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Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Die Zecher.
ОглавлениеCade. Wo ist Dick, der Fleischer von Ashford?
Dick. Hier, Sir.
Cade. Sie fielen vor dir, wie Schafe und Ochsen; und du benahmst dich, als wärst du in deinem eignen Schlachthause.
Zweiter Theil von König Heinrich VI.
Kaum konnte ein mehr seltsamer und schrecklicher Wechsel möglich sein, als der in der Schloßhalle von Schönwald stattgefunden hatte, seit Quentin dort dem Mittagsmahl beiwohnte; und es war in der That eine Scene, welche mit den furchtbarsten Zügen das Elend des Krieges malte, zumal des Krieges, der von den schonungslosesten aller Krieger, den Miethsoldaten einer barbarischen Zeit geführt ward; Männer waren es, welche durch Gewohnheit und tägliche Uebung mit alledem vertraut geworden waren, was grausam und blutig am Kriege ist, während sie des Patriotismus und des romantischen Rittersinnes gänzlich entriethen.
Statt des ordentlichen, anständigen und etwas förmlichen Mahles, wozu sich bürgerliche und geistliche Beamte wenige Stunden zuvor in dem nämlichen Raume versammelten, wo ein leichter Scherz nur leise ausgesprochen werden konnte, und wo, bei allem Ueberfluß an Speisen und Wein, ein Anstand herrschte, der fast zur Heuchelei ward, da war nun eine Scene wilder und tobender Schwelgerei, wie sie Satan selbst, hätte er das Festmahl in Person angerichtet, nicht schlimmer bieten konnte.
Am obern Ende der Tafel saß, in des Bischofs Thronsessel, den man eilig aus seinem großen Rathszimmer hierher gebracht hatte, der gefürchtete Eber der Ardennen selbst, der diesen schrecklichen Namen wohl verdiente, dessen er sich zu freuen schien und den er auch so viel als möglich zu verdienen strebte. Er hatte den Helm abgelegt, trug aber außerdem seine gewichtige und glänzende Rüstung, die er wirklich nur selten ablegte. Ueber seine Schulter hing ein grober Ueberwurf, aus der Haut eines großen wilden Ebers gemacht, dessen Hufen und Hauzähne von massivem Silber gefertigt waren. Die Haut des Kopfes war so zubereitet, daß sie, über den Helm gezogen, wenn der Freiherr bewaffnet war, oder auch als Kappe, wenn er ohne Helm ging, wie es jetzt der Fall war, ihm das Ansehen eines grinzenden, scheußlichen Ungeheuers gab; und doch bedurfte das Gesicht, welches so überschattet wurde, kaum solcher Schreckmittel, um das Furchtbare seines natürlichen Ausdruckes zu erhöhen.
Der obere Theil des Gesichts Wilhelms von der Mark, wie es die Natur geformt hatte, strafte fast seinen Charakter Lügen. Denn obwohl sein Haar, wenn er es unbedeckt zeigte, den rauhen und wilden Borsten der Kappe glich, die er überzog, so versprachen doch eine offne, hohe und männliche Stirn, volle rothe Wangen, große glänzende, hellfarbige Augen und eine Adlernase, Tapferkeit und Großmuth. Aber die Wirkung dieser glücklichern Züge ward gänzlich durch die Gewohnheit der Gewaltthat und der Unbändigkeit vernichtet, die, vereinigt mit Schwelgerei und Unmäßigkeit, diesen Zügen einen Charakter aufgeprägt hatten, der mit der rauhen Ritterlichkeit, die sie sonst bezeichnet haben würden, im Widerspruch stand. Jene Wuth hatte, weil sie Gewohnheit geworden, die Backenmuskeln, sowie die um die Augen gelegenen, und diese vorzüglich, aufgeschwellt; schlechte Sitten und Gewohnheiten hatten die Augen selbst trübe gemacht, den Theil derselben, der weiß sein sollte, geröthet und das ganze Gesicht jenem häßlichen Ungeheuer ähnlich gemacht, welchem der schreckliche Freiherr sich gern vergleichen ließ. Aus einer ganz besondern Art des Widerspruchs jedoch bemühte sich Wilhelm von der Mark, während er sonst das Ansehn eines wilden Ebers annahm und sich selbst des Namens zu freuen schien, durch die Länge und Stärke seines Bartes den Umstand zu verstecken, der ihm die Benennung ursprünglich zugezogen hatte. Dies war eine ungewöhnliche Stärke und ein Hervorragen des Mundes und der Unterkinnlade, was, sammt den großen, vorstehenden Seitenzähnen, ihm die Aehnlichkeit mit jenem wilden Thiere gab; so daß er, zumal da er auch gern im Ardennerwalde jagte, den Namen des Ebers der Ardennen erhielt. Der Bart, groß, wirr und ungekämmt, versteckte aber keineswegs das Schreckenhafte seines Gesichts, und vermochte auch den brutalen Ausdruck desselben nicht zu veredeln.
