Читать книгу 10 erregend erotische LeXus Dystopient - Virginie Bégaudeau - Страница 7
Satie - Der Praegressus
ОглавлениеArtikel L-8535274 - Absatz L-17
Jeder Einwohner Belgrames hat, unabhängig von seiner Zuordnung, nach seinem dreißigsten Geburtstag das Recht, sich zum Praegressus einzuschreiben Dieser findet jedes Jahr am ersten Sommertag statt.
Eine Bewerbung für den Praegressus gibt einem das Recht, sich endgültig einzuschreiben. Die Einwohner, die zum Casting für den Praegressus eingeladen werden, müssen sich am Tag ihrer Vorladung melden, und riskieren sonst einen Transfer in den Distrikt X.
Ein Sieg beim Praegressus erlaubt es dem Einwohner, seinem Wunschdistrikt zugeordnet zu werden, frist- und bedingungslos.
Kennziffer: 1593
Alias: Satie Wolfgram
Geschlecht: weiblich, identifiziert
Zuordnung: Distrikt II
Diese zweite Explosion scheint entfernter zu sein. Ich höre sie kaum. Ich versuche, sie zu lokalisieren. Im Westen oder im Osten, ich weiß es nicht mehr. Meine Ohren brummeln, wahrscheinlich ist mein Trommelfeld beschädigt. Meine Bluse ist offen, es ist die Uniform der Praegressus-Kandidaten. Ich schaue zu, wie die Menge auf der Tribüne schreit. Ein Podium stürzt ein.
Die dritte Explosion überrascht mich nicht mehr. Ich schaue dem Ereignis zu, regungslos in Mitten meiner Rivalen und neben meinem Mitspieler. Die Zeit bleibt stehen und wir sind dazu gezwungen, aufzuhören und zuzuschauen, wie uns Terroristen die Show stehlen.
Rauch steigt aus dem Podium hervor und dann Feuer. Ich höre mehrere Schüsse, hinter mir, vor mir, überall. Die Schreie in der Arena, in der wir um unsere sexuelle und geistige Freiheit gekämpft hatten, werden lauter. So lange hatte ich auf den Praegressus gewartet, der mich vor dem sicheren Tod retten würde. Ich könnte dem Mann, der mich dazu initiiert hatte, niemals genug danken.
Es ist das größte Ereignis in Belgrame. Das einzige, an dem alle Distrikte teilnehmen. Alle Einwohner konnten sich für den Praegressus bewerben, mit Ausnahme der Beraubten. Nach einem sehr anstrengenden Casting wurden die Kandidaten eine Woche lang geschult und dann in die Arena geschickt. Es findet alles im Distrikt O statt und wird von den Funktionären überwacht. Sie sind die Drahtzieher des Praegressus, der von den Richtlinien der Gründer selbst inspiriert ist. Bis heute weiß man nicht, wann der erste Praegressus stattgefunden hat, und die Einwohner Belgrames können somit selbst schätzen. Aber im kollektiven Unterbewusstsein ist der Praegressus so sehr mysteriös wie gefürchtet. Diejenigen, die ausgesucht wurden, sind zugleich Helden und Märtyrer.
Er gehörte zu den festen Traditionen unserer Stadt und unseres Staates. Und das auch noch während ich beobachte wir er unter den Bomben und den Schüssen zugrunde geht.
Die Sirenen der Stadt hallen in allen Straßen wider. Es war ein Angriff. Der Anfang eines Krieges. Aber völlig niedergeschlagen auf dem Kampffeld stehend habe ich keine Angst mehr.
*
Auf der Brücke der Talgrad Allee schaute ich auf den ruhigen und verführerischen Fluss. Die Sonne ging über Belgrame auf. Ich wusste, dass es mein letzter Sonnenaufgang war. Ich stand hoch oben und war dennoch ruhig, obwohl ich immer unten Höhenangst gelitten hatte. Nein. Es war die Fülle in diesem spätherbstlichen Nebelschleier. Ich konnte jetzt springen und hoffen, ich würde mir etwas brechen oder das Bewusstsein verlieren, um anschließend in aller Ruhe zu ertrinken. Ich konnte auch noch etwas warten. Der Fluss alleine würde meinen schwächlichen Körper in wenigen Momenten besiegen. Ich zählte darauf.
Es gab keine bessere Art dieses Leben hinter mir zu lassen. Ich hatte schon monatelang darüber nachgedacht. Ich hatte, so lange es nur ging, versucht, diese düsteren Gedanken zu kontrollieren. Anfangs verschwanden sie schnell. Doch je länger ich diesen tödlichen Alltag verfolgte, je häufiger und dauerhafter kamen sie zurück. Ich wusste, dass es keine Alternative gab.
Ich war dem Distrikt II zugeordnet worden. Ich war zur Partnerin geworden, und es hatte kaum Zeit gekostet, mich auszubilden. Es war eine Existenz, in der meine Sexualität, genau wie in den anderen Distrikten, kontrolliert wurde. Aber sie war auch an eine einzige Person gebunden, die der LeXuS für mich ausgesucht hatte. Mehr wusste ich nicht, da ich mich nie wirklich für das Leben der Partner interessiert hatte, die mich großgezogen hatten. Ich wusste, dass mich keine der Zuordnungen glücklich gemacht hätte. Ich war ratlos. In nur wenigen Wochen hatte ich viele meiner Anhaltspunkte verloren und mein Treffen mit Fred, meinem Partner, machte die Sache nur noch schlimmer. Im Institut des Distrikts II hatte ich meine ersten Gespräche zur Auswahl abgesessen. Die Funktionäre, die dieses Programm leiteten, stützen sich bei der Entscheidung auf unsere DNA und auf unsere genetische Akte, die die Verwaltung seit unserer Geburt sicher aufbewahrte. Es war die einzige Spur unserer Existenz. Sie fanden den perfekten Partner. Auf dem Formular hatte ich meine sexuelle Orientierung angegeben: heterosexuell, meinen ersten Trieben nach. Man hatte mich immer wieder daran erinnert, dass der LeXuS zelebriert werden musste, dass er zuverlässig war.
Ich trug meine Uniform, mein Haar in einem strikten Dutt zurückgebunden, als ich meinen Termin beim Offizier antrat. Offizier Davis führte mich in ein Sprechzimmer. Fred kam später dazu. Er war ein großer Man, mit kühlen Zügen. Sein voller Bart war perfekt gestutzt und seine Haare waren nach hinten gekämmt. Schon jetzt flößte er mir Furcht ein. Sein Blick hatte etwas Grausames. Was anschließend geschah, ist mir bis heute unklar. Wir mussten viele Tests über uns ergehen lassen, Statistiken, Fingerabrücke und Lügendetektoren. Der LeXuS befand, dass eine zu große emotionale Bindung der Beziehung zwischen Partnern schaden würde. Unsere Rolle war es, zusammen zu leben und die Kinder Belgrames zu erziehen, die Paidi, die im Brutkasten geboren und anschließend bei Partnern einquartiert wurden. Aber es hätte zumindest etwas Zuneigung geben sollen, oder wenigstens eine Spur von Respekt.
Ich fürchtete mich vor dem ersten Mal mit ihm, das obligatorisch war. Es musste von einer Arbeiterin des Distrikts I begleitet werden. In unserem geräumigen Zimmer stand Fred in seinem weißen Bademantel und schaute mich nicht mal an. Er schien sein ganzes Leben für diesen Moment ausgelegt zu haben, obwohl es eine reine Formsache war. Die Arbeiterin war schon eingetroffen, als ich dazustieß. Ich war nackt, wie es von mir verlangt wurde. Sie nahm ihr Tablet und projizierte die Regeln, denen wir während des Geschlechtsverkehr folgen mussten, an die weiße Wand. Es würde nicht länger als zehn Minuten dauern. Wir mussten ein Formular unterschreiben, um unsere Einwilligung zu versichern. Ich überflog es kurz.
Die Arbeiterin, die ein Armband trug, das ihre Identität bewies, ordnete mich dazu an, mich auf den Rücken zu legen und meine Beine zu spreizen. Ich musste meine Jungfräulichkeit zur gleichen Zeit wie Fred die seine verlieren. Die Arbeiterin bot ihm Rat an. Er lehnte ihn ab. Ich konnte eine Spur Wut in seiner Stimme erkennen. Auf einmal fand sich mein Partner, der seinen Bademantel abgeworfen hatte, über meinem zitternden Körper und meinen offenen Beinen wieder. Ich sah seinen steifen Penis, und streckte meine Hand, nach Einwilligung der Arbeiterin, nach ihm aus. Sie stand neben mir, beobachtete die Szene und machte Notizen. Ich war mir sicher, dass Fred nicht von ihrer Anwesenheit angetan war. Ich fasste zum ersten Mal einen Penis an und streichelte ihn mit meiner feuchten Hand instinktiv auf und ab. Die Wirkung war unmittelbar. Sein Glied wurde härter. Überrascht, dann angetan, fuhr ich fort. Meine Lust stieg an und meine Haut wurde heiß. Ich wollte, dass auch Fred mich berührte. Ich versuchte, ihn zu verführen, doch er schaute nicht auf mich, während ich ihn masturbierte. Ich hörte, wie er seufzte und sah, wie sich eine transparente Flüssigkeit, die ich nicht kannte, auf seiner Eichel ausbreitete. Je mehr ich sein Vergnügen spürte, desto mehr stieg mein Verlangen. Mein Magen verknotete sich und der Trieb in meiner Vulva verunsicherte mich. Ich war verlegen und gierig. Und ich wollte nicht aufhören. Meine freie Hand streifte über meinen Venushügel und ich ließ sie unbewusst auf meine angeschwollene feuchte Vulva wandern. Ich hatte diesen Teil meines Körpers noch nie erforscht. Schüchtern und mich vom Rhythmus meiner Bewegungen auf Freds Phallus inspirierend, drang ich mit einem meiner Finger in meine noch unangetastete Vagina ein. Ich schreckte auf. Und begann vom neuen. Und dennoch war mir die Situation fast peinlich. Fred warf seinen Kopf in den Nacken und stöhnte laut. Die Arbeiterin griff ein. Es war genug mit den Berührungen, wir hatten kein Recht darauf während des ersten Mals.
