Читать книгу Hiob - Werner Schüßler - Страница 6

Vorwort

Оглавление

Thema des Hiobbuches, das im Verlauf des 6.-2. Jahrhunderts v.Chr. zu seiner Jetztgestalt gewachsen ist und dessen Hauptgestalt als Symbolfigur das alttestamentliche Gottesvolk in seinem Ringen und Hadern mit der Verborgenheit Gottes verkörpert, ist nicht das Leid aller Unglücklichen dieser Welt, sondern die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes in seiner Weltführung, die durch das Leiden des Gerechten erschüttert zu werden droht.

Darauf bezogen behandelt Renate Brandscheidt in ihrem Beitrag „Trost finden. Das Leid des Frommen und die Gerechtigkeit Gottes im Spiegel des Buches Ijob“ die im Hiobbuch dargebotenen vielfältigen Formen der Auseinandersetzung mit dem unschuldigen Leiden sowie der Suche nach Trost. Sie reichen von der gottergebenen Annahme des Leides über die Anklage Gottes als Feind des unschuldig Leidenden in einer chaotischen Welt bis hin zur Rechtfertigung Gottes in einer problematischen Vergeltungstheorie sowie der Auffassung von einer den Frommen auf sein Endheil hin läuternden Leidenspädagogik und enden mit dem Aufweis der universalen Gerechtigkeit Gottes, die den Einzelmenschen und seine persönliche Geschichte als Glied der Schöpfung in eine universale Heilsgeschichte stellt.

Auch die Philosophie hat sich seit Anbeginn an mit der Frage auseinandergesetzt, wie das Unheil und das Böse in der Welt mit der Vorstellung eines allmächtigen und allgütigen Gottes zu vereinbaren ist, ist doch bekanntlich dieses Grundproblem menschlicher Existenz, wie Georg Büchner in seinem Drama „Dantons Tod“ zu Recht sagt, der „Fels des Atheismus“. Werner Schüßler geht in seinem Beitrag „Hiob – philosophisch gespiegelt“ zuerst dem philosophischen Ringen um diese Frage durch die Jahrhunderte hindurch nach, um sodann vier Denker vorzustellen, die ihre eigene philosophische Position im Hiobbuch allegorisch ausgedrückt sehen: Immanuel Kant, Karl Jaspers, Viktor E. Frankl und Paul Ricœur. Gegenüber den Theodizeeversuchen der klassischen Metaphysik von Augustinus bis Leibniz geht es diesen Denkern darum, auf die Geheimnishaftigkeit Gottes aufmerksam zu machen und mit Hiob zu betonen, dass der Glaube „bedingungslos“ ist.

Christine Görgen sucht in ihrem Beitrag „Sinn des Leidens – Sinn im Leiden. Viktor E. Frankl im Anschluss an Hiob“ aufzuzeigen, dass es dem Menschen trotz Leids immer noch möglich ist, Sinn zu finden und auch zu verwirklichen. Frankls These, dass im Leiden Sinn entdeckt werden kann, ist als ein Appell zu verstehen, das Leiden nicht nur hinzunehmen, sondern es anzunehmen. Damit wird kranken und leidenden Menschen eine Dimension der Hoffnung eröffnet, die darin besteht, dass der Mensch zwar vielleicht das Leid nicht ändern kann, aber immer noch seine eigene Einstellung dazu – und das aufgrund seiner geistigen Freiheit.

In ihrem Beitrag „‚Ich weiß: Mein Erlöser lebt!‘ Hiob nach Ostern gelesen“ sucht die Benediktinerin Mirijam Schaeidt, dem Hiobbuch vom Osterereignis her näher zu kommen, geht es ihr zufolge doch in diesem alttestamentlichen Buch wesentlich um die Geschichte einer Befreiung, einer Erlösung. Und Erlösung geschieht nie durch Verdrängung, sondern immer nur durch die Annahme der Realitäten, die uns bedrängen. Unfreiwilliges Leiden wird so zu freiwilligem Lieben, zur wiedergewonnenen ungetrübten Vertrautheit des Menschen mit Gott, wie dies im Hiobbuch eindringlich deutlich wird.

Die vorliegenden Beiträge werfen so von verschiedenen Seiten her spannende Schlaglichter auf das im alttestamentlichen Hiobbuch aufgeworfene Problem. Neben der exegetisch-alttestamentlichen Perspektive wird diejenige der Philosophie beleuchtet, und neben der Frage nach dem therapeutischen Umgang mit Leidenden wird diejenige nach der spirituellen Dimension des Hiobbuches aufgeworfen.

Trier, im Januar 2015 Renate Brandscheidt, Christine Görgen, Mirijam Schaeidt, Werner Schüßler
Hiob

Подняться наверх