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Оглавление[10][11]1. Max Weber und seine Zeit – Leben und Werk
1.3 Das wissenschaftliche Werk Max Webers – Ein Überblick
1.1 Lebenslauf
Max Weber wird 1864 in Erfurt geboren. Die Mutter, Helene Fallenstein-Weber, entstammt einer ursprünglich hugenottischen Familie. Sie ist christlich-karitativ orientiert und entwickelt einen ausgeprägten Sinn für soziale Probleme. Der Vater, Max Weber sen., wächst in einer westfälischen Industriellen- und Kaufmannsfamilie auf, schlägt aber eine politische Laufbahn ein. Er wird besoldeter Stadtrat, zunächst in Erfurt. Ab 1869 ist er Stadtrat in Berlin. Über viele Jahre vertritt er zudem die Nationalliberale Partei als Abgeordneter im Preußischen Landtag (1868–1882, 1884–1897) und im Deutschen Reichstag (1872–1884). Im Elternhaus von Max Weber in Berlin-Charlottenburg verkehren die Größen der Nationalliberalen Partei wie Rudolf von Bennigsen und Johannes von Miquel, aber auch führende Historiker wie Theodor Mommsen, Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke.
Max Weber nimmt 1882 ein Studium in Heidelberg (Rechtswissenschaft, Nationalökonomie, Geschichtswissenschaft, Philosophie) auf. Nach zwischenzeitlichem Militärdienst wechselt er 1884 an die Universität Berlin. 1889 promoviert er über die Entwicklung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. 1892 schließt er seine Habilitation über das Thema Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht ab. Max Weber beginnt also zunächst als Rechtshistoriker und der juristische Einfluss bleibt in seiner akkuraten, ja geradezu peniblen Definition wissenschaftlicher Begriffe sichtbar. Er wird in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen und ist kurzzeitig Anwalt am Berliner Kammergericht.
1894 erlangt Weber eine Professur für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg. Seine wissenschaftlichen Interessen haben sich inzwischen in Richtung Nationalökonomie verlagert. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Fächergrenzen nicht so strikt gezogen und Weber hat in seiner Promotions- und Habilitationsarbeit auch wirtschaftswissenschaftlich relevante Fragen behandelt.
1893 heiratet Max Weber die 21-jährige Marianne Schnitger. Sie entwickelt sich zu einer in wissenschaftlichen Angelegenheiten kongenialen Partnerin und veröffentlicht 1926 eine Biographie über den verstorbenen Ehegatten. Die Ehe bleibt kinderlos. Marianne Weber avanciert zu einer bedeutenden Frauenrechtlerin. Sie bekleidet von 1919 bis 1923 das Amt der ersten Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauenvereine [12]und wird als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei in die badische Nationalversammlung gewählt. Sie veröffentlicht mehrere Bücher zu frauenpolitischen Fragen (vgl. Meurer 2010).
1896 erhält Max Weber einen Ruf auf den Heidelberger Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaften; er wird bis über seinen Tod hinaus das akademische Milieu der Neckarstadt mitprägen. Doch 1898 fällt er in eine tiefe Krise, die vier Jahre andauert und sein Leben danach beeinträchtigt. Zwischen 1898 und 1902 vermag er kaum wissenschaftlich zu arbeiten. Er gibt schließlich 1903 seine Professur krankheitsbedingt auf und führt die Existenz eines Privatgelehrten, der von Vermögen und Erbschaften lebt. Sein Haus oberhalb des Neckars wird in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sonntags regelmäßig zum Treffpunkt Heidelberger Intellektueller.
In der Heidelberger Zeit verfasst Weber, von Lehr- und Prüfungsverpflichtungen befreit, seine bedeutendsten Werke, so Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Weber wird 1904 Mitherausgeber des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, [13]das sich rasch zur wichtigsten sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift des deutschsprachigen Raums entwickelt. Er übernimmt zudem die Herausgeberschaft des wichtigen Sammelwerks Grundriss der Sozialökonomik, für das er auch einige Beiträge verfasst. Nach Webers Tod stellt seine Witwe diese Beiträge mit anderen Manuskripten zu dem Band Wirtschaft und Gesellschaft zusammen, der lange Zeit als Hauptwerk Max Webers gilt.
Biografische Daten zu Max Weber
1864 | Max Weber wird als ältestes von acht Kindern des späteren nationalliberalen Reichstags- und Landtagsabgeordneten Max Weber sen. (1836–97) und seiner Frau Helene (1844–1919) geboren. |
1882–1886 | Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg und Berlin |
1889 | Promotion |
1892 | Habilitation |
1894 | Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Freiburg |
1896 | Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Heidelberg |
1898–1902 | Krankheit und Arbeitsunfähigkeit; längere Aufenthalte in Italien, in der Schweiz und auf Korsika |
1902–1914 | Privatgelehrter in Heidelberg; 1903 krankheitsbedingte Aufgabe der Professur |
1904 | Übernahme der Redaktion des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, gemeinsam mit Edgar Jaffé und Werner Sombart |
1909 | Übernahme der Redaktion des Sammelwerks Grundriss der Sozialökonomik |
1914–1915 | Disziplinaroffizier der Reservelazarettkommission in Heidelberg |
1918 | Lehrstuhl für Nationalökonomie, Universität Wien |
1919 | Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie, Universität München |
1920 | Weber stirbt am 14. Juni an einer Lungenentzündung |
1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Weber wird Disziplinaroffizier bei der Reservelazarettkommission in Heidelberg, wo er bis Ende 1915 mehrere Lazarette einrichtet und kommandiert. Danach scheidet er aus dem aktiven Dienst aus. 1918 lehrt Weber in Wien, 1919 übernimmt er den Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der Universität München. Am 14. Juni 1920 stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung.
1.2 Max Weber und seine Zeit
In die Lebenszeit Max Webers fallen wichtige politische, ökonomische und soziale Entwicklungen und Ereignisse, die seine Biografie und sein wissenschaftliches Werk beeinflussen.
1871 wird das Deutsche Reich gegründet.
Im frühen 20. Jahrhundert führen Demokratisierungsbestrebungen in vielen europäischen Staaten zu schweren politischen Konflikten.
In Deutschland erfolgt der Übergang von der vorindustriellen Agrargesellschaft zur kapitalistischen Industriegesellschaft.
Die kapitalistische Industrialisierung erzeugt ein wachsendes Proletariat. In diesem Zusammenhang entsteht die »soziale Frage«, welche die materielle Not der Arbeiter, ihre harten Arbeitsbedingungen, die ungenügende Absicherung gegen Krankheit, Invalidität, Alter und Tod betrifft.
Von 1914 bis 1918 tobt der Erste Weltkrieg, der mit der Niederlage des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten endet und in die Novemberrevolution mündet.
Im späten 19. Jahrhundert treten verstärkt modernitätskritische und lebensphilosophische Strömungen auf.