Die Arbeiterin befahl Fred, in mich einzudringen. Ich ließ sein Glied los, ich war kurz vorm kommen, und es frustrierte mich, dass wir unterbrochen wurden. Er beugte sich über mich und legte seine Hand auf die meine. Ich bebte, und das Lustgefühl kehrte noch stärker zurück. Die Arbeiterin wollte, dass es mechanisch ablief. Ich versuchte, es zu vergessen und wollte, dass Fred mich so behandelten wie er es begehrte. Ich mochte diesen Mann nicht, aber ich mochte, was er mich spüren ließ. Er streifte meine Brust, kniff meinen Nippel und löste eine Welle an Verlangen in meinem Körper aus. Ich wölbte mich, um ihn in mir willkommen zu heißen. Er wollte sich versichern, dass ich feucht genug war, bevor er mit seinem steifen Glied in mich eindrang. Für ihn war es auch neu, aber er hatte keine Angst. Er streichelte zärtlich meine Vulva, und wanderte hoch auf eine kleine Perle, die, der Arbeiterin nach, Klitoris hieß. Ich seufzte und Fred wiederholte seine Bewegung. Seine ganze Hand streichelte mit Begehren über meine feuchten Lippen. Ich wollte ihm zuflüstern fortzufahren, um zu sehen, wohin es uns bringen würde. Ich streckte Fred mein Becken entgegen und er drang in mich ein. Ohne Umschweife. Der kurze Schmerz verschwand und die Lust nahm die Oberhand. Meine geschwollenen Lippen schlossen sich um seinen angeschwollenen Penis. Ich packte sein Gesicht, er wies mich zurück und schloss die Augen. Vier oder fünf Stöße genügten, um ihn zum Orgasmus zu führen. Er kam in mir.
Er war außer Atem und ich war kurz davor, ihn in seiner Ekstase einzuholen. Aber die Arbeiterin stoppte den Geschlechtsverkehr, sie bestätigte, dass alle Punkte respektiert wurden, und dass wir nun offiziell Partner seien. Ich zitterte, als Fred sich mir entzog, spürte das Kribbeln. Vielleicht könnten wir es einmal nur zu zweit wieder versuchen?
Ich wies ihn darauf hin, doch er warf mir nur einen kühlen Blick zu und verließ das Zimmer.
Ich hatte nicht viel Hoffnung für die Zukunft. Seine Reaktion hatte mich abgeschreckt. Ich war liegen geblieben, mit gespreizten Beinen auf diesem weißen Bett und fragte mich nur, wie ich dieses Verlangen stillen konnte, dass er entfacht hatte. Wie konnte ich diese mir so neue und plötzliche Lust kontrollieren? Ich wollte es entdecken, aber ich hatte keine Möglichkeit dazu. Fred wurde zu einem schlechten Partner. Er war extrem unflexibel und gehörte zu den treuen Anhängern des LeXuS. Er wollte ihn auf seine Weise anwenden: extrem. Der Lehre des LeXuS und dem Willen des Staates zu dienen, das war sein Lebensmoto. Er zwang mich dazu, mich ebenfalls dem zu unterwerfen. Unsere vier Räume engten mich jetzt schon ein, obwohl wir noch keine Paidi hatten. Es war Sitte, erst einmal alleine zu wohnen, um uns Praxiserfahrung zu geben. In diesem Zeitraum fing er mit den unangenehmen Bemerkungen an, gefolgt von Beleidigungen. Und dann die Schläge. Ich hatte es nie geschafft, mich an sein Benehmen anzupassen.
« Artikel L-512: Die Partner sind den Erwartungen des LeXuS unterworfen, sei es im Austausch, im Lebensstil, in ihrer Zuneigung oder ihrer Sexualität. Ihre Meinungen zählen lediglich als eine einzige Stimme.
Artikel L-518: Die Partner sind dazu verpflichtet zusammen zu bleiben bis einer von ihnen stirbt. Der Rechtstaat, vom Distrikt O vertreten, kann eine Ausnahmeerlaubnis zur Trennung von Partnern erstatten. Gleichermaßen kann der Rechtstaat ohne Vorankündigung und alleine entscheiden, dass die Zuneigung zwischen zwei Partnern unterbrochen wird. »
Fred erinnerte mich dauernd daran. Ich war eine Gefangene. Ich war bereit zu sterben, wenn ich es nur könnte. Ich hätte um eine Ausnahmeerlaubnis bitten können, um den Partner zu wechseln, aber ich traute mich nicht. Ich fühlte mich schuldig, dass ich meine Aufgabe, die mir der LeXuS zugeordnet hatte, nicht vollbringen konnte. Ich war ein Roboter, wie Belgrame es sich erträumte, eine Maschine, die atmete ohne zu leben. Ich verspürte gar keine Angst mehr, so sehr hatte ich meine Menschlichkeit verloren. Fred schlug und vergewaltigte mich, auch wenn er nur der Handlanger der Gründer war, die er so sehr bewunderte. Ich hatte kein Recht darauf, mich zu beklagen, er könnte mich zu den Verdammten des Distrikts X schicken. Er hatte bei allem die Überhand, aber ich dachte nicht mal mehr daran. Ich hatte es schon fast vergessen. Die Ankunft der Paidi rettete mich. Ich fühlte mich mit ihnen verbunden und konzentrierte mich auf sie, um nicht meinen Verstand zu verlieren.
Das war mein Leben bis zu dem Tag, an dem ich mit blauem Auge und hinkend aus dem Hochhaus ging. Es war an meinem freien Tag, ohne Partner und ohne Paidi. Der einzige Tag der Woche, an dem wir ein paar Stunden alleine sein durften. Ich ging in das Café in meinem Viertel und setzte mich an die Bar, wo ich dem Blick des Kellners begegnete. Ein Mann in seinen Vierzigern mit einem matten Teint und hellen Augen. Es waren ausdrucksstarke und zärtliche Augen. Ich glaubte nicht schon jemals so schöne gesehen zu haben. Wir gerieten ins Gespräch und zum ersten Mal seit Jahren lachte ich.
Wir trafen uns in den nächsten Wochen wieder. Otfield. Sein Name war in mein Gedächtnis gebrannt. Ich stellte fest, dass meine Anziehung für ihn echt war und es fiel mir schwer, dies zu verstecken, oder gar zu kontrollieren. Ich ließ mich verführen und das Unverzeihbare passierte. Er lud mich in seine Wohnung ein, die über dem Café war. Ich vergaß die Zeit und meine Pflichten. Meine Gedanken waren in Otfields offene Arme geflüchtet.
Sobald er die Tür geöffnet hatte, stürzte ich mich auf ihn. Ich küsste ihn, wie ich noch nie zuvor einen Mann geküsst hatte. Ich handelte aus Instinkt, aus Leidenschaft, und ich konnte es ihm nicht verheimlichen. Er zog mich fest an sich und küsste meinen Hals, meinen Ausschnitt, mein Gesicht, das er zwischen seinen Händen hielt. Meine Unterwäsche war feucht von dieser Lust, die seit meiner ersten Nacht mit Fred ungesättigt war. Ich wusste, dass es möglich war, mehr zu fühlen und ich zählte auf Otfield, um mir zu helfen, es zu entdecken. Er hob mich gegen die Wand der Eingangshalle an und schlang meine Beine um seine Taille. Meine Möse rieb gegen den Stoff unserer Uniformen. Meine Brüste waren ihm hingestreckt und ich beeilte mich, die Träger meines Oberteils auszuziehen. Seine hungrigen Augen betrachteten meinen jetzt nackten Busen. Er stütze sich darauf und neckte an meinen harten Nippeln. Ich stöhnte und ließ dabei den Kopf in den Nacken fallen. Ich schloss die Augen und spürte, wie seine Zunge meine Nippelhöfe umkreiste, die rosig vor Verlangen waren. Ich rieb weiter meine Vulva gegen ihn und befreite meine Arme. Ich versuchte, den Knopf seiner Hose zu öffnen. Er trug keine Unterwäsche unter dem rauen Stoff und ich befreite seinen Penis, der schon steif vor Erregung war. Ich wollte ihn anfassen, ihn streicheln, zusehen, wie er zwischen meinen Händen ejakulierte.
Otfield trug mich zu einer Kommode in der Nähe. Ich setzte mich auf das Möbelstück, während er mir meine restlichen Kleider vom Körper riss. Er entblößte meine pochende und feuchte Vulva. Auch sie war vor lauter Erregung angeschwollen und mein Stöhnen ermutigte Otfield dazu, mich anzufassen. Ich öffnete meine Schenkel so weit wie möglich, eine meiner Hände verblieb auf meinem Busen. Aus meiner Position konnte ich nicht sein riesiges Glied packen, aber ich sah zu, wie Otfield es in die Hand nahm. Er machte dieselben Bewegungen, die ich bei Fred angewandt hatte. Dieselben wilden Bewegungen. Ich hatte das Gefühl, diesen Augenblick mit ihm zu teilen, da seine Lust mit der meinen synchron war. Ich glühte.
Dann vergrub er seinen Kopf zwischen meinen Beinen. Er küsste meine feuchte Möse. Ich hielt mich am Regal über mir fest, um mich davon abzuhalten, mich zu sehr zu krümmen. Ich konnte nicht klar sehen, aber ich konnte deutlich fühlen, wie seine Zunge in meine Vagina eindrang, um anschließend den Umriss meiner Lippen zu lecken und schließlich mit meiner angeschwollenen Klitoris zu spielen. Ich schrie. Ich packte seine Haare und presste meine Vulva gegen sein Gesicht, was ihn noch wilder machte. Er verführte mich mit seinem zügellosen Verlangen, ohne meine Möse loszulassen. Sein freier Arm griff unter meinen Schenkel durch um meine Hüfte festzuhalten. Ich half ihm, indem ich vorrückte. Otfield schaute kurz zu mir auf, seine Lippen glänzend von meinem Sekret. Seine Augen lustvoll wie eh und je. Ich kam zum Höhepunkt.
