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Оглавление1. Liebe im Tank
Peter hatte erst vor wenigen Tagen den neuen Job angetreten. Sein neuer Weg führte ihn an einer Tankstelle vorbei und ihm war aufgefallen, dass man hier günstig tanken konnte. Er wollte es einmal probieren, wie weit man mit den Sprit kam, denn er hatte gehört, dass der Sprit an diesen Billigtankstellen nicht gut sei. Er war es gewohnt am Freitag zu tanken und das wollte er in Zukunft auch machen, obwohl sein Weg in die Arbeit nun erheblich kürzer war als vorher.
Bereit zu tanken fuhr er am Freitag an die Tankstelle. Er konnte an der Zapfsäule lesen, dass man hier bedient wurde und er war erstaunt, denn so etwas kannte er bisher nur von den Autobahntankstellen. An einem anderen Auto stand ein kleiner Bursche in Overall und Kappe auf, der den Zapfhahn in den Tank hielt. Peter wartete geduldig am Auto, und als der Junge am anderen Auto fertig war, kam er zu ihm. "Volltanken bitte!“, sagte Peter, der Junge fragte mit einer erstaunlich hohen Stimme, ob er die Scheiben auch putzen sollte. Peter bejahte dies. Der Bursche machte sich an die Arbeit. Der Tank, der etwa halb leer gewesen war, war schnell gefüllt, der Bursche kassierte den Betrag. „Scheiben sauber machen ist gratis“ lächelte er Peter an, der ihm aber einen Euro als Trinkgeld gab. Es kam ihm komisch vor, als sich der Bursche bedankte, ihn anstrahlte und Peter dachte sich „wie jung der doch sein mag, seine Stimme war noch nicht im Stimmbruch“. Als er die Tankstelle verließ, vergaß er den Gedanken schnell und konzentrierte sich auf den Verkehr, der für Freitag sehr heftig war.
Peter beschloss am Samstag die Einladung der neuen Kollegen anzunehmen, die ihm angeboten hatten, einige Lokale in der Stadt zu zeigen. Sie trafen sich wie verabredet am neuen „In Cafe“ und gingen zusammen hinein. Schnell fanden sie einen Platz, die Kellnerin kam, und begrüßte alle freundlich. Sie bestellten nacheinander. Peter war als Letzter an der Reihe, die Kellnerin begrüßte ihn mit einem lächelnden „Hallo“. Peter bestellte sich einen alkoholfreien Cocktail. Die Kellnerin nickte und ging wieder an die Bar. Er musterte das Lokal und stellte fest, dass die Einrichtung nach italienischem Stil war. Es gefiel ihm. Das Lokal strahlte Gemütlichkeit aus. Nach ein paar Minuten kam die Bedienung an den Tisch und stellte die Getränke ab. Dabei bemerkte Peter, wie sie ihn freundlich anschaute. Er lächelte zurück, machte sich aber keine Gedanken dabei.
Peter und seine Kollegen unterhielten sich über die Arbeit, als noch zwei Kolleginnen hinzukamen. Sie begrüßten sich und eine der Kolleginnen hatte wohl schon ein Auge auf ihn geworfen. Peter bemerkte, wie sie sich unbedingt neben ihn setzen wollte. Der Kollege machte ihr Platz. Er kam mit ihr zwangsläufig ins Gespräch. Sie wollte alles von ihm wissen. Diese Neugierde war Peter peinlich, aber beantwortete geduldig alle ihre Fragen. Auch seine Kollegen hörten zu und fragten kaum nach, weil die Kollegin schon alle Fragen vorher ausgesprochen hatte. Die Bedienung kam wieder an den Tisch und fragte die Damen nach ihren Wünschen. Die beiden bestellten, die Bedienung hatte aber nur Augen für Peter. Sie bemerkte auch, dass eine der Damen sich an Peter ran machte, und strafte diese mit einem scharfen Blick. Das aber ließ die Kollegin kalt. Im Gegenteil sie schmunzelte nur. Peter konnte in diesem Augenblick mit den Geschehnissen, die er wohl bemerkt hatte, nichts anfangen. Nach einer zweiten Runde zahlten sie. Peter lud seine Kollegen ein und beglich die Rechnung. Der Bedienung, die ihn frech anlächelte, wie er empfand, gab er ein großzügiges Trinkgeld. Sie dankte ihm und verabschiedete ihn mit einem Liebevollem „bis bald“. Peter freute sich, maß aber diesen Worten keinerlei Bedeutung bei.