1.2.1 Die Gründung des Deutschen Reichs
1870 kommt es zum Deutsch-Französischen Krieg, der mit einer Niederlage Frankreichs endet. Noch während des Krieges wird in Versailles am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich gegründet und der preußische König Wilhelm zum deutschen Kaiser proklamiert. Die Begeisterung im liberalen deutschen Bürgertum kennt keine Grenzen und der preußische Ministerpräsident und neue Reichskanzler Otto v. Bismarck, [14]der Architekt der Einigungspolitik, wird zur Kultfigur. Ein starker deutscher Nationalismus prägt die Kultur des Kaiserreichs.
Davon ist auch Max Weber ergriffen. Dies wird exemplarisch deutlich in seiner Rede Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik, die er zum Antritt seiner Freiburger Professur im Jahr 1895 hält. Darin problematisiert er die zunehmende »Polonisierung« der preußischen Randprovinzen im Osten und fordert, die deutschen Grenzen für Polen zu schließen und deutsche Bauern zwecks Germanisierung im deutschen Osten anzusiedeln. Er fordert, die Volkswirtschaftslehre in den Dienst nationaler Machtpolitik zu stellen und die Wirtschaftspolitik an den Interessen des deutschen Nationalstaats auszurichten. »Nicht Frieden und Menschenglück haben wir unseren Nachfahren mit auf den Weg zu geben, sondern den ewigen Kampf um die Erhaltung und Emporzüchtung unserer nationalen Art.« (GPS, S. 14) Daran könnten auch internationale Wirtschaftsformen nichts ändern: »So ist auch die volkswirtschaftliche Gemeinschaft nur eine andere Form des Ringens der Nationen miteinander […].« (GPS, S. 14)
Das sind starke nationalistische Töne, wie sie in dieser Zeit im deutschen Bürgertum durchaus gängig sind. Entsprechend unterstützt Weber grundsätzlich die imperiale Machtpolitik des Deutschen Reichs, quasi als geschichtliche Konsequenz der Reichsgründung. Gleichwohl bleibt er in kritischer Distanz zur Regierungspolitik und zu Kaiser Wilhelm II. und er steht auch der »Beweihräucherung« von Reichsgründer Bismarck kritisch gegenüber.
Max Weber über Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik
«[…] die Machtinteressen der Nation sind, wo sie in Frage gestellt sind, die letzten und entscheidenden Interessen, in deren Dienst ihre Wirtschaftspolitik sich zu stellen hat, die Wissenschaft von der Volkswirtschaftspolitik ist eine politische Wissenschaft. Sie ist eine Dienerin, nicht der Tagespolitik der jeweils herrschenden Machthaber und Klassen, sondern der dauernden machtpolitischen Interessen der Nation.« (Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, 1895, in: GPS, S. 14)
1.2.2 Demokratisierung von Staat und Gesellschaft
Die Verfassung des neu gegründeten Deutschen Reichs von 1871 führt das allgemeine gleiche Wahlrecht (für Männer) ein, aber die Befugnisse des Parlaments sind beschränkt. Es steht keineswegs im Zentrum des politischen Systems, wie es in einer modernen Staatsverfassung sein sollte. Vielmehr kann der Kaiser nach Gutdünken den Reichskanzler und die Minister ernennen. Außerdem sind bestimmte Bereiche, [15]insbesondere das Militärwesen, dem Zugriff des Reichstags entzogen. Immerhin jedoch besitzt dieser ein Budgetrecht, darf also über den Haushalt mitentscheiden.
Aber auch sonst in Europa schreitet in den 1870er Jahren der Prozess der Demokratisierung wenig voran. Zwar gibt es in den west- und mitteleuropäischen Staaten Parlamente, aber ihre Kompetenzen sind ebenfalls beschränkt und sie müssen diese mit aristokratisch besetzten Ersten Kammern teilen. Nach wie vor dominieren in Europa die traditionellen Eliten: Adel, Militär, Kirche, Ministerialbürokratie, unterstützt von einem Teil des Großbürgertums.
Doch das ändert sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. In den west- und nordeuropäischen Ländern werden die Ersten Kammern entmachtet, die Macht des Königs wird auf repräsentative Funktionen beschränkt, die Privilegien von Adel und Militär werden reduziert, das allgemeine und gleiche Wahlrecht wird eingeführt (Frauen noch ausgenommen). Sogar das zaristische Russland, das rückständigste Staatswesen des Kontinents, erhält nach der Revolution von 1905 eine Verfassung, wenn auch mit minimalen Rechten für das Parlament. Die politischen Reformen gehen einher mit sozialpolitischen Reformen, getragen von der reformistischen Arbeiterschaft und dem liberalen Bürgertum.
In Deutschland geht es mit politischen Reformen jedoch nicht recht voran, was Weber bedauert. Nach wie vor behalten Kaiser, Adel und Militär die Führung in der Gesellschaft. Der Adel hat jedoch aus Webers Sicht jegliche konstruktive Funktion verloren und ist herabgesunken zu einer Interessengemeinschaft, die um größtmögliche Subventionen für die Landwirtschaft kämpft und den Weg zu einer modernen kapitalistischen Gesellschaft blockiert. Große Teile des Bürgertums versuchen Werte und Lebensstil des Adels nachzuahmen, anstatt selbstbewusst und entschlossen die Führung in der Gesellschaft zu übernehmen. Die revolutionäre Arbeiterschaft träumt von einem sozialistischen Staat, anstatt im Bündnis mit reformbereiten Teilen des Bürgertums energisch politische und gesellschaftliche Reformen voranzutreiben. Unter diesen Umständen hält sich Webers politisches Engagement in Grenzen. Er befürwortet eine Modernisierung des politischen Systems nach westlichem Muster – nicht, weil Demokratie ihm als Wert viel bedeutet, sondern weil er in ihr die Voraussetzung für ein leistungsfähiges System sieht, das in der Lage ist, die imperialen Interessen des Deutschen Reichs zu verfolgen.
Max Weber über sich selbst
»Ich bin ein Mitglied der bürgerlichen Klassen, fühle mich als solches und bin erzogen in ihren Anschauungen und Idealen.« (Der Nationalstaat und die Volkerwirtschaftspolitik, 1895, in: GPS, S. 20)
[16]1.2.3 Agrargesellschaft oder kapitalistische Industriegesellschaft
1776 erfindet James Watt die Dampfmaschine. Sie löst in Großbritannien die industrielle Revolution aus, die bald darauf auf Kontinentaleuropa übergreift. 1798 wird die erste Dampfmaschine in Deutschland installiert. In den 1830er und 1840er Jahren breitet sich das kapitalistische Fabriksystem – Produktion mit Lohnarbeitern unter Einsatz von Dampfmaschinen – in der Rheinprovinz, in Berlin und in Sachsen aus. Ab etwa 1850 verbreitet es sich über das ganze Land. Die Historiker datieren heute die Zeit zwischen 1850 und 1914 als Übergangsphase zwischen Agrar- und Industriegesellschaft. Für die Zeitgenossen ist das nicht unbedingt so deutlich. Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sind weite Teile Deutschlands vom Industriesystem wenig erfasst, insbesondere die Gebiete östlich der Elbe bleiben agrarisch geprägt. Es gibt also einen gewerblich-industriellen Westen und einen agrarischen und feudal-paternalistischen Osten. Um 1900 wird in Deutschland noch eine ernsthafte Diskussion darüber geführt, ob Deutschland ein Industrie- oder Agrarland sei bzw. sein solle.