Zum ersten Mal überkam mich die Welle des Orgasmus, während mich mein Partner weiterhin verwöhnte. Der Schrei, der diese Ekstase begleitete, überraschte ihn nicht und er hob mich erneut an, um mich auf das Bett neben sich zu legen. Mir war schwindelig vor Lust. Ich hatte das Verlangen, ihm den gleichen Höhepunkt zu schenken. Sein weiterhin steifes Glied in meinen Mund zu nehmen und zu vernaschen. Auch ich wollte ihn kosten. Otfield gab mir keine Möglichkeit, mich wiederaufzurichten und spreizte meine Beine mit einer sanften Geste. Er glitt mit seinem Glied in mich hinein. Er machte auf und ab Bewegungen die ich genoß, bevor er sich wieder entzog. Er bat mich dazu, ihn zu masturbieren, damit ich zuschauen konnte, wie Sperma sich aus seiner Eichel auf meinen bebenden Körper ausbreitete. Zuschauen konnte, wie ich ihm gehörte. Genau das tat ich. Ich ergriff seinen Penis kurz vor seinem Höhepunkt und näherte meinen verlangenden Mund. Kaum hatte ich mit meiner Zunge an seine Eichel geneckt, kam Otfield. Ich leckte sein Sperma aus meinem Mundwinkel und schluckte es.
Und wir fingen von neuem an.
*
Die Menge bewegt sich in die Richtung der Notausgänge. Die Wächter helfen den Verspäteten, unter unseren beängstigten Blicken, die Arena zu verlassen. Niemand war gekommen, um uns zu holen. Wir sind nur Showtiere die für die Unterhaltung Belgrames gedacht sind. Warum sollte man sich um unser Schicksal kümmern? Die Verstärkung der Rechtsgarde war lächerlich im Vergleich zu den bewaffneten Männern, die scheinbar entschlossen waren, uns eingesperrt zu lassen. Wir würden auf dem Schlachtfeld sterben, weit entfernt vom Ruhm, der uns versprochen worden war.
Natürlich waren wir darauf vorbereitet gewesen heute zu sterben, da nur einer den Praegressus überleben durfte. Aber das war unter besonderen Umständen, im Wettkampf und mit dem Respekt des Staates. Ich höre, wie das Mikro der Wächter ankündigt, dass alle Ausgänge verriegelt sind, und dass uns die Abtrünnigen innen festhalten.
Die Explosionen haben nachgelassen, man hört nur noch einzelne Schüsse, die auf bestimmte Ziele gerichtet sind. Es ist ein Blutbad. Einer der Kandidaten, dessen Namen ich vergessen habe, kriecht auf dem Boden der Arena herum. Er hofft, entkommen zu können, während die Abtrünnigen abgelenkt sind. Anfangs dachte ich, dass sie die Funktionäre suchten, um diese umzubringen. Aber sie hatten sie nur lokalisiert und isoliert. Ich kann sie in ihren Logen erkennen, sie stehen noch. Es ist alles durchgeplant. Sie zitterten sicherlich. Ich höre das Gerücht, dass einer der Gründer des LeXuS im Publikum saß. Es schien absurd, da sie wahrscheinlich nie existiert hatten, und wenn doch waren sie sicher schon seit Jahrhunderten tot, wie es uns unsere Partner beigebracht haben. Aber ich stelle mir dennoch die Schweißperlen auf seiner Stirn vor, wie er vor Angst kaum atmen kann und auf sein sicheres Ende wartet. Dieses Gefühl hatte ich selbst gekannt, aber mich hatte es beruhigt.
Die Wächter kommen auf mich und meinen Mitspieler zu. Sie denken, dass wir uns unter die Einwohner mischen und aus Belgrame fliehen könnten. Oder schlimmer noch, uns den Abtrünnigen anschließen. Der Gedanke ist interessant, aber die Ausführung unmöglich, da wir eine Uniform tragen, die speziell für den Praegressus hergestellt wurde. Man packt mich am Arm und ich richte mich auf. Ich halte nach meinem Teampartner Ausschau. Seitdem wir gepaart wurden, sind wir die Favoriten und unsere Bindung zueinander ist sehr stark, vor allem in Momenten wie diesem. Dabei war er für den Skandal verantwortlich, nicht ich. Meine Erinnerungen verschwimmen und für kurze Zeit bin ich nicht in der Lage meinen Blick von der apokalyptischen Szene um mich zu lösen.
In diesem Augenblick wird Geschichte geschrieben. Ich weiß es. Es ist ein Augenblick, den Belgrame nie vergessen wird und ich wollte die Arena noch nicht verlassen. Ich wollte hier sein, bis zum bitteren Ende.
*
Als ich ein Jahr zuvor hörte, wie die Rechtsgarde in Otfields Zimmer stürmte, verstand ich alles. Ich war länger als erlaubt abwesend gewesen und Fred hatte nicht auf meine Rückkehr gewartet. Vorgeblich besorgt, hatte er beim Kontrollposten darum gebeten, dass man mich ortete. Das ging dank des Identifizierungschips, mit dem wir alle bei unserer Geburt ausgestattet wurden. Ich hatte diesen nie deaktiviert. Manche Einwohner schafften dies, aber ich hatte noch nie daran gedacht. Verloren in den Bettlaken meines Geliebten, in Lust und Zuneigung badend, hatte ich vergessen, wie Belgrame und mein Distrikt funktionierten. Ich war naiv gewesen.
Zwei Wächter traten ins Zimmer, sie waren bewaffnet als wären wir Hochkriminelle und sie rissen uns aus dem noch warmen Bett. Ich schämte mich für meine Nacktheit und fühlte mich erniedrigt vom unmenschlichen Verhalten der beiden Männer, die auch vom LeXuS manipuliert waren. Sie legten Otfield Handschellen an, und warfen ihm einen Mantel über. Er wurde sofort abgeführt und hatte kaum Zeit, mir einen letzten Blick zuzuwerfen. Ein Wächter zeigte auf meine Kleidung, die ich ohne Umschweife überzog. Ich hatte keine Angst vor dem was folgen würden. Würden sie mich in den Distrikt X transferieren solange ich auf meinen Prozess wartete? Wir hatten eine Straftat begangen. Eine der schlimmsten Taten in Belgrame: Wir hatten vom LeXuS unerlaubten Sex gehabt, außerhalb unseres Distrikts, und auf meiner Seite sogar mit jemanden aus einem niedrigeren Distrikt. Die Partner gehörten zur Elite Belgrames, zusammen mit den Arbeitern. Konsumenten wie Otfield waren zu zahlreich, um als wichtig angesehen zu werden.
Die Rechtsgarde brachte mich nach Hause. Fred gab sich nicht einmal die Mühe so zu tun, als würde er sich freuen mich zu sehen. Er bedankte sich bei den Wächtern für ihre Hilfe und ihren Einsatz. Er fragte auch nicht nach Details. Auch wenn sie es ihm nicht gesagt hatten, reichte ein Blick auf meine Haltung, um sicher zu sein, dass ich fremdgegangen war. Unsere Paidi schauten ängstlich zu mir. Wir hatten eine Bindung zwischen uns, ein echtes Band, im Gegensatz zu anderen Heimen. Ich wusste es. Fred konnte mir das verbieten, es wäre die grausamste Strafe für meine Schandtat. Ich hatte den Distrikt II gepeinigt. Ich könnte gefeuert werden. Ich wünschte es mir sogar.
Aber Fred flehte unseren Offizier buchstäblich an, mich zu behalten. Ich sei die perfekte Partnerin und wäre manipuliert worden. Ich war schwach und naiv. Das war besser als mutig und strebsam. Auf diese Weise in Misskredit gebracht, war ich weniger gefährlich. Am Folgetag teilte mir Fred mit, der Konsument, er wollte seinen Namen nicht aussprechen, sei in den Distrikt X verlegt wurden. Auch er war am Ende. Ich weinte die ganze Nacht durch.
Drei Monate später verließ ich endgültig das Haus. Ich wollte sterben. Meine dunklen Gedanken waren zu einer ständigen, unerträglichen Realität geworden. Es gab keinen anderen Weg, meinem Schicksal zu entkommen. Die einzige Möglichkeit, die ich gehabt hatte, um mich von Fred zu trennen, war zerstört worden. Er würde mich niemals gehen lassen. Der LeXuS ließ es nicht zu.
Ich stand überzeugt auf dieser Brücke und genoss die Ruhe, von der ich geträumt hatte. Die gleiche, die ich mit Otfield gefunden hatte, nur ohne die Zärtlichkeit. Ich hatte meine Partner-Uniform noch an und man konnte mich also erkennen. Ich erinnerte mich daran, dass die Rechtsgarde bald ihre tägliche Runde durch die Distrikte ziehen würde. Fred würde aufwachen und erneut bemerken, dass er mich suchen musste. Ich hatte keine Zeit mehr. Ich musste springen.
