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Einleitung

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Zu dem Zeitpunkt, als ich in die Highschool kam, waren mir zwei Sachen klar geworden. Die erste war, dass ich Christ war. Meine Eltern hatten mit ihrer Erziehung dazu beigetragen, dass ich an Jesus glaubte. Während ich langsam unabhängiger von meiner Familie wurde, wusste ich, dass ich auch weiterhin Christ bleiben wollte – dass ich Christus vertraute, ihn lieben und ihm gehorchen wollte. Er war „für uns Menschen und zu unserm Heil“ gekreuzigt und von den Toten auferweckt worden, wie das Glaubensbekenntnis es ausdrückt.

Die zweite Sache war, dass ich schwul war. Solange ich denken kann, hatte ich mich schon als Kind auf eine leicht verwirrende Weise zu Männern hingezogen gefühlt. Nach der Pubertät war mir klar geworden, dass ich eine ständige, starke, unaufhörliche und exklusive sexuelle Anziehung zu Menschen meines Geschlechts empfand.

Seit dieser Zeit der Selbstentdeckung rang ich Woche für Woche damit, herauszufinden, wie ich treu leben konnte als ein Christ, der gleichgeschlechtliche Anziehung empfindet. In den schwersten Stunden dieses Kampfes habe ich nach Artikeln oder Büchern gesucht, die mir helfen konnten. Ich habe nach Dingen gesucht, die sozusagen in der Feuerprobe, also von anderen schwulen Christen, geschrieben worden waren – nach Büchern, die aus einem intensiven persönlichen Ringen sowohl mit Homosexualität als auch mit den Anforderungen des Evangeliums entstanden waren; Büchern, in denen ich eine Orientierungshilfe finden konnte.

Ich habe Dutzende, vielleicht Hunderte wissenschaftliche Artikel und Monografien entdeckt, die jene Abschnitte der Bibel diskutieren, die sich mit Homosexualität beschäftigen. Fachzeitschriften und Enzyklopädien boten mir unzählige Studien über die „psychosomatischen“, sozialen und möglicherweise genetischen Ursprünge von Homosexualität. Bücher über Geschichte und Soziologie beschrieben detailliert, wie verschiedene Kulturen und Epochen mit Menschen umgegangen sind, die sexuelles Verlangen nach anderen Personen desselben Geschlechts empfinden.

Nie habe ich jedoch ein Buch gefunden, mit dem ich mich identifizieren konnte; ein Buch, das versucht, ein wenig von der Verwirrung und dem Schmerz, dem Triumph, der Trauer und der Freude in Worte zu fassen, die mit dem Ringen einhergehen, als schwuler Mensch in Christus treu vor Gott und mit anderen zu leben. Vor Ihnen liegt das Ergebnis meines Versuchs, ein solches Buch zu schreiben.*

Meine Geschichte unterscheidet sich sehr von den Geschichten derer, die sich wie ich als „homosexueller Christ“ bezeichnen, aber sagen, sie seien „in ihrer Homosexualität geheiligt“. Diese Überzeugung begegnet mir immer wieder, vor allem in den protestantischen Großkirchen, weniger in evangelikalen Gemeinden, auch wenn sich das bald ändern könnte. Die Autoren dieser Geschichten bekennen sich zu einem tiefen Glauben an Christus und beanspruchen gleichzeitig für sich, den Heiligen Geist genau in und durch ihre sexuellen Beziehungen auf kraftvolle Weise zu erfahren. Diesen Christen zufolge ist ihre Homosexualität ein Ausdruck von Heiligkeit, ein Symbol und ein Kanal für Gottes Gnade in ihrem Leben.1

Ganz im Gegensatz dazu handelt meine eigene Geschichte davon, wie ich mich durch meine Homosexualität geistlich eher behindert als gestärkt gefühlt habe. Anders formuliert: Meine Geschichte bezeugt die Wahrheit des Standpunktes, den die christliche Kirche mit nahezu völliger Einstimmigkeit über Jahrhunderte vertreten hat. Diese Position besagt, dass Homosexualität nicht Gottes ursprünglicher schöpferischer Absicht für die Menschheit entspricht; dass sie vielmehr ein tragisches Zeichen dafür ist, dass das menschliche Wesen und menschliche Beziehungen durch die Sünde zerbrochen sind; dass sich daher die praktizierte Homosexualität gegen Gottes ausdrücklichen Willen für alle Menschen richtet, insbesondere für die, die auf Christus vertrauen.