Webers Position in dieser Frage ist eindeutig. Die Industrialisierung, und zwar unter einem kapitalistischen Produktionsregime, ist unaufhaltbar. Anlässlich seiner Untersuchung über die ostelbischen Landarbeiter Anfang der 1890er Jahre (vgl. Kap. 1.3) erkennt er, dass der Kapitalismus die entscheidende Kraft auch des sozialen Wandels im agrarischen Ostelbien ist. Weber will daher 1904, als er die Redaktion des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik mit übernimmt, den modernen Kapitalismus zum zentralen Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften machen.
Max Weber über den Agrarkapitalismus
»Überall aber finden wir eine gemeinschaftliche Erscheinung als Ergebnis der Situation: wo nicht auf die Dauer Zerschlagung in Kleinbetriebe oder Verödung als Weiderevier eintreten soll, da besteht die Notwendigkeit umfassender Steigerung der Kapitalintensität und eines Wirtschaftens unter kaufmännischen Gesichtspunkten, wie sie der traditionelle Grundherr im Osten nicht kannte. Mit anderen Worten: an die Stelle der Grundaristokratie tritt – mit oder ohne Personenwechsel – mit Notwendigkeit eine landwirtschaftliche Unternehmerklasse, die sich in ihren sozialen Charakterzügen von den gewerblichen Unternehmern prinzipiell nicht unterscheidet.« (Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter, 1894, in: GASW, S. 476 f.)
[17]1.2.4 Kapitalismus, Sozialismus und soziale Frage
Im März 1871 erheben sich die Pariser Arbeiter und vertreiben den Stadtmagistrat. Sie richten eine eigene Verwaltung ein, ein sozialistisches Regime. Zwar schlagen französische Regierungstruppen den Aufstand nach einigen Wochen blutig nieder, aber die Pariser Kommune, wie man sie nennt, wird von den Herrschenden aufmerksam registriert – als Menetekel eines möglichen zukünftigen politischen und gesellschaftlichen Umsturzes.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst in Deutschland und Europa die Arbeiterschaft rasch an. Die Lebensverhältnisse sind schwierig, ja erbärmlich, die Löhne so niedrig, dass Kinder- und Frauenarbeit an der Tagesordnung sind. Die Wohnverhältnisse in den schnell errichteten Arbeitervierteln der entstehenden Großstädte sind trostlos und ungesund. Es entsteht, wie die Pariser Kommune angezeigt hat, eine revolutionär gestimmte Arbeiterbewegung; die Arbeiterparteien, z. B. die Sozialdemokratie in Deutschland, gewinnen rasch Mitglieder und Wähler. Unter diesen Bedingungen macht man sich in den Regierungen und im wohlhabenden Bürgertum Gedanken, wie man einer möglichen gesellschaftlichen Umwälzung durch das Proletariat entgegenwirken könne. Als geeignetes Mittel erscheinen in Deutschland – neben politischer Repression – sozialpolitische Reformen. 1872 gründet Gustav Schmoller (1838–1917), der führende Nationalökonom im Deutschen Reich, den Verein für Sozialpolitik, in dem Wissenschaftler, hohe Beamte und Politiker zusammentreffen. Ziel des Vereins ist, gegen den heftigen Widerstand im liberalen Bürgertum soziale Reformen durchzusetzen. Um eine zielgenaue Politik betreiben zu können, lässt er Untersuchungen zur Lage einzelner sozialer Gruppen durchführen.
Max Weber schließt sich Gustav Schmoller und dem Verein für Sozialpolitik an und führt 1891 die schon erwähnte Untersuchung zur Lage der ostelbischen Landarbeiter durch. Sein Eintreten für soziale Reformen ist nicht so sehr von karitativen oder ethischen Motiven getragen. Er hält diese vielmehr wegen der Strukturveränderungen des industriellen Kapitalismus für notwendig und im Sinne nationaler Machtpolitik für angezeigt. Für einen Erfolg deutscher imperialer Machtpolitik, wie Weber sie befürwortet, erscheint eine Integration der deutschen Arbeiterschaft in die Gesellschaft vorteilhaft, wenn nicht sogar unabdingbar.
1.2.5 Weltkrieg, Friedensschlüsse, Revolutionen
Am 1. August 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. In allen beteiligten Ländern (v. a. Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, England, Russland) kommt es zu Manifestationen der Kriegsbegeisterung, die auch vor den Gelehrten nicht Halt macht. Angesehene Professoren stellen sich mit nationalistischen Schriften, welche die Kriegsmotivation wecken und aufrechterhalten sollen, »in den Dienst des Vaterlandes«. [18]In Deutschland unterzeichnen im Jahr 1915 1347 Professoren und Intellektuelle eine Denkschrift, die einen Frieden mit umfangreichen Gebietsgewinnen in West und Ost fordert (Radkau 2005, S. 710 f.).
Demgegenüber verhält sich Max Weber relativ moderat, auch wenn er den Krieg als »groß und wunderbar« begrüßt (Marianne Weber 1989, S. 530). Er interpretiert den Krieg vor allem als ein Gemeinschaftserlebnis, das die Klassengesellschaft zu überwinden und die nationale Gemeinschaft herzustellen vermag. Er gehört zur Minderheit der deutschen Professoren, die einer indirekten Imperialpolitik – die Hegemonie über kleinere, noch zu gründende Staaten in Osteuropa – aufgeschlossen gegenüber steht, aber in einer Gegen-Denkschrift vor Annexionen warnt.
Weber ist im ersten Kriegsjahr als Disziplinaroffizier für die Heidelberger Lazarette aktiv, was seine Arbeitskraft voll absorbiert. Nach Dienstende Ende September 1915 (im Zuge einer Umorganisation des Heidelberger Lazarettwesens) scheitern seine Ambitionen, in der Berliner Ministerialbürokratie eine Anstellung zu finden. So zieht er sich 1916 wieder nach Heidelberg zurück und verfasst religionssoziologische Aufsätze. Außerdem tritt er als Vortragsredner und Verfasser von Zeitungsartikeln und Denkschriften hervor.