Die Krieger und Offiziere saßen rings um die Tafel, untermischt mit den Männern aus Lüttich, deren einige aus den niedersten Ständen waren; unter ihnen zeichnete sich Nickel Block der Fleischer, der nahe beim Eber saß, durch seine aufgestreiften Aermel aus, wodurch Arme sichtbar wurden, die bis an die Ellbogen mit Blut versudelt waren, gleich wie das große Messer, das vor ihm auf dem Tische lag. Die Soldaten trugen meistens lange verworrene Bärte, ebenso wie ihr Anführer; ihr Haar war aufwärts gestrichen, um dadurch die natürliche Wildheit ihres Ansehens zu erhöhen; und berauscht, wie viele von ihnen zu sein schienen, theils durch die Freude über ihren Sieg, theils durch die vielen vollen Gläser, die sie geschlürft hatten, boten sie ein häßliches und widerliches Schauspiel dar. Das Gespräch, welches sie hielten, und die Lieder, welche sie sangen, ohne dabei von einander Gehör zu verlangen, waren so schlüpfrig und lästerlich, daß Quentin Gott dankte für den ungeheuren Lärm, welcher für seine Begleiterin Alles unverständlich machte.
Es bleibt nur noch, in Bezug auf die bessere Klasse der Bürger, welche mit den Kriegern Wilhelms von der Mark Theil an dem fürchterlichen Gelage nahmen, zu sagen übrig, daß die bleichen Gesichter und ängstlichen Mienen der meisten derselben zeigten, daß ihnen entweder das Mahl nicht gefiel, oder daß sie ihre Kameraden fürchteten; andre jedoch, von niedriger Erziehung oder roherem Charakter, sahen in den Excessen der Soldaten nur ein ritterliches Benehmen, welches sie nachzuahmen strebten; und, um darin so weit als möglich zu kommen, verschlangen sie ungeheure Becher voll Wein und Schwarzbier – ein Laster, welches zu allen Zeiten in den Niederlanden nur zu gewöhnlich war.
Die Anrichtung des Mahles war eben so unordentlich gewesen, als die ganze Gesellschaft. Des Bischofs ganzes Silbergeschirr, (ja selbst das zum Dienste der Kirche gehörige, denn der Eber der Ardennen kümmerte sich nicht um den Vorwurf des Kirchenraubes –) war mit irdnem Geschirr, großen ledernen Feldflaschen und Trinkhörnern der gemeinsten Art untermischt.
Ein entsetzlicher Vorfall bleibt hier noch zu erwähnen übrig, und gern überlassen wir's der Phantasie des Lesers, den Rest der Scene selber auszumalen. Bei dieser wilden Zuchtlosigkeit der Soldaten Wilhelms von der Mark, hatte Einer, der von der Tafel ausgeschlossen war, (ein Lanzknecht, ausgezeichnet durch seinen Muth und sein kühnes Benehmen während der heutigen Erstürmung,) unverschämterweise einen großen Silberbecher weggenommen und mit der Erklärung hinweggetragen, daß ihn dies für seine Ausschließung vom Gelage entschädigen solle. Der Anführer lachte, daß ihm die Seiten erschütterten, über einen Scherz, der mit dem Charakter des ganzen Corps übereinstimmte; als aber ein Anderer, der weniger wegen Kühnheit in der Schlacht berühmt schien, sich dieselbe Freiheit herauszunehmen wagte, setzte Wilhelm von der Mark sogleich dieser scherzhaften Sitte ein Ziel, welche sonst die Tafel bald alles werthvollen Schmuckes beraubt haben würde. – »Ho! bei dem Geiste des Donners!« rief er, »die, welche im Angesicht des Feindes nicht Männer zu sein wagen, dürfen sich unter ihren Freunden nicht unterstehn, Diebe zu sein. Was, du feiger Schuft! du, der da wartete, bis das Thor geöffnet und die Brücke aufgezogen war, während Konrad Horst sich über Graben und Mauer den Weg erzwang, willst du dich deß unterfangen? – Knüpft ihn an das Gitter des Saalfensters auf! – Er soll Takt mit den Füßen schlagen, während wir einen Becher auf seine glückliche Reise zum Teufel trinken.«
Das Urtheil ward so schnell vollzogen als gesprochen; in einem Augenblick nachher hauchte der Arme, an den Eisenstäben aufgehangen, seine Seele schon aus. Sein Körper hing noch dort, als Quentin und die Andern die Halle betraten; der Körper, welcher den bleichen Mondstrahl aufhielt, warf über den Boden hin einen ungewissen Schatten, welcher unbestimmt doch furchtbar die Umrisse des Gegenstandes nachahmte, welcher ihn hervorbrachte.
