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Vorwort
ОглавлениеDa es bereits viele Alpenbildbände gibt, ist es sinnvoll zu begründen, warum dieser Alpenbildband etwas völlig Neues darstellt.
Die meisten der bisherigen Alpenbildbände enthalten Fotos von grünen Wiesen, alten Bauernhäusern und steilen Gipfeln bei strahlendem Sonnenschein, zeigen die Alpen also als ländliche Idylle, oder sie bringen spektakuläre Stimmungsfotos mit einem dramatischen Zusammenspiel aus Wolken, Sonne, Wiesen und Felsen.
Seit knapp zehn Jahren gibt es einen neuen Typ Alpenbildband: Die Bilder werden bei schlechtem Wetter gemacht, es dominieren gedeckte Farben und Grautöne, die Motive stammen aus dem obersten Höhenstockwerk der Alpen, wo es keine Menschen mehr gibt, oder der Mensch und seine Bauwerke werden so fotografiert, als wären sie Naturphänomene.
Beide Typen von Alpenbildbänden bedienen Sehnsuchtsvorstellungen von Städtern, die in den Alpen nach einer nicht-städtischen Gegenwelt suchen: Das ältere Sehnsuchtsbild ist die ländliche Idylle, also die Harmonie zwischen Natur und Mensch, und dieses wird seit kurzem vom neuen Sehnsuchtsbild der Wildnis – die Natur ohne den Menschen – abgelöst.
Diese modische Ausrichtung ist deswegen bedauerlich, weil dadurch das Spannendste der Alpen gar nicht vorkommt: Hier zeigt sich nämlich das Mensch-Umwelt-Verhältnis in seiner gesamten Bandbreite von Nicht-Eingriffen und Veränderungen über Aufwertungen bis hin zu Zerstörungen so anschaulich wie nirgendwo sonst in Europa. Und hier kann man ganz konkret und sehr eindrücklich erleben, wie Menschen früher und heute mit Natur umgehen, welche Konsequenzen bestimmte Naturveränderungen durch den Menschen haben oder wie sich das Erleben von Natur ändert.
All das kann man in den Alpen überall sehen, wenn man sehen gelernt hat. Deshalb besteht das Ziel dieses Bildbandes darin, seine Betrachter auf eine unterhaltsame Weise in das „Lesen“ von Alpenlandschaften einzuführen – die Faszination der Alpen erhöht sich dadurch ungemein.
Die meisten Fotos in diesem Band stammen von mir, und ich habe sie in den letzten vierzig Jahren gemacht, in denen ich mich intensiv mit den Alpen auseinander gesetzt habe. Darüber hinaus haben mir Jörg Bodenbender (Grafenaschau/D) Luftbilder, Lois Hechenblaikner (Reith im Alpbachtal/A) Bilder vom Wintermassentourismus und Erika bzw. Irmtraud Hubatschek (Innsbruck/A) historische Bilder bergbäuerlicher Arbeiten zur Verfügung gestellt, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Weiterhin möchte ich mich bei Gion Caminada (Vrin/CH), Josef Essl (Innsbruck/A), Gerhard Fitzthum (Lollar/D), Urs Frey (Soglio/CH), Marco Giacometti (Stampa/CH), Fritz Grimm (Bremen/D), Sylvia Hamberger (München/D), Beat Hug (Spiez/CH), Michael Kleider (Leinburg/D), Willi Pechtl (Tarrenz/A), Lukas Stöckli (Stans/CH) und Matthias Wenzel (München/D) für die Überlassung von Fotos bedanken.
Dieser Band ist erstmals im Jahr 2005 erschienen. Für diese erweiterte Neuausgabe habe ich den gesamten Text neu geschrieben, mehr als drei Viertel der Bilder ausgetauscht oder aktualisiert und besonders in Kapitel 5 bei der Darstellung der aktuellen Situation der Alpen – die sich seit 2005 spürbar verändert hat – relevante Veränderungen vorgenommen.
Ich wünsche mir, dass dieser Bildband nicht nur gefällt, sondern das Alpenerlebnis vieler Menschen vertieft und bereichert.
Bamberg, im Januar 2018
Werner Bätzing