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Zum Warmlaufen: Meine Lebensgeschichte
ОглавлениеNach dem Tod meiner Eltern hatte ich einen Burnout. Ich war völlig von meiner Lebenssituation überfordert. Ich musste die Gebäude, die ich nach dem Tod meiner Eltern besessen hatte, verkaufen, was zu dieser Zeit nicht einfach war. Dafür musste ich unser großes Haus ausräumen, und ich begann eine negative Haltung gegenüber Besitz zu entwickeln. Außerdem habe ich versucht mein Studium zum evangelischen Pastor zu beenden. Und schließlich musste ich mich auch noch mit meiner unerträglichen Trauer auseinandersetzen. Da ich mich nicht mehr richtig konzentrieren konnte, war es für mich unmöglich mein Studium abzuschließen. Also entschied ich mich dazu um die Welt zu reisen. Ich war zweimal in Irland, sechs- oder siebenmal in der Türkei, ich war in Griechenland und schließlich in einem Meditationszentrum in Indien. Aber ich konnte keinen Frieden finden. Ich habe die Kulisse geändert, aber ich habe mich nicht im Inneren verändert und bin der selbe geblieben, der ich vorher war.
Das war der Anfang eines Selbstfindungsprozesses, der über Jahre ging. Ich bin endlich erst zu mir selbst gekommen, als ich buchstäblich alles verloren hatte. Der ganze Bezitz wurde für mich zu einer großen Bürde, und ich habe ihn über die Jahre immer weiter verringert. Ich hatte über 800 Bücher, die mir mit ihrem Gewicht wie ein Klotz am Bein waren, während ich herumzog und einen Ort zum Bleiben suchte. Am Schluß hatte ich nur noch einen Seesack, weil ich plante als Sozialarbeiter nach Afrika zu gehen, um bei einem Reisprojekt von Freunden, mitzumachen. Aber dieser Plan ging daneben, weil mein Körper allergische Reaktionen auf ein Medikament gegen Malaria zeigte. Schnitt.
Danach habe ich mehr oder weniger zurückgezogen von der Gesellschaft in einem Zelt gelebt. Das war nicht immer eine sehr angenehme und schöne Zeit. Aber wenn ich zurücksehe, sehe ich diese Zeit als entscheidend dafür an, mich selbst zu finden. Zurückgeworfen in die Stille ohne Radio, Handy und Internet und eine Zeit ohne materielle Sicherheit, ich lebte damals vom Plasmaspenden, habe ich mich selbst erfahren, wie nie zuvor.
Und für manche von euch mag das seltsam klingen, ich habe Gott in einer einzigartigen Weise erfahren wie niemals zuvor - und niemals wieder. Ich habe da auch gelernt meine Scham zu überwinden und andere Menschen um Hilfe zu bitten.