Als die Ankunft des Syndicus Pavillon in dieser stürmischen Versammlung von Mund zu Mund angekündigt ward, bemühte er sich, Kraft seines Ansehens und Einflusses, eine Miene der Wichtigkeit und des Gleichmuths anzunehmen, die ihm, nach einem Blick auf den schrecklichen Gegenstand am Fenster und auf die wilde Scene ringsum, sehr schwer zu behaupten ward, obgleich ihm Peterkin mahnend, aber selber etwas betroffen, in's Ohr flüsterte: »herzhaft, Meister, oder wir sind verloren!«
Der Syndicus behauptete indeß seine Würde so gut er konnte, während er in der kurzen Anrede der Gesellschaft zu dem großen Siege Glück wünschte, den die Krieger Wilhelms von der Mark und die guten Bürger von Lüttich gewonnen hatten.
»Ja,« antwortete Wilhelm von der Mark spöttisch, »wir haben endlich das Wild erlegt, wie der Dame Windspiel zum Wolfshund sagte. Aber seht da! Herr Bürgermeister, Ihr kommt wie Mars, mit der Schönheit an Eurer Seite. Wer ist diese Hübsche? – Entschleiert, entschleiert – Heutnacht nennt kein Weib ihre Schönheit ihr eigen.«
»Es ist meine Tochter, edler Hauptmann,« antwortete Pavillon; »und ich muß Euch um Verzeihung bitten, daß sie ihren Schleier trägt. Sie hat es so den heiligen drei Königen gelobt.«
»Ich will sie gleich vom Gelübde lossprechen,« sagte von der Mark; »denn hier mit einem Messerschlag will ich mich zum Bischofe von Lüttich weihen; und ich hoffe, ein lebendiger Bischof ist drei todte Könige werth.«
Die Gäste schauderten und murrten; denn Lüttichs Bürgerschaft, und selbst einige der rohen Soldaten verehrten die Könige von Cöln, wie man sie gewöhnlich nannte, obwohl sie sonst nichts achteten.
»Nun, ich habe gegen ihre verstorbnen Majestäten nichts Böses im Sinne,« sagte von der Mark; »blos Bischof will ich werden. Ein Fürst, der zugleich weltlich und geistlich ist, der da Macht hat, zu binden und zu lösen, wird am besten für eine Bande Bösewichter, wie ihr seid, passen, denen kein Anderer Absolution geben würde. – Aber kommt hieher, edler Bürgermeister – setzt Euch neben mich, Ihr sollt sehen, wie ich mir eine Vakanz zu meinem eignen Besten bereite. – Bringt unsern Vorgänger auf dem heiligen Stuhle herein.«
Ein Geräusch erhob sich in der Halle, während Pavillon, der den angebotenen Ehrensitz höflich ablehnte, sich am untern Ende der Tafel niederließ und seine Begleiter sich dicht hinter ihm hielten, nicht unähnlich einer Heerde Schafe, die, wenn ein fremder Hund erscheint, sich wohl zuweilen hinter einem alten Leithammel versammelt, der, Kraft seines Amtes und Ansehens, auch mehr Muth als sie selber zu haben scheint. Nahe bei diesem Platze saß ein sehr hübscher Bursch, wie man sagte, ein natürlicher Sohn des Wüthenden von der Mark, gegen den dieser zuweilen Zuneigung, ja Zärtlichkeit zeigte. Die Mutter des Burschen, eine schöne Concubine, starb durch einen Schlag, den ihr der wüthende Häuptling in einem Anfall von Trunkenheit oder Eifersucht ertheilte; und ihr Tod verursachte nachher dem Tyrannen so viel Gewissensqual, als er zu empfinden fähig war. Seine Zuneigung zu dem überlebenden Kinde mochte zum Theil auf jenem Umstande beruhen. Quentin, der diesen Zug von des Häuptlings Charakter schon durch den alten Priester erfahren hatte, stellte sich so dicht als möglich bei dem Jünglinge auf; denn er war entschlossen, sich seiner entweder als Geißel oder als Beschützers zu bedienen, wenn andere Rettungsmittel fehlschlügen.