Doch meine Geschichte unterscheidet sich auch von der, die viele andere in der Kirche erzählen, vor allem evangelikale Gläubige. Im Unterschied zu ihnen habe ich nie eine dramatische, heilsame Umkehrung meines homosexuellen Verlangens erfahren. Mit anderen Worten: Gottes Gegenwart in meinem Leben hat nicht dazu geführt, dass ich heterosexuell geworden bin. Wie Paulus habe ich Gott immer und immer wieder leidenschaftlich, verzweifelt und unter Tränen gebeten, diesen „Pfahl im Fleisch“ wegzunehmen. Ich habe Christen gehört, die ehemals schwule und lesbische Beziehungen geführt haben. Sie bezeugten, dass sie eine außergewöhnliche, entscheidende Veränderung in ihrer sexuellen Orientierung erlebt hatten und jetzt in normalen Ehen und größtenteils frei von homoerotischen Neigungen leben konnten.

Ich möchte nicht bestreiten, dass dies ein Beweis der Liebe, Gnade und Macht Gottes ist. Ich möchte auch nicht jemandes Hoffnung auf Gottes Fähigkeit schmälern, homosexuelles Verlangen (für manche) auf diese Weise zu verändern. Dennoch möchte ich sagen, dass dies nicht meiner Erfahrung entspricht. Und es entspricht auch nicht der Erfahrung vieler anderer schwuler und lesbischer Christen, die im Stillen darum ringen, gehorsam zu bleiben, während sie Tag für Tag mit uns in der Gemeinschaft der Kirche Gott anbeten und ihm dienen.

Daher behandelt dieses Buch weder die Frage, wie man als praktizierende homosexuelle Person gehorsam leben kann, noch wie man als vollständig geheilte oder ehemals homosexuelle Person im Glauben treu sein kann. J. I. Packer kommentiert das hoffnungsvolle Wort, das Paulus in 1. Korinther 6,9–11 an sexuelle Sünder richtet. Packer schreibt dazu: „Zusammen mit einigen Christen in Korinth feierte Paulus die moralische Kraft des Heiligen Geistes in Bezug auf heterosexuelle Herausforderungen; zusammen mit anderen Korinthern sind Homosexuelle heute dazu berufen, die moralische Kraft des Heiligen Geistes angesichts homosexueller Herausforderungen unter Beweis zu stellen, auszuleben und zu feiern.“2 Im vorliegenden Buch geht es darum, was es bedeutet, genau das zu tun – als nicht praktizierender, aber noch begehrender homosexueller Christ praktisch die Gnade Christi und die Macht des Heiligen Geistes im Hinblick auf Homosexualität zu beweisen, auszuleben und zu feiern.

Dieses Buch wurde primär für solche homosexuellen Christen geschrieben, die bereits überzeugt sind, dass die Nachfolge Jesu sie zu dem herausfordernden, entbehrungsreichen Gehorsam verpflichtet, ihr homosexuelles Verlangen nicht zu nähren – weder durch private Fantasien noch durch körperliche Beziehungen zu anderen schwulen oder lesbischen Menschen.

Martin Hallett ist selbst ein homosexueller Christ, der einen Dienst für schwule und lesbische Menschen in Großbritannien namens True Freedom Trust leitet. Ihm zufolge gibt es „vermutlich fast so viele Christen mit homosexuellen Gefühlen, die nicht glauben, dass gleichgeschlechtlicher Sex für Christen richtig ist, wie es homosexuelle Christen gibt, die dessen Akzeptanz propagieren“3. Er schreibt weiter:

Einer meiner Freunde in Schweden (Erik) ist lutherischer Pastor. Er glaubt an die traditionelle biblische Lehre über Sexualität und empfindet selbst homosexuell. Bereits zu Beginn seiner Berufung als ordinierter Geistlicher beschloss er, mit seiner Sexualität stets offen umzugehen. […] Je mehr Evangelikale sich öffentlich dazu bekennen, desto weniger hoch wird der Preis dafür erscheinen. Und ich glaube, dass es eine ungeheure Auswirkung auf Gottes Reich haben wird […].

[Ich möchte] Gemeindeleiter, die homosexuell empfinden, aber glauben, dass gleichgeschlechtlicher Sex falsch ist, ermutigen, offener zu sein. Menschen wie Erik […] stellen keine winzige Minderheit im Hinblick auf die Homosexuellen in der Gemeinde dar. […] Ich wünschte, ihre Stimme könnte gehört werden, wenn sie sagen: „Wir glauben, dass unsere Homosexualität Teil unseres Wertes und unserer Begabung für die Gemeinde ist, aber gleichgeschlechtlicher Sex ist Sünde.“ Welchen Unterschied würde das für das Leben, das Zeugnis und die Zukunft des Leibes Christi machen.4

Zusammen mit Martin Hallett und seinem Freund Erik möchte ich auf meine bescheidene Weise dazu beitragen, das Schweigen zu brechen, das in vielen Gemeinden herrscht. Es ist kein Geheimnis, dass eine große Zahl homosexueller Christen Angst empfindet angesichts der Vorstellung, ihren Glaubensgeschwistern von ihrer sexuellen Neigung zu erzählen. Diejenigen, die ihren inneren Kampf offenlegen, bekennen häufig, dass sie ihn aus Angst und Scham jahrelang totgeschwiegen haben.

