Was wir wissen könne und was wir glauben müssen
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Volker Ladenthin. Was wir wissen könne und was wir glauben müssen
Отрывок из книги
Volker Ladenthin
Was wir wissen können
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Das Problem war nur, dass das Orakel in Delphi das Problem noch vergrößerte. Denn selten konnte man verstehen, was es sagte; einmal, weil es zu leise, ein andermal weil es sich in einer bis dato unbekannten Sprache äußerte oder weil es unverständlich oder vieldeutig war. Das Problem war demnach nicht gelöst, sondern erst mal richtig gestellt: Du musst den Götterwillen erfüllen, aber du erfährst ihn nicht! Es mag sein, dass die Götter unser Schicksal bestimmt haben. Aber wie finden wir heraus, worin es besteht? Kurz: Was sollen wir tun?
Deswegen liegt eine andere Deutung des Orakels von Delphi nahe. Grade weil es unverständlich war, akustisch oder semantisch, wies es die Menschen darauf hin, dass sie nie das gesamte Wissen der Welt (oder gar des Weltenplans) erkennen können. Dass sie zwar immer auf sich angewiesen sind und sein werden, aber zugleich bei allem Handeln bedenken müssen, dass ihnen göttergleiche Erkenntnis vorenthalten bleibt. Und zwar auf immer. Das sieht auch die Mutter des kriegführenden Königs ein, die glaubte, ein Traumgesicht als Orakel deuten zu können:
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