Sie gingen ins nächste Lokal, ein kleines geschmackvoll eingerichtetes Speiselokal. Dort gab es nach der Meinung von Peters Kollegen die besten Fischzubereitungen. Er sah sich die Speisekarte an und bestellte eine kleine Platte, auf der allerlei Fisch zu finden war. Seine Kollegin, Claudia, hatte wieder seine Nähe gesucht. Peter war es schon fast unangenehm, die Kollegen lachten nur still in sich hinein. Claudia war die Chefsekretärin im Betrieb. Als sie sich kurz frisch machen ging, machte man ihn darauf aufmerksam, dass es nur über sie ging, wenn man einen Termin beim Chef wollte. Peter nahm dies zur Kenntnis und wollte fragen, wie er aus dieser Situation herauskomme, aber die Damen wieder an den Tisch kamen. Claudia hatte ihren Duft erneuert und Peter fand, dass sie eigentlich stank. Dieses Parfum entsprach nicht seinem Geschmack und er war froh, schon gegessen zu haben. Claudia allerdings baggerte ungestört weiter. Nach dem Essen wollten die Kollegen Peter noch eine kleine Bar zeigen. Er versuchte, dankend abzulehnen. Seine Kollegen verstanden ihn, aber Claudia bettelte so lange, bis er zustimmte mitzugehen.
Am Sonntag wachte Peter erst gegen Mittag auf. Die kleine Bar war auf verschiedene Biere spezialisiert und sie hatten noch viel Spaß. Er war froh, dass es ihm gelungen war, Claudia abzuschütteln, was ihn zwar sehr viel Mühe gekostet hatte, aber die Kollegen hatten Mitleid mit ihm und waren ihm zu Seite gestanden.
Er bereitete sich Kaffee zu. Während dieser durch die Maschine lief, ging er nach unten und holte sich wie jeden Sonntag die Zeitung. Gemütlich las er und genoss den Kaffee. Er beschloss einen Spaziergang zu machen, und in einem kleinen Lokal in der Nähe zu Mittag zu essen. Gerade als er die Wohnung verlassen wollte, klingelte sein Handy. Er kannte die Nummer nicht, überlegte kurz und ging dann ran. Es war Claudia. Sie hatte sich seine Nummer aus den Personalakten besorgt. Am Sonntag…. . Sie wollte Peter am Nachmittag besuchen, Peter wimmelte diese Versuche ab. Er erklärte das mit einem Besuch bei seinen Eltern. Sie gab auf, aber verlangte von Peter das Versprechen dies am kommenden Wochenende nachzuholen. Froh darüber, dass sie aufgab, stimmte er zu und verabschiedete er sich höflich. Er verdrehte die Augen und warf sein Handy auf den Tisch. Die nächsten Stunden sollten ihm gehören.
Er war etwa eine Stunde unterwegs, als er an das Lokal kam. Er betrat es und suchte sich einen Tisch aus. Zur Feier des Tages bestellte er sich einen Schweinebraten mit Knödeln und Salat. Sein Bier war gleich am Tisch und er schaute sich die anderen Gäste an. Sein Blick fiel auf ein Mädchen, das ihm bekannt vorkam. Er erkannte die Bedienung des vorigen Abends aus dem Kaffee. Sie bemerkte es und lächelte zu ihm herüber. Irgendetwas kam ihm bekannt und zugleich komisch vor. Aber bevor er darüber nachdenken konnte, kam sein Essen und er genoss dieses. Nach dem Essen ging er den gleichen Weg wieder zurück zu seiner Wohnung. Jetzt kam er dazu nachzudenken, was ihm an diesem Mädchen aufgefallen war. Es gelang ihm aber nicht, dieses Geheimnis zu lüften.
Zu Hause machte er es sich vor dem Fernseher bequem. Eine SMS kam rein, er öffnete sie. Es war eine Nachricht von Claudia, die ihn an sein Versprechen für das nächste Wochenende erinnern wollte. Peter sichtlich genervt löschte diese SMS. Er wollte nur seine Ruhe haben.