Keineswegs will ich in irgendeiner Weise zu diesem weitverbreiteten Schamgefühl beitragen. Vielmehr hoffe ich, dass dieses Buch andere homosexuelle Christen dazu ermutigt, den riskanten Schritt zu wagen und sich anderen Christen zu öffnen. Wenn sie das tun, werden sie möglicherweise feststellen, dass es geistlich gesünder ist, in vollem Umfang gekannt zu werden als hinter verschlossenen Türen zu verharren; dass das Licht besser ist als die Finsternis. Zumindest habe ich diese Erfahrung aus Gnade gemacht.

Während ich diese Überlegungen aufschrieb, dachte ich oft an eine Szene aus Richard Attenboroughs Shadowlands, einem eindrucksvollen Film über die späte Liebe zwischen C. S. Lewis und Joy Davidman. Ganz am Ende des Films hat Lewis die schlimmsten Kämpfe in seiner Trauer über Joys noch nicht lange zurückliegenden Krebstod durchlebt. Er hat an seinem Glauben an Gott festgehalten. Doch er wirkt älter, der Welt überdrüssiger und zynisch gegenüber einfachen Lösungen für das, was er früher als das „Problem des Schmerzes“ bezeichnet hatte. „Ich habe keine Antworten mehr“, sagt er, „nur das Leben, das ich gelebt habe.“ In vielerlei Hinsicht empfinde ich ähnlich im Hinblick auf das, was ich auf den folgenden Seiten geschrieben habe. Auf die Frage, wie man als homosexueller Christ gut vor Gott und mit anderen leben kann, ist am Ende des Tages das Leben, das ich durch die Kraft des Evangeliums zu leben versuche, die einzige „Antwort“, die ich zu bieten habe.

Mit meinen Anfang dreißig fühle ich mich noch sehr jung und spüre die Notwendigkeit, zu wachsen – sowohl in meinem Verständnis von christlicher Nachfolge als auch in meinem Verständnis von menschlicher Sexualität. Es liegen noch immer Wege für eine mögliche Heilung vor mir, die ich erkunden will. Ich hoffe auch, dass ich in Zukunft weitere Seelsorge und geistliche Anleitung erhalten werde. Aber aus ebendiesem Grund, dass ich mich noch inmitten der schmerzhaften und verwirrenden Phase befinde, in der ich versuche, eine Identität für mich zu formen als Christ, der mit Homosexualität ringt, eben aus diesem Grund ist es mir vielleicht möglich, anderen eine hilfreiche Perspektive zu bieten – anderen, die wie ich ohne jeden Zweifel wissen, dass sie Jesus nachfolgen wollen, und die gleichzeitig Tag für Tag mit homosexuellem Verlangen ringen.

Hauptsächlich schreibe ich also als homosexueller Christ für andere homosexuelle Christen. Ich schreibe für diejenigen, die mit dem Gefühl aufgewachsen sind, in gewisser Form Aliens zu sein, und die Mühe haben herauszufinden, warum. Ich schreibe für schwule und lesbische Christen, die Angst davor haben, was ihre Eltern denken mögen, wenn sie die Anziehung entdecken, mit denen ihre Söhne oder Töchter seit Jahren ringen. Ich schreibe für die schwulen und lesbischen Christen, die jemand Heterosexuelles geheiratet haben in einem letzten verzweifelten Versuch, ihre sexuelle Orientierung zu ändern; die feststellen, dass ihr homosexuelles Verlangen heute noch genauso stark ist wie eh und je. Ich habe all die schwulen und lesbischen Christen im Kopf, die hinter verschlossenen Türen leben; die verzweifelt ihren Glaubensgeschwistern ihr tiefstes Geheimnis mitteilen wollen, sich dazu aber nicht in der Lage fühlen.