Das Deutsche Reich unterliegt seit Kriegsbeginn einer Blockade durch die englische Flotte und es geht 1916 um die Frage, ob es einen unbeschränkten U-Boot-Krieg gegen das britische Mutterland führen soll. Das könnte auch zu Versenkungen von US-Schiffen führen und den Kriegseintritt der neutralen USA an der Seite der Entente provozieren. Weber warnt, u. a. in einer Denkschrift, die auch den Kaiser erreicht und beeindruckt, vor einem uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Anders als viele Generäle und Professoren, welche die Kampfeskraft der USA für gering erachten, schätzt Weber, der 1904 einige Wochen das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bereiste, deren ökonomisches und militärisches Potential realistisch ein. Nach längerem Tauziehen in der politischen und militärischen Führung setzt das Deutsche Reich schließlich auf den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der, gepaart mit diplomatischen Ungeschicklichkeiten, am 6. April 1917 zum Kriegseintritt der USA führt.
Webers Prognose, dass damit der Krieg verloren sei, bewahrheitet sich im folgenden Kriegsjahr. Das wachsende Übergewicht der Gegner und der Zusammenbruch der deutschen Verbündeten veranlassen die Führung des Deutschen Reichs, um Waffenstillstand zu bitten. Bei den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Versailles 1919, der einem Diktat der Siegermächte gleichkommt, zählt Weber zur deutschen Delegation.
Webers Versuche, in der Weimarer Republik eine politische Karriere zu starten, scheitern. Die linksliberale Deutsche Demokratische Partei setzt ihn auf einen aussichtslosen Listenplatz. An der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung ist er beratend beteiligt. Er plädiert für eine starke Stellung des Reichspräsidenten. Sein unerwarteter Tod im Juni 1920 beendet alle politischen Ambitionen.
[19]1.2.6 Die »Kulturkrise« um die Jahrhundertwende
Im 19. Jahrhundert herrschen in Deutschland und Europa ein optimistisches Geschichtsverständnis und eine zuversichtliche Haltung gegenüber der heraufziehenden Moderne vor. Diese Tendenz wird in Deutschland durch die Reichseinigung und die Prosperitätsphase der »Gründerjahre« noch verstärkt. Selbst Karl Marx, der sich mit den Schattenseiten des modernen Kapitalismus auseinandersetzt, lobt die progressive Kraft der Bourgeoisie, welche die Produktivkräfte vorantreibe und da -mit letztlich dem Sozialismus und Kommunismus als höheren Geschichtsstufen den Weg bereite. Viele Arbeiter leben in der Hoffnung auf einen sozialistischen »Zukunftsstaat«. Im Bürgertum ist im 19. Jahrhundert die aufklärerische Vorstellung, dass Geschichte ein Fortschrittsprozess in Richtung auf immer größere Vernünftigkeit, Selbstbestimmung des Menschen und Beherrschung der Natur sei, noch weit verbreitet.
Um 1890 ändert sich die kulturelle Großwetterlage. Zwar verschwindet der Fortschrittsoptimismus, gespeist durch technische Innovationen und imperiale Erfolge, nicht, aber in bürgerlichen, insbesondere in intellektuellen Schichten macht sich daneben eine andere Stimmung breit. Es ist die Zeit, in der sich der moderne Kapitalismus mit all seinen Begleiterscheinungen augenfällig durchsetzt, Großstädte mit großen Arbeiterquartieren wie Pilze aus dem Boden schießen und Großorganisationen an Bedeutung gewinnen. Dies alles wirft Fragen auf: Sind die Massen – oder die Menschen in der Masse – wirklich vernünftig und rational oder sind sie nicht eher unberechenbar, irrational und triebgesteuert? Geht mit der städtischen Zivilisation nicht der Bezug zur Natur verloren? Schafft die Moderne wirklich Freiheit oder bedeutet das Leben in der Großorganisation nicht eher Zwang? Welch einen Typus von Mensch bringen die neuen Lebensformen hervor? Führt die moderne Zivilisation, wie z. B. Emile Durkheim befürchtet, zur »Anomie«?
Diese Stimmung bringt besonders der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) zum Ausdruck, der die Tugenden eines saturierten, selbstzufriedenen Bürgertums kritisiert und in heroisierender Manier die »Umwertung aller Werte« fordert. Nietzsche propagiert Stärke (als Selbstzweck), Aristokratismus und Schönheit. Der Wert einer Kultur bemesse sich nicht nach dem Durchschnitt, sondern nach den höchsten Exemplaren des Menschentums. Entsprechend forderte er den »neuen Menschen« bzw. »Übermenschen«. Er distanziert sich vom Fortschrittsoptimismus des 18. und 19. Jahrhunderts und sieht die Gegenwart von einer tiefen Krise der europäischen Kultur bestimmt. Ausdruck dieser Kulturkrise sind für Nietzsche unter anderem die Arbeiterbewegung, der Sozialismus und die Sozialpolitik. Er stellt ebenso das Christentum, immer noch die kulturelle Leitfigur der Zeit, radikal in Frage, aber auch den zunehmend arbeitsteiligen, sich spezialisierenden Wissenschaftsprozess, besonders den »antiquarischen« Charakter historischer Forschung, welche die aktuellen Lebensfragen ignoriere.
[20]Weber teilt das Unbehagen an der Moderne und bringt es in eindringlichen Worten zum Ausdruck. »Fachmenschen ohne Geist, Genussmenschen ohne Herz«, »eisernes Gehäuse der Hörigkeit«, »Käfig« – so charakterisierte er den modernen Menschen und seine Welt (vgl. Kap. 6.5). Er schätzt Nietzsches Bedeutung hoch ein. Überhaupt bestimmen aus seiner Sicht Marx und Nietzsche das geistige und wissenschaftliche Leben seiner Zeit.
Max Weber über die Bedeutung von Marx und Nietzsche
»Die Redlichkeit eines heutigen Gelehrten, und vor allem eines heutigen Philosophen, kann man daran messen, wie er sich zu Nietzsche und Marx stellt. Wer nicht zugibt, dass er gewichtigste Teile seiner eigenen Arbeit nicht leisten könnte, ohne die Arbeit, die diese beiden getan haben, beschwindelt sich selbst und andere. Die Welt, in der wir selber geistig existieren, ist weitgehend eine von Marx und Nietzsche geprägte Welt.« (überliefert vom Neffen Eduard Baumgarten 1964, S. 554 f.)
Weber versteht seine kritische Einstellung zur Moderne allerdings als persönliches Werturteil, über das mit den Mitteln der Wissenschaft nicht entschieden werden könne. Vor allem aber betont er, im Gegensatz zu vielen kulturkritisch Bewegten, dass der moderne industrielle Kapitalismus samt der ihm innewohnenden Lebensformen nicht rückgängig gemacht werden könne. Neoaristokratische und neoromantische Strömungen seiner Zeit, etwa der Kreis um den Dichter Stefan George, erscheinen ihm daher illusionsbehaftet, soziologisch unaufgeklärt und auf Dauer dem Untergang geweiht.
Weber macht sich die Kritik Nietzsches an den historischen Wissenschaften zu eigen. Er ist ebenfalls der Ansicht, dass diese Gefahr liefen, zunehmend antiquarisch und lebensfremd zu werden. Oberstes Ziel seines Konzepts einer historischen Sozialwissenschaft [21]ist es daher, den Weg zu einer »lebensbedeutsamen« Wissenschaft zu weisen. Sie soll ausgehen von den Werten der Gesellschaft und des Wissenschaftlers und damit das in den Fokus nehmen, was wirklich wichtig erscheint, wie z. B. der moderne Kapitalismus (vgl. Kap. 2).