Als er am Montag in die Arbeit kam, wurde er freundlich von allen Kollegen begrüßt. Sie lächelten ihn an und erst nach einer spitzen Bemerkung begriff er, dass es sich herumgesprochen hatte, dass er von Claudia angebaggert worden war. Wie er feststellte, hatte sie auch erzählt, dass er mit ihr für den kommenden Sonntag verabredet war. Peter ging nicht darauf ein und winkte nur ab.
Die Woche verging und bei der vielen, neuen Arbeit vergaß Peter Claudia. Die Meetings nahmen ihn in Anspruch und er hatte viele Aufgaben aufgetragen bekommen. Am Freitag war er froh, dass bald der Mittag erreicht hatte. Er spürte die Arbeit der Woche in den Knochen und wollte nur nach Hause fahren. Er kam in die Nähe der Tankstelle und seiner Gewohnheit nach fuhr er zu dieser. Der Bursche war auch da und winkte kurz, als Peter an die Zapfsäule fuhr. Er sagte zu ihm „Volltanken bitte und die Scheiben wieder reinigen.“ „Jawohl“ wie nach einem militärischen Befehl erwiderte der Bursche und machte sich an die Arbeit. Während der Sprit in den Tank lief, reinigte er wieder die Scheiben. Als alles erledigt war, kassierte er Peter wieder ab. Peter gab wieder einen Euro Trinkgeld, der Bursche in seinem Overall und der Kappe bedankte sich freundlich.
Peter fand diesen Service an der Tankstelle toll, weil man das nur noch selten erlebte. Als er durch die Stadt fuhr, kam ihm in Gedanken Claudias Einladung wieder in den Sinn. Er beschloss noch eine Flasche Wein und Kekse zu besorgen, hoffte aber, dass sie ihre Einladung vergessen hatte.
Zu Hause sollte er eines Besseren belehrt werden. Claudia rief an und erinnerte ihn mit schmalzig süßer Stimme an Sonntag. Peter stimmte zu und verwünschte sich in diesem Augenblick. Es graute ihm vor Sonntag, aber zuerst wollte er den Abend genießen. Er legte eine CD ein, nahm ein Buch und legte sich auf die Couch. Bald war er eingeschlafen und erwachte erst am Samstag. In der Bäckerei am Eck holte er sich frische Croissants und genoss diese mit Kaffee. Kurz ging ihm die Arbeit durch den Kopf. Er fand, dass er einen guten Job gefunden hatte. Viele Herausforderungen spornten ihn an und er war zufrieden, dass er dabei auch eine Menge Geld verdiente.
Peter war in die Stadt gefahren, um etwas seinen Kopf freizubekommen. Er ging in die großen Arkaden und suchte sich neue Hemden, schlenderte vorbei an vielen Boutiquen und beobachtete die Menschen um ihn herum. Als er sich ein wenig niedersetzte, kam ihm der Bursche an der Tankstelle in den Sinn. Irgendwas war an ihm außergewöhnlich. Ihm kam es auch so vor, als ob der dieses Gesicht schon in einem anderen Zusammenhang gesehen hatte. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als eine Mutter mit Kindern vorbeikam. Die Kinder weinten, die Mutter zerrte sie nach und schimpfte dabei. Er war sich sicher niemals im Leben Kinder in die Welt zu setzen. Aber wozu auch der Gedanke, fehlte ihm doch die Frau.
Er beschloss, in eine Parfümerie zu gehen und für Claudia einen Duft zu kaufen. Etwas was für ihn gut roch und in der Hoffnung sie würde nicht wieder diesen grässlichen Duft tragen. Peter fand etwas, das sehr angenehm roch, ließ sich das Einpacken und fuhr wieder nach Hause.
Nachdem er den Rest des Nachmittags lesend verbracht hatte, zog er sich lässige Kleidung an und fuhr nochmals in die Stadt. Er hielt am „In Café“. Er wusste nicht, was ihn dort hinzog, aber das Ambiente hatte ihn am letzten Samstag überzeugt, er hatte sich wohlgefühlt. Er betrat den Laden und spürte sofort die Blicke einiger Damen, auch die Bedienung war da und lächelte ihn an. Als er einen kleinen Tisch gefunden hatte, kam sie auf ihn zu. Er bestellte wieder einen alkoholfreien Cocktail. Während die Bedienung wegging, musterte er sie. Peter fand, dass sie eine tolle Figur hatte und sehr gut aussah. Dennoch, ihr Gesicht…er überlegte wieder, kam aber nicht darauf.