„Sich opfern ist edel, wenn es in der Öffentlichkeit geschieht. Das Opfer wird anerkannt, wenn es für den LeXuS geschieht. Wenn Sie scheitern, könnten sie stark verwundet sein und gar nicht sterben. Das wäre schade und dazu noch peinlich. Ich meine, Sie sind immerhin eine Partnerin!“
Die Stimme die mich während meines Anlaufs erreichte, lähmte mich. Ich drehte mich um, stumm. Es war ein Funktionär, auch er trug seine Uniform. Ich wurde von einer dringlichen Lust zu fliehen gepackt, war aber nicht mehr in der Lage zu springen. Ich hatte den Augenblick verpasst, ich wusste es. Ich blickte um mich herum um zu sehen, ob er von Wächtern begleitet wurde. Oder von Fred. Er war alleine und bestätigte es mir auch. Er machte einen Gesundheitsspaziergang. Er war in seinen Fünfzigern und sah doch sehr fit aus. Irgendwie vertraute ich ihm. Seine Statur trug deutlich dazu bei. Ich wollte etwas sagen, mein Dasein auf dieser Brücke erklären, dass plötzlich keinen Sinn mehr machte. Ich kam als Verrückte rüber, oder im besten Fall als Hoffnungslose.
Er steckte eine Hand nach mir aus. Ich war dazu bereit, nach Hause zu gehen, davon überzeugt, dass mein zweiter Versuch, Freiheit zu erlangen, gescheitert war. Ich versprach mir, nichts mehr dieser Art zu unternehmen und mein Schicksal hinzunehmen.
„Sie haben gerade fast etwas Unverzeihbares begangen und ich nehme an, dass Sie guten Grund dazu hatten. Man muss mutig sein, um an so etwas zu denken. Aber Sie hatten wohl nicht genug von diesem Mut, um es durchzuführen. Sonst wären Sie schon vor meiner Ankunft gesprungen.“
Robert Festord. Ein Funktionär, aus Distrikt O also, arbeitete im Bezirk VI, wo die Botschafter Belgrames ihren Sitz hatten. Ich erinnerte mich nicht wirklich daran, was er verwaltete, oder besser gesagt kontrollierte, wie es in Belgrame üblich war. Er wusste alles über die Organisation der Stadt und versicherte mir, dass mein Partner um diese Uhrzeit sicher schon Alarm geschlagen hatte. Aber er gab mir die Wahl: Zu Fred zurückgehen oder ihm folgen.
Er gab mir die einmalige Möglichkeit, mein Leben zu ändern ohne es zu beenden. Ich zitterte im Auto, während der Fahrt in den Distrikt O. Je mehr Kontrollposten wir auf den Weg passierten, Robert war schließlich ein wichtiger Mann, desto klarer wurde mir, dass auch Robert ein Interesse daran hatte, dass ich mitkam. Ein persönliches Interesse.
Wir kamen am wichtigsten Gebäude Belgrames an, jenem, in dem die Büros der Funktionäre waren. Man beobachtete flüsternd wie ich, gekleidet in meiner Partner-Uniform, Robert folgte. Ich wurde beobachtet, in die Falle gelockt, ohne einen Ausweg zu kennen. Robert brachte mich in seine Wohnung und bot mir ein heißes Getränk an. Er war liebenswürdig und zur gleichen Zeit beunruhigte er mich. Es hatte mich in Verlegenheit gebracht, seine Hand zu streifen. Was wollte er von mir? Wollte er mich persönlich ausliefern? Warum hatte er mich gerettet, wenn er mich nun Fred ausliefern wollte?
Ich hatte keine Ahnung, was seine Vorhaben waren. Es machte mich neugierig, ängstlich. Ich saß tief versunken in einem sehr komfortablen Sessel mit einer wundervollen Aussicht auf ganz Belgrame. Ich schwankte dazwischen, mich unwohl und erleichtert zu fühlen. Ich fragte mich, ob mir wirklich noch etwas schlimmeres passieren könne. Robert nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und lächelte mich an.
« Satie. Das ist Ihr Name, richtig? Wussten Sie, dass es eine einmalige und unvergessliche Möglichkeit, gibt Ihren Distrikt zu verlassen, um ein besseres Leben, im Einklang mit ihren Werten, zu erlangen? Ich impliziere natürlich nicht, dass der LeXuS Sie falsch zugeordnet hat. Aber es passiert manchmal, dass Gegebenheiten dazu führen, dass er nicht ganz Erfolg hat. In Ihrem Fall, Ihr Partner. Ich wage es zu behaupten, dass Sie Ihre Rolle gerngehabt hätten, wenn sie nicht Fred Potman als Partner gehabt hätten. Ah! Sehen Sie nicht so überrascht aus! Sie wurden gescannt, als Sie durch die Türen dieses Gebäudes gingen. Ich habe alle Ihre Akten, Analysen und Berichte zugeschickt bekommen. Ich weiß, wer Sie sind, Satie, aber Sie wissen es nicht. Deswegen stelle ich Ihnen diese Frage: Wie können Sie den Distrikt wechseln und sicherstellen, dass Sie Fred nie wiedersehen müssen?“
Ich blieb stumm. Ich wusste nicht, ob es eine echte Frage war, oder ob er mich lediglich provozieren wollte. Was riskierte ich, wenn ich falsch antwortete? Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht, was ich antworten sollte. Ich war mehr als bereit, Fred nie wieder sehen zu müssen, und wenn mir ein Funktionär die Möglichkeit dazu gab, würde ich ihm folgen. Robert schaute mich siegessicher an und sprach das Wort aus, über das ganz Belgrame fantasierte: Praegressus.
Natürlich hatte ich das Wort schon gehört, aber ich konnte mir keinen Reim daraus machen. Ich dachte nicht, dass ich teilnehmen könnte und sah es als etwas, das nur für die Eliten zugänglich war. Aber Robert zufolge war ich die perfekte Kandidatin. Meine Vergangenheit, sowie meine Delikte, er nutzte bewusst nicht das Wort Verbrechen, gaben mir einen riesigen Vorteil. Ich konnte neun andere Einwohner besiegen und meinen Distrikt auswählen. Ich dachte daran, dass ich vielleicht gar keine Lust hatte, und dass wenn ich schon sterben musste, ich einen schnellen Tod bevorzugt hätte. Ich hatte keine Ahnung, wie der Praegressus funktionierte. Überhaupt keine. Ich war womöglich nicht mal in der Lage teilzunehmen. Die Castings waren anspruchsvoll und wurden von Profis aus jedem Distrikt Belgrames ausgetragen. Ich fragte mich außerdem, wie diese Profis für die Jury ausgesucht wurden? Mussten sie sich einschreiben? Ich konnte mir gut vorstellen, dass Fred einer von ihnen war.
Robert beendete seinen erläuternden Monolog, gefüllt mit persönlichen Gedanken und präsentierte mir den Verlauf des Ereignisses. Oder besser gesagt, seine Besonderheit. Es handelte sich um ein Jubiläum, aber mehr sagte er nicht dazu. Die Funktionäre und Bezirke, die für die Organisation zuständig waren, arbeiteten schon monatelang daran. Es würde herausragend sein, und ihm zufolge, war ich eine herausragende Kandidatin. Ich war misstrauisch und er wiederholte:
„Sie sind die Essenz Belgrames. Sie haben die Wut, die man zum Gewinnen braucht, Satie. Sie haben keine Angst vor dem Tod, oder zumindest weniger, als die anderen Einwohner Belgrames. Was würden Sie im Falle eines Siegs machen? Wahrscheinlich würden Sie eine von uns werden. Eine großartige Funktionärin. Bisher hat noch keiner der Gewinner des Praegressus einen anderen Distrikt gewählt.
– „Und ich nehme auch an, dass noch nie ein Funktionär teilgenommen hat?“ lachte ich auf.
Und dann kam mir das Offensichtliche in den Sinn, jagte alle Unklarheiten fort. Wenn ich gewann, könnte ich Otfield wiedersehen. Ich könnte ihn befreien und ich müsste keine Funktionärin werden. Im Gegenteil, ich könnte Konsumentin sein und frei, mit ihm an meiner Seite leben. Alles schien möglich und klar. Ich willigte ein.
Robert lächelte und legte seine zwei Hände auf den Tisch. Alles an ihm war obszön, und ich spürte, wie sein Blick über meinen, jetzt weniger zitternden Körper wanderte. Ich verstand, dass er mich ohne Würde kämpfen sehen wollte. Und wenn er es könnte, würde auch er mich ficken. Knallhart. Ich stellte mir vor, wie er mir befahl meine Uniform auszuziehen, vor allem den unteren Teil, und mich in eine unterwürfige Position zwängte.
Je mehr ich es mir vorstellte, desto mehr wuchs meine Erregung, obwohl dieser Mann mir nicht gefiel. Schlimmer noch, er widerte mich an, so sehr, dass es fast schon gut war. Wenn ich meiner Fantasie freien Lauf ließ, würde er einen schlaffen Penis aus seiner Hose ziehen, der härter würde, um sich anschließend gegen meinen prallen Po zu reiben. Ich wäre auf allen vieren und würde spüren, wie meine Möse trotz der Scham feuchter würde. Er würde mir den Hintern versohlen und sein Glied würde komplett steif sein, auch wenn er kleiner wäre, als der von Otfield oder Fred. Er würde meine Brüste packen und sanft massieren. Seine Hand würde zwischen meinen Schenkel zu meiner Vulva wandern. Er würde sich wundern, aber freuen, dass sie feucht war. Er würde mich zärtlich fingern und zur selben Zeit raunen. Auch mich würde das Verlangen überkommen, meine noch frischen Erinnerungen an Otfield würden es mir ermöglichen, den Moment voll zu genießen. Ich würde mein Gewicht auf meine Hände verlagern, um meine Klitoris an seiner Haut zu reiben. Ich würde mich mehrmals krümmen, so dass sie anschwellen würde und ich die Erregung spürte. Dann würde mich Robert auf einmal von hinten nehmen., wobei er sich an meinem Hintern festhalten würde. Er würde tief in mich eindringen, mit einer Autorität, der ich nicht widersprechen konnte.
Meine Fantasie war so realistisch, dass ich spürte, wie meine Vulva gegen meine Unterwäsche pochte und meine Wangen erröteten.