Während Alle in Erwartung standen, um den Erfolg der Befehle, die der Tyrann gegeben, zu erfahren, flüsterte einer von Pavillons Gefährten dem Peterkin zu: »Nannte unser Meister nicht die Dirne dort seine Tochter? – Ei, das kann unser Trudchen nicht sein. Dies schlanke Mädchen ist zwei Zoll höher; und dort guckt auch eine schwarze Haarlocke unter dem Schleier vor. Bei St. Michael am Marktplatz! Ihr könntet eben so gut eine schwarze Ochsenhaut ein weißes Kalbfell nennen.«
»Still, still!« sagte Peterkin mit einiger Geistesgegenwart. – »Wenn nun unser Meister Lust hat, ein Stück Wild aus des Bischofs Park zu stehlen, ohne der guten Meisterin Wissen? Gehört sich's für dich oder mich, den Spion dabei zu machen?«
»Das will ich nicht, Bruder,« antwortete der Andere, »obwohl ich nicht gedacht hätte, daß er bei seinen Jahren noch so ein Wilddieb sein würde! Sapperment – was für ein schüchtern Kind das ist! Sieh', wie sie sich hinter jenen Stuhl hinter der Andern Rücken versteckt, mn dem Blicke der Märker zu entgehen. – Doch halt, halt! Was werden sie mit dem armen alten Bischof beginnen?«
Bei diesen Worten ward der Bischof von Lüttich, Ludwig von Bourbon, von den rohen Soldaten in die Halle seines eigenen Palastes geschleppt. Sein zerrauftes Haar, sein Bart und seine Kleidung zeigten, welche üble Behandlung ihm bereits widerfahren war. Einige priesterliche Gewänder, die man ihm eilig übergeworfen hatte, schienen ihm nur zum Hohn und zur Verspottung seines Standes und Berufes angelegt zu sein. Zum Glück war die Gräfin Isabelle, wie Quentin glaubte, in solcher Lage, daß sie weder sah noch hörte, was vorging, denn sonst hätte sie, wenn sie ihren Beschützer so gräßlich behandelt sah, leicht ihr eigenes Geheimniß und ihre Sicherheit gefährden können. Durward stellte sich auch mit Fleiß so vor sie, daß er sie verhinderte, zu sehen, oder gesehen zu werden.
Die Scene, die nun folgte, war kurz und schrecklich. Als der unglückliche Bischof vor den rohen Häuptling gestellt ward, zeigte er, der sich in seinem früheren Leben nur durch Sanftmuth und Wohlwollen ausgezeichnet hatte, in dieser äußersten Bedrängniß ein Gefühl seiner Würde und hohen Abkunft, welches sich für einen Sprößling seines edlen Geschlechts wohl ziemte. Sein Blick war gefaßt und unerschrocken; seine Haltung, sobald er von den rohen Händen, die ihn herbeischleppten, frei war, zeigte sich edel und zu gleicher Zeit so voll Ergebung, daß er zwischen einem vornehmen Lehensfürsten und einem christlichen Märtyrer die Mitte hielt; und so sehr war Wilhelm von der Mark betroffen durch das feste Benehmen seines Gefangenen, so wie durch die Erinnerung an früher von ihm empfangene Wohlthaten, daß er unentschlossen schien und die Augen zu Boden senkte, und erst nachdem er einen großen Becher Weines geleert hatte, der ihm sein hochmüthiges, unverschämtes Wesen in Blick und Betragen wiedergab, redete er den unglücklichen Gefangenen also an: »Ludwig von Bourbon,« sagte er, tief Athem holend, die Fäuste ballend, die Zähne zusammenbeißend und andere dergleichen Geberden zeigend, um seine natürliche Gemüthsrohheit anzureizen und zu behaupten – »ich suchte Eure Freundschaft und Ihr verschmähtet die meine. Was gäbt Ihr nun darum, daß Ihr anders gehandelt hättet? – Nickel, sei bereit!«
Der Fleischer stand auf, ergriff seine Waffe, schlich sich herum hinter Wilhelms Stuhl, wo er sich fest stellte und das Eisen mit seinen entblößten und nervigen Armen in die Höhe hielt.
»Seht diesen Mann an, Ludwig von Bourbon,« fuhr von der Mark fort – »was wirst du nun für Bedingungen bieten, um dieser gefährlichen Stunde zu entgehen?«
Der Bischof warf einen traurigen, aber unentmuthigten Blick auf den greulichen Gehülfen, der bereit schien, den Willen des Tyrannen zu vollziehen, und sodann sagte er mit Festigkeit: »Hört mich, Wilhelm von der Mark, und all' ihr guten Männer, wenn welche hier sind, die den Namen verdienen, hört die einzigen Bedingungen, die ich diesem Bösewicht bieten kann. – Wilhelm von der Mark, du hast eine kaiserliche Reichsstadt in Aufruhr gebracht – hast den Palast eines Fürsten des heiligen deutschen Reichs angegriffen und eingenommen – hast seine Leute erschlagen – seine Güter geplündert – seine Person gemißhandelt; dafür bist du der Acht des Reiches verfallen – hast verdient, für flüchtig und vogelfrei, für land- und rechtlos erklärt zu werden. Du bist in das Heiligthum des Herrn gebrochen – hast gewaltthätige Hand an einen Vater der Kirche gelegt – hast das Haus Gottes mit Blut und Raub besudelt, als ein kirchenschänderischer Räuber –«
»Bist du fertig?« sagte von der Mark, ihn zornig unterbrechend und mit dem Fuße stampfend.