Ich schreibe für Leute in ihren späten Zwanzigern oder sogar Dreißigern und Vierzigern und darüber hinaus, die zum ersten Mal in ihrem Leben das Erwachen homosexueller Impulse und homosexuellen Verlangens erleben; die zu Tode erschrocken sind, weil sie sich fragen, was das bedeutet und wie sie damit umgehen sollen. Ich schreibe für schwule und lesbische Menschen, die verletzende Ablehnung von Christen erlebt haben und dennoch überzeugt sind, dass Gott will, dass sie versuchen, ein reines und treues Leben innerhalb der fehlerhaften und oftmals verletzenden Gemeinschaft der Gemeinde zu führen. Ich schreibe für homosexuelle Menschen, die versucht haben – und versuchen –, „heterosexuell zu werden“ und keinen Erfolg damit haben; die sich zum x-ten Mal fragen, was genau Gott eigentlich von ihnen will.

Aber ich habe auch andere vor Augen – Eltern, Brüder und Schwestern, Verwandte, die nicht zur engsten Familie gehören, gute Freunde, Pastoren, Jugendleiter und Seelsorger –, die homosexuellen Christen nahestehen und helfen wollen, sie in Richtung Heilung, Ganzwerden und geistlicher Reife zu führen. Ich hoffe, dass auch sie dieses Buch lesen und vom Nachdenken über die Erfahrungen, die ich beschreibe, profitieren werden.

Und ich hoffe, dass es andere gibt, die „zufällig mitbekommen“, was ich schreibe – andere, die selbst lang und erbittert mit andauerndem und ungewolltem Verlangen oder anderen Lasten kämpfen, die in mancher Hinsicht denen von schwulen und lesbischen Christen ähnlich sind – Substanzabhängigkeiten, Essstörungen, mentalen und emotionalen Störungen verschiedener Art. Wenn Christen in diesen und anderen Umständen etwas von dem, was ich sage, auf ihre eigenen Situationen anwenden können, freue ich mich. Der Kampf eines Christen mit Homosexualität ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, aber nicht völlig. Die Dynamik von menschlicher Sündhaftigkeit sowie göttlichem Erbarmen und göttlicher Gnade funktionieren für uns alle gleich, unabhängig von den konkreten Versuchungen oder Schwächen, mit denen wir konfrontiert sind.


Meiner Erfahrung nach hat mich mein Bestreben, als schwuler Christ meinen Glauben zu leben, in drei hauptsächliche Kämpfe verwickelt. Der erste bestand und besteht in dem Ringen darum, zu verstehen, was genau das Evangelium von homosexuellen Christen fordert; zu verstehen, warum es zu verlangen scheint, dass ich meinem homosexuellen Verlangen nicht nachkomme – und zu verstehen, wie das Evangelium mich tatsächlich dazu befähigt, diese Forderung zu erfüllen. Das erste Kapitel dieses Buches, „Von einer Geschichte geprägt leben“, widmet sich diesen Fragen.

Zweitens: Als Christ heftiges homoerotisches Verlangen zu erleben, bedeutet für mich Einsamkeit – Gefühle der Isolation, Angst davor, für den Rest meines Lebens mit meiner Gebrochenheit allein zu sein, Angst, dass niemand langfristig da sein wird, der diesen Weg mit mir geht. Die meisten homosexuellen Christen, die davon überzeugt sind, dass gleichgeschlechtlicher Sex keine Option ist, werden, wie ich vermute, zu dem Schluss kommen, dass das Zölibat die beste oder einzige Option ist, um ein Leben zu führen, das der Forderung des Evangeliums im Hinblick auf Reinheit gerecht wird. Und aufgrund dessen werden die meisten schwulen oder lesbischen Christen Einsamkeit erleben.

Es stellen sich also folgende Fragen: Wie können wir mit dieser Einsamkeit leben? Ist Erleichterung möglich? Welchen Trost bietet das Evangelium? Antworten darauf bilden den Schwerpunkt von Kapitel 2, „Das Ende der Einsamkeit“.

In meinem Leben und im Leben vieler anderer verursacht die Scham einen permanenten Kampf, während wir uns bemühen, das Leben Christi und seines Geistes als homosexuell Empfindende auszuleben. Schuldgefühle aufgrund von homosexueller Sünde, ein nagendes, unerschütterliches Gefühl, „beschädigte Ware“ zu sein, das Empfinden, irreparabel kaputt zu sein und daher regelmäßig und unvermeidbar Gott zu missfallen – all diese Gefühle scheinen bei vielen gleichgeschlechtlich orientierten Christen eine dominante Rolle zu spielen. In Kapitel 3, „Die göttliche Auszeichnung“, wende ich mich diesem Kampf zu. Ich versuche, die Überzeugung zum Ausdruck zu bringen, die zum Herzschlag meines Lebens geworden ist: dass wir homosexuelle Christen mit den Worten von C. S. Lewis sogar „Teil der göttlichen Freude“5 sein können. Wir können Gott gefallen. Wir können wirklich sein Wohlgefallen inmitten von sexueller Gebrochenheit erleben. Wir können am Ende an seiner Herrlichkeit teilhaben.

