Читать книгу Kandide oder Die beste aller Welten - Вольтер - Страница 11

Kapitel 11
Geschichte der Alten

Оглавление

Mein Auge war nicht immer so verzerrt, hatte nicht immer den Pupursaum, meine Nase stieß nicht immer ans Kinn, auch bin ich nicht immer Magd gewesen.

Mein Vater war Papst Urban der Zehnte, und die Fürstin von Palestrina meine Mutter. Bis ins vierzehnte Jahr wurd' ich in einem Palaste erzogen, wogegen die Schlösser Eurer westfälischen Barone gar klägliche Figur machen; das geringste von meinen Kleidern wog alle Herrlichkeiten von ganz Westfalen auf. Ich wuchs an Schönheit und Grazie und Talenten mitten in dem bunten Zirkel von Ergötzlichkeiten. Was für Erwartungen machte man sich nicht von mir; was für Ehrerbietung erwies man mir; was für Liebe flößt' ich nicht schon ein.

Mein Busen wölbte sich bereits. Es war ein Busen, der an Weiße und Festigkeit und Rundung dem Busen der Mediceischen Venus glich! Das Aug, wie zaubrisch! die Wimpern, wie meisterhaft! die Augenbrauen rabenschwarz! und die Glut, die in meinen Augäpfeln lag, überstrahlte das ganze Sternenheer, wie die Poeten aus dem Stadtviertel sangen. Meine Kammerfrauen, wenn sie mich auszogen und mich so von vorn und hinten beschauen konnten, waren wie ins Paradies verzückt; alle Mannspersonen wünschten sich an ihre Stelle Ich ward mit dem regierenden Fürsten von Massa Carrara versprochen. Ein gar süßer, herrlicher Junge! Ganz Geist und ganz glühende, schwärmende Liebe! und völlig so dichtrisch schön gebildet wie ich! Er war meine erste Liebschaft! sonach liebte ich ihn mit der innigsten Wärme, macht' ihn zum Abgott meiner Seele.

Kandide oder Die beste aller Welten

Подняться наверх