»Nein,« antwortete der Prälat; »denn ich habe dir die Bedingungen noch nicht genannt, die du von mir zu hören verlangtest.«
»Wohlan,« sagte von der Mark; »und laß die Bedingungen mir mehr als die Vorrede gefallen, oder wehe deinem grauen Haupt!« Dabei warf er sich in seinem Stuhle zurück, knirschte mit den Zähnen, bis der Schaum von seinen Lippen floß, gleich wie von den Hauern des wilden Thieres, dessen Namen und Fell er trug.
»So sind deine Verbrechen,« fuhr der Bischof mit ruhiger Entschlossenheit fort; »nun höre die Bedingungen, die ich, als ein gnädiger Fürst und christlicher Prälat, alle persönlichen Beleidigungen bei Seite setzend, jedes einzelne Unrecht vergebend, mich anzubieten herablasse. Lege deinen Feldherrnstab nieder – entsage deines Oberbefehls – laß deine Gefangenen frei – gib ihren Raub zurück – vertheile die Güter, die du sonst besitzest, um denen zu helfen, die du zu Waisen und Wittwen gemacht hast. – Büße im Sack und in der Asche – nimm einen Pilgerstab in die Hand und wallfahrte barfuß nach Rom, und wir wollen uns selbst für dich verwenden, beim Reichstag zu Regensburg für dein Leben, und bei unserem heiligen Vater, dem Papst, um deiner armen Seele willen.«
Während Ludwig von Bourbon diese Bedingungen in einem so entschiedenen Tone vortrug, als behaupte er noch seinen bischöflichen Thron und als kniee der Usurpator flehend ihm zu Füßen, erhob sich der Tyrann langsam in seinem Stuhle, wobei das Staunen, welches ihn Anfangs erfüllte, allmälig der Wuth Platz machte, bis er, als der Bischof endigte, auf Nickel Block sah, und seinen Finger erhob, ohne ein Wort zu sagen. Der Bösewicht schlug zu, als verwalte er sein Geschäft im Schlachthause, und der ermordete Bischof sank, ohne einen Seufzer, todt am Fuße seines bischöflichen Thrones nieder. Die Lütticher, die auf eine so schreckliche Katastrophe nicht vorbereitet waren und erwartet hatten, die Conferenz werde mit einigen gütlichen Bedingungen enden, fuhren empor und stießen ein Geschrei des Abscheus und der Rache aus.
Aber Wilhelm von der Mark, seine furchtbare Stimme über den Tumult erhebend, und die geballte Faust mit ausgestrecktem Arme schüttelnd, schrie laut: »Wie, ihr Schweine von Lüttich! ihr, die im Schlamme der Maas wühlen! – wagt ihr's, euch mit dem Eber der Adennen zu messen? – Auf, ihr des Ebers Brut!« (ein Ausdruck, womit er und Andere oft seine Soldaten bezeichneten) »laßt diesen flämischen Säuen eure Hauer sehen!«
Ein jeder seiner Genossen sprang bei diesem Befehl auf; und da sie, mit ihren neuen Bundesgenossen untermischt, zu solch' einer Ueberrumpelung vorbereitet waren, so nahm Jeder augenblicklich seinen nächsten Nachbar beim Kragen, während seine Rechte einen breiten Dolch zückte, der im Lampenlicht und Mondschein flimmerte. Jeder Arm war erhoben, doch keiner stieß zu; denn die Opfer waren zu sehr überrascht, um Widerstand zu leisten, und es war wahrscheinlich des von der Mark Absicht, nur seinen bürgerlichen Verbündeten einen Schrecken einzujagen.
Aber der Muth Quentin Durwards, der mehr gewandt und entschlossen war, als seine Jahre glauben ließen, und jetzt durch Alles, was seine natürliche Klugheit und Entschlossenheit noch kräftigen und erhöhen konnte, angetrieben ward, gab der Scene eine neue Wendung. Indem er die Bewegung der Gefährten des von der Mark nachahmte, sprang er auf Karl Eberson, den Sohn ihres Anführers, los und bemächtigte sich seiner mit Leichtigkeit. Dabei zückte er seinen Dolch gegen des Burschen Hals und rief: »Ist das Euer Spiel? dann spiel' ich hier auch das meine.«
»Halt, halt!« rief von der Mark, »'s ist ein Scherz – ein Scherz. – Meint Ihr, ich würde meine guten Freunde und Verbündeten der Stadt Lüttich verletzen? – Soldaten, laßt los! Setzt Euch nieder, nehmt den Leichnam da weg,« (dabei gab er des Bischofs Körper einen Fußstoß), »welcher diesen Zwist unter Freunden erregte, und laßt uns die Unfreundlichkeit in einem frischen Trunk ersäufen.«
Alle ließen ihre Opfer los, und die Bürger und Soldaten starrten einander an, als ob sie kaum wüßten, ob sie Freunde oder Feinde wären. Quentin Durward nützte diesen Moment.