Ich war bereit mich ihm zu unterwerfen, wenn er mir sein Wort gab, aus diesem Büro zu entkommen und Otfield nach den Spielen wiederzufinden. Das war sogar alles was in der nächsten Zeit zählen würde. Ich wollte wieder einen Höhepunkt spüren, mit oder ohne Otfield. Es war mein Grund zu kämpfen. Robert versicherte mir, dass ich von der Vorrunde befreit war, und dass ich nur bei der letzte Auswahlrunde dabei sein müsste. Dann würde ich mich beweisen müssen.
Wir hatten einen Deal. Bis zum Casting würde ich im Distrikt O mit einer provisorischen Kennziffer unterkommen. Fred würde keine Möglichkeit bekommen mich abzuholen. Ich hatte Robert eine Vollmacht vermittelt, die ihm alle Rechte über mich gab. Die Hoffnung Fred niemals wiederzusehen erfüllte mich, und ich genoss es in vollen Zügen. Zum ersten Mal in meinem Leben schlief ich ruhig, in einem Zimmer im dreißigsten Stock in einem Hochhaus, das für Funktionäre vorgesehen war. Ich fühlte mich privilegiert. Dabei war ich sechs Stunden zuvor noch bereit gewesen von einer Brücke zu springen.
Nach einer Woche wurde ich vorgeladen. Es gab keine spezifischen Regelungen und ich wusste nicht, was mich erwartete. Robert, mit dem ich in dieser Woche ein paar Mal gegessen hatte, hatte nichts von sich gegeben. Ich wusste auch nichts über die Kandidaten, die bisher ausgesucht worden waren. Aber ich hatte mich nach Belieben über die vorigen Praegressus informieren können. Ich hatte Zugang zu den Archiven Belgrames gehabt. Robert hatte es mir erlaubt. Ich musste wissen, worauf ich mich eingelassen hatte, obwohl es zu spät war um umzudrehen.
Ich entdeckte, dass es sich um grausame aber zugleich spannende Wettkämpfe handelte. Roher Sex, aber auch durchdachter Sex. Alles hatte man sich spezifisch für die Kandidaten und Rebellen der Stadt ausgedacht. Die Unzufriedenen. Ich war mir sicher, dass die Gewinner des Praegressus, nicht gut von ihren Mitmenschen angesehen wurden, ob vor oder nach dem Wettkampf. Sie waren, trotz des Risikos, das sie eingegangen waren, und dem Mut, den sie bewiesen hatten, Betrüger, Überläufer, Dissidenten des LeXuS. Auch zu diesem Thema hätte Fred sicher eine Meinung gehabt.
Ich kam um 9 Uhr vor dem Gebäude an, das auf meiner Vorladung angegeben war. Ich trug nicht mehr meine Partner-Uniform, sondern war von Robert angekleidet worden. Eine Person am Empfang, die so streng aussah wie ein Roboter, führte mich durch die Sicherheitskontrolle. Man erwartete mich schon. Ich war die erste Kandidatin heute. Mir schwirrten tausende Fragen im Kopf herum, aber ich hatte keine Möglichkeit sie zu stellen. Der Mann, der mich bis zum Casting begleitete, blieb stumm. Ich begnügte mich damit, ihm zu folgen, mit einem Knoten im Magen und mit der plötzlichen Angst, in eine Falle zu tappen. Ich erfuhr gleichzeitig, dass Robert der Castingdirektor war. Es schien logisch, da er vorsichtig aber doch hartnäckig war und mich zudem hatte überzeugen können, zu bleiben.
Ich wurde in einen runden, dunklen Raum geführt. Ich beobachtete jedes kleinste Detail in der Hoffnung mich orientieren zu können. Vergebens. Unten, in der Mitte des Raumes stand ein Sessel. Ich stieg die kleinen Stufen in Begleitung der Empfangsperson hinunter, die mich anwies, meine Kleidung auszuziehen und ihr zu überreichen. Ich zog ein Kleidungsstück nach dem anderen aus, mit einer Behutsamkeit, die der Angst geschuldet war. Ich schaute um mich herum. Große Rahmen ohne Inhalt hingen an den Wänden. Waren es blickdichte Fenster? Ich hatte kaum darüber nachgedacht, da hatte sich die Empfangsperson verabschiedet und ich blieb alleine im Raum zurück. Bevor sie aus dem Raum hinaustrat, löschte sie das schwache Licht, das uns erleuchtet hatte. Rote Neonlichter am Boden entfachten. Ich hatte das schreckliche Gefühl eine Gefangene zu sein, und plötzlich drang eine Stimme aus einem Lautsprecher. Ich zuckte zusammen. Nackt und ängstlich, mitten im Nirgendwo. Die Ansage war deutlich: ich sollte die Funktionäre aus der Ferne zum Höhepunkt bringen, indem ich meinen ganzen Körper nutzte. Verschiedene Sexspielzeuge wurden mir unter dem Sessel zur Verfügung gestellt. Was ich als Rahmen identifiziert hatte, waren Logen, die in Finsternis gehüllt waren. Wenn ich es schaffte, ein Jury-Mitglied zu erregen, würde das Licht in seiner Loge angehen. Ich brauchte mindestens drei von acht Logen, um mich nicht zu disqualifizieren. Eine Art Sex-Castingshow.
Ich hatte nur eine bestimmte Zeit, die gemessen würde, sobald die Stimme verstummte. Einen Moment lang blieb ich regungslos. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich setzte mich auf den Sessel und atmete tief ein. Ich verstand allmählich, was man von mir verlangte. Jetzt war der perfekte Augenblick, um die Verführung einzusetzen, wie es mir Otfield beigebracht hatte. Ich schloss die Augen. Ich war bereit. Ich hielt meine Beine fest zusammen. Man sollte nicht alles enthüllen, nur die Umrisse. Ich führte meine Hand zu meinem Dekolleté und streifte es mit meinen Fingern, bevor ich weiter zu meinen Brüsten wanderte. Ich streichelte meine rechte Brust, dann die Linke. Vorsichtig. Ich hörte nicht auf. Ich fuhr bis zu meinem verkrampften Bauch fort und umkreiste meinen Bauchnabel. Ich wanderte wieder hoch zu meinen Nippeln, die ich kniff. Ich zuckte zusammen und merkte wie ich schon feucht wurde. Den Kopf im Nacken, atmete ich diese verruchte Luft ein, aus der ich meinen ganzen Mut schöpfte. Ich genoss das Gefühl meiner Hände auf meinem Busen. Ich mochte es, ihn festzuhalten, ein wenig zu massieren und an meinen steifen Nippeln zu ziehen. Ich vergaß die Stoppuhr und konzentrierte mich nur auf meine Entdeckungstour. Ich widerstand dem Drang meine Schenkel zu spreizen. Ich musste geduldig sein, sie würden noch warten müssen. Die Erregung, die sich in meinem Intimbereich ansammelte, pulsierte durch meinen ganzen Körper, der sich krümmte. Eines der Fenster erleuchtete und ich erkannte einen Mann, der den unteren Teil seiner Uniform ausgezogen hatte. Er hatte sein Glied in der Hand und lächelte mir zu. Ich ignorierte ihn.
Ich verweilte mit einer meine Hände auf meiner gespannten Brust und führte meine zweite Hand zu dem Bereich, den sie allen begehrten und den ich brannte anzufassen. Dieses Mal erlaubte ich es mir. Ich zwängte einen Finger zwischen meine immer noch geschlossenen Schenkel und ertastete meine straffe und feuchte Scheide. Ich stöhnte als ich in mich selber eindrang. Ich wollte den Augenblick genießen und beachtete nicht die Zuschauer. Gleichzeitig spielte ich mit der Spitze meiner Brüste und mit meiner Vulva. Meine Klitoris pulsierte, ich spürte es. Und ich befreite sie. Ich öffnete meine Beine, sodass mich alle sehen konnten. Ich legte meine Beine auf die Armlehnen des Sessels. Es wäre ein guter Augenblick, um eines der Spielzeuge zu nutzen, aber ich weigerte mich. Ich legte meine Handfläche auf meine weit geöffnete und heiße Vulva. In drei weiteren Fenstern entfachte Licht. Zwei Frauen und ein Mann, in derselben Stellung wie der erste. Eine der jungen Frauen streifte mit ihrer Zunge über ihre Lippen, ein Finger in ihrer unbehaarten und feuchten Vagina. Plötzlich hatte ich Lust sie zu kosten, aber ich war alleine. Also beteiligte ich sie, warf ihr einen lustvollen Blick zu, und verführte sie dazu mich nachzuahmen. Sie tat wie ihr geheißen und folgte meinen Gesten. Ich nutzte zwei Finger, um das Innere meiner Venuslippen zu streicheln. Dabei streifte ich meine Klitoris und musste stöhnen. Es war herrlich. Ich hatte Angst zu schnell, zu früh zu kommen. Aber mein Körper flehte darum. Es erregte mich sehr, der Funktionärin zuzuschauen, sodass ich vergaß, wer wen verführte. Sie drang mit drei Fingern in sich ein, die sie wieder herauszog, um sie abzulecken. Ich ahmte ihr nach und führte dann meine Finger wieder in mich ein. Ich hatte Lust, mit meiner kleinen Perle zu spielen und zum Höhepunkt zu gelangen. In drei weiteren Fenstern entfachte ein Licht, aber ich schenkte ihnen keine Beachtung. Ich spürte wie mein Orgasmus näher rückte.
Die Funktionärin gab das Tempo an, sie massierte ihre Klitoris und man konnte erkennen, dass sie darin erfahren war. Ihre Fingerstöße inspirierten mich. Wir gingen immer schneller, immer stärker. Ich presste meine Vulva gegen meine Hand, ich wölbte mein Becken vom Sessel hoch, meine Pobacken waren am Rand. Ich wollte nicht vor ihr kommen… Ich fühlte schon die Hitzewelle, die steigende Lust. Ich wollte schreien, die Welle war kurz davor meinen Körper zu überkommen.
