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2. Das Mädchen aus der Bim

Er, Franz, sah sie jeden Tag in der Bim. Schon frühmorgens begab er sich wie jeden Tag auf den Weg zur Arbeit. Und wie jeden Tag saß sie bereits in der Bim.

Als er Einstieg wünschte sie ihm wie jeden Morgen, mit ihrer lieblichen Stimme „Guten morgen“. Er antworte wie immer: „Dir auch.“ Sie lächelte ihn an wie immer und widmete sich ihrer Musik, die sie über das Handy hörte. Nur zwischendurch bemerkte er ihre Blicke. Blicke, die sie gleich wieder senkte, wenn er zu ihr sah. Franz meinte auch zu bemerken, dass sie leicht errötete.

Franz stieg auch immer früher aus als sie. Er wusste nicht, wie weit sie fuhr, fuhr sie zur Uni, oder fuhr sie zur Arbeit? Vielleicht sollte er seine Schüchternheit einfach mal überwinden und sie fragen? Und wieder wurde er unsicher. Er beschloss, einfach mal abzuwarten. Er würde sicher den Mut finden sie zu fragen.

Es dauerte aber noch etwa zwei Wochen, als Franz endlich mit dem Vorsatz aufwachte, sie heute zu fragen. Zu fragen, wie sie hieß. Er stand extra früher auf, damit er zwei Haltestellen früher zu Bim konnte. Er ging nicht, er rannte dort hin. Dort stand sie. Tatsächlich stieg sie zwei Haltestellen früher ein als er. Sollte er …? Nein, er drehte wieder um, rannte zurück und stieg an seiner gewohnten Haltestelle in die Bim. Sie lächelte, Franz, der sichtlich außer Atem war, konnte kaum Antworten und lächelte ebenfalls nur.

Einige Haltestellen später stieg Franz, wie immer aus. Sie sah ihm nach und er wollte sich selbst Ohrfeigen. Was war er für ein Feigling? Warum hatte er nicht mit ihr gesprochen? Gut, er würde es tun, sicher, das nahm er sich zuletzt vor, als er das Bürogebäude betrat.

Irgendwie schaffte er es nicht, sich an diesem Tag zu konzentrieren. Eine unerklärliche Unruhe hatte ihn erfasst. Eine Unruhe, die er sich selbst nicht erklären konnte. Er beschloss an diesem Tag einfach früher aufzuhören, Überstunden abzubauen. Sein Chef war einverstanden.

An der Haltestelle der Bim bekam er wieder dieses Gefühl, es würde etwas nicht stimmen. Noch immer konnte er sich nicht erklären, was in ihm vorging.

Franz, der sehr unruhig geschlafen hatte, stieg in die Bim ein, wollte gerade lächelnd in die gewohnte Richtung grüßen, aber sie war nicht da. Vielleicht war sie krank? Vielleicht hatte sie einen neuen Dienst, fing früher oder später an? „Urlaub, sicher hatte sie Urlaub“ beruhigte er sich in Gedanken.

Vier Wochen waren vergangen und jeden Tag das gleiche Spiel. Franz freute sich wieder sie zu sehen, aber sie kam nicht mehr. Es kamen einige unruhige Tage auf ihn zu. Er konnte kaum noch einen Gedanken fassen, bei dem er nicht ihr Gesicht, ihr Lächeln sah. Es war wie eine Folter für ihn. Sollte er etwa? Urlaub, der Gedanke ging ihm durch den Kopf. Er benötigte Urlaub und vielleicht konnte er sie finden. Diese Frau, mit der er in Gedanken so verbunden war, die er nicht schaffte, aus dem Kopf zu verbannen. Er bekam die drei Wochen zu seiner Verwunderung ohne Probleme. Er würde die drei Wochen nutzen sie zu finden.