Im selben Moment ging die Türe des Kaffees auf und Claudia betrat das Lokal. Er konnte sich nicht verstecken und Claudia steuerte, nachdem sie ihn erblickt hatte, auf ihn zu. Sie kam lachend an den Tisch und breitete, ohne zu fragen, ihre Jacke neben Peter aus. Peter war es unangenehm, aber sie zog ihn zu sich her und drückte ihm rechts und links ein Bussi auf die Wangen. Die Bedienung kam mit seinem Cocktail und verzog leicht das Gesicht. Ihr Lächeln war gewichen, Claudia gegenüber war sie aber freundlich. Claudia bestellte etwas herablassend einen Mai Tai. Während die Bedienung ging, flüsterte Claudia ihm zu, dass sie sich freute, ihn heute schon zu sehen. Peter, aus Höflichkeit Claudia gegenüber, bestätigte ebenfalls seine Freude. Er wurde aber das beklemmende Gefühl nicht los, das Claudia gewusst hatte, das er hier war. Sie schmiegte sich an ihn, er hatte keine Chance auszuweichen oder wegzurutschen. Claudia schien das nicht bemerken zu wollen. Erst als die Bedienung sich wieder dem Tisch näherte, ließ sie mit einem kurzen Räusperer eine sich Claudia handbreit Abstand zu Peter ein.
Peter sah der Bedienung an, dass ihr das Gesehene nicht gefiel, aber sie blieb höflich. Claudia prostete Peter zu und er roch wieder dieses unangenehme Parfum an ihr. In seiner Nase kam dieser widerliche Duft nicht sehr gut an. Kaum hatte sie getrunken, schmiegte sich Claudia wieder an Peter. Den linken Arm legte sie um ihn. Ihr Duft widerte ihn an, aber er hatte keine Chance gegen diese aufdringliche Frau. Mit der rechten Hand streichelte sie seinen Oberschenkel. Er war höflich, bat Claudia dennoch um etwas Zurückhaltung. Claudia machte Anstrengungen in sein Ohr zu flüstern. Sie beugte sich zu ihm, zog ihn leicht an sich und ihre Zunge spielte mit seinem Ohrläppchen. Peter versuchte sich dezent zurückzuziehen, aber Claudia ließ nicht locker. Ihre rechte Hand wanderte dabei immer weiter nach oben. „Claudia“, sagte er, lass uns noch mal trinken. „Ja Liebling“, hauchte sie ihn an und befreite Peter aus dieser misslichen Lage. Während er trank, fiel sein Blick auf die Bedienung, die die beiden beobachtet hatte. Er sah, wie sie leicht mit dem Kopf schüttelte. Es war ihm durchaus bewusst, dass diese Situation mit Claudia äußerst peinlich war, er hoffte, dass die anderen Gäste im Lokal Claudias Vorgehen nicht bemerkt haben.
Er versuchte ein Gespräch zu beginnen, in dem er Claudia fragte, wie lange sie schon in der Firma war. Geduldig erzählte sie ihm ihre Geschichte und dabei erfuhr er, dass sie verheiratet war, sich die Ehe im Laufe der Jahre aber abgestumpft hatte und jeder seiner Wege ging. Peter verstand, dass Claudia sich nach etwas sehnte. Aber er konnte ihr das nicht geben. Sie gestand ihm, das sie sich in ihn verliebt hatte. Er wollte ihr sagen, dass dies bei ihm nicht der Fall war, aber Claudia ließ ihn nicht zu Wort kommen und malte sich eine Zukunft mit ihm aus. Peter erschauderte bei diesen Worten, fehlte ihm jedoch der Mut offen zu sagen, dass dies nicht sein Ziel wäre. Er beschloss die Flucht nach vorne anzutreten, schaute auf seine Uhr und erklärte Claudia, dass er es für Zeit befand, nach Hause zu fahren. Claudia schmollte etwas, aber sie freute sich bereits auf morgen. Peter zahlte, wobei die Bedienung, so kam ihm vor, etwas wirsch war. Beide standen auf und verließen das Lokal. Bei den Autos wollte Claudia ihn küssen, Peter konnte das nur verhindern in dem er ihr rechts und links ein Bussi auf die Wange gab. „Ich freue mich auf morgen“, rief Claudia über die Autos hinweg, „Ich werde gegen halb drei bei Dir sein.“ Peter nickte nur und verfluchte sich wieder einmal, dass er diesem Besuch zugestimmt hatte.