Politische Positionen Max Webers
Machtpolitik und wirtschaftliche Interessen der deutschen Nation als Leitwert
Modernisierung des politischen Systems vom monarchischen Konstitutionalismus hin zur parlamentarischen Demokratie, um imperiale Interessen des Deutschen Reichs rational verfolgen zu können
Moderne kapitalistische Industriegesellschaft als Entwicklungsperspektive des Deutschen Reichs
Aktive Sozialpolitik, um innere Spannungen abzubauen und eine Konzentration der Kräfte auf die imperiale Konkurrenz zu gewährleisten
1.3 Das wissenschaftliche Werk Max Webers – Ein Überblick
Das komplexe, Disziplinengrenzen überschreitende Werk Webers lässt sich im Sinne einer systematisierenden Einführung in folgende Arbeitsbereiche untergliedern (vgl. Kaesler 2003):
rechtsgeschichtliche Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Antike und des Mittelalters,
empirische Untersuchungen im Auftrag des Vereins für Sozialpolitik, die die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage des wilhelminischen Kaiserreichs betreffen,
methodologische Arbeiten zur konzeptionellen Begründung historisch-sozialwissenschaftlicher Forschung,
religionssoziologische Arbeiten,
soziologische Arbeiten in systematisierender Absicht (Wirtschaft und Gesellschaft),
Beiträge zur politischen Publizistik.
1.3.1 Rechtsgeschichtliche Studien
Im Hinblick auf Webers rechtsgeschichtliche Arbeiten sind zunächst dessen wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten hervorzuheben. Bereits in diesen Schriften wird sein sozial-ökonomisches Interesse an der Herausbildung der kapitalistischen Wirtschaftsform deutlich.
In seiner Dissertation Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter (1889) untersucht Weber die rechtlichen und sozioökonomischen Begleitumstände der historischen Entwicklung des Kapitalismus. Ihn interessiert insbesondere die Frage, welche römischen und germanischen Rechtsvorstellungen die Trennung von Familienund Betriebsvermögen beeinflusst und zur Herausbildung der kapitalistischen Handelsgesellschaften im späten Mittelalter beigetragen haben. Im Rahmen seiner agrarhistorisch-juristischen Habilitation Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht (1891) behandelt er den Zusammenhang zwischen dem römischen Agrarkapitalismus und der rechtlichen Institution des Privateigentums. Anhand des politisch umkämpften Rechtsinstituts des »öffentlichen Landes« sucht Weber den Wandel vom Gemein- zum Privateigentum historisch nachzuzeichnen. Diese rechtshistorischen Forschungsergebnisse stellt er in seinem 1896 veröffentlichen [22]Aufsatz Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur in umfassendere historische Zusammenhänge.
Weber vertritt die These, dass der Untergang des römischen Weltreichs im Zuge der Einfälle germanischer Barbaren nicht durch die Dekadenz der römischen Kultur und Gesellschaft, sondern durch die Beendigung der römischen Expansionskriege seit dem ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. verursacht worden sei. Die Befriedung des römischen Imperiums habe dazu geführt, dass dem römischen Agrarkapitalismus die erforderlichen billigen Arbeitskräfte fehlten. Dies wiederum, so Weber, bewirkte einen einschneidenden ökonomischen Wandel (Stärkung der Naturalwirtschaft), der grundlegende sozialstrukturelle Folgen gezeitigt habe (z. B. Auflösung von Verwaltung, Heer und städtischer Kultur). Diese historischen Darlegungen arbeitet er später in den verschiedenen Auflagen seines Artikels Agrarverhältnisse im Altertum (1897, 1898, 1909) für das Handwörterbuch der Staatswissenschaften zu einer vergleichend angelegten Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Altertums aus.
1.3.2 Empirische Untersuchungen für den Verein für Sozialpolitik
In den 1890er Jahren ist Weber auch mit Studien zur Sozial- und Wirtschaftsverfassung des Deutschen Kaiserreichs befasst. In ihnen thematisiert er die Lage der deutschen Landarbeiter und der Industriearbeiter. Auch die Börse ist Gegenstand seines Interesses. Diese Beiträge zeigen, dass Weber immer eine Doppelrolle einnimmt. Er versteht sich als empirisch arbeitender Wirtschafts- bzw. Sozialwissenschaftler und zugleich als tagespolitisch engagierter Publizist. Wissenschaftliche Erkenntnis und politisches Handeln sind für ihn zwei Seiten einer Medaille.
Im Auftrag des Vereins für Sozialpolitik unter der Leitung von Gustav Schmoller und Adolph Wagner übernimmt Weber die Auswertung und Deutung einer empirischen Erhebung über die Lage der ostelbischen Landarbeiter. Wirtschaftspolitisch steht diese Erhebung in Zusammenhang mit Kontroversen, die sich am Agrarprotektionismus des Kaiserreichs entzünden. So fordert der Bund der Landwirte als Vertreter der preußischen Großgrundbesitzer eine Aufrechterhaltung der bisherigen Getreideschutzzollpolitik, deren Ziel es ist, die heimischen Agrarproduzenten vor der Konkurrenz billiger Getreideimporte zu schützen. Die SPD hingegen tritt für eine Abschaffung der Schutzzölle ein, um so die Lebenshaltungskosten der Arbeiterschaft zu verringern. Politisch überlagert wird dieses Problem von den Migrationsbewegungen in den ostelbischen Gebieten. Weil die deutschstämmige Bevölkerung abwandert, erlaubt die Regierung auf Drängen der Großgrundbesitzer hin die Einwanderung polnischer Saisonarbeiter, was im Kontrast zur bisherigen Kolonisierungspolitik des Kaiserreichs steht. Dadurch erhält die Landarbeiter-Studie ihre politische Brisanz.
Im Zuge der Arbeit an dieser Studie rückt für Weber die Bedeutung der Börse für die Preisbildung auf dem nationalen und internationalen Getreidemarkt der kapitalistischen [23]Weltwirtschaft in den Blickpunkt. Zeigen die Ergebnisse der Landarbeiter-Studie für Weber die sozialstrukturell und kulturell auflösende Wirkung des modernen Kapitalismus, lässt sich anhand der Börse als Institution des modernen Großhandelsverkehrs die dem Kapitalismus inhärente Veränderungsdynamik dokumentieren: Die Einrichtung der Börsen hat wesentlich den weltweiten Handel und die internationale Marktverflechtung forciert. In seinen Veröffentlichungen (1894, 1896) sucht Weber daher mit politisch-didaktischem Akzent über die Entwicklungsgeschichte der Börse sowie deren grundlegende volkswirtschaftliche Funktion aufzuklären.
