Читать книгу Die Außer-Irdischen - Walter Rupp - Страница 4
Meine Gespräche mit Philosophen
ОглавлениеLudwig Marcuse: „Selbst ein Philosophwird hineingeboren in ein Dickicht, das aus Wahrheiten, Irrtümern und Lügen zusammengesetzt ist. Und wie man den Hammer sowohl zum Annageln eines Bildes gebrauchen kann als auch zum Töten eines Menschen – so kann man auch die Vernunft gebrauchen sowohl zur Aufklärung und Befreiung als zur Verdummung und Unterdrückung.“(Das Märchen von der Sicherheit)
Damit ich bei der Frage nach Lebewesen auf anderen Planeten des Universums weiterkomme, entschloss ich mich, die großen Philosophen und Denker zu befragen, die ja schon oft bewiesen haben, dass man mit Hilfe des Verstandes die schwierigsten Rätsel lösen kann. So wandte ich mich an Plutarch, den ich wegen seiner umfassenden literarischen und philosophischen Bildung und Gelehrsamkeit schätze. Er war darüber sehr erfreut, dass man seinen Namen auch noch nach zweitausend Jahren kennt und ihm zutraut, dass er auf moderne Fragen eine Antwort geben kann. Er gab mir den Rat, mich mit seinem Werk „Das Mondgesicht“ zu befassen. Darin habe er zu naturwissenschaftlichen Problemen Stellung bezogen. Er habe - rühmte er sich - als Erster die Meinung aus-gesprochen, dass nicht nur unsere Erde bewohnt sei. Da er jedoch immer nur beteuerte, er sei von der Existenz Außerirdischer überzeugt, dafür aber keine Begründung liefern konnte, bat ich Lukian von Samosata, mir weiter zu helfen. Er empfahl mir, ich sollte seine Schrift „die Wolkenreise“ lesen. Als ich auch darin keine klare Antwort fand, suchte ich den mit naturwissen-schaftlichen Fragen vertrauten Giordano Bruno auf. Bei meiner Ankunft in Rom sagte man mir, dass er leider schon verstorben sei. Die Inquisition habe sich veranlasst gesehen, ihn am 17. Februar 1600 wegen Magie und Ketzerei auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Es blieb mir deshalb nichts anderes übrig, sein Werk „De l’infinito, universo e mondi“, über das Unendliche, das Universum und die Welten aus einer Bibliothek auszuleihen. Ich konnte darin allerdings nur das bestätigt finden, was ich schon wusste: dass das Weltall unendlich und deshalb außerirdisches Leben möglich sei.
Immanuel Kant war, als ich ihn kurz danach in Königsberg aufsuchte, schlecht gelaunt, wohl deshalb - so vermute ich - weil ich unangemeldet kam und seine Tagesordnung damit durcheinander brachte. Er konnte nicht verstehen, wie ich ein Philosophiestudium abschließen konnte, ohne seine 1755 erschienene 'Allgemeine Naturgeschichte und Theorie
des Himmls‘ zu kennen, wo er die Frage nach dem Leben auf anderen Planeten behandelte. Wenn ich sein Werk 'Von den Bewohnern der Gestirne' aufmerksam gelesen und verstanden hätte, sagte er, wüsste ich, dass er sich für die Existenz von Lebewesen auf anderen Planeten unseres Sonnensystems ausgesprochen habe. Sein Hinweis auf die Fabel über die Läuse sei ein überzeugendes Analogieargument für jeden, der logisch denken könne. Dann verfiel er in seinen gewohnten Vorlesungsstil und belehrte mich: Wenn es verschiedene Köpfe gibt, sagte er, und man auf einem Kopf Läuse finde, könne man vernünftiger Weise davon ausgehen, dass man auch auf anderen Köpfen Läuse finden wird. Nur Ignoranz könnte die Läuse der Fabel dazu bringen, anzunehmen, dass nur ihr Kopf bewohnt sei. Es wäre ignorant, wenn Menschen annehmen würden, dass nur ihr Planet bewohnt sei. Er hoffe doch, dass man verstehen könne, wen er mit den Läusen meine. Ich musste ihm Recht geben, dass es angesichts der unfassbaren Größe und der Gesetzmäßigkeiten im Universum nicht unwahrscheinlich ist, dass es dort sehr, sehr viele unterschiedliche Zivilisationen gibt. Dann fügte er süffisant hinzu: Die Leute überschätzten immer die Erfahrung und merkten nicht, dass man solche Probleme auch ohne Experimente, allein durch logisches Denken lösen kann.
Als ich ihn auf sein Sonnenabstandsgesetz ansprach, warum seiner Meinung nach die geistigen und moralischen Fähigkeiten von Lebewesen zunehmen, je weiter sie von der Sonne entfernt leben, also Jupiter-Lebewesen den Erdbewohnern geistig überlegen, Merkur-Bewohner ihnen aber intellektuell und moralisch unterlegen sind, und von ihm wissen wollte, wie weit denn das intelligenteste und moralischste Wesen von der Sonne entfernt sein müsse, gab er mir mürrisch zur Antwort: Seine Aufgabe als Philosoph sei es, Denkprozesse in Gang zu bringen und zur Wahrheitserkenntnis beizutragen, aber nicht die Begründungen für naturwissenschaftliche Fragen zu liefern. Und er fügte hinzu: Da sollen sich die Herren Naturwissenschaftler, die Erfahrungen höher schätzen als das Denken und Argumente gern durch Experimente ersetzen, etwas einfallen lassen.