Der Sonntagmorgen verlief fast wie im Flug. Peter bereitete der Besuch von Claudia Kopfschmerzen und er hoffte, dass er sie bald wieder loswerden konnte. Es war bereits kurz nach zwei, als es an seiner Türe klingelte. Es war Claudia, die trotz der warmen Temperaturen einen Mantel anhatte. Peter wollte ihr beim Ablegen helfen, Claudia aber wollte den Mantel noch ein wenig anbehalten. „Wenn Du meinst“, kam ihm recht erstaunt über die Lippen, „komm rein“. Er führte sie ins Wohnzimmer. Claudia staunte über die gemütliche Einrichtung und nahm in einem Sessel Platz. „Kaffee oder Wein?“, fragte er sie. Claudia entschied sich für Wein und es entlockte ihr, dass dies gemütlicher sei. Peter richte Kekse an den Tisch, öffnete den Wein, roch kurz am Korken und schenkte zwei Gläser ein. Claudia bedankte sich, nahm ein Glas und prostete Peter zu. Der ließ die Gläser leicht anklingen, trank einen Schluck und war verwundert, wie gut dieser Wein schmeckte. Claudia nahm ein Keks vom Tisch. Während sie davon, wie er fand, neckisch Abbiss, sagte er aus Höflichkeit, dass er sich über ihren Besuch freue. Claudia entgegnete, dass sie sich über die Einladung freue und Peter ein kleines Geschenk mit gebracht habe. „Geschenk“ fiel Peter ein. „Ich habe auch für Dich etwas besorgt“, ließ er Claudia wissen. Er stand auf, ging zur Kommode, auf der das kleine Päckchen lag, und reichte es Claudia. „Wie lieb von Dir, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie, während sie das Päckchen öffnete. „Hmm ein sehr guter Duft“ schwärmte sie und sprühte sich ein wenig ein. „Hier riech mal Peter“, er erhob sich wieder, ging auf Claudia zu, um kurz zu riechen. Der Duft war für ihn auf jeden Fall weiblicher als das Zeug, dass sie sonst versprüht hatte. Auch Claudia stand auf, bat Peter die Augen zuzumachen, damit sie sein nicht Geschenk aufmachen konnte. Peter folgte ihr und war gespannt, was Claudia ihm mitgebracht hat. „Jetzt mach Deine Augen auf“, sagte sie und Peter staunte nicht schlecht, als er das tat. Claudia hatte ihren Mantel geöffnet und hatte darunter nichts….gar nichts. Peter konnte in diesem Moment keinen klaren Gedanken fassen. Ja sie hatte eine tolle Figur, wohlgeformte Brüste, an all das dachte er, als sie den Mantel langsam nach hinten fallen ließ. Sie stand Splitterfaser nackt vor ihm. Langsam schritt sie auf ihn zu, legte ihre Arme um ihn und setzte zum Kuss an. Peter war in diesem Augenblick neben seinem Schreck zusätzlich noch vom Parfümduft betört. Er kam zu sich, als sich ihr Mund seinem näherte. „Claudia nicht“ entfuhr es ihm. „Du bist eine schöne Frau, hast einen wunderschönen Körper, aber ich kann das nicht“, flüsterte er. Es war ihm peinlich so mit dieser nackten Frau zu sprechen, in einer solchen Situation war er noch nie. Claudia sah ihn an, „bin ich Dir nicht attraktiv genug?“ „Doch“, sagte Peter, „aber ich kann das nicht.“ „Ich wäre gerne ein guter Freund und Kollege, nur mit Dir schlafen, das kann ich nicht.“ Claudia sah ihn an und ihre Miene wechselte von Lächeln in Unverständnis. „Aber ich habe mich in Dich verliebt“, sie verstand die Welt nicht mehr. „Ja Claudia, das mag sein, aber meine Gefühle für Dich sind anderer Art.“ „Freundschaftlich, kollegial, nur nicht mehr, Du schmeichelst mir, ich kann das aber nicht“, versuchte er die Situation Claudia zu erklären. Claudia ging einige Schritte zurück, setzte sich in den Sessel und begann zu weinen. „Ich werde das Leben verpassen“. schluchzte sie. Peter. der in diesem Moment Mitleid für sie empfand, kniete sich vor sie hin, nahm ihre Hand und gab nach einer kurzen Denkpause Claudia den Rat nicht mit Gewalt nach Liebe zu suchen. Weinend sah sie ihn an und er stellte fest, dass sie irgendwie wie ein Engel aussah. Er lächelte bei diesem Gedanken und Claudia fragte ihn, warum er lächelt. „Ich finde die Situation eigenartig und lieb zugleich“ er sich. Er stand auf und zog Claudia nach oben. Sie stand fest da und so hatte er die Möglichkeit ihren Mantel um sie zu legen.