»Hört mich,« sagte er, »Wilhelm von der Mark, und ihr, Bürger und Einwohner Lüttichs; und Ihr, junger Herr, steht still« (der junge Karl suchte seinen Händen zu entfliehen), »es soll Euch kein Leid geschehen, wofern nicht ein ähnlicher arger Scherz die Runde hier macht.«
»Wer bist du, in's Teufels Namen?« sagte der erstaunte von der Mark, »der du kommst, um Bedingungen zu setzen und Geiseln zu nehmen in unserer eigenen Mitte – von uns, der Bürgen von Andern nimmt, aber sie Keinem jemals stellt?«
»Ich bin ein Diener König Ludwigs von Frankreich,« sagte Quentin kühn; »ein Bogenschütze seiner schottischen Garde, wie Euch zum Theil meine Sprache und Kleidung verräth. Ich bin hier, um Euer Verfahren zu beobachten und darüber zu berichten; und mit Staunen seh' ich, daß es mehr heidnisch als christlich zugeht – mehr als handelten Rasende, denn vernünftige Wesen. Die Heerschaaren Karls von Burgund werden sogleich gegen Euch Alle rücken; und wenn Ihr Beistand von Frankreich wünscht, so müßt Ihr Euch auf andere Weise betragen. – Was euch betrifft, Männer von Lüttich, so rath' ich euch, sogleich nach eurer Stadt zurückzukehren; und wenn man eurem Abschiede Hindernisse in den Weg legt, so erkläre ich die, welche das thun, für Feinde meines Herrn, Seiner Majestät von Frankreich.«
»Frankreich und Lüttich! Frankreich und Lüttich!« schrieen Pavillons Gefährten und verschiedene andere Bürger, deren Muth sich bei der kühnen Sprache Quentins zu heben schien.
»Frankreich und Lüttich, und lang' lebe der wackere Bogenschütz'! Wir wollen leben und sterben mit ihm!«
Wilhelms von der Mark Augen sprühten, er faßte seinen Dolch, als wollte er ihn dem kühnen Sprecher in's Herz stoßen; aber als sein Auge umherblickte, las er in den Gesichtern seiner Soldaten Etwas, was selbst er achten mußte. Viele von ihnen waren Franzosen, und Alle kannten die geheime Unterstützung, die Wilhelm sowohl an Mannschaft als an Geld, von diesem Königreich empfangen hatte; ja, Viele von ihnen waren sogar empört von der gewaltthätigen und frevelhaften Handlung, die er so eben angestiftet hatte. Der Name Karls von Burgund, eines Mannes, der gewiß die Thaten dieser Nacht bis auf's Aeußerste rächen würde, hatte einen beunruhigenden Klang, und das ganz unpolitische Benehmen, zugleich mit den Lüttichern zu streiten und den Fürsten Frankreichs zu reizen, machte einen abschreckenden Eindruck auf ihre Gemüther, obwohl sie so ziemlich von Sinnen waren. Kurz, von der Mark sah, daß er nicht einmal bei seiner eigenen Bande Unterstützung finden würde, wenn er sogleich eine neue Gewaltthat beginge, und indem er das Abschreckende seiner Stirn und seines Blickes zu mildern suchte, erklärte er, daß er »gar nichts Schlimmes gegen seine guten Freunde von Lüttich im Sinn habe, die alle nach Belieben und frei Schönwald verlassen könnten; obwohl er gehofft habe, sie würden eine Nacht mit ihm schmausen, um ihren Sieg zu feiern.« Mit mehr Ruhe, als er gewöhnlich zu zeigen pflegte, setzte er hinzu, »er sei bereit, wegen der Theilung der Beute zu unterhandeln, so wie wegen der Maßregeln, die man zu beiderseitiger Sicherheit ergreifen müsse, und zwar am nächsten Tage oder so bald sie wollten.«
Der junge Schotte dankte, bemerkte jedoch, er müsse sich nach Pavillon richten, an welchen er sich, seines Auftrags zufolge, besonders anzuschließen habe; doch werde er unfehlbar diesen begleiten, so bald er wieder nach dem Quartier des tapfern Wilhelm von der Mark zurückkehren würde.
»Wenn Ihr Euch nach mir richtet,« sagte Pavillon schnell und laut, »so werdet Ihr Schönwald sogleich ohne weitern Verzug verlassen; und wenn Ihr nicht nach Schönwald zurückkehren wollt, außer in meiner Gesellschaft, so werdet Ihr es wahrscheinlich so bald nicht wieder sehen.«
Den letzten Theil der Rede murmelte der ehrliche Bürger für sich, denn er fürchtete die Folgen, die eine zu laute Aeußerung seiner Gefühle haben könne, welche er doch gleichwohl nicht ganz unterdrücken konnte.
