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1. Teil: Aufstieg eines Prinzen Einleitung

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London, 1509. Vier Tage vor seinem 18. Geburtstag wird Heinrich VIII. zum König gekrönt. Vorüber ist die sparsame, bedachte Herrschaft Heinrichs VII. Sein Sohn sollte sich eher durch Opulenz, Dekadenz und Grausamkeit einen Namen machen. Generationen von Historikern haben sein Leben erforscht, jeden bedeutenden Aspekt. Aber erst heute rücken verstärkt die Männer in den Fokus, die seine Kindheit, Jugend und Regierung prägten. Und das in einem Ausmaß, welches häufig unterschätzt wird.

Der Versuch seines Vaters, ihm zu einem König nach seinem Bilde zu formen, ist gescheitert. Der junge König hat sich andere Männer zum Vorbild genommen. Die Ursachen dafür reichen weit zurück, bis in die Zeit vor seiner Geburt.

England im Jahre 1485. Seit über 18 Jahren kämpfen zwei Seitenlinien des Herrscherhauses um den Thronanspruch. Ein König aus der Dynastie der Plantagenet trägt die Krone, Richard III. Er war der letzte englische Herrscher aus dem Haus Plantagenet und zugleich der letzte, der auf einem Schlachtfeld fiel. Den Anspruch der Tudors will Heinrich VII. durchsetzen, mit der Schlacht von Bosworth am 22. August. Hier soll die Entscheidung fallen, wer König wird. Es wird für die Tudor-Linie ein genialer Sieg.

Mit Tod von Richard III. endete die Epoche der sogenannten Rosenkriege, in der zwei Nebenlinien der Plantagenets, die Häuser York und Lancaster, einen jahrzehntelangen Machtkampf gegeneinander ausgetragen hatten, und das entfernt mit den Lancasters verwandte Haus Tudor gelangte auf den Thron.

Richards Leichnam wurde geschändet, nackt im Wirtshaus The New Wake in Leicester ausgestellt, auch um seinen Anhängern zu beweisen, dass die Sache der Yorkisten verloren war, und schließlich in der Greyfriars Church des dortigen Franziskanerklosters bestattet.

Richard III. - Heinrich VII.

Heinrich VII. begann die Ära des Tudor-Königtums. Heinrich Tudor ließ alle Zweifel an seinem Anspruch auf den Königstitel im November 1485 durch das Parlament beseitigen. Dieses stellte kurzerhand fest, dass er der rechtmäßige König von England sei, da er den Thron faktisch innehabe. Außerdem wurde der Beginn von Heinrichs Herrschaft auf den Vorabend von Bosworth zurückdatiert, sodass man Richard III. und 28 seiner Hauptanhänger zu Hochverrätern erklären konnte.

Der Sieger heiratet Elisabeth von York, die Erbin der Thronansprüche des Hauses York. Dies führte zu einer Vereinigung beider verfeindeter Häuser. Dieser Kampf zog sich über den größten Teil des 15. Und 16. Jahrhundert hin und gerade als alles geregelt schien, kommt es zu neuen Turbolenzen. Diese Kriege um den Thron, die politischen Intrigen, die das Land jahrelang fest im Griff hatten, all das lag wie ein Schatten über Heinrichs Herrschaft. Es gab Unruhen, Rebellionen in Schottland. Einige wenige Adlige, die einen Anspruch auf die Krone erheben konnten, waren nach den Rosenkriegen noch am Leben. Mögliche Prätendenten wie Perkin Warbeck, die durch unzufriedene Adlige unterstützt wurden, waren ihm ein Dorn im Auge. Heinrich sicherte seine Macht durch erhebliche Geldzuwendungen an die Adligen, hauptsächlich jedoch spaltete er die Adelsschicht und sorgte somit für deren Entmachtung.

Heinrich Tudor wurde von vielen als Thronräuber gesehen, sein ererbter Anspruch war nur schwach. Viele machten ihm die Krone streitig. Um seine Dynastie zu sichern, war ein männlicher Erbe notwendig. Und das sollte nicht lange dauen.

Am 24. September 1486 waren die die Straßen in Winchester von Menschenmassen gesäumt. Alle versuchten einen Blick auf das wichtigste Baby Englands zu erhaschen. Die Kathedrale von Winchester war Schauplatz von Beerdigungen, Hochzeite, Krönungen und Taufen vieler englischer Herrscher, aber am 24. September sollte hier die Taufe eines zukünftigen englischen Königs seit fast 1000 Jahren stattfinden. Die Taufe des Thronerben von Heinrich VII. Tudor und der Elisabeth of Yorks. Die Geburt dieses Sohnes festigte die Herrschaft von Heinrich VII. schlagartig. Ein Priester salbte den Jungen und verkündete den versammelten Adel seinen Namen: Arthur.

Das Heinrich VIII. einmal König sein würde, war damals nicht vorhersehbar. Der älteste Sohn erbte den Thron und das war Arthur. Diesen Namen hatte sein Vater aus Mythen, Legenden und Ritterromanen vergangener Zeit entnommen. Heinrich Tudor konstruierte sogar einen Stammbaum der Tudor-Dynastie, der sein Haus direkt auf König Artus (später Arthur) und die Ritter der Tafelrunde zurückführte. Die Mythen um Artus waren den meisten Menschen, zu mindestens dem Adel, ein Begriff, weil die Tafelrunde und die Suche nach dem Heiligen Gral zum Erziehungsprogramm des Adels gehörte.

Die Ritter der Tafelrunde

Camelot auf einer Illustration aus Gustave Dorés „Idylls of the King“, 1868

Arthur mit 11 (l.) und 15 Jahren

Deshalb die Namensgebung durch Heinrich VII., um das glorreiche Zeitalter Camelots zu erneuern. Und deshalb auch die Taufe in Winchester, denn dort sah man die Stadt, wo einst das sagenhafte Camelot gelegen haben soll.

Und wurde Heinrich VIII. ältester Bruder der Erbe des englischen Throns, als Wiedergeburt einer alten Legende, freilich ohne historisches Fundament. Denn genau wie die Sage um Robin Hood ist auch die um König Artus nur eine schöne fiktive Legende.

Ein König und seine Frauen

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