Dann ging im letzten Fenster, dem von Robert, ein Licht an. Er stand vor der Scheibe. Sein Penis war steif, aber er hielt ihn nicht in seiner Hand. Ich glaube, er musste sich gar nicht befriedigen, die Szene war ausreichend. Er ejakulierte gegen das Glas. Er hatte unser Spiel begriffen und ich erinnerte mich an meine eigene Fantasie ihm gegenüber. Ich hörte nicht mit dem Streicheln meiner sehr feuchten Vulva auf bis auch ich die Ekstase erreichte. Die Funktionärin kam zur selben Zeit. In Atemnot versuchte ich diesen Augenblick in mein Gedächtnis einzubrennen, mich für immer an diesen zerstörerischen Effekt erinnern. Das wofür ich alles hinter mir lassen könnte.
*
Ich verliere das Gleichgewicht, jemand hält mich immer noch am Arm. Es ist ein Wächter, der genauso unruhig ist, wie seine anderen Kollegen in dieser Intervention. Ich habe keine Ahnung wo er mich hinführen möchte, die Ausgänge schließen sich im Rhythmus der Schüsse. Die Abtrünnigen schlachten den Widerstand und die Menschen ab, die versuchen zu fliehen.
Ich bin verstört vor so viel Gewalt. Die Wahrheit kommt ans Licht: Die Abtrünnigen sind nicht nur Gespinste Belgrames, um die Bevölkerung folgsam zu machen oder um den Paidi Gutenachtgeschichten zu erzählen. Sie sind echt und sie sind furchteinflößend. Sie würden den Einwohnern keine Möglichkeit bieten die Arena zu verlassen, oder Menschen wie mich überleben lassen. Ich verspüre kein Bedürfnis in ihre Augen zu schauen, die ich mir voller Hass vorstelle. Der Kampf blendete sie.
Vor ein paar Wochen noch hätte ich eine von ihnen sein können. Ich hatte die gleichen Ideale, den gleichen Freiheitswillen, die Belgrame uns nicht erlaubte. Aber ich hatte mich dazu entschieden nach Liebe zu streben, statt andere Menschen umzubringen. Während ich beobachte wie sie ihre Rache ausüben indem sie Unschuldige opfern, bereue ich meine Entscheidung nicht. Wenn sie auf diese Weise Belgrame stürzen, die Macht ergreifen und die Funktionäre ihrer Macht berauben wollen, würden sie es so wahrscheinlich schaffen. Aber sie wären dann genauso grausam wie der LeXuS selbst. Obwohl… Hatten sie überhaupt eine andere Wahl als Gewalt anzuwenden?
Der Wächter führt uns vor einen Geheimgang, der zum Verstauen der toten Körper während des Praegressus diente. Ich hatte gesehen wie vier Leichen dorthin transportiert wurden, sobald eine der Prüfungen abgeschlossen gewesen war. Es war eine vielversprechende Idee gewesen, aber die Abtrünnigen sperren uns den Weg ab. Der Eingang ist verriegelt und einer der Abtrünnigen stürzte sich auf uns. Ich schließe die Augen.
*
Nach meinem verwirrenden sowie perversen Casting bekam ich die Nachricht, dass meine Kandidatur angenommen wurde. Ich war völlig aus der Fassung. Robert schien mehr denn je darauf zu bestehen, dass wir uns treffen sollten, und ich konnte nicht mehr ablehnen. Er hatte mir in diesem dunklen Raum seine Waffe gezeigt, seine Stellung als Direktor stand in perfekter Harmonie mit seinem mir zu Ehre steifen Penis. Ich musste nur drei Wochen lang im Distrikt O bleiben. Ich genoss eine gewisse Freiheit, meine Kennziffer als Kandidatin war nicht auf meiner Uniform abgedruckt. Ich konnte sein wer ich wollte. Ich hörte auch nichts von Fred und den Paidi. Vielleicht hatte man meinen Tod inszeniert bevor die Garde vor Ort ankam?
Ich fing an diese ruhige Lebensweise als Geflüchtete zu genießen. Fast alles war mir erlaubt und ich wunderte mich, dass Robert nicht in mein Zimmer geplatzt war, um mich nach Gefallen zu bitten. Wahrscheinlich hatte ich mich in ihm geirrt, als ich ihm unehrliche Intentionen unterstellte. Jetzt war ich bereit ihm meinen Körper anzubieten, bereit meine Freiheit gegen das Recht, vom Praegressus zurückzutreten zu tauschen, doch er war unauffindbar. Wegen der Gerüchte über meine falsche Gefangenschaft sicherlich. Ich wartete geduldig. Ich erinnerte mich gut an den Augenblick in dem mich die Rechtsgarde abholte, um mich in Bezirk IV zu transferieren. Den für die Kandidaten.
Die Informationen waren flüchtig und ungenau. Wir würden die Etappen und die Regeln dieser Ausgabe live mit den Zuschauern erfahren. Ich warf einen Blick auf das Outfit, das für viele, und vielleicht auch für mich, das letzte wäre, dass sie jemals tragen würden. Eine weiße Bluse aus einem leichten Stoff auf dem das Wappen Belgrames aufgenäht war. Ich hatte gedacht, dass unsere Nummer sichtbar seien würde, damit man uns aus dem Publikum heraus identifizieren konnte. Aber nein. Wir waren Unbekannte, die in eine verrückte Menge geworfen wurden, die nach Unterhaltung und großen Gefühlen strebte.
Am Ende der Aufführung, und am Vorabend des Wettkampfs, bekamen wir ein spezielles Abendessen. Nicht wie das der Todgeweihten: Belgrame hatte ein wahrhaftiges Festessen organisiert, um uns zu ehren. Daxine, die berühmte Animateurin des Praegressus, wahrscheinlich seit der ersten Ausgabe, machte den Vorsitz. Wir waren ein wenig wie Helden, die Stars der Stadt. Wir waren der Mittelpunkt des Spektakels. Ich würde diese wenigen Stunden genießen, um die kommenden zu vergessen.
Die Stimmung war seltsam. An diesem riesigen Tisch sitzend, der mit zahlreichen köstlichen Speisen gesprenkelt war, waren alle Kandidaten sehr freundlich. Aufgeregt und fröhlich. War es wegen des Lampenfiebers? Um bis zu diesem Punkt zu kommen, musste man ziemlich verrückt und mutig sein. Von uns zehn würde am Ende nur noch einer übrig bleiben, und wir hatten alle die verrückte Idee, dass es wir seien würden. Ich war mir sicher, dass man nichts mehr zu verlieren hatte, wenn man einwilligte, in dieser Arena zu kämpfen. Die Kandidaten waren nicht nur Rivalen um den Ruhm, sie waren auch hoffnungslos. Ich beäugte sie alle, einen nach dem anderen. Wir hatten uns nicht einander vorgestellt und unsere Zuordnung hatten wir bei Ankunft im Distrikt IV verloren. Konsumenten? Partner? Arbeiter? Wer war meine größte Konkurrenz?
Wir stellten keine Fragen. Stattdessen schlürften wir Wein und täuschten Sorglosigkeit vor. Es war mein erstes Glas und wahrscheinlich auch das letzte meines Lebens. Ich genoss den Rausch, der sich in mir ausbreitete. Am liebsten hätte ich nie aufgehört zu trinken. Ich fühlte mich unter dem Einfluss des Alkohols viel eher in der Lage zu kämpfen. Aufgeregter und zu allem bereit.
Und dann erschien Robert Festord, gefolgt von zwei Funktionären in ihren traditionellen Uniformen. Auch sie schienen in Feierlaune. Wir erhoben uns, wie Soldaten warteten wir auf die Ankündigung. Es gab immer eine, wenn sie auftauchten.
Es gab zwei.
Robert Festord, den ich liebevoll betrachtete, da ich an unsere spezielle Bindung dachte, die er jedoch ignorierte, ergriff das Wort:
„Dieses Jahr haben wir einen ganz besonderen Kandidaten. Einen Ehrengast würde ich sogar sagen.“
Ich errötete. Ich hatte keine Ankündigung über mich erwartet, vor allem, da man mich dazu aufgefordert hatte diskret zu bleiben.
„Don, da du zu den Funktionären gehörst, bist du die Sensation des Praegressus. Du wirst im Mittelpunkt stehen. Verstehen sie, ein Funktionär setzt seine Position aufs Spiel um zu beweisen, dass in Belgrame alles möglich ist. Falls er den Praegressus gewinnt, darf er einen Distrikt wählen, oder sogar in seinem bleiben.“
Stille folgte Roberts Worten. Wir waren sprachlos. Es war absurd! Ein Funktionär stellte sein Leben auf Spiel. Handelte es sich um einen Trick? Don sagte nichts und stand stolz vor uns. Sein Blick war starr auf die Wand gerichtet. Ich beobachtete seine pochende Schläfe und seinen zugepressten Mund, bemerkte seine harten Züge. Er war hübsch. Es schien offensichtlich, dass er Funktionär war. Er hatte die Statur und die Ausstrahlung dazu.
Die zweite Ankündigung erweckte weniger Aufruhr, obwohl sie uns direkt betraf. In diesem Jahr hatten die Veranstalter des Praegressus drei ganz neue Aufgaben vorbereitet. Aber wir würden sie nicht alleine antreten. Wir würden in Zweierteams kämpfen. Ein Team würde dank der Kompetenz und der Stärke jedes Mitglieds siegen. Ich war verdutzt und wusste nicht, ob das eine gute oder schlechte Neuigkeit war. Die Teams würden am Tag selbst entschieden werden und live von Daxine angekündigt. Dieses Jahr würde es also zwei Gewinner geben.