Die gesellschaftlichen Folgen der zunehmenden Industrialisierung des deutschen Kaiserreichs thematisiert Weber schließlich in verschiedenen Untersuchungen zur Lage der Industriearbeiter. Zum Kernbestand seiner in der Zeit zwischen 1908 und 1912 fertiggestellten Arbeiten gehört eine im Auftrag des Vereins für Sozialpolitik unter dem Titel Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie (1908) veröffentlichte Untersuchung zur Industriearbeiterschaft. Insbesondere mit Blick auf die Lebensbedingungen der Industriearbeiter geht Weber der Frage nach, welche Auslese- und Anpassungsprozesse die Beschäftigung in der großindustriellen Produktion für die Arbeiter mit sich bringt. Es geht ihm darum, die Bedeutung des großindustriellen Kapitalismus für die zukünftige gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung insbesondere des Deutschen Reichs herauszuarbeiten. Begleitend diskutiert er in einer Aufsatzfolge unter dem Titel Zur Psychophysik der industriellen Arbeit (1908/09) die einschlägige Literatur zum Thema. Wesentlicher Zweck seines »Literaturberichts« ist es, die von ihm diskutierten neueren naturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Forschungsansätze einer methodologischen Reflexion zu unterziehen. Dieses Vorgehen betrachtet er als eine notwendige Voraussetzung dafür, die künftige sozialwissenschaftliche Erforschung der Berufs- und Arbeitseignung der Industriearbeiterschaft konzeptionell zielführend voranzubringen.
1.3.3 Methodologische Arbeiten
In seinen methodologischen Arbeiten seit 1903 geht Weber der Frage nach, wie verschiedene kulturwissenschaftliche Disziplinen, wie Ökonomie und Geschichte, aber auch das neue, universitär noch nicht etablierte Fach der Soziologie, als Erfahrungswissenschaften im »strengen Sinne« betrieben werden können. Erfahrungswissenschaftliche Forschung heißt dabei für den kantianisch geschulten Weber, mit Hilfe wissenschaftlicher Begriffe eine »denkende Ordnung der empirisch gegebenen Wirklichkeit« herzustellen (vgl. Kap. 2). Unter dem Sammelbegriff der Kulturwissenschaften fasst er diejenigen Disziplinen, die die Vorgänge des menschlichen Lebens unter dem Gesichtspunkt ihrer Kulturbedeutung betrachten. Inwieweit einzelne kulturwissenschaftliche [24]Disziplinen systematisierend und verallgemeinernd oder eher historisch-individualisierend ausgerichtet sind, hängt für Weber von den spezifischen Wert- bzw. Erkenntnisinteressen des Wissenschaftlers ab. Er selbst bevorzugt eine grundlegend historisch-individualisierende Ausrichtung (vgl. Kap. 2).
Welche wissenschaftslogischen Beiträge sind unter den Arbeiten Webers besonders hervorzuheben? Zum einen sind die zwischen 1903 und 1906 unter dem Titel Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie im Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich erschienenen Studien zu nennen. In ihnen versucht Weber die logischen Schwächen der Forschung der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie herauszuarbeiten und zugleich eine theoretisch tragfähigere Neuausrichtung nationalökonomischer Forschung voranzubringen. Für ihn bedeutet dies insbesondere, in Abgrenzung von Schmoller über die wirtschaftsgeschichtliche Einzelforschung hinauszugehen. Zugleich lehnt er die verbreitete Entgegensetzung von theoretischer (Carl Menger) und historischer Nationalökonomie (Gustav Schmoller) als wissenschaftslogisch irreführend und unproduktiv ab (vgl. Kap. 2.1).
Zum zweiten ist der 1904 publizierte programmatische Aufsatz Die »Objektivität« sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis zu berücksichtigen, den Weber anlässlich seines Eintritts in die Redaktion des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik verfasst. Seine wissenschaftstheoretischen Überlegungen sind konzeptionell wiederum darauf gerichtet, zu klären, inwieweit auch die sozialwissenschaftliche Forschung auf eine strenge erfahrungswissenschaftliche Grundlage zu stellen ist. Als das Arbeitsgebiet sozialwissenschaftlicher Forschung definiert er die wissenschaftliche Erforschung der kulturellen Bedeutung der »sozialökonomischen Struktur des menschlichen Gemeinschaftslebens«, wobei gemäß seines dezidiert historischen Erkenntnisinteresses deren jeweilige »historischen Organisationsformen« in den Blick rücken müssen.
Im zugehörigen Geleitwort entwickelt Weber zusammen mit den Mitherausgebern Werner Sombart und Edgar Jaffé die Grundzüge eines interdisziplinär ausgerichteten sozialwissenschaftlichen Forschungsvorhabens. Es solle sich dem »grundstürzenden Umgestaltungsprozess« widmen, der das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Gegenwart bestimme und das Erleben der Zeitgenossen zutiefst präge. Die Dynamik der wirtschaftlichen und kulturellen Umbrüche lässt sich für Weber und seine Mitherausgeber nur aus der »weltgeschichtlichen Tatsache« des »Vordringens des Kapitalismus« erklären, der die gegenwärtige »Geschichtsepoche« bestimme. Diesen Zusammenhang wollen sie im Sinne einer historisch-sozialwissenschaftlichen Zeitdiagnose genauer untersuchen. Erst durch genaue sozialwissenschaftliche Aufklärung sei in handlungspraktischer Absicht eine verlässliche Orientierung möglich. Um die spezifische kapitalistische Entwicklungsdynamik in Wirtschaft und Kultur der Gegenwart zu verstehen und zu erklären, müsse die sozialwissenschaftliche Zeitdiagnose zudem durch historische Forschungen unterstützt werden.
[25]Zum dritten sind Webers 1906 erschienenen kritischen Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik Zur Auseinandersetzung mit Eduard Meyer und Objektive Möglichkeit und adäquate Verursachung in der historischen Kausalbetrachtung hervorzuheben. In ihnen versucht er das für die Nationalökonomie und die Sozialwissenschaft relevante historische Forschungsinteresse insgesamt auf eine erfahrungswissenschaftlich tragfähige Grundlage zu stellen. Weber wendet sich gegen das objektivistische Wissenschaftsverständnis und das Verstehenskonzept, wie es in der damaligen deutschen Geschichtswissenschaft verbreitet ist. Diese beschränkt ihr Forschungsinteresse auf Staat und Politik und lehnt begriffliches Denken und theoretische Generalisierung ab. Zur genuin historischen Methode hat sie das Verstehen erklärt (vgl. Kap. 2.1).
