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Vorwort
ОглавлениеLiebe Leserinnen, liebe Leser,
die vorliegende Sammlung verschiedener Kurzgeschichten von Volker Lüdecke lässt sich unter der Überschrift der „Energiewende“ und der damit verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse sehr gut zusammenfassen. Der Ansatz ist ungewöhnlich und innovativ. Wer liest schon gerne die immer wieder kehrenden langweiligen Statistiken? Und keiner leitet daraus für sich konkrete Handlungen ab. Wer verändert sein eigenes, individuelles Leben, bloß weil in einigen Jahrzehnten es - statistisch berechnet und wissenschaftliche bestens ausgearbeitet – zu einer Erderwärmung kommen könnte und wir dringend unsere heutigen fossilen und nuklear-basierten Energiesysteme überdenken müssen? Diese durchaus bekannten, aber trockenen Analysen machen keine Lust auf individuelle Veränderung. Warum soll ich der Erste sein, der sich verbiegt oder auf Lebensqualität verzichtet?
Unsere persönliche Wahrnehmung zur Energiewende ist immer noch geprägt durch vorsichtiges Abwarten. Wir nutzen höchstens und vereinzelt - an kurzfristigen finanziellen Anreizen orientiert - verschiedene energiesparende Technologien. Gesellschaftlich breit verankert ist weiterhin die Annahme, dass wir alle erheblich unter dem Transformationsprozess leiden werden. Damit sind individuelle Veränderungsprozesse kaum möglich.
Die hier vorliegenden Kurzgeschichten sensibilisieren und motivieren uns auf eine sehr spannende Art und Weise, sich mit drängenden Fragen und Problemlösungen der Energiewende auseinanderzusetzen.
Volker Lüdecke greift damit eine Vermittlungsform auf, die im Zusammenhang mit der Energiewende bisher so nicht genutzt wurde. Alle sieben Geschichten sind in verschiedene Kontexte integriert und wir als Leser beobachten sehr anschaulich ganz unterschiedliche Protagonisten und deren Berührungspunkte mit den technischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen.
Da herrschen zwei geklonte digitale Wesen über die letzten Serverkapazitäten nach einem Super Gau, da sensibilisiert der Großvater seine Enkelin für die richtigen Fragen im Leben, ein Schüler bringt die Lobbyarbeit im europäischen Parlament auf den Punkt und ein in der Lehre sehr engagierter Professor wandert ohne Chance auf Rückkehr in die Gesellschaft in die Klapsmühle.
Die sehr unterschiedlichen Geschichten verarbeiten verschiedene Sachverhalte spannend, anschaulich und überraschend. Ganz nebenbei werden uns – ohne den sonst üblichen erhobenen Zeigefinder - weitere gesellschaftliche Themen wie die Rolle von Außenseitern und „anders denkenden“ Menschen, aber auch Arbeitslosigkeit, gesellschaftlicher Abstieg oder die Veränderung zwischenmenschlicher Beziehung über die Zeit nahe gebracht.
Das regt zum Nachdenken an in einer Weise, wie es keine herkömmliche Berichtserstattung in dieser Intensität vermag. Mit den individuell gescheiterten oder gesellschaftlich wenig anerkannten handelnden Personen oder Wesen findet zwar nicht unbedingt eine persönliche Identifikation statt, doch der Leser kann sich dem Bann der Geschichten nicht entziehen.
Damit schließt sich die Lücke zwischen erkanntem Handlungsbedarf, emotionaler Betroffenheit und aktiver Veränderung der eigenen Wertvorstellungen. Trotzdem bleibt genügend Spielraum für uns Leser, um unseren, durch die Kurzgeschichten entfachten eigenen Beitrag zu dem anstehenden Transformationsprozess zu entwickeln und zu gestalten.
Und das ist so viel mehr, als viele der wissenschaftlichen Analysen bisher vermag.
Prof. Dr. Christiane Hipp