Anschließend führte man uns eine Kapsel mit Gift in unsere Brust ein. Den Überlebenden würde diese danach rausoperiert. Wenn wir verloren, wirkte sie jedoch unverzüglich und sorgte für einen sofortigen Tod. Mir lief es kalt den Rücken herunter und ich überlegte kurz, mich dagegen zu wehren. Der Schmerz war nichts im Vergleich mit der Angst. Ich ging zu Bett. Ich schlief ohne zu Träumen und wachte kurz vor der Arena auf.
*
„Einwohner und Einwohnerinnen von Belgrame, ich heiße Sie ganz herzlich zu dieser Jubiläumsausgabe des Praegressus willkommen. Mit großer Freude und Stolz begrüßen wir Sie in dieser Arena. Heute werden Sie außergewöhnlich Aufgaben miterleben und wundervolle Kandidaten kennenlernen. Es geht los! Gepriesen sei der LeXuS! “
Den Rest hörte ich gar nicht. Ich war bei den anderen Kandidaten und versuchte meinen Atem zu kontrollieren. Wir trugen alle eine weiße Bluse, die zur gleichen Zeit Belgrame aber auch die Nichtigkeit repräsentierte. Ich hatte Lampenfieber und die Arena schien mir riesig. Wir waren dazu aufgefordert worden gegenüber der Tribüne Platz zu nehmen, auf der Daxine moderierte. Drei riesige Bildschirme ermöglichten es den Zuschauern uns besser im Blick zu haben. Ich suchte nach der Deko für die Aufgaben, aber es schien keine zu geben. Ich fühlte mich winzig und aufgegeben. Aber ich hatte keine Angst mehr. Ich war bereit.
Daxine erklärte das, was Robert ausgelassen hatte. Die Teams wurden ausgelost und auf den Bildschirmen angezeigt. Die Zuschauer klatschten und eine Wache packte mich, um mich zu meinem Teampartner zu bringen. Es war Don. Unsere Rivalen schienen verblüfft. Komischerweise war ich erregt und fand ihn noch anziehender als am Vorabend. Jetzt waren wir ein Team. Er ergriff meine Hand. Ich zuckte zusammen. Bis jetzt bin ich mir sicher, dass er es nicht geplant hatte. Er hatte Angst gehabt und seine Menschlichkeit war durchgedrungen.
Die Aufgaben wurden eine nach der anderen erklärt werden. Die Regelungen würden für die drei Etappen gleichbleiben. Die Stoppuhr war auf zehn Minuten programmiert, die Zeit in der wir Lust unterworfen wären. Das Ziel: sie kontrollieren, überkommen oder dem Gegner bescheren. Zwischen zwei Aufgaben würde es eine Pause geben, um den Überlebenden die Möglichkeit zu geben, ihre Fassung zu sammeln. Schließlich wurde angekündigt, dass die Bindung zwischen den Partnern verpflichtend war. Wenn einer verlor, waren beide dran. Wir würden zusammen sterben.
Ich zitterte, aber wagte es nicht, Don erneut zu berühren. Auch wenn ich ein gutes Gefühl dabei hatte. Ich versuchte mein Vertrauen in die Sachen zu stecken, die ich im Griff hatte. Wir blickten uns kurz in die Augen und schauten dann hoch zu den Bildschirmen und warteten darauf, dass die erste Aufgabe angekündigt wurde.
Belgrame hielt den Atem an, als die Schrift „NOMEN LIGNEA“ angezeigt wurde.
Dann zwang uns der Lärm in der Arena dazu, still zu bleiben. Die Wachen der Rechtsgarde waren an jedem Ausgang positioniert und überwachten uns. Der Boden begann zu beben und öffnete sich inmitten der Arena. Fünf riesige Holzbuchstaben schossen aus der Erde, dank eines Mechanismus, den ich nicht zu verstehen versuchte. Sie bildeten das Wort LeXuS. Ich war erschüttert. Es gab einen Buchstaben für jedes Team. Spanngurte, Fesseln und Trittbretter waren am Holz angebracht. Die Schreie der Zuschauer wurden allmählich leiser, während die Wächter auf uns zukamen. Ein Teammitglied würde an einen Buchstaben festgemacht, während der andere am folgenden Buchstaben den Verführer spielen würde, um gegen ein Gegnerteam anzutreten. Unsicherheit ergriff mich, aber Don gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass er der Aufgabe gewachsen war. Mit ausgestreckten Armen und Beine versuchte ich, alles um mich rum zu vergessen, außer dieses neue Verlangen, das ich egal was es kostete, kontrollieren musste.
Mein Verführer hieß Jared, wir hatten am Vorabend ein paar Wörter gewechselt. Offenbart, nackt und mit Sensoren geschmückt, fühlte ich mich unbesiegbar. Der Gongschlag ertönte und ich atmete tief ein. Wir mussten unseren Höhepunkt so lange wie möglich herauszögern. Dazu hat Belgrame ein ausgearbeitetes System entwickelt: Die Sensoren entdecken Orgasmen und sobald sie einen meldeten, starben die Teammitglieder automatisch. Vergiftet. Ich wusste, dass Don alles in seiner Kraft Stehende tun würde, um seine Unterworfene zum Höhepunkt zu führen, und dass meine Rivalin versuchen würde, nicht zu kommen. Auf diesem riesigen Kreuz festgeschnallt schloss ich die Augen. Ich war bereit.
Ich fühlte, wie man mir die Brüste leckte. Sofort. Ich zuckte zusammen. Die Lust war entfacht, diese Zone war bei mir sehr sensibel und ich hoffte, dass mein Verführer sich nicht daran aufhalten würde. Mir war es in meiner Position unmöglich, meine Schenkel zusammenzupressen und ich entschied mich also dazu, leise einzuatmen. Gefesselt zu sein intensivierte meine Erregung. Mich dieser Perversion hinzugeben, ließ mich feucht werden. Ich hielt mein Stöhnen zurück. Jared, der auf das Podest gestiegen war, das ihm zur Verfügung stand, drang zuerst mit seinem Zeigefinger und dann mit seinem Mittelfinger in meine Vagina ein, die ich willkommen hieß. Er fingerte mich ein paar Sekunden lang und legte anschließend seinen Daumen auf meine schon angeschwollene Klitoris. Ich verlor die Kontrolle. Wie sollte ich widerstehen? Ich versuchte an andere Sachen zu denken, aber es war vergeblich. Jared gab sich viel Mühe. Er wanderte mit seinen Lippen zu meinem Bauch, den er zärtlich küsste. Er schaute mich nicht an. Dann legte er seinen Mund auf meine Vulva, die Berührung löste ein Kribbeln in mir aus. Ich war unter Strom. Er leckte mich stoßweise, es war anders, als das was ich von Otfield gewöhnt war. Fast schrie ich. Ich musste mich zurückhalten, um seinen Bewegungen nicht zu folgen. Instinktiv krümmte ich mich, ich wagte es nicht, einen Blick auf Don zu werfen. Wenn Jared fortfuhr würden wir beide sterben. Er drang mit seiner Zungenspitze in mich ein, ich war Feucht von seinem Speichel und meinem Ausfluss. Ich sah seinen erigierten Penis, der mir noch mehr Lust gab. Jared hörte nicht auf, davon überzeugt, dass er meine Schwachstelle gefunden hatte. Er würde mich in den siebten Himmel führen. Wortwörtlich.
Das erste Team hatte verloren. Das zweite folgte ihnen in Sekundenschnelle. Die Sensoren hatten ihre Orgasmen gemeldet. Nur wenige Momente länger, und es hätten wir sein können. Einer der Verführer hatte sich nicht davon abhalten können, einen tödlichen Höhepunkt zu verschaffen. Seine Macht zu nutzen. Die Glocke läutete das Ende der ersten Prüfung und man, kam um die leblosen Körper der Unterworfenen, die am S gefesselt war, und den ihres Partners am Boden zu entsorgen.
Ich hatte die Hoffnung, eine Atempause zu bekommen und mich nach dem Tod der vier Kandidaten zu sammeln. Innerhalb des letzten Tages waren sie zu bekannten Gesichtern geworden. An ihre Namen erinnerte ich mich nicht. Und dennoch schaute ich zu, wie sie mit einem kleinen Wagen von den Wächtern abgeholt wurden.
Instinktiv ging ich zu Don. Ich wollte nicht die Aufmerksamkeit der Rechtsgarde auf uns ziehen und so blieb ich still, statt ihn zu beglückwünschen. Er war begabt, wenn es darum ging, andere zu erregen, auch wenn er nicht der einzige hier war. Arbeiter gab es keine in der Arena, das machte die Aufgabe fairer.
Sechs. Wir waren nur noch sechs, die sich in der nächsten Aufgabe gegenüberstehen würden. Falls wir einen Fluchtversuch unternahmen, würde die Rechtsgarde auf uns schießen oder unsere Kapsel aktivieren.
„POSTERUM AMORE“.
Der Titel war sehr verstörend. Dieses Mal würden Don und ich zusammen bleiben. Zwei andere Kandidaten würden in der nächsten Viertelstunde sterben. Dieses Rennen gegen die Zeit verängstigte mich. Aber wir vertrauten einander.
Wir erwarteten eine noch ungeheurere Show als die vorherige. Und das war auch der Fall. Zwei Männer und eine Frau erschienen am Haupteingang. Ihre Kleidung, oder besser gesagt, das Fehlen an Kleidung, verblüffte mich, und ihre Ungeniertheit beeindruckte mich. Sie begrüßten nicht das Publikum, aber betrachteten lustvoll die Tribünen. Dennoch entdeckte ich keinen Ausdruck in ihren Augen. Ich erriet wer sie waren, oder besser gesagt was sie waren, noch bevor Daxine es ankündigte.