Für einen Historiker wie etwa Leopold v. Ranke ist die Geschichte von willensmäßigen Handlungen erfüllt, die als Ausdruck des Geistes aufzufassen sind. Da Ranke den Menschen als Manifestation Gottes betrachtet, kann er den subjektiven menschlichen Geist und den objektiven göttlichen Geist als zusammenhängende Einheit begreifen. Der sich in der Geschichte manifestierende Geist bzw. die in der Geschichte wirkenden »Ideen« sind damit dem einfühlenden Verstehen des Historikers (»divinatorisches Verstehen«) prinzipiell zugänglich. Dagegen betrachtet es Weber als dringende Aufgabe, die, wie er es bezeichnet, unverändert gültige »metaphysische Wendung« in der zeitgenössischen geschichtswissenschaftlichen Forschung einer grundlegenden Kritik zu unterziehen. Er will für die historisch arbeitenden Kultur- und Sozialwissenschaften insgesamt die Frage beantworten, was es heißt, »Wissenschaft im strengen Sinne« zu betreiben.
Webers methodologische Texte enthalten zahlreiche wechselseitige Bezugnahmen und sind systematisch dem im Rahmen des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik realisierten, interdisziplinär ausgerichteten sozialwissenschaftlichen Forschungsvorhaben (»Sozialwissenschaft als Wirklichkeitswissenschaft«) zuzuordnen, das auch für die späteren Arbeiten Webers Gültigkeit hat. Dies gilt insbesondere auch für Webers Konzept einer Verstehenden Soziologie (1913), die Konzeptualisierung des idealtypischen Vorgehens sowie für seinen Umgang mit der sozialphilosophisch zentralen Werturteilsfrage (1917).
1.3.4 Religionssoziologische Arbeiten
Webers Schriften zur Religionssoziologie behandeln aus einer historischen Forschungsperspektive die Frage nach den Ursachen, Erscheinungen und Auswirkungen des Kapitalismus und entfalten diese zugleich in typologisierender Absicht. In diesem Zusammenhang ist die unter dem Titel Die protestantische Ethik und der »Geist« des Kapitalismus zwischen 1904 und 1905 im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik veröffentlichte Artikelreihe anzuführen. Ihr stellt Weber 1906 den Aufsatz Kirchen [26]und Sekten ergänzend zur Seite; er wird später in erweiterter Fassung unter dem Titel Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus veröffentlicht.
Ein wesentlicher Ausgangspunkt dieser Arbeiten ist die sozialwissenschaftliche Beobachtung, dass in der wirtschaftlichen Welt Menschen protestantischen Glaubens überproportional vertreten sind. Weber nimmt ferner Bezug auf zeitgenössische Diskussionen, in denen als Ursache für die Entstehung des neuzeitlichen Kapitalismus die wechselseitige Einflussnahme religiöser und ökonomischer Faktoren herausgestellt wird. Wichtig ist auch Werner Sombarts 1902 erschienene Studie Der moderne Kapitalismus, in der dieser die Bedeutung von Calvinismus und Quäkertum für die Entstehung des Kapitalismus betont.
Weber versucht im Anschluss an Sombarts Überlegungen nachzuweisen, dass bestimmte Glaubenssätze protestantischer Glaubensgemeinschaften Normen der Lebensführung und insbesondere eine Wirtschaftsgesinnung (»Berufsmenschentum«) hervorgebracht haben, die das wirtschaftliche Gefüge im Sinne kapitalistischer Strukturen entscheidend verändert und dynamisiert haben. So habe insbesondere der Calvinismus die innerweltliche Askese als besonders wertvolles Verhalten religiös prämiert. Wirtschaftlicher Erfolg wird dabei als ein Zeichen göttlicher Auserwähltheit interpretiert. Diese Glaubensüberzeugung führt laut Weber dazu, dass die »Auserwählten« sich anstrengen, viel und produktiv zu arbeiten und Kapital anzusammeln. Die nichtintendierte Wirkung dieses religiös motivierten Verhaltens besteht also darin, Kapitalbildung und Kapitalismus voranzutreiben. Weber geht daher insgesamt von einem Wirtschaften aus, das vom »frühkapitalistischen Geist« getragenen wird (vgl. Kap. 3).
In den zwischen 1915 und 1919 wiederum im Archiv veröffentlichten Aufsätzen über Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen weitet Weber seine Forschungen zur Entstehung des Kapitalismus auf außereuropäische Religionen aus (z. B. Konfuzianismus, Taoismus, Hinduismus, Buddhismus). Sie dienen u. a. dem Zweck, die heftig kritisierte Protestantismusthese durch komparative Studien zu untermauern.
Weber fragt nun, warum in nichteuropäischen Kulturen kein Kapitalismus nach westlichem Muster entstanden ist (jedenfalls nicht aus sich heraus), obwohl diese zeitweise ein hohes und dem Okzident überlegenes Entwicklungsniveau erreicht haben, wie z. B. China oder die islamische Welt. Er analysiert in idealtypischer Darstellung historische Konstellationen, denen zwei Merkmale fehlen:
1. eine der protestantischen Wirtschaftsethik funktional äquivalente Wirtschaftsgesinnung
2. ein dem okzidentalen Frühkapitalismus vergleichbares Wirtschaftssystem.
Sowohl der Konfuzianismus als auch der Taoismus als kosmozentrische, weltbejahende »politische« Religionen hätten z. B. aufgrund ihrer traditionalistischen Prägung eine Ethik unbedingter Anpassung an die ewige Ordnung des Kosmos formuliert, was die Entstehung einer kapitalistischen Wirtschaftsgesinnung und einer kapitalistischen [27]Wirtschaft okzidentaler Prägung unmöglich gemacht habe. Entsprechende Argumentationsreihen entfaltet Weber auch für die übrigen Weltreligionen. Die Ergebnisse seiner historischen Konstellationsanalysen stützen für ihn die Plausibilität seiner Protestantismusthese: Der okzidentale Frühkapitalismus ist kausal zurechenbar durch die rationale Ethik des asketischen Protestantismus mit verursacht worden (vgl. Kap. 3).
1.3.5 Wirtschaft und Gesellschaft
Das von Weber in seinen Arbeiten über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen bereits verarbeitete Material ist unter dem Titel Religionssoziologie. Typen religiöser Vergemeinschaftung in systematisierender Absicht in einen veränderten Darstellungszusammenhang aufgenommen worden. Der Text bildet ein größeres Kapitel der posthum veröffentlichten soziologischen Textsammlung Wirtschaft und Gesellschaft. Ursprünglich für das mehrbändige Handbuch Grundriss der Sozialökonomik vorgesehen, dienen die religionssoziologischen Passagen überwiegend der soziologischen Systematisierung und Generalisierung. Es ist nicht mehr länger von spezifischen historischen Individuen bzw. Konstellationen die Rede, sondern von Religionen, von religiösem Handeln oder religiöser Ethik im Allgemeinen.