Claudia ging zur Türe und entschuldigte sich bei Peter. Peter öffnete wortlos die Türe und sie ging, ohne sich umzudrehen. Er fasst sich langsam wieder. Trank den Wein, der noch auf den Tisch stand und blickte in den Garten. Danach zog er sich an und ging hinaus um einen Spaziergang zu machen. Er ging den gewohnten Weg und stand vor dem Lokal, wo er erst gegessen hatte. „Ein Glas Wein“ war sein Gedanke, so betrat er das Lokal. Er nahm an einem Tisch Platz, schaute kurz in die Runde und bemerkte, dass die Bedienung des Kaffees mit ihren Freundinnen wieder da war. Sie schaute ihn nur kurz an, blickte aber gleich wieder zu ihren Freundinnen und sprach mit diesen. Peter trank seinen Wein, zahlte und lief den Weg wieder zurück. Immer wieder dachte darüber nach, wo er das Gesicht der Bedienung des Kaffees schon gesehen hatte. Es kam ihm bekannt vor. In diese Gedanken kam ihm wieder die Situation mit Claudia. „Viel Mut hatte sie schon“, dachte er und musste unwillkürlich lächeln.
Am Montag betrat Peter die Firma und bemerkte das seine Kollegen irgendwie gespannt waren seine Geschichte von Sonntag zu hören. Sie warteten darauf das irgendeine Meldung, irgendein Zeichen kam, das sie deuten konnten. Peter versuchte, sie zu ignorieren. Ein Kollege kam und meinte, dass es wohl sehr anstrengend mit Claudia gewesen sein musste. „Wie kommst Du darauf?“, fragte Peter. „Claudia ist krank und sie hat gekündigt“, erzählte der Kollege. Peter erschrak im ersten Augenblick, denn mit dieser Reaktion hätte er nicht gerechnet. Er beschloss, Claudia in der Mittagspause anzurufen.
Sie entschuldigte sich noch mal bei Peter und fand ihren Auftritt mittlerweile selbst doof. „Aber warum hast Du gekündigt?“, fragte er. „Ich habe gestern nachgedacht und beschlossen woanders hin zu ziehen. Hier fällt mir langsam alles auf den Kopf und ich versuche Dich zu vergessen“, gestand sie. „Es fällt mir sicher leichter, wenn ich alles hinter mir lasse und in einer anderen Stadt neu beginne“, setzte sie fort. Peter war sprachlos, wünschte ihr aber kurz danach viel Glück. Danach war das Gespräch beendet.
Sein Chef informierte die Belegschaft über diese neue Entwicklung und fragte eine seiner Kolleginnen, ob sie die Stelle von Claudia antreten würde. Diese freute sich für das Vertrauen und so hatten sie einen Grund gefunden, ein wenig zu feiern. In Peter mochte keine Feierstimmung aufkommen, denn er fühlte sich schuldig. Auf der anderen Seite ist es ja Claudias Entscheidung, redete er sich ein.
Durch Umstrukturierungen im Büro verging die Woche rasant schnell. Ein Kollege d,er die entstandene Lücke im Büro füllen sollte, wurde sehr schnell gefunden. Ein ehemaliger Kollege und guter Freund aus Peters alter Firma, nahm den Job an. Peter freute sich, dass er ein bekanntes Gesicht sah und beglückwünschte den neuen Kollegen.