Die nächsten Tage beobachtete der die Haltestelle, an der sie eingestiegen war. Ein Mädchen fiel ihm auf, das dort jeden Tag einstieg. Er trat an sie heran. „Darf ich Dich was fragen?“, sprach er die Kleine an. Sie schaute ihn verwundert an, sah sich um und da noch mehr Fahrgäste an der Haltestelle standen, gab es ihr die Sicherheit zu antworten. „Was denn?“ kam es zurück. Er erzählte von diesem Engel, den er immer gesehen hatte, erzählte ihr von dem zauberhaften Lächeln, dass er nun vermisse, und wollte wissen, ob sie dieses Wesen gekannt habe und ob sie weiß, wo sie sein könnte. Franz musste wohl einen sehr armen Eindruck auf sie gemacht haben. Die Bim kam und die Kleine sagte, er sollte doch mit einsteigen. Sie könne ihm eventuell helfen. Beide saßen nieder. „Ich bin an der Uni“, sagte sie und ich habe Frau, die Du meinst, gesehen. "Sie hatte eine Studienreihe laufen, die aber nun beendet ist“, erzählte sie Franz. Woher sie das wisse, wollte Franz nun wissen. Die Kleine lachte, „mein Freund ist an dieser Studienreihe beteiligt gewesen“. Damit war Franz klar, dass er richtig lag. „Weißt Du denn, wo sie jetzt hin ist?“, fragte er sie. „Nein, aber wir können meinen Freund fragen. Komm heute Abend bei uns vorbei, hier ist die Adresse“, antwortete sie freundlich und gab Franz eine Visitenkarte. Er dankte ihr. „Ist ok,“ gab sie zur Antwort, „ich muss raus.“ Sie stand auf und verließ die Bim. Erst jetzt bemerkte Franz, dass sie bereits bei der Uni waren. Er freute sich über seinen Mut, die Kleine angesprochen zu haben.

Der Abend kam und Franz ging zu der Adresse, die auf der Karte stand. Er hatte sich erlaubt, zwei Flaschen Wein zu kaufen und mitzunehmen. Einen Roten und einen Weißen, da er den Geschmack der beiden nicht kannte.

Ein junger Mann öffnete auf sein Klingeln. Er stellte sich als Andy vor. Andy bat ihn in die kleine Küche. Dort hatten sie auf einem kleinen Tisch für drei Leute gedeckt. Die Kleine bat ihn nach der Begrüßung, Platz zu nehmen. Sie hätte für ihn mitgekocht, Spaghetti, nicht besonderes, aber wenigstens macht das satt. Sie lachte.

Es war eine typische kleine Studentenbude. Vermutlich gab es nur noch ein Zimmer. Billig, aber zweckmäßig. Während sie aßen, erzählte Andy über Patrizia. „Patrizia heißt sie also“, bemerkte Franz. „Ja“, entgegnete Andy. Sie war aus Hamburg gekommen für etwa ein Jahr eine Studienreihe zu begleiten, die er und seine Kommilitonen begonnen hatten. Sie hatte wohl schon Erfahrungen gesammelt und konnte diese hervorragend einbringen. „Hamburg“, murmelte Franz. „Ja dann werde ich sie wohl nicht wieder sehen“, meinte er enttäuscht. „Hm, ich habe leider auf keine Adresse von ihr“, entgegnete Andy.

Franz bedankte sich für den Abend, der ihm gefallen hatte. Auf dem Heimweg, den er zu Fuß antrat, überkam ihn sein Frust. Die Erkenntnis kam, das er Patrizia wohl nie wieder sehen würde. Er ärgerte sich über sich selbst, ärgerte sich über seine Unentschlossenheit in der Bim, ach er ärgerte sich über alles.

Den Rest seines Urlaubs wollte er nicht mehr genießen. Er konnte nicht, wie sollte er dieses Gesicht, ihr zartes Lächeln vergessen. Und noch fast drei Wochen bis zur Ablenkung. Nach Bayern. Er fuhr mit dem Zug nach Bayern, quartierte sich in einer kleinen Pension ein und ging wandern.

Die Tage vergingen und er genoss die Berge und den Anblick der Natur, als am vorletzten Abend eine SMS von Andy kam. Dieser bat ihn, kurz anzurufen.