Diese Androide, mit einer irritierenden Menschlichkeit versehen, würden uns in dieser Aufgabe begleiten. Als Team mussten wir sie in der vorgeschriebenen Zeit zum Höhepunkt führen. Es gab ein strenges Punktezählsystem, und wir selber mussten unsere Lust in Schach halten. Daxine erläuterte, dass alle Sinne der Roboter intensiviert waren, und dass es unsere Aufgabe war, sie alle gekonnt zu stimulieren, um diese Runde zu gewinnen. Das erste Team, das selber zum Höhepunkt kam, oder das Team, das es nicht schaffte, seinen Roboter zum Höhepunkt zu führen, würde sterben. Wie mussten all unsere Kenntnisse nutzen, um die Lust des anderen zu entfachen und so unser eigenes Leben zu retten. Aber hier ging es um künstliche Intelligenz, die keiner von uns beherrschte. Ich zweifelte kurz an mir, doch Don schien selbstsicher und erfahren.
Die Rechtsgarde schickte ihre Wächter, um uns mit Sensoren auszustatten. Unseren Kenntnissen nach waren sie ähnlich den Sensoren, die im Distrikt I bei den Arbeitern in der Ausbildung eingesetzt wurden. Die Androide wurden einer nach dem anderen vorgestellt: Jin, Brixte und Chan. Ich bemerkte, dass sie Kennziffern hatten und somit weniger anonym waren als wir. Es war mir jetzt klar, wir existierten in dieser Arena nicht mehr.
Der Wächter führte uns zu unserem Android. Don und ich sollten mit Jin antreten. Die einzige Frau des Trios. Don bestätigte, dass er Erfahrung mit diesen Individuen hatte, aber konnte mir nicht mehr dazu verraten. Betten wurden in die Arena getragen. Wir sollten aus Instinkt handeln und es wurde uns verboten sie zu küssen. Wir sollten unseren Android vor den anderen Teams zum Höhepunkt führen. Ich versuchte mich an alle Möglichkeiten zu erinnern, die ich aus meiner wenigen Erfahrung ziehen konnte. Als der Gong erklang, packte mich Don und warf mich auf die Matratze. Er würde sich nicht an Jin ranmachen, er kannte diese Technologie und war der Überzeugung, dass dieser humanoide Roboter lieber der Show zuschaute. Es würde ihn jedoch nicht davon abhalten mitzumachen. Wir würden sie einbeziehen müssen, wir hatten nur eine Chance. Unsere Rivalen hatten sich gleich auf den Android gestürzt. Ich schaute nicht zu ihnen. Trotz der Situation blieb Don unerschüttert konzentriert und seine Bewegungen erregten mich. Er war atemberaubend! Mein Körper bebte vor Lust, ihm unterworfen zu sein. Er machte keine Umwege und spreizte meine Beine mit einer gekonnten Geste. Ich schloss die Augen, vergaß, warum wir überhaupt hier waren. Don drang in mich ein. Ich zuckte zusammen. Ich war schon feucht und hielt ihn an der Taille fest. Er drang tiefer in mich ein und schaute dabei auf Jin. Die Show gefiel ihr. Das Punkteglas, das mit den Sensoren verbunden war, füllte sich und zeigte so ihre Erregung. Es war unser einziger Orientierungspunkt. Er lächelte und flüsterte mir etwas zu, das ich nicht verstand. Ich wünschte mir, dass er mich weiter nahm, ohne mich darum kümmern zu müssen, was um mich herum geschah. Ich ergriff Jins Hand und legte sie auf meine Brüste. Ihre Haut, die nicht so glatt war wie die eines Menschen, erinnerte mich daran, dass sie ein Android war, egal wie menschlich sie aussah. Für Zuschauer wäre es nicht erkennbar. Ich hörte wie ihre Melder piepsten, als sie meine Brüste streichelte, sie ihre Umrisse sanft berührte. Konnte sie feucht werden? Ich musste es überprüfen und zog sie auf mich. Ihr Atem schien menschlich und ich wollte mit ihrer Zunge spielen. Ich hielt mich zurück, was meinen Frust erhöhte. Jin vertiefte ihren Blick in meinen.
Ihre Menschlichkeit war verwirrend. Ich berührte ihre Wange, hielt mich davon ab sie zu küssen. Das Punkteglas füllte sich weiter. Ich riss mich zusammen, während Don mich mit Lust verwöhnte. Ich zog Jin auf mein Gesicht. Sie war überrascht, aber folgte dennoch meinen Anweisungen. Mit meinen Fingern glitt ich zwischen ihre äußeren und dann in ihre inneren Venuslippen. Sie waren perfekt und alles schien so wirklich. Ihre Vulva war sehr feucht, ich hatte die Antwort auf meine Frage. Ich dachte an die Zeit, die verging und hörte, wie wir weiterhin Punkte sammelten. Ich streckte meine Zunge und leckte kurz ihre Scheide, die angeschwollen vor Erregung war. Ich entdeckte ihre Klitoris und liebkoste sie leidenschaftlich. Es war mein erstes Mal, und wahrscheinlich das letzte. Jin atmete aus und stöhnte dann heftig, sodass alle unsere Konkurrenten es hörten. Die Punkte sickerten weiter in das Glas. Wir führten das Rennen und ich verfolgte meine Anstrengungen, um unseren Androiden zum Höhepunkt zu bringen. Don ließ mir keine Pause aber war vorsichtig genug auf mein Signal zu warten, um in mir zu kommen. Ich spürte wie Jins Vulva sich anspannte und eine warme Flüssigkeit ohne Geschmack in meinen Mund lief.
Ich hörte das Läuten, wir hatten es geschafft.
Aber es gab nur eine Explosion. Eine riesige Explosion, die alles ins Schwanken brachte. Der Boden bebte.
*
Der Wächter wird vor meinen Augen erschossen. Der bewaffnete Abtrünnige hat ihm keine Chance gelassen. Der Tod macht mir keine Angst mehr, aber das Blut, das auf meine Füße fließt, ekelt mich an. Ich werde fast ohnmächtig. Ich schließe die Augen. Ich bin als nächste dran. So wollte ich nicht sterben. Und dabei kenne ich das Gefühl, ins Nichts springen zu wollen. Dieses Mal würde es wirklich passieren. Ich habe keine Lust, den Abtrünnigen anzuflehen oder mein Recht auf Leben rechtfertigen zu müssen.
Ich bin bereit.
„Nein! Stopp!“
Der Schrei verebbt. Plötzlich packt man mich am Arm und wirft mich auf den Boden, kurz bevor eine Explosion neben mir ertönt. Wie viele hatte es schon gegeben? Wie viele würde es noch geben, bevor alles zerstört wäre?
Ich bin überrascht, ich sehe Don, der auf mir liegt, gegenüber ist der Abtrünnige, der seine Waffe von uns weg richtet. Die Szene ist übernatürlich und ich habe das Gefühl, dass der Praegressus nie existiert hat. Ich klammere mich an Don fest, Tränen kullern über meine Wangen. Sie haben den Geschmack von Grausamkeit. Es sind sicherlich meine ersten Tränen seit Jahren. Der Abtrünnige hat ein gebräuntes Gesicht, von einer Sonne, die es in Belgrame nicht gibt. Ich nehme mir die Zeit, seine feinen und unregelmäßigen Züge zu beobachten. Seine Soldatenuniform stand im Kontrast zu seiner Statur. Er war nicht die Art Mann, die kämpfte, er war kein Wächter.
Ich warte darauf, dass er etwas sagt, dass er mit Don interagiert. Aber beide mustern sich, betrachten sich. Sie kennen sich, es ist eindeutig. Hatte ihn Don erkannt bevor er sich zu meiner Rettung auf mich stürzte? Sein Ausdruck liefert mir keine Antwort. Ich schaue sie beide an und klammere mich noch fester an Don. Er drückt mich immer noch gegen sich aber sein Blick ruht auf dem Mann, der uns in die Falle gelockt hatte. Die Stille zwischen uns ist wie eine Blase, die uns vom Chaos um uns herum abschottet.
„Du darfs mich umbringen, ich verdiene es und deswegen bin ich heute auch hier. Aber nicht sie“, sagt er.
– „Trotz all dem was der LeXuS dir beigebracht hat, und trotz allem was du mir entwendet hast, bist du dazu fähig zu lieben?“, antwortet der Abtrünnige.
– „Ich bereue was dir passiert ist, Pold. Zerstöre Belgrame und mich mit ihr, wenn du möchtest. Aber nimm sie mit dir mit.“
Ich löse mich von Don, ich war überrascht von diesem Angebot, an das ich nicht gedacht hatte. Ich habe erraten, dass Pold der Führer der Abtrünnigen ist, die diese Stadt, aus der sie alle kommen, zerstören und niederbrennen. Welcher Hass konnte so tief sitzen, dass er es wert war, Unschuldige zu töten? Hätte ein Attentat auf Distrikt O nicht die gleiche Wirkung gehabt?
Ich habe plötzlich die Hoffnung, dass dieses Gespräch die Gemüter stillt, dass Pold den Befehl gibt, aufzuhören, dass er die Schießerei sofort stoppen würde. Ich will, dass sie die unschuldigen Überlebenden befreien. Aber das war nur symbolisch. Wir existierten nirgendwo. Weder in Belgrame, weder bei den Abtrünnigen. Es gibt nur diese Menschlichkeit zwischen Don und Pold, die mich in die Realität zurückruft. Und wenn wir alle zusammen gingen? Don würde die Zeit haben, sich zu entschuldigen.
In der Ferne sehe ich, wie ein Wächter auf uns zukommt. Er hat Pold entdeckt und bereitet sich darauf vor, ihn niederzuschießen. Und danach? Was würde aus uns werden? Der Gedanke nach Belgrame zurückzukehren, obwohl ich die Möglichkeit habe, alles hinter mit zu lassen, erschreckt mich. Ich kann mein Schicksal noch ändern.
Pold zielt mit seiner Waffe auf Don. Ich habe nur einen kurzen Augenblick um zu entscheiden. Don retten, Pold retten, mich retten, alle retten oder niemanden. Es ist sicherlich die letzte Hürde unserer Leben. Die, die der Praegressus nicht vorgesehen hatte.