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Vorwort

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Der Ötztaler Stuibenfall ist als größter Wasserfall Tirols nicht nur Fixpunkt jedes Ötztal-Besuches. Seit über 200 Jahren ist dieses Naturdenkmal auch Bestandteil nahezu jeder geografischen oder touristischen Beschreibung des Tales und unzählige Male wurde er aus allen Perspektiven gemalt, gezeichnet oder fotografiert.

Die Bedeutung des Stuibenfalles für die Menschen ist unübersehbar, das bestätigt die Tatsache, wie sehr die Nutzung seines Wassers für Elektrizitätszwecke oder auch die touristische Nutzung in Form einer Stahltreppe mit Hängebrücke entlang des Wasserfalls Emotionen und Diskussionen schürte und nicht zuletzt regen Widerstand provozierte.

Landschaft ist ein wesentliches Element von Heimat, Natur kann somit zu einem Teil unserer Identität, und herausragende Naturdenkmäler können ohne Zweifel zu Identifikationspunkten werden. Als solche sind sie folglich auch Projektionsflächen und Symbolbilder für die Werte und die Entwicklung unserer Gesellschaft.

Natur wird auf diese Weise Teil unserer Kultur: Wir betrachten sie vor dem Hintergrund unserer aktuellen Diskurse, vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen, die uns bewegen, die uns Sorgen oder Angst machen – oder auf die wir stolz sind. Ob ein Wasserfall als unheildrohend, als majestätisch, als mystisch, als wirtschaftlich gewinnbringend oder als schützenswert betrachtet wird, hängt von der Zeit und der Rolle der betrachtenden Person ab.

Wir haben dem für sich stehenden Buchtitel „Stuibenfall“ daher den Zusatz „Kulturgeschichte eines Naturdenkmals“ hinzugefügt, um eben diese Entwicklung und Subjektivität unserer menschlichen Perspektiven deutlich zu machen. Der Stuibenfall mag für Vieles stehen – kaum je wird er jedoch lediglich als eine von der Schwerkraft angezogene Masse von Wasserstoffoxid-Molekülen wahrgenommen.

In langjähriger Arbeit hat Walter Falkner akribisch Künstlerisches und Kulturhistorisches zum Stuibenfall und seiner Bedeutung für die Menschen zu seinen Füßen gesammelt und teilt es in der nun vorliegenden chronikartigen Betrachtung mit der Leserschaft. Teils aufbauend auf der Sammlung des Oetzer Kunstsammlers Hans Jäger, der 2010 im Turmmuseum eine Kunstausstellung dem Thema „Bergbäche – Wasserfälle – Achstürze“ widmete, holen wir zehn Jahre später den Star der stürzenden Wässer im Ötztal vor den Vorhang und widmen ihm gemeinsam mit dieser Monographie eine Sonder-Ausstellung im Turmmuseum.

Edith Hessenberger,

Leiterin der Ötztaler Museen


Ansichtskarte von Adalbert Defner, 1950er Jahre

Der Stuibenfall

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