach widmen. Auch alle Examen wurden in Esperanto abgenommen. Das gab mir zu denken. Wenn man einen so schwierigen Studienstoff der Kybernetik auf diese Weise einem vollkommen fremden Publikum beibringen kann, wieviel leichter dann doch auch das Wort Gottes, das Evangelium Jesu Christi…

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