»Haltet Euch dicht an mich, meine flinken Gerberburschen,« sagte er zu seiner Leibgarde; »und wir wollen uns so schnell als möglich aus dieser Diebshöhle machen.«
Die Meisten aus den besseren Klassen der Lütticher schienen des Syndicus Meinung zu theilen, und kaum war ihre Freude so groß gewesen, wie sie das Schloß Schönwald einnahmen, als ihnen nun die Aussicht zu erwecken schien, sicher heraus zu kommen. Man ließ sie ohne irgend ein Hinderniß das Schloß verlassen, und auch Quentin war froh, als er diesen schrecklichen Mauern den Rücken wandte.
Zum ersten Male, nachdem sie die furchtbare Halle betreten hatten, wagte jetzt Quentin, die junge Gräfin zu fragen, wie sie sich befinde.
»Wohl, wohl,« antwortete sie, in fieberischer Hast, »vollkommen wohl – haltet uns nicht mit Fragen auf; laßt uns keinen Augenblick mit Worten verlieren – laßt uns fliehen – laßt uns fliehen!«
Bei diesen Worten bemühte sie sich, ihren Schritt zu beschleunigen, aber mit so geringem Erfolg, daß sie vor Erschöpfung umgesunken sein würde, hätte sie Durward nicht unterstützt. Mit der Zärtlichkeit einer Mutter, wenn sie ihr Kind aus Gefahr befreit, hob der junge Schotte die theure Bürde auf seine Arme; und während sie seinen Hals mit einem Arm umschlang, keines Gedankens mächtig, außer dem Verlangen nach Flucht, da würde er keine der Gefahren dieser Nacht ungeschehen gewünscht haben, da sie ein solches Ende hatten.
Der ehrliche Bürgermeister ward seinerseits geführt und gezogen durch seinen treuen Rathgeber Peter und Andere seiner Zunftgenossen; so erreichten sie in athemloser Hast das Ufer des Flusses, nachdem ihnen unterwegs viele Bürger begegnet waren, welche den Ausgang der Belagerung zu erfahren wünschten, und ob das Gerücht gegründet sei, daß die Eroberer selbst unter einander in Streit gerathen wären.
Indem sie den Neugierigen so viel als möglich auswichen, besorgten Peter und einige seiner Gefährten endlich mit Mühe ein Boot für die Gesellschaft, und damit zugleich die Gelegenheit, einige Ruhe zu genießen, die Isabellen äußerst willkommen war, welche noch immer fast regungslos in den Armen ihres Beschützers lag; und nicht minder willkommen für den würdigen Bürgermeister, der, nachdem er in abgebrochenen Worten einige Danksagungen an Durward gerichtet hatte (die, weil Durwards Gemüth viel zu beschäftigt war, unbeantwortet blieben), eine lange Rede gegen Peterkin begann, betreffend seinen Muth und sein Wohlwollen, so wie die Gefahren, denen ihn jene Tugenden jetzt und bei andern Gelegenheiten ausgesetzt hatten.
»Peterkin, Peterkin,« sagte er, das Gespräch des vorigen Abends wieder aufnehmend, »wenn ich nicht ein kühnes Herz gehabt hätte, ich würde mich nie der Zahlung des Bürgerzwanzigsten widersetzt haben, als alle Andern ihn willig geben wollten. – Ja, und besäß' ich ein minder hochsinniges Herz, so hätte ich mich nicht mit zur Schlacht bei Tron verleiten lassen, wo ein Hennegauer Kriegsmann mich mit seiner Lanze in einen Sumpfgraben stieß, wo ich mir auf keine Weise heraushelfen konnte, bis die Schlacht vorüber war. – Ja, Peterkin, dann verleitete mich wieder in dieser Nacht mein Muth, einen Harnisch anzulegen, welcher mein Tod gewesen wäre, hätte mir dieser tapfere junge Herr nicht beigestanden, dessen Beruf Fechten ist, wozu ich ihm herzlich Glück wünsche. Und was sodann mein zärtliches Herz betrifft, Peterkin, das hat mich zum armen Manne gemacht – das heißt, es würde mich zum armen Manne gemacht haben, wär' ich in dieser schnöden Welt nicht erträglich gebettet gewesen; – und der Himmel weiß, welche Unruhe mir es noch bringen wird, mit Damen, Gräfinnen, Geheimnissen, die ich bewahren soll – ach, Alles das kann mir noch mein halbes Vermögen kosten und den Hals obendrein!«
Quentin vermochte nicht länger zu schweigen, sondern versicherte, welche Gefahr oder Schaden ihm auch von Seiten der jungen Dame, die jetzt unter seinem Schutz sei, widerfahren könne, so werde dies dankbar anerkannt und so weit als möglich auch erstattet werden.
