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KAPITEL | 1

12. August

Petra von der Aue guckt auf die Küchenuhr. Es ist 21.30 Uhr, als sie ein Geräusch hört. Ihr Mann kommt nach Hause. Endlich! Sie freut sich. Sie haben sich den ganzen Tag noch nicht gesehen. Ihr Mann ist früh aufgestanden. Er ist Politiker. Sie teilt mit Enthusiasmus seine politischen Ideen. Beide kommen aus einem konservativen Elternhaus. Und er sieht immer noch sehr gut aus: groß, blonde Haare, und besonders gefallen Petra seine grünen Augen.

Heute ist ihr achter Hochzeitstag. Deshalb hat Petra ein Festessen vorbereitet und den Tisch im Esszimmer festlich gedeckt. Sie freut sich riesig. Ob ihr Mann ein Geschenk mitgebracht hat? Vielleicht das Armband, das sie im Juweliergeschäft in der Oberen Königstraße1 gesehen haben? Oder die Ohrringe aus der Wilhelmstraße2? Das Geschenk für ihn, eine Taschenuhr, hat sie in der Serviette auf dem Teller versteckt3.

Jürgen von der Aue geht direkt in sein Arbeitszimmer, ohne seine Frau zu begrüßen. Ein gutes Zeichen. Er holt bestimmt das Geschenk. Jeden Moment muss die Tür aufgehen. Sie wartet. Nichts. Sie wird unruhig. Findet er das Geschenk nicht? Was ist los?

Petra geht leise zum Arbeitszimmer. Die Tür ist geschlossen. Sie hört, dass ihr Mann telefoniert. Er spricht leise. „Hör mir genau zu … Nein, jetzt nicht … Ich bin zu Hause … Ich melde mich morgen von meinem Büro aus. Dann können wir offen reden … Ich dich auch.“ Petra hört, wie er den Hörer auflegt. Sie geht schnell in die Küche zurück. Ihr ist plötzlich schlecht.

In den letzten Wochen hat er sich sehr merkwürdig4 verhalten. Mal war er fröhlich, mal war er traurig. Jeden Tag ging er immer früher von zu Hause weg und kam immer später zurück. Petra hatte mehrere Male versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Ohne Erfolg.

Bis vor Kurzem hatten sie immer über alles miteinander gesprochen: über Zukunft, Träume, Kinder und Karriere. Sie wohnen in einer Villa in der Brabanter Straße5. Die Villa ist schön, doch Petra von der Aue fühlt sich im Moment hier nicht wohl. Das Haus ist kalt und sie und Jürgen lachen nicht mehr zusammen. Bis vor Kurzem war er pünktlich und brachte Blumen mit. Hat er ihr heute zum Hochzeitstag rote Rosen mitgebracht? Petra liebt ihn, doch liebt Jürgen auch sie? Sie weiß es nicht. Es wird bestimmt ein schöner Abend. Entschlossen atmet sie aus.

Die Küchentür öffnet sich: „Ich bin’s“, sagt er. Das sagt er immer, wenn er nach Hause kommt.

1 Geschäftsstraße in der Innenstadt www.kassel.de

2 Geschäftsstraße in der Innenstadt www.kassel.de

3 nicht zeigen

4 seltsam

5 Straße im Ortsteil Wilhelmshöhe

A2-B1 - Jeder ist käuflich

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