Drei Minibiografien von homosexuellen Christen sind über diese Kapitel verstreut. Die erste beinhaltet meine eigene Lebensgeschichte. Ich habe außerdem die Geschichte von Henri Nouwen, dem inzwischen verstorbenen schwulen katholischen Autor, der viel über Spiritualität geschrieben hat, sowie die Geschichte des homoerotisch empfindenden jesuitischen Dichters Gerard Manley Hopkins aus dem 19. Jahrhundert mit eingebunden. Ich hoffe, dass die Mühsal und die Triumphe von drei homosexuellen Christen aus dem echten Leben Lesern helfen mögen, einen Bezug zu dem eher theoretischen Material in den Hauptkapiteln des Buches zu finden.

Es ist mein Gebet, dass Gott die Überlegungen in diesem Buch gebrauchen möge, um anderen zu helfen, treu vor ihm zu leben bis zu der Zeit, wenn er alles neu macht. Bis dahin warten wir voller Hoffnung (Römer 8,25), reingewaschen durch seinen Sohn und seinen Geist (1. Korinther 6,11).


Bevor es weitergeht, möchte ich kurz die Terminologie beschreiben, die auf den folgenden Seiten verwendet wird. In diesem Buch habe ich mich dazu entschlossen, keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Bezeichnungen für Homosexualität zu treffen. Also gebrauche ich zum Beispiel „gleichgeschlechtliche Anziehung“, „homosexuelles Verlangen“, „Homosexualität“ und verwandte Begriffe austauschbar. Ebenso habe ich vielfältige Bezeichnungen für schwule und lesbische Menschen verwendet. Anstatt strikt bei einem Begriff wie „homosexueller Christ“ zu bleiben, bezeichne ich mich selbst auch als „schwuler Christ“ oder als „Christ, der homosexuelles Verlangen erlebt“. Für mich sind all diese Begriffe synonym. Zwar lassen sie Raum für Missverständnisse; meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile ihres Gebrauchs jedoch die potenziellen Gefahren. Bei keinem dieser Begriffe sollte zwangsläufig angenommen werden, er impliziere homosexuelle Praktiken. In jedem dieser Fälle lege ich meistens die Betonung auf die sexuelle Orientierung der Person, nicht auf das entsprechende Verhalten.

Es gibt allerdings einen Sprachgebrauch, den ich zu vermeiden versucht habe. Anstatt jemanden als „einen Homosexuellen“ zu bezeichnen, habe ich mich bemüht, „schwul“ oder „homosexuell“ immer als Adjektiv in Wortkombinationen wie „schwuler Christ“ oder „homosexuelle Person“ zu verwenden, nie aber als Nomen. Auf diese Weise hoffe ich, das subtile sprachliche Signal zu senden, dass schwul zu sein nicht den wichtigsten Aspekt meiner Identität oder der Identität irgendeiner anderen homosexuell empfindenden Person darstellt. Ich bin zuallererst Christ, bevor ich irgendetwas anderes bin. Meine Homosexualität stellt eine Facette meiner Persönlichkeit dar. Ich glaube, dass sie eines Tages – entweder in diesem Leben oder in der Auferstehung – verblassen wird. Aber meine Identität als Christ – als jemand, der durch den Heiligen Geist Teil des Leibes Christi ist – wird bleiben.

*Während ich diese Einleitung vorbereitete, stolperte ich über folgenden Kommentar von Philip Yancey: „Vieles, was ich über Depressionen, Zweifel, Selbstmord, Leid oder Homosexualität lese, scheint von Leuten geschrieben worden zu sein, die von einer mit dem christlichen Glauben zu vereinbarenden Schlussfolgerung ausgehen, aber niemals dieselben schrecklichen Phasen durchgemacht haben wie jemand, der tatsächlich gegen Depressionen, Zweifel, Selbstmord, Leid oder Homosexualität kämpft. Auf einen Menschen, der diesen Kampf tatsächlich überlebt hat, wirkt so etwas viel zu sachlich und unterkühlt“ (Philip Yancey, Warum ich heute noch glaube [Wuppertal: Brockhaus, 2002], 307–308). Ich hoffe, im Folgenden etwas davon zu vermitteln, was es bedeutet, die qualvolle Reise des Ringens mit Homosexualität überlebt zu haben – oder eher noch mitten im Überlebenskampf zu stecken.

Identität: Christ. Orientierung: schwul. Lebensstil: enthaltsam.

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