»Ich danke Euch, junger Herr Bogenschütze, ich dank' Euch,« antwortete der Bürger von Lüttich; »aber wer sagt Euch denn, daß ich irgend eine Erstattung von Euch verlange, weil ich meine Pflicht als ehrlicher Mann that? Ich bedauerte nur, daß es mich Das oder Jenes kosten könnte, und ich hoffe, daß mir erlaubt ist, dergleichen meinem Lieutenant zu sagen, ohne daß mir deswegen mein Verlust oder meine Gefahr Kummer macht.«
Quentin zog daraus den Schluß, daß sein gegenwärtiger Freund zu jener zahlreichen Klasse von Wohlthätern gehöre, welche sich durch Murren belohnen, ohne durch Darlegung ihres Mißmuths etwas Anderes zu bezwecken, als den Werth des erwiesenen Dienstes recht bedeutend erscheinen zu lassen. Er schwieg daher klüglich, und ließ den Syndicus gegen seinen Lieutenant fortschwatzen, über die Gefahr und den Verlust, den ihm sein Eifer für's Gemeinwohl zugezogen, und über die uneigennützigen Dienste, die er Andern geleistet, – bis man endlich seine Behausung erreichte.
Die Wahrheit war, daß der ehrliche Bürger fühlte, er habe etwas von seiner Wichtigkeit verloren, indem er duldete, daß der junge Fremde bei der Krise, die in der Schloßhalle auf Schönwald stattfand, sich an die Spitze stellte; und wie lieb ihm auch der Erfolg von Quentins Einmischung in jenem Augenblicke war, so schien ihm doch, bei näherer Ueberlegung, daß sein Einfluß dadurch geschwächt worden sei, und dafür suchte er sich zu entschädigen, indem er die Ansprüche erhob, welche er auf die Dankbarkeit seiner Heimath überhaupt, seiner Freunde insbesondere und auf die der Gräfin von Croye und ihres jungen Beschützers ganz vorzüglich hatte.
Als aber das Boot am hintern Ende seines Gartens anhielt, und er mit Hilfe Peters das Land gewonnen hatte, da schien es, als hätte die Berührung seiner eigenen vier Pfähle auf einmal jene Gefühle verletzter Eigenliebe und Eifersucht zerstreut, und den mißvergnügten und verdunkelten Demagogen in den ehrlichen, freundlichen und gastfreien Wirth verwandelt. Er rief laut nach Trudchen, welche sogleich erschien; denn Furcht und Besorgniß hatten in dieser ereignißschweren Nacht Wenigen in Lüttich den Schlaf vergönnt. Sie ward beauftragt, der schönen und halb ohnmächtigen Fremden die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu widmen, und Gertrud versah, während sie die persönlichen Reize der Fremden bewunderte und ihr Mißgeschick bedauerte, die Pflicht der Gastfreundschaft mit der Liebe und dem Eifer einer Schwester.
So spät es jetzt war, und so ermüdet der Syndicus schien, so hatte Quentin gleichwohl die größte Mühe, einer Flasche erlesenen und köstlichen Weins, so alt wie die Schlacht bei Azincourt, zu entgehen, und er hätte sein Theil, obwohl ungern, daran nehmen müssen, wäre nicht die Hausfrau erschienen, welche Pavillons lauter Ruf nach den Kellerschlüsseln aus ihrem Schlafgemach gebracht hatte. Sie war eine dicke, kleine, flinke Frau, die zu ihrer Zeit hübsch gewesen, deren Haupteigenheiten aber schon seit verschiedenen Jahren in einer rothen spitzen Nase und einer schrillen Stimme bestanden, wozu noch der Grundsatz kam, daß der Syndicus, in Betracht des Ansehens, welches er auswärts besaß, daheim unter gebührender Zucht bleiben müsse.
Sobald sie die Natur des Streites zwischen ihrem Gemahl und seinem Gaste begriff, erklärte sie rund heraus, daß der Erstere, statt noch mehr Wein trinken zu dürfen, bereits mehr als genug getrunken habe; und weit entfernt, sich, wie er verlangte, des großen Schlüsselbundes, welcher an einer silbernen Kette an ihrer Seite hing, zu bedienen, kehrte sie ihm ohne Umstände den Rücken zu und führte Quentin nach dem netten und traulichen Gemach, wo er die Nacht zubringen sollte, und welches mehr Mittel zur Ruhe und Erholung bot, als er bis diesen Augenblick wahrscheinlich gesehen hatte; so sehr übertrafen die reichen Flamänder nicht nur die armen und rohen Schotten, sondern selbst die Franzosen, in allen Bequemlichkeiten des häuslichen Lebens.