Am Freitag fuhr er wieder zur Tankstelle. Der Bursche, wie immer im Overall und mit seiner Kappe sah ihn, grüßte aber nicht wie sonst. Peter beobachtete ihn und ihm fiel wieder das Gesicht auf. Er schmunzelte leicht vor sich hin, denn heute war es etwas ölverschmiert. Der Bursche kam und tankte Peters Tank voll, unterließ es aber seine Scheiben zu reinigen. Peter fragte ihn, ob er heute nicht gut drauf sei, und erhielt nur ein unfreundliches „Nein“ zurück. Er bedankte sich, nach dem er bezahlt hatte. „Na ja, jeder hat mal einen schlechten Tag“ und lachte etwas herzlich über das verschmierte Gesicht.
Die Ereignisse der vergangenen Woche beflügelten Peter am Abend. Er wollte Abwechslung und so fuhr er in das Kaffee, in dem er sich eigentlich wohlgefühlt hatte.
Die Bedienung kam an den Tisch, er bestellte „wie immer“ seinen alkoholfreien Cocktail. Wortlos ging die Bedienung wieder, konnte sich aber, als sie den Cocktail brachte, nicht die Bemerkung ersparen nach seiner Freundin zu fragen. Peter erklärte ihr, dass Claudia nicht seine Freundin sei. „Diesen Anschein hat es aber nicht gehabt?“, fragte die Bedienung erstaunt. Peter erwiderte, dass es ihm schon peinlich gewesen sei, wie sich diese Frau an ihn ran geschmissen hatte, warf, aber sogleich hinterher das er es vermieden hatte nähere Bekanntschaft mit ihr zu machen. Die Bedienung lachte und schien froh darüber zu sein. Lachend ging sie vom Tisch weg. Peter schaute ihr nach und es durchfuhr ihn, er wusste auf einmal, wo er das Gesicht schon gesehen hatte. Das konnte nur ihr Bruder sein. „Ja, es muss Ihr Bruder sein“, der Bursche an der Tankstelle. Er winkte die Bedienung zu sich, als sie kurz zu ihm schaute.
Sie kam und er fragte sie, ob sie einen Bruder habe, der an einer Tankstelle arbeite. Sie lachte. Peter war verwundert. „Ja sicher, mein Bruder“, sagte sie lachend. Peter fand ihr Lachen sympathisch. „Das kann schon sein“, meinte sie. Peter wollte nicht neugieriger sein und lachte wieder, als er an das ölverschmierte Gesicht dachte. Er beobachtete die Bedienung und fand sie hübsch und natürlich. Er bemerkte auch, dass sie immer wieder zu ihm rüber lachte. Peter verließ nach einem weiteren Cocktail das Kaffee. Die Bedienung hatte sich mit einem Lächeln verabschiedet, das ihm durch den Körper ging.
Die kommende Woche war voll mit Einarbeitungen und Meetings. Ein neuer Großauftrag beschäftigte die ganze Firma und forderte von allen den vollen Einsatz. Nur ab und zu kam ihm der Gedanke an die Bedienung. Immer nur kurz, aber immer wieder.
Am Freitag blieb er eine Stunde länger in der Arbeit, spürte eine innere Unruhe, die er sich nicht erklären konnte. Endlich hatte er es geschafft sein Projekt zu beenden, stieg ins Auto und steuerte die Tankstelle an. Der Bursche kam aus dem Häuschen und lachte ihn an. Bevor Peter irgendeine Reaktion zeigen konnte, nahm der Bursche seine Kappe vom Kopf. Es kamen blonde Haare zu Vorschein und der Bursche...schüttelte diese lässig aus. Babsi die Tankwartin und die Bedienung waren ein und dieselbe Person. Peter verstand zuerst nicht, wie ihm geschehen war. Fing dann laut an zu lachen. Sie kam auf ihn zu, den Overall an wie immer und sie standen sich kurz gegenüber. Beide lachten herzlich und Peter kam nicht umhin zu sagen „Dein Bruder“. Noch bevor er, sie, den Tankdeckel öffnen konnte, waren seine Arme um sie geschlungen. Sie legte seine Arme um ihn und sie küssten sich. Sie vergaßen die Welt um sich herum. Als sie aufgehört hatten bemerkten, sie die neuen Kunden an der Tankstelle. Diese klatschten. Beide liefen Rot an, dennoch wusste Peter, es hatte länger gebraucht, aber er hatte seine Liebe gefunden.