Webers im engeren Sinne soziologische Arbeiten sind heute wesentlich in zwei Textfassungen zugänglich. Zum einen liegt die bereits angeführte Textsammlung Wirtschaft und Gesellschaft vor, ursprünglich herausgegeben von Marianne Weber, später in veränderter Fassung von Johannes Winckelmann. Bis in die 1970er Jahre galt Wirtschaft und Gesellschaft als unbestrittenes Hauptwerk Max Webers; er habe es in etwa dieser Form angestrebt, es sei ihm aber nicht vergönnt gewesen, es zu vollenden. Die Mehrheit der Weber-Forscher ist aber inzwischen der Ansicht, dass Weber ein solches Hauptwerk nie im Sinn gehabt hat. Daher werden in der Max-Weber-Gesamtausgabe die Manuskripte, die in Wirtschaft und Gesellschaft eingegangen sind, einzeln veröffentlicht. Die neuere Weber-Rezeption hat ganz entscheidend von dem Entstehen einer historisch-kritischen Gesamtausgabe der Schriften, Korrespondenz und Vorlesungen Max Webers profitiert. Seit den 1980er Jahren werden sukzessive mit beträchtlichen Forschungsmitteln an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München neue Bände der historisch-kritischen Werkedition herausgegeben. Diese neue Textgrundlage erlaubt es, einen vergleichenden Blick insbesondere auf die historischen Entstehungszusammenhänge der Arbeiten Webers zu werfen.
[28]1.3.6 Beiträge zur politischen Publizistik
Zeit seines Lebens interessiert sich Weber für politische Fragen und Probleme. Er erwägt verschiedentlich, eine politische Laufbahn einzuschlagen. Dies gelingt ihm allerdings nicht. Durch enge Kontakte zu bekannten Politikern (z. B. Friedrich Naumann) ist es ihm jedoch möglich, indirekt Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse zu nehmen. So nimmt er im Winter 1918/19 beispielsweise an den Beratungen zur Weimarer Verfassung und 1919 an den Friedensverhandlungen mit den Alliierten teil. Öffentlichkeitswirksam bezieht er vor allem als politischer Publizist Stellung zu gesellschaftspolitischen Streitfragen und Auseinandersetzungen.
In seinem politischen Denken orientiert sich Weber wesentlich an den »nationalen Interessen« Deutschlands. Diese trägt er in herausfordernder nationalistischer Diktion und Begrifflichkeit zunächst in seiner Antrittsrede Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik von 1895 in die gebildete Öffentlichkeit. Ausgehend von den Ergebnissen der bereits erwähnten Landarbeiter-Studie problematisiert er die Abwanderung der deutschstämmigen Bevölkerung sowie die im Interesse der Großgrundbesitzer von der Regierung erlaubte Einwanderung polnischer Saisonarbeiter. Diese Wanderungsbewegung führe zu einer nicht hinnehmbaren Verletzung der nationalen Interessen Deutschlands. Weber erhebt deshalb drei Forderungen: Bodenankauf durch den Staat, systematische Kolonisierung durch deutsche Bauern sowie die Schließung der östlichen Grenzen. Die Politik habe sich an den Interessen der gesamten Nation und nicht an denen der privilegierten Gruppe der Großgrundbesitzer zu orientieren.
In seinen späteren Schriften tritt Weber für eine weitere Demokratisierung der politischen Verhältnisse in Deutschland ein. Dies lässt sich gut an seinen Beiträgen zur politischen Neuordnung Deutschlands nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ablesen, mit denen er eine Bestandsaufnahme der Lage Deutschlands nach dem verlorenen Weltkrieg vorlegt. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang seine Kritik an der zunehmenden Bürokratisierung der Gesellschaft (»Wilhelminischer Obrigkeitsstaat«) sowie an der gefährlichen Demagogisierung der Politik. Seiner Auffassung nach ist eine stärkere parlamentarische Kontrolle dieser politischen Kräfte erforderlich. Nur so könne der Gefahr entgegengewirkt werden, dass die individuelle Freiheit der einzelnen Bürger und in Folge dessen das demokratische Leben insgesamt unter dem Druck insbesondere der staatlichen Bürokratisierungstendenzen zerstört werden. Für mindestens so bedeutsam erachtet er, dass eine klare politische Leitung der Bürokratie gegeben ist. Erfolgreiche politische Führung, so lässt sich Webers grundlegende politische Botschaft zusammenfassen, muss einen Ausgleich herstellen zwischen den Polen reiner bürokratischer und reiner charismatischer Herrschaft. Nur so könne verhindert werden, dass die blinde Umsetzung von Verwaltungsmechanismen auf der einen Seite und die verantwortungslose Demagogenherrschaft auf der anderen Seite ihre negative politische Wirkung entfalteten (vgl. Kap. 6.4). Webers Beiträge zu der [29]Frage, wie nach dem verlorenen Krieg in Deutschland eine verantwortungsbewusste politische Leitung etabliert werden kann, bewegen sich stets in diesem argumentativen Spannungsfeld. Insbesondere sein Artikel Der Reichspräsident (1919) hat die nachfolgenden politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über die späten politischen Positionen Webers entscheidend bestimmt (vgl. auch Kap. 6.4).
Wichtige Schriften Webers
Gesammelte Politische Schriften, 5. Aufl., hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1988 (= GPS):
Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (1895), S. 1–25.
Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens (1918), S. 306–443.
Politik als Beruf (1919), S. 505–560.
Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1924), 2. Aufl., hg. von Marianne Weber, Tübingen 1988 (= GASW):
Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896), S. 289–311.
Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 7. Aufl., hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1988 (= WL):
Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie (1903–06), S. 1–145.
Die »Objektivität« sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904), S. 146–214.
Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik (1906), S. 215– 290.
Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie (1913), S. 427–474.
Der Sinn der »Wertfreiheit« der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917), S. 489–540.
Wissenschaft als Beruf (1919), S. 582–613.
Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft (1922), S. 475–488.
Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I (1920), 9. Aufl., hg. von Marianne Weber, Tübingen 1988 (= GARS I):
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1905/1920), S. 17–236.
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Einleitung (1916), S. 237–275.
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Zwischenbetrachtung: Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung (1916), S. 536–573.
Wirtschaft und Gesellschaft, Grundriss der Verstehenden Soziologie, 5. Aufl., hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1985 (= WuG):
Soziologische Grundbegriffe (1921), S. 1–30.
Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1924), 2. Aufl., hg. von Marianne Weber, Tübingen 1988 (= GASW):
Max Weber, Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter, S. 470– 507.
[30]Weiterführende Literatur
Eduard Baumgarten: Max Weber – Werk und Person. Tübingen 1964.
Reinhard Bendix: Max Weber – Das Werk. Darstellung, Analyse, Ergebnisse (1960), München 1964.
Kaesler, Dirk: Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. 3. Aufl., Frankfurt a. M. 2003.
Wolfgang J. Mommsen: Max Weber und die deutsche Politik. 1. Aufl., Tübingen 1974.
Wolfgang J. Mommsen/Wolfgang Schwentker (Hg.): Max Weber und seine Zeitgenossen, Göttingen 1988.
Joachim Radkau: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005.
Guenther Roth: Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte, Tübingen 2001.
Friedrich Tenbruck: Das Werk Max Webers. Gesammelte Aufsätze zu Max Weber, hg. von Harald Homann, Tübingen 1999.
Marianne Weber: Max Weber – Ein Lebensbild (1926), München 1989.