Er kam der Bitte nach und rief Andy an. Andy erzählte ihm, dass ihnen das traurige Gesicht von Franz nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. Sie hatten einige Freunde und Studienkollegen befragt und einer konnte wohl helfen, Patrizia zu finden. Das Herz von Franz begann wieder schneller zu schlagen. Die Frau seiner Träume konnte ihm wirklich jemand helfen? Nachdem er Andy erzählt hatte, wo er gerade sein, vereinbarten sie ein Treffen für den nächsten Abend bei Andy zu Hause. Er sei gerne wieder zu Spaghetti eingeladen. Franz lachte und versprach sich um den Wein zu kümmern. Sie verabschiedeten sich und Franz war wieder hoffnungsvoll gestimmt. Sollte er tatsächlich erfahren, wo seine Traumfrau war?

Drei Tage später machte er sich auf den Weg zu Andy und seiner Freundin. Diesmal hatte er nur Rotwein dabei. Zu den Spaghetti passte dieser besser. Franz klingelte bei den beiden. Andy öffnete die Türe und sie gingen wieder in die kleine Küche. Diesmal waren vier Teller gedeckt. Andys Freund wollte auch bald kommen. „Einen Stuhl haben wir von den Nachbarn ausgeliehen“, lachte Andy. Franz kam nicht umhin, ebenfalls lauthals zu lachen. Er mochte die beiden und bald war das Essen fertig. Andy schaute mehrmals auf die Uhr und fragte, wo denn ihr Freund nur bleibe. Franz stellte sich die Frage ebenfalls. Er war innerlich sehr nervös, äußerlich versuchte er ruhig zu bleiben, allerdings glaubte er, die beiden bemerkten seine Unruhe.

Gerade als die Spaghetti auf den Tisch gestellt wurden, klingelte es an der Türe. Andy stand auf, öffnete die Türe und begrüßte laut seinen Freund Sebastian. „Ah, Sebastian“, dachte Franz. Er freute sich diesen jungen Mann kennenzulernen. Die Küchentür öffnete sich, Andy trat ein und Franz fiel fast vom Stuhl. Hinter Franz betrat Patrizia die Küche. Lachend, beide Arme ausgestreckt ging sie auf Franz zu. Sie umarmten sich herzlich, sahen sich immer wieder an und umarmten sich von Neuem. Franz hatte jedes Zeitgefühl verloren, waren es Sekunden, Minuten oder Stunden. Dieses Gefühl des Glücks, er konnte es nicht fassen.

Auf einmal sah er Andy und die Kleine. Sie lächelten die beiden an. Franz konnte in diesem Augenblick nichts sagen, aber er legte sich schon die Worte für danach zurecht. Als sich Patrizia und Franz wieder ansahen, drehten sie sich zur Kleinen und Andy um.

Patrizia sagte Danke zu den beiden. Franz kam nicht umhin das ebenfalls zu tun, die zurechtgelegten Worte waren weggeblasen.

Die Kleine bat sich zu setzen, bevor die Spaghetti kalt würden. Sie aßen genussvoll und Andy klärte Franz auf, dass er tatsächlich keine Adresse von Patrizia hatte, aber ihre Telefonnummer und nach der hatte Franz ja nicht gefragt. Also hatten er und die Kleine beschlossen, ihn zu überraschen. Als Patrizia sofort zugestimmt hatte, war klar, dass die beiden Amor spielen wollten. Und es hatte geklappt.

Bevor Patrizia und Franz die Wohnung verließen, dankten sie den beiden nochmals. Patrizia und Franz gingen danach zu Fuß zu Franz. Sie hatten sich viel zu erzählen und was danach kam…? Nun das kann sich jeder denken, jeder, der schon einmal das Gefühl hatte, etwas zu verlieren, was er geliebt hat. Die beiden kannten das Gefühl und beschlossen es nie wieder aufkommen zu lassen.

Liebe im Alltag

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