James Bond. 100 Seiten

James Bond. 100 Seiten
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"Die Bond-Formel? Vollkommenes handwerkliches Geschick, eine imposante wie präzise Choreographie, Witz und Thrill – und nicht zuletzt ein trotziger Wille zum Unerklärlich-Märchenhaften."
Weltweit fiebern Bond-Fans dem letzten Kino-Abenteuer mit Hauptdarsteller Daniel Craig entgegen: «Keine Zeit zu sterben» («No Time to Die»). Der britische Meisterspion ist moderner Mythos und popkulturelle Ikone. Doch was macht seinen globalen Erfolg aus? In 007 Kapiteln fächert Wieland Schwanebeck die Geschichte der James-Bond-Reihe auf, spürt ihren literarischen Vorbildern nach und nähert sich augenzwinkernd allem, wofür Bond steht. Von amourösen Eskapaden über spektakuläre Stunts bis hin zu finsteren Widersachern, irrwitzigen Geheimwaffen und der berühmtesten Drinkbestellung der Filmgeschichte: «Wodka Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.»

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Wieland Schwanebeck. James Bond. 100 Seiten

James Bond. 100 Seiten

Inhalt

001 Prolog: Keiner kann es besser. Überlebenskünstler

Bond und wie er die Welt sieht

Das Phänomen

002 Sein Name sei Bond. Die Anfänge

Der Leinwandheld

Bonds Baukasten

003 »Ich brauch jetzt mal einen richtigen Mann!« Der wunde Punkt

Null-null-sieben Männer: Eine Galerie

004 Kiss-Kiss. Bond als Jungfrau

Drei Frauen soll er haben

005 Herren und Knechte »Ich habe Sie schon erwartet, Mr. Bond!«

Netzwerke des Bösen

Minions und Mogule

Biopolitik nach Bond

006 Der Botschafter von der Insel. Für Königin und Vaterland

Im Diplomatendienst Ihrer Majestät

Unter Kolonialherren

007 »Hobbys?« – »Auferstehung!«

Lektüretipps. Zur Entstehung und Geschichte der James-Bond-Reihe

Kulturwissenschaftliche und politische Analysen des James-Bond-Phänomens

Zum Autor

Über dieses Buch

Clint Eastwood. 100 Seiten

»If you want a guarantee buy a toaster.« – Die Anfänge

Über Clint Eastwood. 100 Seiten

Zum Autor von Alfred Hitchcock. 100 Seiten

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Wieland Schwanebeck

Auf der Skipiste hält sich der Agent seine Verfolger u. a. mit einem halsbrecherisch anmutenden Salto und mit einem gezielten Schuss aus seinem Skistock-Gewehr vom Hals. Kurz darauf drehen die Verfolger ab, gehen sie doch davon aus, dass ihnen der gähnende Abgrund, auf den der Agent zurast, die Arbeit abnehmen wird. Das überlebt doch kein Mensch, oder? Natürlich nicht – ein Übermensch freilich schon, und ein solcher ist James Bond, der seit 1953 in etlichen Büchern, Filmen, Comics und Computerspielen bewiesen hat, dass ihm feindliche Killerkommandos ebenso wenig anhaben können wie die Kontrahenten, die ihm sein Vorgesetzter M nachsagt: »eifersüchtige Ehemänner, wütende Chefs, verzweifelte Schneider«. Kamal Khan (Louis Jourdan), Bonds Gegenspieler in Octopussy (1983, R: John Glen), tadelt ihn für seine hässliche Angewohnheit, dauernd zu überleben (»You have a nasty habit of surviving.«), und man möchte anerkennend ergänzen: stilvoll zu überleben. Deshalb imponieren am Sprung in den Abgrund, mit dem Bond sich seinen Verfolgern entzieht, nicht allein der Wagemut und auch nicht der dramaturgisch wenig überraschende Fallschirm, den 007 aus dem Hut bzw. aus dem Rucksack zaubert. Was uns noch mehr beeindruckt, ist das Muster des Schirms – es zeigt den Union Jack, mit dem Bond seinen überlisteten Systemrivalen sozusagen den Mittelfinger entgegenreckt, bevor Carly Simon im Vorspann des Films die sprichwörtlich gewordene Hymne auf 007 singt: »Nobody Does It Better«, keiner kann es besser.

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Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard formuliert im 19. Jahrhundert seine Vorstellung vom Sprung in den Glauben – einem paradoxen Bekenntnis dazu, aller Skepsis und allem Zweifel zum Trotz jeden Tag aufs Neue das Wagnis einzugehen, sich zu Gott zu bekennen. Vielleicht ist James Bonds Sturz von der verschneiten Klippe ja in dieser Tradition zu sehen: als ein vorsätzlicher, alle Zweifel über Bord werfender Sprung ins Und ob!, der uns der sturen Gebote des Realismus enthebt und in der vage begründeten Hoffnung (bei Kierkegaard: im Gottvertrauen) geschieht, man werde schon sicher landen oder zumindest ein paar Zentimeter über dem Boden aufgefangen, wie Bond von den überdimensionierten weiblichen Händen, die ihn sachte in den Vorspann des Films hinüber geleiten. Es geht ja meistens etwas knapper zu bei Bond, auch der Timer der radioaktiven Sprengladung in Goldfinger (1964, R: Guy Hamilton) wird erst bei 007 gestoppt.

Was einen eingefleischten James-Bond-Fan zum Augenrollen bringt, sind weder die Kritik an einem bestimmten Film noch die nachvollziehbaren Vorbehalte gegenüber Bonds Sexismus und seinem imperialen Geprotze – schließlich lässt sich über all dies hingebungsvoll debattieren. Richtig ermüdend ist nur die mit dem Abakus angestellte Beweisführung, die die Physik der Filme als unwissenschaftlich und ihre Dramaturgie als an den Haaren herbeigezogen entlarven will. Derlei Argumente prallen an Bond ab wie Maschinengewehrkugeln an der Außenhülle seines Aston Martin DB5. Mit der gleichen Begründung könnte man sich aus dem Rotkäppchen verabschieden, sobald der sprechende Wolf des Weges kommt. Anders als Rotkäppchen bewegt sich James Bond aber nun einmal – wenigstens dem Anschein nach – durch unsere Topographie, konsumiert unsere Markenprodukte und nimmt an unserer Zeitrechnung teil. Was sollte da näherliegen, als ihn auf die für uns geltenden Gesetze der Schwerkraft einzuschwören?

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