Читать книгу A2-B1 - Der Mond war Zeuge - Volker Borbein - Страница 6
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Samstag – 8 Uhr
Ludwig Tieck, Direktor des Brüder Grimm-Museums, liegt im Bett und träumt. In seinem Traum geht er in einem tiefen dunklen Wald mit hohen Tannen1 spazieren. Der Spaziergang macht ihn müde. Er legt sich unter einen mächtigen2 Baum. Wenig später schläft er ein. Plötzlich erblickt er ein großes Tier vor sich. Es sieht aus wie ein riesengroßer Wolf3. Es hat Augen wie aus Feuer und große scharfe Zähne. Ludwig schreit um Hilfe. Ohne Erfolg. Niemand hört ihn in dem Wald. Er will weglaufen. Ohne Erfolg. Er kann seine Beine nicht bewegen. Wie gelähmt4 liegt er auf dem Rücken. Der große Wolf stürzt5 sich auf ihn. Ludwig spürt den heißen Atem und blickt in die feuerroten Augen und …
Das Klingeln des Telefons befreit Ludwig Tieck von seinem Albtraum6. Für einige Sekunden weiß er nicht, wo er sich befindet. Langsam steht er auf, geht in das Badezimmer und duscht kalt. Ludwig Tieck ist nervös. Ein Gedanke geht ihm auch beim Frühstück nicht aus dem Kopf: Rotkäppchen. „Hoffentlich ist der Traum kein schlechtes Zeichen für die Ausstellung“, denkt Ludwig Tieck laut.
Zum ersten Mal wird das Originalmanuskript „Rotkäppchen“ der Brüder Grimm während der Kasseler Museumsnacht der Öffentlichkeit vorgestellt. Um 17 Uhr wird die Ausstellung offiziell eröffnet. Ein langer, anstrengender Tag liegt vor dem Museumsdirektor.
Genau vor einem Jahr, am ersten Samstag im September, nahmen über hunderttausend Menschen an der Museumsnacht teil. Es gab viel zu sehen und zu hören: Straßenmusik, Chöre, Tanzgruppen, Akrobaten, Pantomimen. Bei herrlichem Wetter warteten Menschen geduldig auf den Eintritt in die Museen. Ein Volksfest.
Ludwig Tieck freut sich auf die Museumsnacht, er hat gleichzeitig eine unerklärliche Angst. Was der Traum wohl zu bedeuten hat?
1 hoher grüner Baum
2 groß und stark
3 wildes Tier, das wie ein großer Hund aussieht
4 ohne Bewegung
5 plötzlich und schnell auf jemanden zukommen
6 schlechter Traum