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Das Meer wird von der Erde getrennt, Pflanzen gehen auf

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Gott: „Na mein Bester, wie geht’s denn heute?“

Teufel: „Wie schön, dass du schon am frühen Morgen gute Laune versprühst!“

„Und selbst? Was macht das werte Befinden?“

„Wenn ich nicht bald einen trockenen Flecken finde, hol ich mir, wer weiß was.“

„Jetzt mal ruhig Blut. Mir ist da was eingefallen.“

„Und zwar?“

„Warts ab!“

„Der hat vielleicht die Ruhe weg. Steht ja auch nicht in der Plempe. Was denn jetzt? Spricht er etwa mit dem Wasser? Ich glaub’s ja nicht. Wahrscheinlich fragt er, wo der Stöpsel ist.“

„Gib acht, gleich läuft’s ab.“

„Ach ja, durch den Gully nach unten?“

„Schau doch einfach zu!“

„Wahnsinn, das Wasser zieht sich zurück!“

„Was heißt hier Wasser? Das ist das Meer.“

„Aus dem Meer taucht immer mehr Trockenes auf.“

„Wir nennen es Erde.“

„Da legst dich nieder.“

„Ich verrate dir noch was. Das Meer zieht sich jetzt alle sechs Stunden von der Küste zurück, dann läuft es wieder auf und immer weiter so in ewigem Rhythmus.“

„Du meinst, es geht regelmäßig baden und kommt danach an den Strand zurück? Könnte doch auch ohne das andauernde Hin und Her einfach in der Sonne liegen bleiben.“

„Wieso unterhalte ich mich überhaupt mit dir Ignoranten? Das sind die Gezeiten!“

„He, und was kommt da aus der Erde raus?“

„Ja, da staunst du, mein Lieber. Ich steh’ halt nicht die ganze Zeit nur rum und zerreiß mir den Mund über alles Mögliche. Ich sorge dafür, dass es hier voran geht. Seit einer Unendlichkeit ist auf diesem Planeten nichts passiert.“

„Schön, und was soll es sein?“

„Gräser, Kräuter und Bäume.“

„Gräser, Kräuter und Bäume?“

„Pflanzen halt.“

„Aber wozu, es wurde doch gerade richtig nett, oben schönes Licht und unten trocken, was will man noch?“

„Ob du’s glaubst oder nicht, die Pflanzen werden sich vermehren.“

„Einfach so?“

„O heiliger Bimbam, was für ein Simpel du doch bist! Natürlich nicht, sie tragen Samen und Früchte und daraus entstehen neue Pflanzen.“

„Ich weiß nicht, irgendwie hast du einen Hang zum Umständlichen.“

„Was meinst du damit?“

„Sie könnten sich nach einer gewissen Zeit einfach in Hälften teilen oder immerfort Klone ausstoßen, die durch die Luft fliegen, oder sich unterirdisch ausbreiten, nur mal so als Beispiele.“

„Auf solche Ideen kannst auch nur du kommen.“

„Lassen wir das. Wozu sind Pflanzen eigentlich gut?“

„Sie tragen Früchte und Samen.“

„Das hatten wir schon.“

„Die kann man essen.“

„Müssen wir das haben?“

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“

„Na dann!“

„Ich sage dir mal was. Die Erdbeere beispielsweise wächst knapp über dem Boden und ist ganz etwas Feines. Sie verträgt nur keinen feuchten Frühling. Dann haben wir den Apfel. Der wächst an einem hohen Baum, sieht prima aus und hält sich eine Weile, wenn er richtig gelagert wird.“

„Apfel, meinst du?“

„Eine wahre Zauberfrucht, unheimlich vielfältig in der Verwendung. Ja und Mohrrüben und Schwarzwurzeln gibt’s auch.“

„Mohrrüben? Schwarzwurzeln? Hört sich irgendwie nicht so toll an. Und was haben wir sonst noch im Programm?“

„Kartoffeln, Hirse, Roggen, Cassava, Jams, Reis, soll ich die jetzt etwa alle aufzählen?“

„Vergiss’ es! Scheint reichlich da zu sein. Und wenn sich das alles auch noch vermehrt, haben wir’s bald im Überfluss.“

„Na, jetzt zufrieden? Dann gehab dich wohl!“

Am Anfang war das Widerwort

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